Asura's Wrath24.02.2012, Michael Krosta
Asura's Wrath

Im Test:

Wut ist eine mächtige Emotion: Einmal entfesselt, kann sie schnell zu unkontrolliertem Chaos führen - aber auch ungeahnte Kräfte freisetzen. Als einer von acht Wächtergenerälen kann Asura ein Lied davon singen, denn einmal in Rage gebracht, wird der Halbgott zum ultimativen Wüterich, den nichts mehr aufhalten kann...

Zum Verräter gebrandmarkt

Whhaaaarrrghhh! Mit einem lauten Schrei und glühenden Augen lässt Asura seiner Wut freien Lauf! Wie ein Berserker stürmt er auf seinen Gegner los und lässt gnadenlos die Fäuste fliegen. Es ist genau der Moment, auf den ich immer wieder geduldig hinarbeite. Denn bis Asura sich endlich gehen lässt und all seine Kräfte entfesselt, ist erst eine gewisse Vorbereitung nötig: Mit jedem Schlag und eingesteckten Treffer wächst seine Wut. Doch erst wenn die entsprechende Leiste gefüllt ist, kann ich sie auf Knopfdruck entladen.

Asura hat genug Gründe, um sauer zu sein: Seine sieben Mitstreiter haben ihm nicht nur die Ermordung des Kaisers in die Schuhe geschoben, sondern auch seine Frau getötet und die geliebte Tochter Mithra entführt. Und warum das alles? Weil sie mit Hilfe ihrer magischen Mantra-Kräfte eine neue Welt erschaffen und die bedrohlichen Gohma für immer ausrotten wollen. Diese haben eine gewisse Ähnlichkeit mit unserer Fauna, denn obwohl sie mit ihrer roten Haut und dunklen Adern verunstaltet wurden, erkennt man immer noch reale Vorbilder wie Gorillas, Riesenschildkröten, Nashörnern oder Elefanten in den aggressiven Wesen.

Simples Kampfsystem

Wer braucht schon Arme, wenn er ein Schwert im Mund hat?
Wer braucht schon Arme, wenn er ein Schwert im Mund hat?
Um es mit ihnen und anderen Gegnern aufzunehmen, greift Asura auf ein simples Kampfsystem zurück: Während leichte Schläge jederzeit möglich sind, müssen schwere Angriffe erst regenerieren – einzig im Zügellos-Modus lassen sie sich für einen begrenzten Zeitraum kurz hintereinander ausführen. Zusätzlich lassen sich Schläge mit einem längeren Drücken aufladen, was auch in Kombination mit einem Sprung wunderbar funktioniert, so dass man sich auch aus der Luft auf die böse Brut hinabstürzen kann. Blocken ist nicht möglich – alternativ wird per Reaktionsspielchen gekontert oder mit Rollen den Angriffen ausgewichen. Wird man getroffen, kann man sich ebenfalls mit einer guten Reaktion auf den Beinen halten und büßt so weniger Lebensenergie ein. Kombos braucht man hier nicht zu lernen, so dass die Faustkämpfe meist in einem wilden Knopfgehämmer enden.

Darüber hinaus ist Asura auch für den Fernkampf gewappnet, denn alternativ greift er zu seiner Kanone, bei der er sich weder um Munition noch Überhitzung Gedanken machen muss – einfach draufhalten lautet hier die Devise. Dafür sind die Geschosse eher schwach, aber treiben die Zügellos-Anzeige flott nach oben. Per Knopfdruck lassen sich die Gegner sowohl im Nah- als auch im Fernkampf anvisieren. Leider fängt die Kamera das Geschehen nicht immer optimal ein und das Umschalten zwischen den Zielen mit dem rechten Analogstick erweist sich im Eifer des Gefechts eher als kontraproduktiv für die Orientierung.

Eine Prise Panzer Dragoon     

Schwager und Rivale: Yasha, den man in einigen Episoden ebenfalls spielen muss.
Schwager und Rivale: Yasha, den man in einigen Episoden ebenfalls spielen muss.
Abgesehen von der durchschnittlichen Prügelei peppt Entwickler CycerConnect 2 den Spielablauf zwischendurch immer wieder mit Shootereinlagen auf, die an eine Mischung aus Panzer Dragoon und Rez erinnern: Hier wird man auf Schienen durch Schauplätze wie den Weltraum oder eine gigantische Basisstation geführt und markiert Ziele einfach mit dem Fadenkreuz, bevor man abdrückt. Zudem müssen manche Geschosse mit einem kleinen Reaktionstest auf Angreifer zurückgeschleudert oder Hindernissen ausgewichen werden. Ja, diese Sequenzen sind recht anspruchslos und leben hauptsächlich von der gewaltigen Inszenierung, aber sorgen genauso für Abwechslung wie die interaktiven Zwischensequenzen, in denen es meist nur auf gutes Timing und Knopfgehämmer ankommt. Vor allem die Begegnungen mit teils gigantischen Bossen sind auf diese simple Mechanik ausgelegt. Wie gut man bei den Reaktionstests abschneidet, wird neben der Spielzeit und den Kampfpunkten am Ende jeder der knapp 20 Episoden in Form einer Synchronrate bewertet. Leider gibt es keine Onlinerangliste, so dass man sich nur an seinen eigenen Leistungen messen und diese beim erneuten Spielen verbessern kann. Darüber hinaus sind die Bewertungen entscheidend, wenn man das wahre Ende sehen will: Nur wer mindestens fünf Episoden mit einem S-Rang abschließt, bekommt Zugang zur alternativen Endsequenz, die es in sich hat.

Mehr Film als Spiel

Vorsicht, ausweichen!
Vorsicht, ausweichen!
Unter spielerischen Aspekten betrachtet bietet Asura’s Wrath nur Durchschnitt – trotz der guten Mischung und mancher Überraschung können weder die Baller- noch die Prügelabschnitte überzeugen, denn dafür ist alles zu simpel, zu gewöhnlich. Das Gegenteil ist beim markanten Stil mit seinen handgezeichneten Figuren und Animationen sowie der völlig übertriebenen Inszenierung der Fall: Wenn gigantische Fangarme aus einem Planeten ragen, man es allein mit einer schwer bewaffneten Flotte aufnimmt oder sich selbst ohne Arme bei Westernmusik ein Duell auf Leben und Tod liefert, ist Asura’s Wrath einzigartig! Die bewegende Geschichte, die sich über 12.000 Jahre zieht, trägt ebenfalls ihren Teil dazu bei, dass man mit dem Helden trotz spielerischer Defizite durch dick und dünn gehen will. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten…

Director Seiji Shimoda hat stets betont, dass man Asura’s Wrath mehr als ein Erlebnis und nicht als reines Actionspiel ansehen sollte. Verständlich, denn über weite Strecken wirkt der Titel mit seinen langen Zwischensequenzen mehr wie ein interaktiver Film als ein Spiel. Als Metal Gear-Fan bin ich dem eigentlich nicht abgeneigt, doch beschränkt man sich hier zu sehr auf die simplen Reaktionstests, die zwar der packenden Inszenierung zu gute kommen, aber das eigentliche Spiel zu sehr ins Abseits drängen. Hinzu kommt der niedrige Schwierigkeitsgrad: Auf der mittleren Stufe wird man erst gegen Ende richtig gefordert, so

Die Inszenierung der Geschichte ist klasse.
Die Inszenierung der Geschichte und Kämpfe ist klasse.
dass der Weg zum Finale meist einem Spaziergang gleicht. Und der fällt auch noch kurz aus, denn schon nach ca. fünf Stunden ist alles vorbei, wobei man in einigen Episoden nur knapp fünf Minuten aktiv spielt. Dabei gefällt mir das gewählte Format eigentlich gut: Wie bei einer TV-Serie gibt es nicht nur Cliffhanger, sondern auch eine kleine Vorschau, was bei der nächsten Folge passieren wird. Auch die Zeitsprünge haben mir gut gefallen, mit denen das Verhältnis der Figuren zueinander beleuchtet wird. Trotzdem ist die Geschichte längst nicht so außergewöhnlich wie ihre Inszenierung, doch wird sie interessant erzählt.

Schön auch, dass man nicht nur Artworks und Charakterprofile freispielen kann, sondern auch alternative Energieleisten bekommt, die man umständlich über das Extra-Menü aktivieren muss. Mit ihnen lassen sich Asuras Fähigkeiten leicht modifizieren, so dass z.B. die Abwehr gestärkt wird oder sich die Zügellos-Anzeige schneller füllt.   

Stil vs. Grafik

Dank Mantra-Verstärkung wachsen Asura zusätzliche Arme
Dank Mantra-Verstärkung wachsen Asura zusätzliche Arme
So positiv der markante Stil und das extravagante Artdesign auch erscheinen mögen – grafisch sorgen viele Kulissen mit verwaschenen Texturen und Kantenflimmern für eine kleine Ernüchterung. Die liebevoll gezeichneten Charaktere können dieses Manko aber ausgleichen. Der abwechslungsreiche Soundtrack trumpft ebenfalls auf und lässt sowohl klassische Arrangements (inkl. Chor) als auch rockige Gitarrenklänge aus den Lautsprechern dröhnen. Die Soundeffekte fallen allerdings ab und wirken so, als hätte man sie schon tausendmal in anderen Spielen gehört. Eine deutsche Tonspur gibt es nicht – stattdessen werden neben der englischen und japanischen Sprachausgabe lediglich Untertitel angeboten. Die Sprecher leisten insgesamt einen guten Job, doch trüben teilweise die schlechte Abmischung und die fehlende Lippensynchronität den positiven Eindruck.

Fazit

Asura’s Wrath macht es mir nicht leicht: Auf der einen Seite ist dieser markante Stil, der mich genauso anspricht wie die völlig überzogene Inszenierung, auch wenn die Unreal Engine grafisch ohne Zweifel mehr leisten kann. Vor allem aber hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen, obwohl sie eigentlich nichts Besonderes ist. Allerdings wird Asuras Wut nicht nur auf Hass und Rachegelüste beschränkt, sondern sie wird auch immer wieder mit Verzweiflung und Liebe in Verbindung gebracht. Obwohl man es vermuten könnte, geht es hier nicht nur brachial zu, sondern es gibt durchaus emotionale und sogar witzige Momente. Asura’s Wrath ist in vieler Hinsicht einzigartig und überrascht mit ausgefallenen Ideen. Auf der anderen Seite kommen die spielerischen Aspekte viel zu kurz: Über weite Strecken wirken die pompösen Schlachten wie interaktive Filme, bei denen es nur auf das richtige Timing oder Knopfgehämmer ankommt. Das ist durchaus unterhaltsam, doch tendiert der spielerische Anspruch gegen null. Auch beim Blick auf das simple Kampfsystem wird deutlich, dass hier mehr das Erlebnis als sie situative Spannung im Vordergrund steht.

Wertung

360

Mehr interaktiver Film als Spiel: Die spannende Geschichte, der markante Stil und die übertriebene Inszenierung überzeugen, aber das Spiel kommt zu kurz.

PlayStation3

Mehr interaktiver Film als Spiel: Die spannende Geschichte, der markante Stil und die übertriebene Inszenierung überzeugen, aber das Spiel kommt zu kurz.

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