Gatling Gears11.05.2011, Jens Bischoff
Gatling Gears

Im Test:

Mit Creed Corp schufen W!Games nicht nur unterhaltsame Rundenschlachten, sondern auch eine charmante Spielwelt im Steampunk-Stil namens Mistbound. Diese macht sich auch das zweite Spiel der mittlerweile als Vanguard Games tätigen Holländer, Gatling Gears (ab 9,99€ bei kaufen), zunutze. Kann der kooperative Twin-Stick-Shooter ebenso überzeugen?

Ballern statt Grübeln

Statt rundenbasierter Hexfeld-Taktik wie in Greed Corp setzt Gatling Gears auf klassische Balleraction aus der Vogelperspektive, bei der man mit dem linken Analogstick seinen Walker dirigiert, während man mit dem rechten kräftig Blei spuckt. Neben der namensgebenden und pausenlos einsetzbaren Gatling Gun, kann man aber auch jederzeit auf wuchtiges Kanonenfeuer oder flächendeckenden Granateneinsatz umschalten. Munition ist auch hier grenzenlos vorhanden, muss jedoch regelmäßig nachgeladen werden, was zwar automatisch funktioniert, aber Zeit braucht.

Während sich Gatling Gun und Kanonenrohr exakt gleich bedienen lassen, muss beim trägeren Granatwerfer ein Zielcursor platziert werden, was vor allem zu Beginn oder bei beweglichen Zielen etwas unhandlich wirkt und sich nur schlecht mit eingestreuten Standardsalven verbinden lässt. Eine sich durch Drucklänge automatisch entfernende Zielmarkierung wäre hier vermutlich eingängiger gewesen. Aber egal, mit der Zeit gewöhnt man sich daran, während alles andere wie der Einsatz einmalig den kompletten Bildschirm säubernder Spark Bombs sowieso locker von der Hand geht.

Einzelgänger im Vorteil

Die Inszenierung ist trotz gelegentlicher Übersichtsprobleme gelungen.
Die Inszenierung ist trotz gelegentlicher Übersichtsprobleme gelungen.

Die sechs Schauplätze à fünf Abschnitte umspannende Kampagne hält mehrere Stunden bei Laune und kann entweder allein oder zu zweit bestritten werden. Koop-Einsätze sind sowohl lokal als auch online möglich und bieten wie die Solo-Kampagne gezielte Levelwahlen, einen anpassbaren Schwierigkeitsgrad sowie entsprechende Online-Ranglisten. Etwas merkwürdig ist nur, dass man allein deutlich leichter und schneller voran kommt als zu zweit - hier hätte man besser noch etwas an der Balance gefeilt.

Dass Solisten den besseren Überblick genießen, ist hingegen kein Wunder, obwohl die Übersichtlichkeit auch im Alleingang nicht immer optimal ist: Viele Gegner sind wirklich winzig und gehen im Projektilhagel oft unter. Zudem hat man immer wieder Schwierigkeiten bereits tote von noch lebenden bzw. verbündete von feindlichen Einheiten zu unterscheiden. Die in keiner Weise beeinflussbare Kamera und das recht träge Einbahnstraßen-Scrolling machen auch nicht immer die beste Figur.

Motivierende Upgrade-Hatz

Mit der Spark Bomb fegt man den gesamten Bildschirm leer.
Mit der Spark Bomb fegt man den gesamten Bildschirm leer.

Ärgerlich ist auch, dass immer wieder punkteträchtige Zahnräder, die eliminierte Gegner hinterlassen, außerhalb der Reichweite liegen und nicht eingesammelt werden können. Im Großen und Ganzen sind das aber alles eher Kleinigkeiten, die den Spielspaß kaum trüben. Das Einsacken gelegentlicher Goldbarren ist sogar ungemein motivierend, da man diese vor jedem neuen Spielabschnitt in Waffen- und Rüstungsupgrades investieren kann.

Je nach erreichter Punktzahl erhält man auch Erfahrungspunkte für jeden Abschnitt, mit denen man neue Lackierungen und Effekte für seinen Walker freischaltet. Es gibt sogar eine Reihe von Wegbegleitern wie Füchse, Vögel oder Drohnen, die aber leider keinen aktiven Einfluss auf das Spielgeschehen haben und eigentlich eher ablenken als helfen. Äußert praktisch sind hingegen vorübergehende Power-Ups, wie Unverwundbarkeit oder verbesserte Waffensysteme, die es ordentlich krachen lassen.

Charmantes Umfeld

Bei den mehrstufigen Bosskämpfen ist cleveres Stellungsspiel gefragt.
Bei den Bosskämpfen ist cleveres Stellungsspiel gefragt.

Grafisch kann sich Gatling Gears jedenfalls sehen lassen. Die Schauplätze sind sehr abwechslungsreich und mit zerstörbaren Objekten wie Häusern, Bäumen oder Maschinen versehen. Besonders gut kommt der Steampunk-Stil bei feindlichen oder verbündeten Vehikeln zur Geltung: Panzer tuckern langsam heran, Hubschrauber wanken puffend durch die Lüfte, Forstmaschinen schlagen mit ausgerissenen Bäumen zu und U-Boote spähen durch Periskope mögliche Ziele aus. Vor allem die mehrstufigen Bosskämpfe am Ende jedes Hauptabschnitts wissen zu gefallen, auch wenn Schwachstellen und Angriffsmuster relativ schnell durchschaut sind.

Wer von der Kampagne genug hat, kann sich auch an drei Überlebenskämpfen versuchen, wo es je zehn feindliche Angriffswellen zu überstehen und ortspezifische Ziele zu schützen gilt. Auch hier kann man wahlweise allein oder zu zweit in den Kampf ziehen - allerdings ohne jegliche Walker-Upgrades. Geplänkel bei denen mehr als zwei Spieler mitmischen können oder man gegeneinander antritt, gibt es leider nicht. Etwas schade ist auch, dass die Kampagne dramaturgisch völlig blass bleibt. Sequenzen gibt es überhaupt keine, nur schnöde Ladebildchen und ein paar Dialoge zwischen den Protagonisten, die aber nur als unvertonte englische Textboxen während des Einsatzes eingeblendet werden. Dabei hätte man eigentlich gern mehr über die an sich idyllische Welt und die sich bekriegenden Parteien erfahren.

Fazit

Gatling Gears bietet klassische Twin-Stick-Action, bei der man sich aus der Vogelperspektive durch 30 charmant inszenierte Spielabschnitte ballert und nach versteckten Goldbarren Ausschau hält, um seinen mit Gatling Gun, Kanone und Granatwerfer bestückten Walker aufzurüsten. Die Darstellung ist aufgrund unbeeinflussbarer Blickwinkel, Einbahnstraßen-Scrolling sowie Gegnern, die teils kaum größer als ihre abgefeuerten Projektile sind, zwar nicht immer optimal, den Spielspaß mindert das aber kaum. Vor allem zu zweit macht das immer fulminantere Zerbröseln feindlicher Truppen, Vehikel und Bosse jede Menge Laune, auch wenn man allein deutlich leichter und übersichtlicher voran kommt. Lediglich das Werfen von Granaten hätte etwas handlicher sein können und dass immer wieder punkteträchtige Pickups außerhalb der Sammelreichweite liegen, wirkt auch nicht gerade durchdacht. Nichtsdestotrotz kommen Fans von Spielen wie Assault Heroes & Co für ca. 15 Euro gut auf ihre Kosten. Der Umfang stimmt und der mehrstufige Schwierigkeitsgrad bietet jedem eine passende Herausforderung.

Pro

charmanter Grafikstil
kurzweilige Balleraction
motivierende Upgrade-Hatz
kooperativer Zwei-Spieler-Modus

Kontra

gelegentliche Übersichtsprobleme
teils nicht erreichbare Sammelobjekte
Granateneinsatz könnte handlicher sein

Wertung

360

Kurzweiliger und charmant inszenierter Top-Down-Shooter für bis zu zwei Spieler.

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