South Park: Let's Go Tower Defense Play!06.10.2009, Jens Bischoff
South Park: Let's Go Tower Defense Play!

Im Test:

Der letzte Videospielauftritt von Stan, Kyle, Kenny und Cartman liegt schon eine ganze Weile zurück. Jetzt wagen die Cartoon-Chaoten aus South Park ein Comeback im beliebten Tower Defense-Genre. Dass es dabei typisch schroff und hemmungslos zur Sache geht, dürfte klar sein. Aber zeigen sich die Vier auch spielerisch von ihrer besten Seite?

Gnadenloser Humor

Der typische South Park-Humor kommt natürlich nicht zu kurz: Es wird, auch wenn man es im Optionsmenü abstellen kann, reichlich geflucht und Blut vergossen.

Video: Der Trailer fasst die wichtigsten Features des schrägen Tower Defense-Titels zusammen.Soziale Randgruppen werden gnadenlos sowie politisch völlig unkorrekt durch den Kakao gezogen und mit skurrilen Gerätschaften in ihre Einzelteile zerlegt. Es mag krank klingen, wackelige Senioren, bettelnde Obdachlose oder rothaarige Kinder mit Laser schleudernden CD-Playern, beißendem Katzenurin oder klebrigen Schleimgranaten zu Hackfleisch zu verarbeiten, aber so sind Cartman & Co. halt und man kann es ihnen einfach nicht übel nehmen.

Genauso wie die TV-Serie nimmt sich aber auch das Spiel alles andere als ernst. Da wird über freigespielte Bonuscharaktere abgelästert, man wird mit einem Game Over ins Boxhorn gejagt und selbst der finale Bossfight sorgt für überraschtes Gelächter. Doch keine Sorge, trotz alberner und chaotischer Inszenierung ist das eigentliche Spielgerüst recht solide. Wie im Tower Defense-Genre üblich, baut man Verteidigungsanlagen um in Wellen heran rückende Angreifer daran zu hindern, ihr Ziel zu erreichen. Mit Schneemauern kann man ihre Marschroute beeinflussen und mit Schneebällen den erlittenen Schaden zusätzlich erhöhen. Nur berühren darf man die Eindringlinge nicht, sonst segnet man das Zeitliche und muss von einem Teamkameraden wiederbelebt werden.

Metzeln im Quartett

Es treten immer vier Helden an, auch wenn man allein spielt. Man merkt dem Spiel aber deutlich an, dass es grundsätzlich als Multiplayer-Action ausgelegt ist. Zwar kann man die Verteidigung South Parks auch solo in die Hand nehmen und jederzeit per Knopfdruck zwischen den einzelnen Charakteren hin und her wechseln, um sie taktisch geschickt zu platzieren und ihre individuellen Spezialkräfte zu entfesseln. Aber auch wenn die KI-Kameraden selbstständig Schneebälle werfen, artet die Rolle als Kindermädchens schnell in Stress und Chaos aus.

Trotz skurriler Gegner, Waffen und Spezialfähigkeiten präsentiert sich der Turmbau zu South Park spielerisch recht traditionell. Der actionreiche Koop-Modus und der schonungslose Humor setzen jedoch gelungene Akzente.
Die Vorschaufunktion zeigt lediglich die direkt nächste Feindwelle an, Figuren und Türme überlagern sich optisch ungünstig und selbst im Baumenü läuft das Geschehen munter weiter. Aufgrund der einfachen und handlichen Bedienung ist das zwar nicht allzu tragisch, aber Solisten kommen deutlich mehr ins Schwitzen als Teamspieler.

In geselliger Runde läuft South Park jedenfalls zur Höchstform auf - egal, ob mit bis zu drei Freunden vor der Konsole oder via Xbox Live. Sobald man sich abspricht und Aufgaben teilt, hat man deutlich mehr vom Spiel. Natürlich geht es gerade zu viert auch teils etwas chaotisch zu, aber die Spielqualität ist trotzdem gleich eine ganz andere und die Streitereien untereinander stehen denen der virtuellen Alter Egos, die sich stets beleidigen und Witze übereinander reißen, in kaum etwas nach. Anfangs muss man sich noch mit Stan, Kyle, Kenny und Cartman zufrieden geben, später darf man aber auch mit Bonuscharakteren wie Butters, Wendy oder Timmy ran.          

Insgesamt warten über ein Dutzend South Park-Figuren auf ihren Einsatz. 

Die Story wird in der Kampagne durch dynamische Comic-Bilder samt durchgehender englischer Sprachausgabe gut erzählt.
Diese unterscheiden sich nicht nur in Attributen wie Geschwindigkeit, Wurfweite, Wurffrequenz und Wurfschaden, sondern besitzen auch alle einzigartige Spezialmanöver, die sie nach einer Reihe erfolgreicher Treffer einsetzen können. So sorgt Kyle z. B. vorübergehend für einen Angriffsbonus aller Teammitglieder, während Kenny den Gegnern zusätzliche Münzen klaut, mit denen man neue Türme bauen oder bestehende aufrüsten kann, und Stan hat die Fähigkeit die durch nicht erledigte Gegner beschädigte Stadt (Basis) teilweise wieder instand zu setzen, um ein drohendes Game Over abzuwenden.

Immer wieder spaßig

Für Abwechslung und Wiederspielwert ist jedenfalls gesorgt, was auch gut ist, da der eigentliche Umfang von knapp zwanzig Story- und Challenge-Karten nicht allzu üppig wirkt. Wiederholte Einsätze lohnen aber auch für Sammler und Punktejäger. Es gibt nicht nur Online-Ranglisten, Pokale und insgesamt vier Schwierigkeitsgrade, sondern auch eine Sammelmappe, die neben nützlichen Infos zu einzelnen Levels, Türmen, Gegnern und Charakteren auch über 80 kurze Videoclips aus der TV-Vorlage beinhaltet, die erst durch bestimmte Aktionen und Leistungen freigeschaltet werden. Wie das ganze Spiel sind aber leider auch die Videos lediglich deutsch untertitelt. Sprachausgabe gibt es zwar reichlich, aber nur auf englisch. Das wird Freunde des Originaltons sicher freuen, aber eine optionale deutsche Tonspur wäre für viele sicher dennoch wünschenswert gewesen.

Nichts auszusetzen gibt es hingegen an der grafischen Präsentation, auch wenn die Storysequenzen vorwiegend in dynamischen Standbildern serviert werden.

In der Sammelmappe erhält man nicht nur amüsant aufbereitete Infos zu Türmen, Levels und Figuren, sondern kann sich auch über 80 Videoclips der TV-Vorlage reinziehen.
Diese erfüllen ihren Zweck aber voll und ganz und sorgen zusammen mit der durchgehenden Sprachausgabe und den ständigen Witzeleien während des Spiels für gekonntes South Park-Flair. Spielerisch überrascht der Titel mit einer nicht immer üblichen Abrissfunktion nicht mehr benötigter Türme sowie der Möglichkeit nach besonders rascher Gegnereliminierung gleich direkt zur nächsten Welle zu springen.

Hin und wieder lassen sich sogar Umgebungsobjekte wie Schrottpressen, Notrufsäulen oder Schneelawinen in den Kampf mit einbeziehen. Ansonsten sind die spielerischen Möglichkeiten aber eher begrenzt. Es gibt gerade mal acht verschiedene Turmarten, die sich jeweils einmal aufrüsten lassen und die Karten sind meist recht offen und kompakt gehalten, so dass man fast immer mit denselben Labyrinthformen arbeiten kann. Auch die eingestreuten Bossfights sind spielerisch eher unspektakulär, wenn auch witzig inszeniert. Für knapp zehn Euro kann man aber trotzdem eine Menge Spaß haben, vor allem wenn man sich zusammen mit ein paar Freunden auf Highscore-Jagd begibt!         

Fazit

Let's Go Tower Defense Play! ist weder der umfangreichste oder originellste noch der komplexeste, aber definitiv einer der unterhaltsamsten Vertreter des seit Pixeljunk Monsters auch im Konsolenbereich populären Genres. Wie Q-Games' PS3-Pionier setzen auch Cartman & Co. auf aktive Figuren, statt auf klassischen Türmchenbau via Cursor. South Park geht sogar noch einen Schritt weiter und lässt den Spieler nicht nur Münzen einsammeln, sondern mit gezielten Schneeballwürfen sowie individuellen Spezialangriffen aktiv am Kampfgeschehen teilnehmen, was für jede Menge Hektik und Action sorgt. Was allein schnell stressig wird, ist in geselliger Runde eine Mordsgaudi. Natürlich gilt es trotz kooperativer Schneeballsalven nach wie vor auch passende Verteidigungsanlagen zu errichten, um die Gegnerwellen in taktisch günstige Bahnen zu lenken. Aber gutes Stellungsspiel und Teamabsprachen sind mindestens genauso wichtig wie das gezielte Platzieren von modifizierten Baseball-Wurfmaschinen, Feuerwerkskrachern oder Schockfrostern. Zwar mangelt es der kurzweiligen und handlichen Taktik-Action gelegentlich an Übersichtlichkeit und auch der Umfang lässt trotz üppiger Sammelreize etwas zu wünschen übrig, aber das politisch völlig unkorrekte Aufreiben sozialer Randgruppen, gewürzt mit typisch hemmungslosem South Park-Humor, macht einfach immer wieder Laune und lässt definitiv kein Auge trocken. Fans der Serie und gesellige Tower Denfensler kommen für knapp zehn Euro gut auf ihre Kosten.

Pro

einfache Handhabung
gelungene Koop-Action
humorvolle Inszenierung
kurzweiliges Spielprinzip

Kontra

mäßiger Umfang
eingeschränkte Vorschaufunktion
gelegentliche Übersichtsprobleme

Wertung

360

Simple und kurze, aber witzig präsentierte und kooperativ ungemein spaßige Tower Defense-Variante.

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