FaceBreaker04.09.2008, Michael Krosta
FaceBreaker

Im Test:

Jetzt gibt's was auf die Zwölf! Während EA mit der Fight Night-Serie bisher vornehmlich für taktisches Boxen bekannt war, schlägt man jetzt mit Facebreaker (ab 9,98€ bei kaufen) voll in die Arcade-Richtung - und das bei einem lässigen Comic-Look im Stil von Ready to Rumble. Hat der Prügler mehr zu bieten als simples Button-Mashing?

Verrückte Truppe

Wer braucht schon ein Intro oder eine aufgesetzte Hintergrundgeschichte? EA macht es wie die Kämpfer im Ring: Sie kommen gleich zur Sache und stellen euch im Hauptmenü vor die Wahl, ob ihr lieber ein einzelnes Match gegen die KI, euch im Karrieremodus fünf Gürtel erkämpfen oder aber beim Couch Royal mit einem Kumpel um Trophäen spielen wollt. Dazu stehen euch zu Beginn sieben der insgesamt 14 skurrilen Typen zur Verfügung, die von schwergewichtigen Muskelpaketen über selbstverliebte Schönlinge bis hin zu agilen Grazien und Voodoo-Priestern reichen. Die zweite Hälfte spielt ihr im Karrieremodus frei. Doch damit nicht genug: Mit einem umfangreichen Editor könnt ihr euch auch selbst coole Figuren basteln oder aber euer eigenes Gesicht mit Hilfe der Live Vision Kamera oder EyeToy einscannen. Die Berechnung hier dauert jedoch ewig (über 20 Minuten) und die lange Wartezeit lohnt sich gemessen am bescheidenen Endergebnis eher nicht. Bessere Ergebnisse erreicht ihr sicher, wenn ihr euch mit Hilfe des Editors manuell ins Spiel integriert. Neben zwölf Körpertypen dürft ihr euch auch am Outfit, der Muskulatur, Frisur, Bart, Augenbrauen, Koteletten und Augenfarbe austoben sowie das Gesicht mit zig Einstellungen bei Wangenknochen, Kinn, Nase & Co nach euren Wünschen modellieren. Mit euren Kreationen steigt ihr nicht nur in den Ring, sondern stellt sie auf Wunsch auch online anderen Usern zur Verfügung. Bereits jetzt finden sich Nachbildungen von Prominenten wie Brad Pitt, Barak Obama, George W. Bush, Chuck Norris, Bruce Lee oder auch Bruce Willis zum Download und zeigen eindrucksvoll, wie gut der Editor funktioniert. Ein Bewertungssystem sorgt zusammen

Bumm, das hat gesessen! Ob der schöne Romeo nach seiner Gesichtsbehandlung immer noch so gut bei der Damenwelt ankommt?
mit einer guten Suchfunktion außerdem dafür, dass ihr bei der riesigen Auswahl gleich auf die Highlights an Modellen trefft. Wer keine Onlineanbindung hat, findet aber bereits auf der Disc diverse Nachbildungen, u.a. von EA Sports-Chef Peter Moore oder Paris Hilton-Freundin Kim Kardashian.

Boxer auf Speed

Was alle Figuren gemeinsam haben: Sie kämpfen, als wären sie auf Speed! Das Spieltempo von Facebreaker ist unglaublich hoch - egal, ob ihr mit federleichten Mädels oder gewaltigen Muskelpaketen in den Ring steigt. Haben es die Entwickler hier vielleicht etwas übertrieben? Ja! Die Figuren schlagen dermaßen flott zu, dass man kaum eine Chance hat, entsprechend auf den Schlaghagel zu reagieren, obwohl die Steuerung eigentlich taktische Variationen ermöglicht. Das Ganze funktioniert nach dem Stein-Schere-Papier-Prinzip: Jabs und Haken schlagen zwar die starken Angriffe namens Breaker, können aber mit Blocken und Ausweichen abgewehrt werden. Kommt ein Breaker durch, kann euch aber auch keine Deckung mehr helfen. Daneben habt ihr nicht nur die Chance, gegnerischen Schlägen auszuweichen, sondern diese auch gezielt abzuwehren und anschließend zu kontern. Jeder Charakter besitzt außerdem individuelle Benommenheitsangriffe, die das Gegenüber kurzzeitig außer Gefecht setzen. Das ist die beste Vorstufe zum Aufbau eines durchschlagenden Breaker-Angriffs, die sich aufbauen, indem ihr Schläge austeilt, ohne Gegentreffer einstecken zu müssen. Insgesamt gibt es fünf Stufen: Während die Haybreaker und Bonebreaker noch nicht ganz so viel Schaden anrichten, nagen die Groundbraker und Skybreaker schon deutlicher an der Energieleiste eures Gegnern. Schafft ihr es, sogar einen Facebreaker und

Steve ist der erste härtere Gegner, der als amtierender Arcade-Champion seinen Gürtel mit Fäusten und fiesen Tricks verteidigen will.
damit die höchste aller Stufen auszuführen, bekommt ihr nicht nur einen brachialen Finishing-Move zu sehen, sondern der Kampf ist danach auch umgehend vorbei.

Frusterlebnisse

Klingt eigentlich gar nicht so übel, oder? Doch leider geht das Konzept bei dieser extrem hohen Spielgeschwindigkeit nicht auf, da man gar keine Zeit hat, schnell genug auf die fliegenden Fäuste zu reagieren, die auf euren Körper einhämmern wie ein Maschinengewehr. Entsprechend knackig fällt dementsprechend der Schwierigkeitsgrad aus, wenn ihr gegen die KI-Truppe antretet. Habt ihr in Einzelkämpfen noch die Wahl zwischen fünf Schwierigkeitsgraden vom Dummy-Training bis zum Experten, stehen euch beim Karrieremodus "Schlag dich durch" lediglich drei Stufen zur Verfügung. Dabei hat es bereits der Anfänger-Grad in sich und ihr werdet spätestens beim dritten der insgesamt fünf Endgegner im Kampf um den Gürtel nach Strich und Faden vermöbelt. Ich hätte das Pad vor allem bei der letzten Auseinandersetzung gegen einen Terminator-Verschnitt am liebsten gegen die Wand gepfeffert. So schön die Kulissen auch aussehen mögen und so charmant und liebevoll animiert die verrückten Boxer auftreten - in solchen Momenten herrscht Frust pur! Was haben sich die Entwickler bloß dabei gedacht, euch solche zähen KI-Fieslinge vor die Nase zu setzen, die pausenlos mit einer wahnwitzigen Geschwindigkeit und unglaublichen Kombos auf euch eindreschen, dass man selbst mit dem Blocken nicht mehr hinterher kommt? Doch einen Vorteil hat das Ganze: Da ihr immer wieder zähneknirschend neue Versuche unternehmen müsst, wird der Kampf um die Gürtel massiv in die Länge gezogen. Nüchtern betrachtet, ist die Karriere mit ihren fünf Kulissen wie der Spielhalle, dem Zoo oder einer Fabrik und etwa 13 Kämpfen eigentlich ein Witz, wobei ihr mittendrin nicht einmal eure Figur wechseln dürft. Stattdessen müsst ihr mit jedem Fighter einzeln die Karriere meistern. Zumindest aber hat man die Anforderungen im Vergleich zur Preview etwas entschärft: Musstet ihr dort noch bei jedem verlorenen Kampf sofort eine Stufe zurück und es erneut mit dem zuvor besiegten Gegner aufnehmen, habt ihr jetzt drei weitere Versuche, um weiter zu kommen. Während beim echten Boxen bis zu zwölf Runden die Fäuste geschwungen werden, gibt es hier lediglich drei Runden mit jeweils 90 Sekunden. Ist danach kein Sieger gefunden, entscheidet in einer Sudden-Death-Runde der nächste Niederschlag, von denen ihr ansonsten maximal zwei überstehen könnt. Geht ihr ein drittes Mal zu Boden, ist der Kampf vorbei.

  

Freundschafts-Rangeleien

Wer Spaß daran hat, seine Freunde zu verprügeln, kann im Spielmodus Couch Royal dieser Leidenschaft nachkommen. Mit bis zu sechs Spielern haut ihr euch nach dem Prinzip "Jeder gegen Jeden" nacheinender die Köpfe ein. Wer am Ende die meisten Köpfe bzw. Trophäen auf seinem Konto verbuchen kann, darf sich Gewinner nennen. Daneben dürft ihr auch online gegen die ganze Welt antreten und euch sogar in gewerteten Spielen in der Weltrangliste nach oben prügeln - selbst Ligen mit bis zu 32 Teilnehmern sind möglich. Auch die Community kommt nicht zu kurz: Neben der erwähnten Möglichkeit, selbst erstellte Boxer online zu stellen und auch die Kreationen anderer Nutzer zu laden, dürft ihr auch Highlights eurer Kämpfe mit der ganzen

So sieht ein klassischer Facebreaker aus! Nach einem solchen Angriff ist der Kampf umgehend vorbei.
(Online-)Welt teilen. Dabei fasst das Programm automatisch die Höhepunkte eurer Begegnungen in einer Liste zusammen - dort finden sich meist die Breaker-Angriffe sowie umwerfende Verteidigungsmoves. Diese könnt ihr euch nach dem Kampf in aller Ruhe erneut ansehen und dann entscheiden, ob ihr sie als Flash-Video hochladen wollt.

Technisch befinden sich Xbox 360 und PS3 auf einer Augenhöhe, wobei die Farben auf der Microsoft-Konsole etwas kräftiger wirken. Doch so oder so sehen die liebevoll gestalteten Comic-Kulissen auf beiden Systemen einfach herrlich aus und bieten teilweise abgedrehte Details. So prügeln sich in einer Höhle nicht nur die beiden Hauptdarsteller, sondern auch zwei mit Boxhandschuhen bewaffnete Hummer - herrlich. Höhepunkt sind jedoch eindeutig die abgedrehten Charaktere, die nicht nur in kleinen Videosequenzen dumme Sprüche vom Stapel lassen, sonder vor allem mit ihren lustigen Gesichtsdeformationen punkten. Selten sahen die Kampfspuren so herrlich aus wie hier.    

Fazit

Hach, Facebreaker hätte so verdammt schön werden können! Hätten die Entwickler beim Spieltempo nur ein wenig auf die Bremse gedrückt und dadurch die Kämpfe einen Tick taktischer gemacht, hätte sich der Comic-Prügler sehr weit nach oben vorboxen können. Hier braucht man schon die Reflexe eines Jedi, um die Kämpfe in höheren Stufen zu meistern. Zusammen mit dem überzogenen Schwierigkeitsgrad, der ebenfalls überwiegend durch die hohe Geschwindigkeit zustande kommt, und nicht zuletzt dem mickrigen Umfang, reicht es insgesamt leider nur für einen Platz im Mittelfeld. Schade, denn eigentlich macht Facebreaker vieles richtig: Der Editor ist hervorragend, die Kulissen sowie Charaktere im Comic-Stil sehen klasse aus und auch die Onlineoptionen mit Ranglisten-Kämpfen, eigener Liga, Kämpfertausch sowie dem Hochladen von Highlights sind können sich sehen lassen. Schade nur, dass das eigentliche Boxen im Geschwindigkeitsrausch zu kurz kommt und dadurch kaum über simples Button-Mashing hinaus geht.

Pro

cooler Comic-Stil
abgdrehte Charaktere
hervorragender Editor
tolle Kulissen
durchschlagende Gesichtsdeformationen
Online-Modus mit Ranglisten
Ligen

Kontra

extrem hohes Spieltempo
überzogener Schwierigkeitsgrad
taktische Kämpfe kaum möglich
knapper Umfang

Wertung

360

Stylischer Arcade-Boxer, der sich aufgrund des zu hohen Spieltempos selbst K.O. schlägt.

PlayStation3

Stylischer Arcade-Boxer, der sich aufgrund des zu hohen Spieltempos selbst K.O. schlägt.

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