Test: Ninety-Nine Nights 2 (Action-Adventure)

von Mathias Oertel



Ninety-Nine Nights 2
Publisher: Konami
Release:
09.09.2010
Spielinfo Bilder Videos
Wenn es um Massenschlachten im Arcade-Stil geht, führt kein Weg an den Dynasty Warriors vorbei. Koeis Recken haben in zahlreichen Ablegern bewiesen, dass man auch mit einfachen Mitteln für Unterhaltung sorgen kann, Herausforderer aber waren meist zum Scheitern verdammt. Ninety-Nine Nights konnte sich vor etwa vier Jahren allerdings gegen die Warrior behaupten.  Und jetzt schickt sich die Fortsetzung an, dieses Kunststück zu wiederholen.


Spaß kann so einfach sein

Außenstehenden den Unterhaltungswert von Titeln wie Dynasty Warriors samt all ihrer Ableger oder auch dem vorliegenden zweiten Teil von Ninety-Nine Nights (N3II) so zu erklären, dass sie nicht kopfschüttelnd den Raum verlassen und dabei so etwas wie "Spinner" oder "Armer Tropf" murmeln, ist nicht einfach.
Und dennoch: Man möchte es probieren. Man möchte die anderen von der Faszination überzeugen, die hier wie da in der Einfachheit des Designs liegt. Von der stillen Freude, die sich in einem breit macht, wenn man in N3II mit einfachen, aber
Galen ist einer von fünf spielbaren Helden, die sich dem Kampf mit dem Lord der Dunkelheit stellen.
effektiven Kombinationen der zwei Schlagtypen (stark/schwach) durch die auf einen zustürmenden Feinde pflügt und die beiden Zähler (einen für Schläge, einen für KOs) in vierstellige Bereiche treibt. Ganz zu schweigen von der Genugtuung, die in einem aufkommt, wenn man einen der spektakulären Orb-Angriffe vom Stapel lässt, die bei jedem der fünf spielbaren Charaktere variieren und die eine Schneise der Zerstörung hinterlassen. Oder eine der vier magischen Attacken verwendet, die man sich aus einem ansprechend großen Repertoire ausgesucht hat.

Dann wiederum ertappt man sich dabei, dass man denkt wie die unbeteiligten Zuschauer: Man stellt fest, dass man die letzten Minuten, vielleicht sogar Stunden nur damit zugebracht hat, wie wild auf den Knöpfen herumzuhämmern und Klongegner im Dutzend ins Jenseits einer vom Lord der Dunkelheit heim gesuchten Fantasy-Welt zu befördern. Und man fragt sich, wieso man sich nicht etwas mit mehr Anspruch zuwendet. Es gibt ihn doch, den anspruchsvolleren Kloppmist - oder etwa nicht? Tja, die Faszination von N3II oder Dynasty Warriors oder Sengoku Basara zu erklären, ist nicht einfach.

Land unter

In der  Story ist dies nur eingeschränkt begründet. Denn die ist ebenso einfach gestrickt wie die Mechanik: Heruntergebrochen auf den kleinsten gemeinsamen Nenner geht es um den Kampf Gut gegen Böse. Der Lord der Dunkelheit wurde von einer Dämmer-Hexe mit Hilfe der Kugel der Dunkelheit beschworen und er hat 99 Nächte Zeit, die Kugel des Lichts zu erobern und beide Elemente zu verschmelzen. Andernfalls wird er am hundertsten Tag zu Staub zerfallen. Dass er im Gegenzug bei der Vereinigung von Licht und Dunkelheit allmächtig wird, dafür aber die Welt zugrunde geht, ist ein Kollateralschaden, den fünf Helden um jeden Preis verhindern möchten.

Interessant wird es hingegen durch die offene Erzählstruktur: Im Gegensatz zum Vorgänger muss man nicht erst einen Erzählstrang beenden, bevor man einen weiteren in Angriff nehmen kann. Sobald hier eine Figur freigeschaltet wird, kann man sich sofort auf sie stürzen und die Geschichte aus ihrer Sicht erleben. Vor allem mit den inneren Monologen und Rückblenden bekommt man so einen besseren Gesamteindruck. Allerdings hat diese rudimentär an Filme wie Pulp Fiction oder Acht Blickwinkel erinnernde Struktur auch einen gravierenden Nachteil: Beginnt man mit einer Figur, schwenkt dann aber um und spielt den neuen Charakter bis zum Ende, kann es vorkommen, dass man hinsichtlich des Schicksals einiger anderer Personen gespoilert wird. Dies hätte sich vermeiden lassen, wenn man den Spieler vor eine gewisse Beschränkung 
Schicke Effekte, aber matschige Umgebungstexturen: N3II schickt einen visuell durch ein Wechselbad der Gefühle...
stellt und ihm dann entweder die Warnung gibt, dass nachfolgende Elemente vorweg genommen werden könnten oder ihm empfiehlt, doch lieber die Kampagne von Figur A, B oder C fortzuführen.

Gemeinsam sind wir stark

Auf dem Feld der Ehre versucht N3II ebenfalls, sich von den verschiedenen Warriors abzusetzen - und das meist erfolgreich: Die Kombos fließen deutlich dynamischer als bei Koei aus dem Pad, der Einsatz von Magie wurde nahtlos integriert und die pompösen Orb-Angriffe sind teilweise Atem beraubend. Das Ergebnis ist ein Kampfballett, das zwar nicht die Klasse von Filmen wie z.B. House of Flying Daggers erreicht, aber dennoch mit schönen Effekten, größtenteils sauberen, auf lange Sicht allerdings eintönigen Animationen sowie einer nicht unbeträchtlichen Zahl an Blutspritzern auf dem Bildschirm und zerteilten Körpern punktet. Dank der Verteidigungsmechanismen kommt sogar ein Hauch Taktik in die Kämpfe: Man kann sich abrollen oder versuchen, im richtigen Moment einen richtungssensitiven Block zu setzen. Doch das alles kann natürlich nicht darüber hinweg täuschen, dass die Mechanik unter dem Strich limitiert ist - und das ungeachtet der Figur, mit der man durch die Hundertschaften an Klonkriegern pflügt.

   

Kommentare

WingAT schrieb am
also ich hab das spiel jetzt durch.......ich muss sagen der zweite teil ist um einiges besser/leichter.
man muss aber sagen, wenn man es auf schwer spielt gibt es einige frust-stellen.
aber sonst finde ich ist es ein top spiel.
Lord_Zero_00 schrieb am
Also bei N3II entwickelt sich bei mir so langsam eine Hassliebe.
Ingesamt gefällt es mir von der Präsentation und dem Gameplay ja besser als der Vorgänger (den ich auch sehr gut finde), aber gleichzeitig gibt es solche absoluten Frustmomente, die nichts mehr mit Fairness zu tun haben. Wie der König der 99 Nächte im Vorgänger, den man eigentlich fast nur mit einem bestimmten Gegenstand besiegen kann, der bei mir bis heute noch nicht gedropped ist.
Ich frag mich gerade, ob Mathias von 4P den Titel eigentlich komplett durchgespielt hat, sprich ob man als Redakteur die Zeit dafür hat und wenn ja, ...
Spoiler
Show
... wie viele Versuche hat er z.B. bei Maggnis toller letzter (?) Mission (Tor verteidigen) gebraucht oder beim Endboss der Kristallhöhle oder dem alten Zauberer der Unmengen an Gegnern spawnt (etc etc).
Genau diese Momente sind es auch, die mich in dem Spiel so ankotzen, man muss irgendetwas verteidigen (die angesprochenen Bosse sind zwar auch übel, aber da hat man noch eher Einfluss auf Erfolg/Misserfolg). Klingt ja nicht schwer und ich beherrsche das Kampfsystem eigentlich ziemlich gut, aber was da teils abgeht, krank.
Spoiler
Show
Am Ende der genannten Maggni Mission muss man noch einmal 5 Minuten das Tor verteidigen. Gut, dass nach 3 Minuten 4 Riesen spawnen (sobald sie tot sind kommen noch mehr), die einfach nur stupide zum Tor laufen und da in Sekunden einen Schaden verursachen, gegen den man nichts ausrichten kann. Auch wenn ich sie angreife, lassen sie nicht vom Tor ab und währenddessen greifen einen noch gefühlte 1000 andere Gegner an (z.B. Reiter mit einem traumhaften Ansturm). Teils liege ich ewig am Boden, fresse durchgehend Schaden und kaum stehe ich, liege ich schon wieder im Dreck. Da fließt die Lebensleiste fast in einem Rutsch auf Null und wenn dann trotz aller Mühe im besten Versuch bei 5 Sekunden Restzeit das Tor doch noch zerstört wird, entfesselt sich echt nur noch Hass. :P

Jetzt heißt es entweder einen Glücksversuch bei dem Level erwischen...
snowflakes schrieb am
habs mir auch pünktlich zum release geholt und bin begeistert. Wenn man weiß was einen erwartet kann man kaum enttäuscht werden. Feierabend > Kopf aus > n3 2 !!! Und im vgl zum ersten Teil gehts viel flüssiger von der Hand - alles n tick schneller und actionreicher. Mir machts jedenfalls Spass. Werd mich heute mal dem Multiplayer widmen könnt mich gern adden > snowflakes000
Herumgeisterer schrieb am
DextersKomplize hat geschrieben:Also ich fand die Demo geil...das Hauptspiel hab ich nach 15mins völlig gelangweilt ausgemacht....zu miese Umgebung...zu klonig das ganze Design...
Da fand ich ja Dynasty Warrior noch geiler....
Also die Demo hat dir gefallen, aber die ersten 15 Minuten im Hauptspiel, die mit der Demo identisch waren haben dir nicht gefallen? Logisch.
Zungarius schrieb am
Lord_Zero_00 hat geschrieben:
Na wenigstens speichert das Spiel automatisch vor den Bossen ab, so das man nicht jedesmal das ganze Level erneut spielen muss, wenn man stirbt oder die Konsole ausschaltet.
Echt, bei mir startet das Level neu , obwohl ich schon beim Boss war.
Naja aber zum Preis: Ich schätze mal, dass die einen sehr guten Umsatz gemacht haben. Ich habe jetzt schon von vielen gehört "Ach 26 Euro, mal schauen wie das Spiel ist"
Bin auch der Meinung, dass es mehr solcher Spiele, hinsichtlich des Preisniveaus, geben sollte!
schrieb am