Special:
Gitarren-Helden bleiben draußen
Die größte Enttäuschung gleich vorweg: Der Rockband-Bass macht seinem Namen alle Ehre und funktioniert tatsächlich ausschließlich und exklusiv in Rockband 1 und 2. Als wäre das nicht bedauerlich genug, schauen generell PS3-, PS2- und (vorerst) Wii Musiker in die Röhre. Zurzeit kommen tatsächlich nur 360-Rockbander in den Genuss echten Bass-Feelings; laut Saitek wird immerhin an einer kabellosen Wii- und 360-Version gearbeitet. Update: Der Bass funktioniert nun auch beim neuesten Ableger der GH-Serie. Wir konnten uns davon überzeugen, dass der Bass ohne Einschränkungen in Guitar Hero 5 verwendet werden kann.
Schon beim Auspacken sticht einem die schiere Größe ins Auge: Offensichtlich steht auf der Verpackung nicht umsonst Fender-Bass Replica: Das Teil entspricht mit seiner "long-scale" Mensur von ca. 86 cm nahezu dem Original! Mit knapp einem Meter Länge lässt es die 15 cm kleinere Rockband-Gitarre wie ein Spielzeug aussehen und die Kopfplatte mit den vier dem Original exakt nachempfundenen Stimmwirbeln macht optisch einiges her. Klar, der obligatorische und hier extra breite Fender-Gurt darf auch nicht fehlen. Es fällt auf, dass kein Tremolo vorhanden ist, stattdessen finden wir stilgerecht drei Knöpfe vor, wobei der vorderste die Funktion des Tremolo ersetzt, indem an ihm gedreht wird. Außerdem ist die Anschlagleiste in der Mitte zweigeteilt. Und wie fühlt sich das an? Nur noch den Schalter auf der Rückseite auf die passende Rockband-Version eingestellt, Kabel einstöpseln...let's rock! Mit gut einem Meter Gesamtlänge hält der Fender Precision Bass Replica (nicht nur) optisch was er verspricht.
Bass, Bass...wir brauchen Bass!
Auf einen Blick:
- Geteilte Anschlagleiste
- mit Daumenablage
- Funktioniert in RB 1 und RB 2
- Kann auch als Gitarre genutzt werden
- Solo Fret Buttons
- Funktioniert nicht in Guitar Hero
- Update: Funktioniert in GH 5 (!!)
- Nur für Xbox 360
- Kein Tremolo, dafür Drehknopf
- Kabelgebunden (2,9M)
- 89.99 Euro UVP
Zum Test bietet sich natürlich ein Bass-lastiger Song an, wir haben uns für "Rio" von Duran-Duran entschieden, ist es doch der einzige mit einem inoffiziellen Bass-Solo. Über der Anschlagleiste befindet sich praktischerweise eine Daumenablage, die auf jeden Fall benutzt werden sollte. Die ersten Noten laufen herab und sofort fällt auf, dass sich das Spiel der Anschlagleiste deutlich fester und somit hochwertiger anfühlt. Laut Hersteller soll sie über 2,5 Millionen Anschläge verkraften. Das mag sein, um das zu überprüfen fehlt allerdings die Zeit. Deutlich präziser als die schwammige Stratocaster spielt sich die Anschlagleiste allemal, wenn sie auch nicht ganz an die Klickschalter-Präzision des Guitar Hero-Les Paul Controllers heranzukommen scheint. Dafür ist sie zweigeteilt! Nach etwas Eingewöhnung spielt ihr auf diese Weise die vorderen zwei oder drei Frets mit der linken Anschlagleiste und die hinteren zwei, bzw. drei mit der rechten. Das fühlt sich nicht nur einmalig authentisch an, sieht überdies sehr lässig aus, sondern erweist sich auch in der Praxis bei kurz und schnell aufeinander folgenden Noten in höheren Schwierigkeitsgraden als hilfreich;
wer den Anfang von Rio für Bass kennt, weiß was gemeint ist. Aber kein Licht ohne Schatten und der Knopf-Ersatz für das Tremolo sieht, um bei dem Wortspiel zu bleiben, keine Sonne! Der realistische Anspruch mag ja löblich sein und im Falle des Wahlknopfes für die Effekte und der Start- bzw. Back Funktion auch gerade noch in Ordnung gehen, das "Ziehen" der Noten mittels Drehknopf erweist sich in der Praxis aber als absolut suboptimal. Ein ums andere mal wird der Multiplikator gefährdet, weil man die Hand komplett von der Anschlagleiste nehmen muss. Dabei geht der sprichwörtliche "Groove" verloren und so lässt man am Ende häufig davon ab, womit dann regelmäßig wertvoller Overdrive verpasst wird. Klar, bei wirklich langen Noten traut man sich das schon eher und das Ganze fühlt sich dann auch recht authentisch an. Aber meines Erachtens hätte ein optional anschließbares Tremolo hier eine bessere Lösung dargestellt. Apropos Overdrive: Der Sensor des Precision Bass reagiert ebenso empfindlich wie jener seiner kleinen "Schwester" - der Hals muss absolut waagerecht gehalten werden. Auch nur das Andeuten einer Neigung nach oben führt zur sofortigen Aktivierung. Das erweist sich mitunter aufgrund des langen Halses als recht anstrengend. Wer mag, hilft sich hier mit dem ebenfalls vorhandenen vorderen Solo-Fret-Set. Kinder können aufgrund der enormen "Spannweite" des Precision (wenn überhaupt) sowieso nur diesen benutzen. Die geteilte Strum-Bar (Anschlagleiste) für lässiges Zwei-Finger Bass zupfen. Links oben ist der Drehknopf zu erkennen, der das Tremolo (mehr schlecht als recht) ersetzt.
Fazit:
Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase offenbarte sich das volle Potential der doppelten Anschlagleiste- und die ist eine Offenbarung! Seitdem ich den Precision nutze, erscheint mir die Stratocaster wie ein Spielzeug und ich weiß gar nicht mehr, wie ich ohne Daumenauflage und Doppelanschlagleiste klarkommen soll. Interessanterweise gilt das aber tatsächlich ausschließlich für das Bass-Spiel. Wenngleich sich der Precision in Rockband 1 und 2 problemlos auch als Gitarre nutzen lässt, so bevorzuge ich hier dann doch wieder die handlichere Stratocaster. Das hängt vor allem damit zusammen, dass bei den häufigen Gitarren-Doppelnoten die Doppelanschlagleiste eher irritiert. Welche Leiste soll man spielen, wenn der erste und der letzte Fret gleichzeitig gespielt werden sollen? Theoretisch beide zusammen, was ja auch geht, aber schlussendlich nicht Sinn der Sache ist. Wer der Welt der vier Saiten bislang nichts abgewinnen konnte und Level 42 für ein Computerspiel hält, wird dem Precision vermutlich nicht viel abgewinnen können und spart sich folglich die knapp 90 Euro. Für Bass-Fans ist der Fender Precision Replica das Nonplusultra. Dem Gefühl, Mark King (legendärer Bassist und Bandleader obiger Band) zu sein, kommt man derzeit nicht näher - zumindest nicht an der Konsole.
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