The Maw22.01.2009, Jens Bischoff
The Maw

Im Test:

The Maw wurde bereits im Vorfeld mit diversen Auszeichnungen wie dem PAX-10-Publikumspreis oder der Finalisten-Nominierung für das diesjährige Independent Games Festival im Bereich Technik bedacht. Seit Mittwoch kann man sich via Xbox Live Arcade selbst ein Bild von der Qualität des Titels machen. Auch wir haben dem gefräßigen Duo auf den Zahn gefühlt und Appetit auf mehr bekommen!

Angeleinte Fressmaschine

In The Maw ("Der Schlund") schlüpft man in die Rolle des an sich harmlosen Teltarianers Frank. Aufgrund eines natürlichen Kristalls in seiner Schädeldecke, der eigentlich nur dazu dient die aktuelle Stimmungslage anzuzeigen, aber bei anderen Wesen Gefühlsstörungen hervorrufen kann, wird er von intergalaktischen Kopfgeldjägern in Gewahrsam genommen.

Nach ihrer Notlandung machen sich Frank und Maw auf die Suche nach Essbarem.
Während des Abtransports muss das Gefangenen-Raumschiff jedoch notlanden und zerschellt dabei in tausend Teile, was Frank und den anderen Inhaftierten die Freiheit schenkt. Mit an Bord war auch der als "tödlichster Organismus des Universums" deklarierte Maw, mit dem Frank aller Gefahr zum Trotz Freundschaft schließt und fortan per elektrischer Leine durch die Lande zieht.

Was Frank als Erstes bemerkt ist der ungezügelte Appetit seines Flüchtlingspartners, der vor nichts Halt macht, was irgendwie in seinen Rachen passt - Frank glücklicherweise ausgenommen. Allerdings ist Maw nicht der Hellste und so muss Frank meistens dafür sorgen, dass dessen Hunger gestillt wird, in dem er ihn in die Nähe potentieller Opfer zieht oder ihm diese mit seiner haftfähigen Leine in den Schlund schleudert. Je mehr Maw verputzt, desto schneller wächst er, was ihm wiederum erlaubt immer größere Appetithappen zu verschlingen. Klingt wie eine Mischung aus Katamari und Feeding Frenzy. Doch Maw kann noch mehr, da er sich nicht nur des Gewichts bzw. Volumens seiner Beute bemächtigt, sondern auch ihrer spezieller Fähigkeiten.

Füttert Frank ihm Feuersalamander, verwandelt sich Maw in einen lebendigen Flammenwerfer, der auf Knopfdruck brennbare Gegner und Hindernisse abfackelt. Mit Glühwürmchen im Magen erteilt er Stromschläge, aufgeblähte Raupen lassen ihn schweben, Nashornkäfer zum Rammbock werden und mit einem Laufvogel auf dem Speiseplan mutiert Maw gar in ein riesiges Reittier aus dessen Augen Laserstrahlen schießen. Diese Fähigkeiten dienen jedoch nicht nur dazu aggressive Widersacher außer Gefecht zu setzen, sondern auch um verschiedene Hürden zu bewältigen. Richtige Kopfnüsse gibt es zwar keine, aber es reicht, um aus The Maw eine interessante und abwechslungsreiche Fresstour zu machen, die nebenbei auch etwas Köpfchen verlangt.

Liebenswerter Schnellimbiss

Geschick ist hingegen nur selten vonnöten, da Ziele in der Regel nur grob anvisiert werden müssen, um getroffen zu werden und die Steuerung sehr simpel gehalten wurde. Auch Hüpfeinlagen, in denen Frank kurzzeitig auf sich allein gestellt ist, sind eher selten und nie sonderlich anspruchsvoll. 

Selbst die riesigen Nashornkäfer verschlingt Maw später ohne Probleme.
Es gibt keine tödlichen Abgründe, Gegner oder Hindernisse. Nichts kann Frank und Maw etwas anhaben, was zwar für völlig frustfreies Spielen sorgt, aber auch keine echte Herausforderung erzeugt. Lediglich die nur begrenzt justierbare Kamera verhält sich mitunter etwas bockig. Allerdings verzeiht man dies gerne, da der Spielfluss nie ins Stocken gerät, das Leveldesign sehr stimmig wirkt und vor allem der Humor auch ohne einen einzigen echten Dialog nie zu kurz kommt. Man muss einfach schmunzeln, wenn Maw etwas Unverdauliches verschlingt, vor (noch) überlegenen Mahlzeiten Reißaus nimmt oder sich hin und wieder übergeben muss, nur um darin eine weitere warme Mahlzeit zu sehen...

Schade nur, dass nach sieben recht kompakten und linearen Spielabschnitten bereits das Dessert in Form einer an King Kong erinnernden Luftschlacht serviert wird. Zwar kann man einzelne Level erneut angehen, um bessere Zeiten für die Online-Ranglisten zu erreichen oder verpasste Leckerbissen ausfindig zu machen, um perfekte Abschlüsse und damit noch ausstehende Erfolge einzuheimsen, aber der Wiederspielwert ist eher bescheiden. Nichtsdestotrotz bietet das ungemein ansehnlich und humorvoll präsentierte Abenteuer ein paar Stunden originelle und kurzweilige Unterhaltung. Und das in einer grafischen Pracht, die gewöhnliche Arcade-Titel nur selten an den Tag legen. Die Animationen sind eine Augenweide, das Figurendesign sehr charmant und auch die Effekte können sich absolut sehen lassen. Selbst akustisch braucht sich das stimmungsvolle Fressgelage nicht zu verstecken - allein schon Franks "Maw"-Rufe, wenn dieser sich einmal zu weit entfernt hat, sind herzerweichend.   

Fazit

Für ein gerade mal zehn Euro teures Arcade-Spielchen sieht The Maw nicht nur verdammt gut aus, es besticht auch durch seine humorvolle Inszenierung, einfache Handhabung und originelle Spielidee. Gut, im Prinzip ist es lediglich ein Jump'n'Run mit simplen Kopfnüssen und an Katamari  und Feeding Frenzy erinnernden Fressorgien, die euren außerirdischen Schoßhund immer größer und gefährlicher werden lassen. Trotzdem gefällt das virtuelle Gassi gehen und Monster verschlingen mit durchdachtem Leveldesign und vom Speiseplan abhängigen Verwandlungsmöglichkeiten. Der Schwierigkeitsgrad ist zwar nicht sonderlich fordernd und der Umfang nicht allzu üppig, aber in den paar Stunden, während deren man mit Maw unterwegs ist, kommt weder Langeweile, noch Frust auf, obwohl die Kamera ruhig etwas flexibler hätte sein können. Gute, originelle Plattform-Action ist auf der 360 leider nach wie vor Mangelware und da sticht ein Titel wie The Maw um so mehr aus dem Angebot heraus. Nicht nur Genrefans sollten diesem ungleichen Gespann eine Chance geben!

Pro

originelle Idee
schmucke Optik
einfache Handhabung
humorvolle Präsentation

Kontra

geringer Umfang
eingeschränkte Kamera

Wertung

360

Äußerst humorvolles, aber leider etwas kurz geratenes Fressgelage in oppulenter Optik.

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