Ikaruga23.05.2003, Mathias Oertel
Ikaruga

Im Test:

Wie aus dem Nichts tauchte als eines der letzten Dreamcast-Spiele der von Treasure entwickelte Vertikal-Shooter Ikaruga (ab 234,54€ bei kaufen) auf und eroberte Japan im Sturm - mit dem Ergebnis, dass der Erfolg auf einer weiter verbreiteten Konsole, dem GameCube, weltweit wiederholt werden sollte. Doch kann das Spielprinzip trotz 3D-Varianten wie Panzer Dragoon Orta faszinieren? Finden Arcade-Fans mit dem GameCube ihre Erfüllung?

Schwarz-Weiß-Malerei

Das Spielprinzip von Ikaruga ist so einfach, wie es nur geht: Ihr fliegt mit einem Raumschiff durch vertikal scrollende Welten und schießt alles ab, was Euch vor den Lauf kommt. Und das alles ohne Waffen Power-Ups und ähnliche Spielereien, wie sie in gleich gelagerten Shootern à la R-Type auftauchen.

Doch die Entwickler von Treasure haben sich ein kleines, aber feines und dazu noch innovatives Feature einfallen lassen, um Ikaruga zu etwas Besonderem zu machen. Denn per Knopfdruck könnt Ihr die Polarität der Schüsse und Eures Schildes ändern. Von Weiß zu Schwarz und umgekehrt. Der Clou: Die Gegner sind ebenfalls entsprechend koloriert und bei der entgegengesetzten Farbe besonders anfällig. Zusätzlich könnt Ihr mit dem weißen Schild weiße Schüsse absorbieren, deren Energie Eurer Power-Attacke zugeführt wird, die Ihr jederzeit abfeuern könnt. Allerdings ist es sinnvoll zu warten, bis die Anzeige wenigstens zur Hälfte gefüllt ist, um ansprechende Erfolge bei der Dezimierung der Gegner zu erzielen. Außerdem könnt Ihr mit dem Abschuss von drei Gegnern gleicher Farbe Kombo-Ketten starten, die sich massiv auf das Punktekonto auswirken.

Dementsprechend hat man sich beim Leveldesign viel Mühe gegeben, um auf diese spielspezifischen Extras einzugehen. Sei es nun das sinnvolle Abwägen von Dauerfeuer im Gegensatz zum gezielten Abschuss, um Ketten zu erzielen oder auch der permanent geforderte Wechsel der Farbe, um den Schüssen oder den Hindernissen zu entgehen.

Womit wir schon beim nächsten Punkt wären: Der Schwierigkeitsgrad ist extrem hoch und fordert zum einen genaue Kenntnis der Levelstruktur als auch eine enorm hohe Feinmotorik, um im richtigen Moment von Schwarz auf Weiß zu schalten. Doch wo Konsolen-Neulinge schnell an den Rand der Verzweiflung getrieben werden, laufen alte Arcade-Spezialisten zu wahrer Hochform auf und werden nicht eher von dem Spiel lassen können, bis sie alle Abschnitte bewältigt haben. Das Problem ist nur, dass der Umfang insgesamt recht klein geraten ist: Gerade mal fünf Levels warten auf Euch und Eure Koordinationsfähigkeit.   

Im Laufe des Spieles werden zwar noch zusätzliche Gimmicks und Modi frei gegeben, doch die Langlebigkeit wird dadurch nicht wesentlich gesteigert. Schade eigentlich, denn so gestaltet sich Ikaruga als viel zu kurzes Vergnügen, das allerdings auch zu zweit spielbar ist, wodurch vor allem die harten Bosskämpfe wesentlich leichter zu bewältigen sind.

So weit es für ein derart einfaches Spielprinzip möglich ist, könnt Ihr in den Optionen weitreichende Änderungen vornehmen, so dass sowohl Laien als auch Profis immens gefordert werden. Doch unter dem Strich lohnt sich Ikaruga nur für absolute Fans, da Gelegenheitsspieler sich vom Spielumfang und Schwierigkeitsgrad eher abgestoßen fühlen dürften.

Feuerwerk

Zusätzlich zum unkomplizierten und fordernden Spielprinzip dürfte die Grafik mit dafür sorgen, dass echte Fans sicherlich nicht die Finger von Ikaruga lassen können. Das Scrolling ist sauber und in späteren Abschnitten ist der Bildschirm voll mit Schüssen und Gegnern, ohne die Spielgeschwindigkeit zu beeinflussen. Und so simpel das Leveldesign gestrickt ist, finden sich immer wieder kleine Überraschungen, die neue Taktiken erfordern. Das Design der Gegner ist ebenfalls ansprechend und wirkt wie die gesamte Grafik durchdacht und stylisch. Allerdings fragt man sich nach dem Abschuss der Levelbosse doch, wieso man die offensichtlich beabsichtige Zeitlupen-Explosion nicht etwas sensibler hätte gestalten können. Denn urplötzlich fängt die Engine an zu stottern. Wie gesagt: der Zeitlupeneffekt ist (wahrscheinlich) beabsichtigt, in der Ausführung allerdings misslungen.

Als zusätzliche Option könnt Ihr den Bildschirm vertikal in drei Größen verändern, wobei selbst der größte Ausschnitt noch mit starken Balken rechts und links belegt wird. Allerdings wird dadurch das Spielhallen-Gefühl stimmungsvoll nachempfunden. Wer die Möglichkeit hat, seinen Fernseher auf die Seite zu kippen, was allerdings im heimischen Wohnzimmer ziemlich dämlich aussieht, kann das Spiel sogar im Vollbild spielen. Da allerdings viele Geräte Lautsprecher an der Seite haben, wird dadurch natürlich der Sound beeinträchtigt, so dass ein Anschluss des GameCube an die HiFi-Anlage ratsam wäre.

Arcade-Feeling

Egal ob Schüsse, Explosionen oder die unauffällig im Hintergrund tönende Musik: Die gesamte akustische Untermalung ist gut und wird zu einem passenden Soundteppich verwoben, der die fordernde Arcade-Action adäquat untermalt. Kleines Highlight für mich ist jedoch die Roboterstimme, die hin und wieder ertönt und für genau die richtigen Kontrapunkte sorgt.    

Fazit


Für Arcade-Fans alter Schule ist Ikaruga ein echtes Juwel. Das Prinzip des Farbwechsels und die daraus resultierenden Anforderungen sind erfrischend neu und lassen schnell vergessen, dass es hier keine zusätzlichen Waffen wie beispielsweise bei der R-Type-Serie gibt. Aber wieso ist das Spiel nach fünf Abschnitten vorbei? Soll hier der teilweise exorbitante Schwierigkeitsgrad kaschiert werden, der allerdings bei echten Fans für die genau richtige Herausforderung sorgt? Wie dem auch sei: Ikaruga macht einen Heidenspaß und kann allen Anhängern dieses scheinbar ausgestorbenen Genres ans Herz gelegt werden, zumal die freispielbaren Gimmicks und Modi für zusätzliche Motivation sorgen. Auch Grafik und Sounduntermalung befinden sich auf einem hohen Niveau und sorgen so für ein kurzweiliges und hammerhartes, aber leider viel zu kurzes Vergnügen.

Pro

<LI>gnadenlose Action<LI>Grafikfeuerwerk<LI>unkomplizierte Steuerung<LI>passable Sounduntermalung<LI>diverse Gimmicks und Spielmodi freispielbar<LI>auch zu zweit spielbar</LI>

Kontra

<LI>nur magere fünf Abschnitte<LI>happiger Schwierigkeitsgrad<LI>keine Bonus-Waffen<LI>kleiner Bildausschnitt bei „normal“ aufgestelltem Fernseher</LI>

Wertung

GameCube

Old-School, aber trotzdem cool: Ikarauga heizt allen Retro-Ballerfreunden mächtig ein!

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