Im Test:
Die T-Frage
Da sich Divinity 2 (D2) inhaltlich identisch zur PC-Version (4P-Wertung: 82%) präsentiert, möchte ich an dieser Stelle auf den entsprechenden Test verweisen und nachfolgend auf die technischen Unterschiede eingehen.
Und da gibt es genug zu besprechen. Denn genau wie seinerzeit Two Worlds, das einen Absinken von 78% (PC-Version) auf 64% hinnehmen musste und jüngst Risen, das auf dem Rechenknecht 74%, auf der Konsole hingegen satte zehn Prozent
weniger verzeichnen musste, übersteht auch D2 die 360-Umstellung nicht problemlos. Die Frage ist nur, wie weit die Technik das an sich gute Abenteuer nach unten zieht. Auf den ersten Blick steht Divinity 2 seinem PC-Bruder in nichts nach. Doch je größer die Abschnitte werden, umso stärker treten Probleme mit Pop-Ups oder stabiler Bildrate auf.
Der Einstieg lässt sich gut an: Die Texturen sind hoch aufgelöst, die Farben knallig, die Animationen stehen der PC-Version in nichts nach. Doch sobald man sich bewegt, fangen die Probleme an. Das erste ist Tearing. Die fehlende Vertikal-Synchronisation fällt bei den Drehungen um die eigene Achse ein ums andere Mal unschön ins Auge.
Aber letztlich hält sich dies noch in akzeptablen Grenzen. Ebenso wie die Ruckler, die Pop-Ups oder das Hereinfaden von Schatten. Es stört, fällt auf, aber ist letztlich nicht schwerwiegend genug, um den ersten guten Eindruck zunichte zu machen. Ebensowenig die unspektakulären Effekte beim Zerstören von Objekten, die hinter den gelungenen Zauber- und Kampfeffekten zurückstecken müssen.
Doch sobald man nach dem Tutorial in größere Gebiete kommt, nehmen diese Probleme proportional zu. So weit, dass die einzige Konstante in der Bildrate darin besteht, in einen unangenehmen Bereich abzufallen.
Abhilfe gegen diese Probleme schafft zumindest eingeschränkt das Herunterschrauben der Auflösung. Unter 720p werden die Mankos zwar nicht ausradiert, aber zumindest leicht reduziert.
Doch egal ob in 720p oder in der Vollauflösung von 1080p: Unspielbar wird D2 durch die Engine-Schwächen trotz allem nie und hinterlässt unter dem Strich einen besseren Eindruck als Two Worlds oder auch Risen, das zwar stets flüssig bleibt, aber mit seiner dumpfen Kulisse ganz andere störende Defizite aufzeigt.
Pad statt Maus
Vor allem auch, da bei D2 trotz des unrund laufenden Grafikmotors viele Optimierungen ins Konsolenformat stattgefunden
haben, die Two Worlds oder Risen fehlen. Dazu gehört z.B. die Menü- und Dialogführung, die zwar spartanisch und mitunter steril wirkt, aber hinsichtlich der Lesbarkeit wunderbar für die 360 aufbereitet wurde und auch auf 4:3-Bildschirmen keine Probleme hat. Lesekomfort und Benutzerführung wurden vorbildlich für die Konsole umgesetzt.
Und auch die Steuerung weiß zu gefallen: Die Kontrolle über Kamera und Kampfaktionen wirkt rund, wobei die Zielerfassung immer wieder kurz vor knapp scheitert und häufig nicht korrekt umschaltet oder auch mal wild hin- und herspringt.
Was der 360 allerdings als Verbesserung gut zu Gesicht gestanden hätte, wäre eine direkte Vergleichsmöglichkeit bei Gegenständen. Anstatt umständlich (wenngleich ohne all zu großen Zeitaufwand) durch An- und Ablegen die Werte vergleichen zu müssen, hätte eine aufploppende Anzeige Wunder gewirkt. Doch dies ist ein Schönheitsfehler, der angesichts der Engine-Problematik vollkommen vernachlässigbar ist.
Fazit
Uiuiui! Nach einer anfänglichen Euphoriephase, in der man der Meinung ist, dass den Larian Studios trotz Tearing und gelegentlichen Pop-Ups eine gute Umsetzung des düsteren Action-Rollenspiels gelungen ist, wird man technisch schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Und das bedeutet, dass man zwar farbenfrohe und gut aufgelöste Texturen genießen darf, dafür aber auch Pop-Ups, Ruckler und Fade-Ins in Kauf nehmen muss, die proportional zur Größe des Gebietes zunehmen. Im Gegenzug zeigen aber Steuerung und vor allem Benutzerführung mit übersichtlichen Menüs und optimierter Schriftdarstellung, dass man sich der Verantwortung bewusst war, der man sich mit der 360-Umsetzung ausgesetzt hat. Inhaltlich zeigt sich Divinity 2 mit seiner vielschichtigen Geschichte, der Möglichkeit, später auch als Drache spielen zu können, seiner gut aufgebauten Missions-Struktur sowie den Rätseln und allem, was die PC-Version auszeichnete, von seiner besten Seite. Daher sind die technischen Mängel umso bedauerlicher, da sie auf lange Sicht zu sehr an der Motivation nagen und damit ein prinzipiell spielenswertes Rollenspiel-Erlebnis zu einem Schattendasein inmitten zahlreicher anderer, technisch schwacher Umsetzungen verdammen.
Pro
Kontra
Wertung
360
In vielerlei Hinsicht vorbildlich für die Konsole umgesetzt, kämpft ausgerechnet die Engine immer wieder Problemen. Dadurch verkauft sich das spielenswerte Drachen-Abenteuer unter Wert.
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