Penny Arcade's On the Rain-Slick Precipice of Darkness 129.05.2008, Jens Bischoff
Penny Arcade's On the Rain-Slick Precipice of Darkness 1

Im Test:

Penny Arcade Adventures: On the Rain-Slick Precipice of Darkness - Episode One macht schon vor dem Spielen mit einigen Superlativen auf sich aufmerksam: Neben dem rekordverdächtig langen Titel ist es mit einem Preis von 1.600 Microsoft-Punkten der bis dato teuerste und mit knapp 166 MB auch umfangreichste Download für die Xbox Live Arcade . Doch bietet das Werk der Penny Arcade -Macher auch inhaltliche Superlative?

Pinkelnde Robos und pöbelnde Hobos

Während euer via Editor selbst erstellter Comicheld mit lästiger Gartenarbeit beschäftigt ist und sich ein mysteriöser und obendrein äußerst vergesslicher Erzähler den Wolf redet, kommt plötzlich ein riesiger Roboter vorbei und macht euer trautes Heim dem Erdboden gleich. Natürlich zögert ihr nicht lange und jagt dem Blechkoloss mit eurer Harke in der Hand wütend hinterher, nicht ahnend, auf was ihr euch da eigentlich einlasst.

Die Multiple-Choice-Dialoge im Comicstil spiegeln den typischen Humor der Vorlage wider.
Nach ein paar Auseinandersetzungen mit Orangen penetrierenden Minirobotern, die sich euch mit vulgären Posen und ätzenden Urinattacken in den Weg stellen, trefft ihr auch schon euren ersten Verbündeten: Den Straßenkater T. Kemper. Dieser erweist sich aber als reichlich nutzlos, da die Wahrscheinlichkeit, einen Gegner nach einer Intimbereichssäuberung mit einem heraus gewürgten Fellknäuel vernichtend zu schlagen, bei eins zu einer Million liegt...

Ihr merkt schon, der typische Humor der Comic-Vorlage kommt auch im Spiel nicht zu kurz. Nur gut, dass ihr kurz darauf auch auf Tycho und Gabe trefft, die sich dem Riesenrobo ebenfalls an die Fersen geheftet haben und nicht nur jede Menge Unsinn von sich geben, sondern auch kräftig austeilen können, wenn euch weitere Blechkameraden und später auch pöbelnde Obdachlose, besessene Pantomimen, die ihr in unsichtbare Kisten sperren könnt, oder ausrangierte Zirkusclowns in die Quere kommen. Das Kampfgerüst erinnert dabei an Squares ATB-System: Ihr kämpft quasi in Echtzeit, müsst aber stets warten bis der Aktionsbalken eines Charakters gefüllt ist, um einen Befehl geben zu können. Je nach Art der gewünschten Aktion dauert es länger bis ihr diese ausführen könnt. Wollt ihr einen Gegenstand einsetzen, müsst ihr nur kurz ausharren, bei Angriffen fällt die Wartezeit schon etwas länger aus, während ihr bei Spezialangriffen sogar richtig geduldig sein müsst.

Kurz, aber unterhaltsam

Sind die Spezialbalken aller drei Spielfiguren gefüllt, könnt ihr zu verheerenden Teamangriffen ansetzen. Ähnlich verhält es sich auch bei den Spezialangriffen der insgesamt drei Unterstützungscharaktere wie T. Kemper oder Tychos Nichte Anne-Claire, die euch bei einem Besuch in ihrem Forschungslabor zudem mit Waffen-Upgrades, neuen Aufträgen oder wissenschaftlichen Theoremen versorgt.

Das Kampfsystem überrascht mit einer kurzweiligen Mischung aus Taktik und Geschick.
Weitere Tiefe erreicht das Kampfsystem durch gegnerische Schwachstellen, die es nicht nur für spektakuläre Overkills geschickt auszuloten gilt, kleine Geschicklichkeitsspielchen, die ihr bei Spezialangriffen absolvieren müsst, sowie effektive Verteidigungsmaßnahmen, wo ihr durch gut getimte Knopfdrücke feindliche Attacken blocken oder sogar kontern könnt. Insgesamt sind die Auseinandersetzungen jedenfalls alles andere als langweilig - vor allem das Perfektionieren von Kontern und Overkills hält einen bis zum Ende auf Trab.

Schade nur, dass das bizarre, von der USK bereits ab 12, von der PEGI hingegen erst ab 18 Jahren freigegebene (ja es ist obszön, blutrünstig und es wird geflucht - aber alles in herrlich überzeichnetem Comic-Stil...) Abenteuer nach zirka sieben Stunden schon zu Ende ist. Zwar laden versteckte Extras, Online-Ranglisten und spezielle Erfolge durchaus zu weiteren Durchgängen ein, aber mit gerade mal drei Schauplätzen, die von vorwiegend belanglosen Klon-NPCs bevölkert werden, wird leider nicht sehr viel Abwechslung geboten. Auch die beliebig oft bestreitbaren Minispiele auf dem örtlichen Jahrmarkt sind nicht mehr als ein nettes Zusatz-Gimmick. Da wäre ein weiterer Schwierigkeitsgrad oder ein 3-Spieler-Koop-Modus, der sich zumindest bei den Kämpfen perfekt angeboten hätte, weit interessanter gewesen. Trotzdem bin ich bereits auf die nächste Episode gespannt, zu der ihr neben einem freischaltbaren Penny Arcade-Comic am Ende auch einen kurzen Teaser präsentiert bekommt.   

Fazit

Der typische Humor der Comics ist auch im Penny Arcade-Rollenspiel präsent: An schrägen Typen, witzigen Dialoge und skurrilen Ereignissen herrscht kein Mangel; der Cel-Shading-Look passt wie die Faust aufs Auge, Mimik und Animationen sind ein wahrer Genuss. Solide Englischkenntnisse sind allerdings unerlässlich, da der Titel leider bzw. zum Glück nicht lokalisiert wurde - Sprachausgabe gibt es leider nur zu Beginn. Aber selbst die Spielmechanik weiß dank motivierender Charakterpflege und ausgeklügelten Kampfsystems zu gefallen: Bei den Auseinandersetzungen mit diabolischen Pantomimen, pinkelfreudigen Obdachlosen oder vulgären Blechbüchsen ist sowohl Taktik als auch Timing gefragt. Nur die mit vorwiegend belanglosen NPCs bevölkerte und gerade mal drei Schauplätze umfassende Spielwelt wirkt ziemlich mickrig. Die Spielzeit geht mit sechs bis acht Stunden jedoch in Ordnung - für umgerechnet zwanzig Euro werdet ihr jedenfalls durchwegs angemessen unterhalten, bestreitet kurzweilige Kämpfe und Minispiele, führt irrwitzige Unterhaltungen und haltet nach versteckten Bonusobjekten Ausschau. Für die bereits geplante Fortsetzung würde ich mir aber mehr Schauplätze, Interaktionsmöglichkeiten und vielleicht einen Koop-Modus wünschen.

Pro

derber Humor
stimmiger Comic-Look
kurzweiliges Kampfsystem

Kontra

mickrige Spielwelt
viele belanglose NPCs
sehr linearer & simpler Spielverlauf

Wertung

360

Kurzes, aber durchwegs unterhaltsames Comic-RPG der Penny Arcade-Macher.

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