Test: Castlevania: Harmony of Despair (Plattformer)

von Mathias Oertel



Castlevania: Harmony of Despair
Entwickler:
Publisher: Konami
Release:
04.08.2010
12.10.2011
Spielinfo Bilder Videos
Yippie! Endlich wieder ein neues 2D-Castlevania für die Xbox 360. Es ist schon viel zu lange her, seit man mit Symphony of the Night auf Vampirjagd gehen konnte. Doch bevor der Jubel zu laut wird: Das im Rahmen des "Summer of Arcade" erscheinende Harmony of Despair ist anders als andere Castlevanias, da es vorrangig auf eine Mehrspieler-Erfahrung setzt. Kann das aufgehen?

Das Urgestein 

Neben Titeln wie Probotector (aka Contra) oder den Metroids ist die Castlevania-Serie ein Paradebeispiel für das klassische 2D-Action-Adventure, das u.a. mit Shadow Complex erfolgreich zu neuen alten Ufern geführt wurde. Das Markenzeichen der Vampirjagden waren seit jeher umfangreiche Burgareale, die mit mitunter waghalsigen Sprungpassagen erforscht werden mussten, während man quasi nebenbei Monster im Dutzend plättete, knackigen Bossen den Garaus machte und das ein oder andere Rätsel löste. Mit dem zuerst für PSone, später dann auch auf XBL Arcade erschienenen Symphony of the Night wurde
Die Zeiten ausufernder Schloss-Erforschung sind vorbei: In Harmony of Despair sind die Abschnitte nicht nur überschaubar, sondern von Anfang an aufgedeckt.
ein vorläufiger Höhepunkt erreicht. Und zuletzt haben die Vampire nur noch auf Nintendos DS ihr Unwesen erfolgreich in mehreren Ablegern getrieben. Und während man in Spanien bei Mercury Steam fleißig an der Fertigstellung von Castlevania: Lords of Shadow arbeitet, kehrt die Serie auf der 360 wieder zu ihren 2D-Wurzeln zurück - zumindest beinahe.

Gemeinsam ist man stark

Wieso nur beinahe? Nun ja: Bislang waren die Jagden auf Dracula und seine Stammesgenossen immer Solisten vorbehalten. Mit Harmony of Despair (CHD) beschreitet Castlevania neue Wege, deren Spielerfahrung und Spaß nur kooperativ mit bis zu sechs Spielern maximiert werden kann. Zwar kann man auch solo mit jeder der fünf zur Verfügung stehenden Figuren, die Serienkenner als "Best-of-Zusammenstellung" vergangener Helden von Alucard bis Soma Cruz erkennen werden, in sechs Abschnitten gegen die Zeit auf Bossjagd gehen. Doch da sich das gesamte Konzept samt Levelstruktur auf Mehrspieler-Unterhaltung konzentriert und diesem Zweck nahezu alles andere unterordnet, fühlt man sich als Solist fehl am Platz.

So sind die Abschnitte insgesamt deutlich kleiner ausgefallen als man es von anderen Serien-Ablegern gewohnt ist. Zusätzlich gibt es nichts Geheimes zu entdecken - die komplette Karte ist von Anfang an aufgedeckt und lässt sich in drei Stufen zoomen, auch während man darin unterwegs ist.
So wird gewährleistet, dass man stets eine gute Übersicht hat, wo sich die anderen Team-Mitglieder beim Online-Spiel befinden. Und das wiederum sorgt dafür, dass man sich gut koordinieren kann, um auch die etwas schwerer und nur mit Teamwork zu erreichenden Schatztruhen zu plündern. Allzu viel Zeit sollte man sich dafür allerdings nicht lassen: Jeder Abschnitt gibt einem maximal 30 Minuten, um seinen Weg zum Boss zu finden und ihm den Garaus zu machen.

Dieses mitunter knappe Zeitfenster kann sogar noch verkleinert werden, wenn die Mitstreiter nach ihrem ersten Ableben als 
Abgesehen von ein paar Effekten zeigt sich die Kulisse sehr altbacken und bezieht ihre Inspiration aus bereits veröffentlichten Castlevanias.
Skelett herumlaufen, dabei aber weiter kämpfen können, und in dieser Form nochmals getötet werden. Dann nämlich beginnt die Uhr, rasanter herunter zu ticken, so dass zusätzlich zum knackigen Schwierigkeitsgrad auch noch ein gewisses Maß Torschlusspanik hinzukommt.

Solo ist nur halber Spaß

Alleine hingegen schrammt man auf den Karten immer wieder verdammt nah an der Frustgrenze entlang. Nicht wegen des herben Anforderungsprofils - das kennt man von Castlevania und das muss auch so sein.
Sondern eher, weil die auf Action und Geschwindigkeit getrimmten Mechaniken dem bekannten Einzelspieler-Erlebnis so gar nicht entsprechen. Erforschung fällt flach, Rätsel gibt es außerhalb von kooperativen Schalterkombos nicht, die Charakterentwicklung wurde minimiert und reduziert sich meist auf den Erwerb neuer Gegenstände im Shop, die die Figurenwerte verbessern und so die Überlebenschancen erhöhen. Dazu hat man sich irgendwann an den Umgebungen sattgesehen: Nicht nur, weil sie im Vergleich mit anderen Castlevanias klein ausfallen. Sondern vor allem deshalb, weil alle Level-Texturen und sonstige Versatzstücke den bereits veröffentlichten Teilen entstammen und mitunter schon zehn Jahre auf dem Buckel haben. Und dieses Alter merkt man dem CHD-Artdesign an.

Dennoch hat man auch als Einzelspieler an dem, was in asiatischen Rollenspielen so gern als "Grinden" bezeichnet wird, seinen Spaß. Irgendwann hat man die Abschnitte so lang beackert, bis man nicht nur genügend Geld für Ausrüstung gesammelt hat, sondern auch seltene Gegenstände findet, so dass man auch solo den Boss knacken kann. Doch von der Euphorie, die man normalerweise mit der Vampirhatz von Konami in Verbindung bringt, ist man sowohl alleine als auch online weit entfernt.

Lass Fünfe gerade sein

Und das trotz der fünf gut ausbalancierten Figuren, die alle ihre wesentlichen Grundeigenschaften aus dem jeweiligen "Hauptspiel" mitgebracht haben: Alucard z.B. ist ein sehr starker Nahkämpfer, sollte aber online von auf Magie spezialisierten Figuren wie Shanoa unterstützt werden, damit man die größtmögliche Schlagfertigkeit im Team entwickelt.
 
Bis zu sechs Spieler können online auf Bossjagd gehen.
Allerdings ist man bei der Einschätzung der Figuren und ihrer Fähigkeiten auf sich allein gestellt - die Dokumentation ist gerade mal auf das Nötigste beschränkt. So muss man entweder ein Kenner der Titel sein, aus denen der jeweilige Held/die Heldin kommt und daher wissen, wie man z.B. sein Magierepertoire erweitert. Oder aber man probiert die Charaktere im Offline-Spiel aus - doch selbst dann besteht die Gefahr, dass man gewisse Aktionsmöglichkeiten einfach nicht erkennt oder einzusetzen weiß.

Eine gute Idee hingegen  ist das Eleminieren von Beutestreit. Egal, wer die jeweilige Schatzkiste aufmacht, bekommen alle Gold oder eine adäquate Belohnung, die ihrer Figur entspricht. Dass man den jeweiligen Charakter bar jeglicher Modus-Grenzen sowohl offline als auch im Online-Spiel einsetzen kann, ist ebenfalls eine gute Idee.
Alternativ zum kooperativen Bosskampf auf Zeit kann man sich auch im Überlebensmodus (einer Art Deathmatch) versuchen. Doch der Reiz dieser Spielvariante verflog bei mir noch schneller als der Unterhaltungswert des Sologrinds - zu willkürlich schien die Spielerzusammenstellung, zu abhängig das Ergebnis von der Ausrüstung und nicht von den Fähigkeiten.

 

Kommentare

Luri77 schrieb am
So, jetzt auch häufiger MP am zocken und da bockt das Spiel unheimlich!
Es macht einfach total Spaß seinen Charakter hochzuleveln und irgendwann die reinste Kampfmaschine zu sein!
Die DLC Maps, vor allen Dingen Origins sind auch sehr geil!
Luri77 schrieb am
Hab mir das Spiel gestern geholt und mir machts Spaß. Bisher lediglich im SP gezockt und selbst da find ich, bockt es.
Mal sehen, wie's wird, wenn ichs im MP zocke.
Oshikai schrieb am
Habe das Gefühl, dass alle die hier groß meckern die Vorgänger geliebt haben und hier einfach was anderes erwarten.
Nebenbei haben die Meisten von denen das Spiel nichtmals selbst gespielt, sondern sind dem Ruf der Meute gefolgt..
Naja, für mich ist es das erste Castlevania und ich habe aufgrund eben jener Miesmacher eigentlich gar nicht viel erwartet.
Habe es die Tage für den halben Preis (600 Punkte) mit nem Kumpel gekauft und spielen nun online mit anderen (oder halt nur zu 2.) und es macht wirklich Spaß !
Es gibt viel zu entdecken, man hat den Drang immer stärker werden zu wollen und wenn man nen Kumpel hat der es ebenfalls spielt kann ich es für Castlevanianeueinsteiger die Coopspiele mögen nur wärmstens empfehlen !
Für alte Veteranen mag es vllt schlecht sein, weil sie einfach ihr altes Spiel wiederhaben wollen, Neulinge hingegen sind offen für eine neue Welt und neuen Spielspaß ! ;)
Sylver001 schrieb am
RPG-Gamer hat geschrieben:ich hate mich so drauf gefreut,und jetzt stinkt es so ab.Da bleibe ich lieber bei SOTN,und ne Story habe ich auch nirgends gesehn,FRECHHEIT KONAMI
Yo, richtig so.. die 10,71$ hat man dafür noch über. (Die Steuer wird bei US Games nachträglich abgerechnet.. leider kein Tax Free shopping möglich :lol: )
Legolars81 schrieb am
Bisher fand ich alle Summer of Arcade Games klasse !!!
Und als alter jahrzehntelanger Castlevania Fan habe ich mich sehr auf diesen Teil gefreut, auch wenn ich nach den jüngsten News skeptisch wurde..
Mittlerweile hab ichs getestet und bin absolut enttäuscht.
Das ist kein Castelvania wie ich es kennen und lieben gelernt habe, sondern einfach nur ein misslungener Versuch Castlevania neue Impulse zu geben.. Pfft.. ich brauche keine aufgezwungene Multiplayerkomponente, sondern ein vollwertigges Metroidvania im schicken zeitgemäßen Gewand. Dann kanns auch von mir aus einen Koop-Modus haben.
Aber so ist es für mich leider nicht mal 800 Punkte wert!
Schade, hoffentlich wird dafür Lara Croft toll (Videos sehen genial aus) und Lords of Shadow könnte ja auch endlich etwas tolles in 3D geben!
schrieb am