Halo 401.11.2012, Jan Wöbbeking
Halo 4

Im Test:

Glühende Kultstätten, zerklüftete Bergpanoramen und hartnäckig ausweichende Aliens: Schon in den ersten Levels von Halo 4 (ab 23,46€ bei kaufen) wird klar, dass 343 Industries zumindest im Story-Modus nicht an der Serien-Formel herumdoktern will. Ein neuer Feind soll aber immerhin etwas frischen Wind bringen.

Vierjährige Odyssee

Im Mehrspieler sorgen die leistungssteigernden Perks für einschneidende Änderungen. Wie sie sich auf die Matches auswirken, berichten wir kommende Woche im zweiten Teil des Tests. Dann werfen wir auch einen Blick auf die Spartan Ops-Missionen, Koop-Möglichkeiten, den Level-Editor sowie Multiplayer-Feinheiten. Zunächst konzentrieren wir uns auf die Kampagne. Die Geschichte knüpft an Teil 3 an. Nach ihrer Flucht von der Arche sind John und Cortana vier Jahre lang im angeschlagenen Raumschiff durchs All getrudelt.

In der Nähe des Planeten Reqiuem weckt Cortana den Master Chief schließlich auf und die beiden erforschen den geheimnisvollen Himmelskörper. Wie sich der Krieg während ihrer Auszeit entwickelt hat, wissen die beiden nicht. Die Allianz scheint aber etwas auf dem Planeten zu suchen, denn an jeder Ecke werde ich von Grunts, Eliten und anderen Kämpfern empfangen. Auch das Kriegsschiff Infinity der Menschen nimmt Kurs auf den Planeten. Mit Hilfe einiger wuchtiger Apparaturen schafft Cortana es, kurz Funkkontakt zur Crew aufzunehmen. Die Unterhaltung bringt aber nicht wirklich neue Erkenntnisse.

Das Geheimnis des Blutsväter-Planeten

Nachdem der Master Chief und Cortana unsanft von der Allianz aus dem Raumschiff befördert werden, erforschen sie den Planeten Reqieum.
Nachdem der Master Chief und Cortana unsanft von der Allianz aus dem Raumschiff befördert werden, erforschen sie den Planeten Reqieum.

Was sucht die Allianz auf dem alten Planeten der sagenumwobenen Blutsväter? Will sie die Menschen in eine Falle locken? Und wer oder was steckt hinter den Prometheanern, welche beiden Parteien auf dem alten Planeten das Leben schwer machen und offenbar etwas Wichtiges beschützen? Die rot glühenden Angreifer sehen mit all ihren spitzen Metallkanten nicht nur schnittig aus, sondern halten mich auch mehr in Bewegung als klassische Allianz-Krieger. Kaum habe ich mich hinter einer hohen Felswand zurückgezogen, ist einer der krabbelnden Nervtöter eine senkrechte Wand empor geklettert und überrascht mich von oben mit mehreren Projektil-Salven. Nachdem ich ihn und zwei weitere Krabbler ausgeschaltet habe, kümmere ich mich um die fetteren Brocken. Die „Springer“ wirken wie Ritter in einer scharfkantigen Cyber-Rüstung. Sie halten sich hinter einem Generator verschanzt, den ich zerstören soll.

Schön, dass sie nur selten debil ihre Nase aus der Deckung strecken, stattdessen beamen sie sich lieber übers Schlachtfeld. In diesem Fall surrt es kurz, ein Exemplar steht plötzlich direkt vor meiner Nase und verpasst mir einen Hieb, welcher den Rest meines Schildes leert. Damit es sich regenerieren kann, ziehe ich mich kurz zurück, tänzle mit ihm um einen Pfeiler und schalte ihn mit ein paar platzierten Schüssen aus. Als ich in die Offensive gehe und den zweiten Springer von der Seite angreife, nutzt er seine Beam-Fähigkeit für einen Rückzug.

Dynamische Gefechte

Zwei Prometheaner im Bild: Der Krabbler kann weit springen, der Beobachter unterstützt ihn aus der Luft.
Zwei Prometheaner im Bild: Der Krabbler kann weit springen, der Beobachter unterstützt ihn aus der Luft.

Jetzt steht er ein paar Meter weiter in Deckung. Aus seinem Rücken steigt einer der schwebenden Mini-Krieger auf, welche stets zusammen mit den Springern auftauchen. Alleine können die Scheibenwesen nicht viel Schaden anrichten, doch hier projiziert es einen schützenden Schild über den Springer. Man sollte die „Beobachter“ nicht zu lange aus den Augen lassen, denn auch sie können neue Springer produzieren.

Hier wird eine neue Spezialfähigkeit nützlich, welche ich dem ersten Springer abgeluchst habe. Auf Knopfdruck platziere ich ein automatisches Geschütz in der Mitte des Weges, welches sich als erstaunlich effektiv gegen die schwebenden Plagegeister erweist. Ein paar Sekunden später sind alle ausgeschaltet und ich kann mich in Ruhe um die übrigen Feinde kümmern. Zu den neuen Spezialfähigkeiten gehört auch eine Art Röntgenbild, welches versteckte Gegner sichtbar macht. Besonders gut gefällt mir das Lichtschild: Ähnlich wie das Riot Shield in Call of Duty kann ich es ein paar Sekunden vor mir her tragen, um mich vor Projektilen zu schützen.

Schwerwiegende Entscheidungen

Auch die Allianz macht dem Master Chief das Leben schwer.
Auch die Allianz macht dem Master Chief das Leben schwer.

Eine klare Stärke ist wieder die Vielfalt. Ich laufe zwar vorgegebene Wege entlang, dank breiter Täler und verwinkelter Bauwerke gibt es aber fast immer mehrere Wege und Strategien. Am Rande eines Wüstenpfades unterstütze ich z.B. die Soldaten auf ihrem riesigen Mammoth-Kampfgefährt. Immer wieder fliege ich mit den Schubdüsen von Deck, kapere Alien-Gefährte und halte den Kameraden die anrückenden Covenant vom Hals. Zwischendurch markiere ich riesige Konstruktionen am Horizont, welche mittels Luftschlag gesprengt werden.

Kurz vor einer Allianz-Festung schlage ich mich allein durch. Instinktiv schwebe ich auf einen hohen Felsen, spähe die Gegend aus und erledige zuerst einmal die Scharfschützen im Gebirge gegenüber. Dann liefere ich mir ein paar erbitterte Kämpfe mit Allianz-Kriegern, welche sich hinter einer Brücke verschanzt haben. Beim ersten mal werde ich prompt von einer Haftgranate zerfetzt. Beim zweiten Versuch gehe ich cleverer über die zahlreichen Treppen und Plattformen und überrasche das Rudel von der Flanke aus. Im folgenden Kampf gegen diverse Wandkrabbler und Springer muss ich mich ebenfalls vorsichtig auf den Metallstreben voran arbeiten.

Mit Raumgleiter und Battlemech

Schwerfällig aber stark: Der neue Kampf-Mech.
Schwerfällig aber stark: Der neue Kampf-Mech.

Auch die kurzen Ausflüge in einem Raumjäger und dem neuen Kampfroboter machen Laune. Zwischendurch muss ich mich immer wieder mit Cortanas Zicken herumschlagen. Normalerweise werden künstliche Intelligenzen nach acht Jahren stillgelegt, weil sie gefährliche Marotten entwickeln, bevor sie schließlich völlig dem Wahnsinn anheim fallen. Dass sie während der vierjährigen Odyssee viel Zeit zum Nachgrübeln hatte, macht das Problem nicht gerade kleiner. Nach ein paar Stimmungsschwankungen hilft sie dem Chief aber meist mit wild zitternder Stimme weiter, indem sie einen Wegpunkt setzt oder sich in Portale hackt.

Trotz ihrer Macken agiert sie übrigens um einiges cleverer als die menschlichen Krieger, denen ich gelegentlich helfe. Viele laufen viel zu unvorsichtig in die Schusslinie, wenn ich nicht rechtzeitig den Babysitter spiele. Manche salutierenden Soldaten stehen sogar so steif und passiv Spalier, dass ich sie wieder wie eine große Schachfigur durch die Gegend schieben kann.

Elektro statt Orchester?

Die Prometheaner bringen einige neue Waffen ins Spiel: Die meisten davon streuen stark - andere verschießen aber richtig durschschlagkräftige Lichtpakete.
Die Prometheaner bringen einige neue Waffen ins Spiel: Die meisten davon streuen stark - andere verschießen aber richtig durchschlagkräftige Lichtpakete.

Zwischen den langen Gefechten gibt es immer wieder ruhige Momente, in denen ich einfach nur den Planeten erforsche. Hier fällt auf, dass der Komponist gewechselt hat. Neil Davidge (war Teil der Band Massive Attack) flechtet deutlich mehr elektronische Synthie-Klänge in seine Stücke ein, was aber fast genauso gut zum Spiel passt wie die Orchester-Abschnitte (Hier geht es übrigens zur Soundtrack-Kritik). Das Abenteuer führt durch den Dschungel, an Bord von Raumschiffen und in gigantische Basen tief unter die Erde des Planeten. Im Vergleich zum Detail-Overkill von Gears of War 3 oder Uncharted 3 wirken manche Pflanzen und Gebäude recht grobschlächtig, davon abgesehen ist die Kulisse aber hübsch geraten.

Ein Highlight ist das Design der rot leuchtenden Blutsväter-Konstruktionen, aber auch technisch hat 343 Industries die Engine gründlich überarbeitet. Durch die native 720p-Auflösung wirkt das Bild deutlich sauberer als in Halo Reach und die Schatten haben jetzt glattere Kanten. Auch knorrige Bäume und Sträucher sind feiner herausgearbeitet. Schön auch, dass die menschlichen Soldaten sich viel natürlicher bewegen – und die Abendsonne den Dunst immer wieder mit stimmungsvollen Lichtbündeln durchdringt.

Das ewige Leid mit der deutschen Synchro

Kann der Chief seine alternde KI retten?
Kann der Chief seine alternde KI retten?

Positiv ist auch, dass 343 Industries die Geschichte straffer erzählt als Bungie. Die Handlung konzentriert sich auf die beiden Protagonisten, statt sich mit verwirrenden Details der Halo-Welt zu verzetteln. Wer gleich zu Beginn des ersten Levels die Treppe hinunterläuft, findet dort außerdem eine elektronische Dienstakte, welche die Vorgeschichte des Master Chief kurz und bündig zusammenfasst. Diesmal gab es deutlich weniger Momente, in denen ich verwirrt wurde – und wenn doch, lag das in erster Linie an der misslungenen deutschen Synchro.

Es wurden zwar professionelle Sprecher engagiert, wie in den Vorgängern werden viele Sätze aber so falsch betont, dass ich den Sinn dahinter oft erst ein paar Sekunden später verstand. Das Umschalten auf Englisch ist schon wieder nicht möglich – wer den Originalton möchte, muss importieren. Besonders peinlich sind die übermütigen UNSC-Soldaten: Bei Kampfschreien wie „Das ist mein Tanzbereich!“ oder „Das gibt Ärger!“ musste ich spontan an Team Rocket aus Pokémon denken. Auch einige Dialoge in den Zwischensequenzen wirken kitschig. Dazu gehört z.B. der Machtkampf zwischen dem dem heldenmutigen Commander Lasky und seinem Vorgesetzten: Lasky will den Master Chief heldenmutig gegen die Befehle von oben unterstützen. Von solche Aussetzern abgesehen bilden die Zwischensequenzen aber einen gelungenen Rahmen für die Action und machen neugierig auf die Lösung um das Geheimnis der Blutsväter.

Alle für einen!

Koop-Freunde können Halo 4 wie gehabt über Xbox Live zu viert angehen, was in unserem Test sehr flüssig ablief. Schade, dass das neuerdings nur noch mit Freunden funktioniert: In der Spielersuche gibt es keine entsprechende Option mehr, die fremde Mitstreiter vermittelt. Einfaches Einsteigen während eines laufenden Spiels ist nicht möglich, stattdessen startet man zusammen eine Mission. Wenn jemand die Runde verlässt, kann der Rest der Gruppe aber ohne Probleme weiterzocken.

Eine schöne Idee hatte 343 Industries bei Gestaltung der Menüs: Der Mehrspieler-Part ist jetzt auf clevere Weise in die Geschichte eingebunden. An Bord des über dem Planeten schwebenden Raumschiffs Infinity trainieren die Spartans in den sogenannten Kriegsspielen – sie finden in einer Art Holodeck statt. Wer sich noch nicht ins Getümmel traut, kann erst einmal in den kooperativen Spartan Ops-Missionen Geld verdienen und Ausrüstung freischalten. Der Fortschritt wird in die Kriegsspiele übernommen. Die kurzen Aufträge spielen sechs Monate nach der Kampagne und sollen Woche für Woche kostenlos

Typisch Halo: Wer erfolgreich sein will, muss hartnäckig bleiben.
Typisch Halo: Wer erfolgreich sein will, muss hartnäckig bleiben.
nachgeliefert werden. Insgesamt sind zehn Episoden mit je fünf Missionen geplant – plus jeweils ein kurzes Story-Video zur Einführung. Nachdem mir bis zu drei Mitstreiter vermittelt wurden, geht es los: Mal sichern wir eine mystische Ausgrabungsstätte vor Unmengen von Prometheanern,  an anderer Stelle kapern wir fette Alien-Panzer und überrumpeln eine Allianz-Einheit. Die rund zehn Minuten kurzen Angriffe sind zwar unterhaltsam, aber etwas zu einfach geraten und bei weitem nicht so spannend wie der gestrichene Firefight–Modus. Selbst wenn alle Spartans gleichzeitig draufgehen, darf man einfach weitermachen.

Call of Halo?

Der Mehrspielerpart von Halo 4 sorgte im Vorfeld für Aufregung. Der neue Entwickler 343 Industries bricht schließlich mit Bungies eiserner Regel der Chancengleichheit. Erstmals müssen Teile der Ausrüstung freigespielt werden und es gibt leistungssteigernde Extras, welche z.B. das Nachladen von Waffen und Spezialfähigkeiten beschleunigen. Hat Halo also seine Wurzeln verraten und sich in ein Call of Duty im Weltall verwandelt? In diesem Punkt kann ich Entwarnung geben: Halo fühlt sich immer noch an wie Halo, mit den gleichen dynamischen Schusswechseln und turbulenten Fahrzeug-Duellen.

Vor allem der starke Schutzschild sorgt für die typischen verbissenen Zweikämpfe. Wenn

Achtung: Wer den Mehrspieler-Part nutzen will, muss zunächst 8GB Daten von der zweiten Disk installieren. Eine Festplatte oder ein entsprechend großer USB-Stick ist also Pflicht.
ich nicht nur die Energie meines Gegners ankratzen will, kann ich mich nicht bequem verschanzen, sondern muss in die Offensive gehen, um ihm den Rest zu geben. Wie ein Jagdhund, der nicht von seiner Beute ablässt: Erst schwäche ich ihn mit ein paar Feuerstößen aus dem Kampfgewehr, dann verfolge ich ihn rund um eine Felsnadel und schlage ihn mit der Faust KO, bevor sich sein Schild regeneriert. Oder ich wechsle zur kleinen Bolzenpistole, welche beim Aufladen cool auseinanderklappt: Sie knallt ihm aus kurzer Distanz eine tödliche Energieladung vor den Latz. Gesteigert wird die Dynamik auch dadurch, dass ich mit einigen Waffen direkt beim Laufen schießen kann, ohne vorher anzulegen.

Neue Sammelsucht?

Fahrzeuge wie Ghost, Banshee und Warthog sorgen wieder für Explosionen und unerwartete Ramm-Attacken.
Fahrzeuge wie Ghost, Banshee und Warthog sorgen wieder für Explosionen und unerwartete Ramm-Attacken.

Positiv ist auch, dass die freischaltbaren Waffen und Extras nicht die Balance zerstören. Einen leichten Vorteil bringen sie natürlich mit sich, es geht aber in erste Linie darum, sich im Laufe der Karriere zu spezialisieren und Klassen für Karten, Modi und eigene Vorlieben anzulegen. Während ich gestern Abend mit neuen Todbringern und Gadgets experimentierte, haben zwei Freunde sich erst einmal eine der zwei voreingestellten Klassen geschnappt – und schnitten damit nicht schlechter ab. Diese Standard-Vorgaben enthalten einige Waffen und Perks, welche die Entwickler für die Karte empfehlen. Nach ein paar Stunden hatten sie in den Matches genug Währung verdient, um sich Wummen und Zubehör für eine erste eigene Klasse zu kaufen. Die Auswahl ist allerdings bei weitem nicht so groß wie in Modern Warfare 3, weil es z.B. keine Waffen-Aufsätze gibt.

Das überschaubare Arsenal passt aber gut zu Halo und beschert trotzdem eine gute Portion Extra-Motivation. Zusätzlich kann ich mir Waffen auf dem Schlachtfeld schnappen. Cool ist z.B. der von Menschen entwickelte Haftgranatwerfer, mit dem ich meinem verdutzten Gegenüber auf mittlere Entfernung ein explosives Geschenk zustelle. Beim zweiten Tastendruck ist die Schadenfreude noch größer, denn erst dann fliegt es die Luft und reißt im Idealfall ein paar seiner Teammitglieder in den Tod. Ebenfalls Spaß macht die Energiekanone der Prometheaner, welche ein rot glühendes, sich ausbreitendes Energiebündel verschießt. Ein paar Enttäuschungen gibt es bei den

Im Flood-Modus infizieren die flinken Aliens das schrumpfende menschliche Team.
Im Flood-Modus infizieren die flinken Aliens das schrumpfende menschliche Team.
neuen Wummen allerdings auch: Das Sturmgewehr der Prometheaner streut viel zu stark und auch die verräterisch surrende Pulsgranate richtet nur selten Schaden an.

Röntgenblick und Jetpack

Neben der Primär- und Zweitwaffe bietet die Ausrüstung Platz für eine Granate und eine Spezialfähigkeit wie die „Promethean Vision“: Der Röntgenblick verrät, wo sich die Gegner verstecken, macht seinen Benutzer aber nicht übermächtig. Es kostet schließlich wertvolle Zeit, bis das verzerrt dargestellte Spielfeld gescannt wurde. Fans des dritten Teils dürften sich darüber freuen, dass das Jetpack nur noch halb so viel Treibstoff besitzt. Neuerdings kann man nicht mehr so einfach damit Gebäude überwinden, stattdessen dient das Extra eher zum Schweben über kleine Abgründe oder Hindernisse.

Zusätzlich gibt es zwei Slots für leistungssteigernde Upgrades. Mit dem Wheelman-Paket z.B. halten Fahrzeuge mehr Treffer aus und mittels Fast-track steigt der Rang schneller. Mit anderen Exemplaren erweitere ich den Radius des Bewegungssensors, verstärke den Granatenschaden oder sorge dafür, dass ich auf dem Schlachtfeld öfter mit Nachschub

Neuerdings können Spartans jederzeit sprinten: Per Klick auf den linken Stick, bis die Puste ausgeht.
Neuerdings können Spartans jederzeit sprinten: Per Klick auf den linken Stick, bis die Puste ausgeht.
versorgt werde.

Ein Geschenk des Himmels

Die Versorgung mit starken Waffen und Extras während des Spiels funktioniert jetzt anders: Manche erhalte ich ähnlich wie in Modern Warfare 3 durch Treffer und Team-Aktionen wie Hilfen. Nach ein paar Kills und Extra-Punkten füllt sich die kleine Leiste und ich kann eine Bonus-Lieferung anfordern. Zur Wahl stehen drei nützliche Extras wie schnelles Sprinten, ein Superschild oder eine ratternde MG. Mit Unmengen kleiner Extra-Herausforderungen lassen sich zusätzlich Bares und Orden verdienen – z.B. durch Königsmorde oder den Einsatz spezifischer Waffen. Ab Level 50 gibt es zur Belohnung außerdem eine zusätzliche Spezialisierung.

Zerklüftete Spielwiese

Auch im Netz einsehbar: Auf Waypoint können Statistiken und die Intro-Filmchen zu den Spartan Ops-Episoden angeschaut werden.
Auch im Netz einsehbar: Auf Waypoint können Statistiken und die Intro-Filmchen zu den Spartan Ops-Episoden angeschaut werden.

Online treten bis zu 16 Spieler gegeneinander an, im flüssig laufenden Splitscreen höchstens vier. LAN-Freunde finden außerdem wieder eine Netzwerk-Funktion. Die größte Stärke am Mehrspieler-Part sind die zehn wunderhübsch gestalteten Karten. Sie stammen diesmal nicht aus der Kampagne, sondern wurden zum Großteil für den Multiplayer gebastelt. Besonders schön sind weitläufige Areale wie in Longbow: Zerklüftete Felsen und Gräben erwecken den Eindruck, als seien sie über die Jahrtausende von der Natur geformt worden.

Überall laden kleine verwinkelte Tunnel und Hügel zu Versteckspielen und schnellen Zweikämpfen ein. Daneben gibt es kleine Gebäude, gigantische Säulen und weite Felder, auf denen sich die Spieler mit Panzern, Fluggleitern oder dem neuen Kampf-Mech austoben. Die Fahrzeuge passen gut in die Balance: Wenn jemand nicht mit seinem Team zusammenarbeitet, wird sein Vehikel im Handumdrehen von einem gegnerischen Rudel überfallen oder geentert.

Modi-Diät

Ein Nachteil am Multiplayer ist die gesunkene Zahl an Spielmodi. Nur noch neun Stück stehen zur Auswahl: Infinity Showdown mit acht oder 16 Spielern, Herrschaft, Königsmord, Flood, Kampf um die Flagge, Oddball, Hügelkönig sowie Showdown (Team Pro). In der Spielersuche wähle ich direkt einen Modus statt einer Spielliste mit wechselnden Varianten. Es fehlt z.B. ein großer Modus mit sich verschiebender Frontlinie wie in Halo: Reach oder Battlefield 3. Die vorhandenen, leicht überarbeiteten Varianten machen aber Laune. Am besten gefällt mir das neue Team-Deathmatch mit den neuen Schild- und Waffen-Lieferungen. Auch Königsmord ist spannend: Wie im klassischen Free-for-all spielt jeder gegen jeden. Während der "König" an Platz 1 Abschüsse sammelt, erhöht sich aber sein Kopfgeld - und die Punkte, welche anderen Spartans für seinen Abschuss kassieren.

Für einen Dämpfer sorgen die leichten Lags, welche ab und zu auftreten. Manchmal habe

Ein Blick auf die erste Spartan Ops-Mission.
Ein Blick auf die erste Spartan Ops-Mission.
ich meinen Gegner mit fünf Salven vollgepumpt und das Duell trotzdem verloren. In seiner Killcam sah es dann so aus, als hätte ich ins Leere geschossen. Ganz vermeiden lässt sich das Problem nicht, da die Konsolen der Spieler im Peer-to-peer-Verfahren als Server fungieren. Anders als in der Xbox 360-Version von Battlefield 3 gibt es hier keine Liste mit dedizierten Servern. Nervig ist auch, dass ab und zu das Match eine Minute lang unterbrochen wurde und ich auf einen schwarzen Bildschirm starren musste. Normalerweise passiert das nur, wenn das Spiel einen neuen Server sucht, doch in Halo 4 kommt es öfter dazu als in den Vorgängern.

Für ballernde Statistiker

Wer auf Statistiken steht, kann sich im sozialen Tool Waypoint durch Unmengen von Tabellen wühlen. Neben dem sichtbaren Spartan-Rang soll Anfang 2013 übrigens ein zweiter Rang nachgeliefert werden: Er soll nicht den Fortschritt der verdienten Punkte anzeigen, sondern das Können des Spielers in einzelnen Modi symbolisieren und auf dem in Halo 2 eingeführten Trueskill-System aufbauen. In Hintergrund der Spielersuche soll das System schon jetzt gleichstarke Gegner vermitteln. Da am Wochenende erst einige hundert Spieler gleichzeitig unterwegs waren, lässt sich seine Performance noch nicht einschätzen. Gestern Abend wirkten meine Partien aber schon etwas ausgeglichener als davor.

Richtig cool sehen übrigens die drei mitgelieferten Karten für den mächtigen Schmiede-Editor aus. Auf weiten Arealen wie einem Asteroidengürtel lassen sich nach wie vor tolle Karten und Modi basteln. Hinzugefügt wurden nur kleine aber sinnvolle Extras: Bauteile lassen sich jetzt z.B. leichter miteinander verbinden und mit Lichtquellen versehen. Außerdem darf man kleine Zonen einrichten, in denen der Schildwert aller Spieler gesenkt wird oder die Schwerkraft verrücktspielt. Mit der Kino-Funktion lassen sich wieder Clips oder ganze Matches im Nachhinein bearbeiten und hochladen. Momentan werden aber nur Mehrspieler-Runden aufgezeichnet – und das Datei-Sharing funktioniert noch nicht.

Fazit

Bungie hat einen würdigen Nachfolger gefunden. Die Entwickler bei 343 Industries wissen genau, worauf es bei Halo ankommt: Die Prometheaner sehen nicht nur cool aus, sondern sind eine gelungene Ergänzung. Spielerisch wurde zwar kaum etwas verändert, die neuen Krieger gestalten die Kämpfe aber noch dynamischer. Trotz linearer Missionen spürt man an fast jeder Ecke die serientypische Freiheit: Kümmere ich mich aus der Ferne um die Scharfschützen oder um die schwebenden Wächter vor mir, welche gleich neue Springer produzieren? Entere ich einen Alien-Gleiter und beharke sie aus der Luft? Oder fliege ich blitzschnell über das komplette Gewusel hinweg zum Ausgang, ohne eine Schuss abzufeuern? Solche Abwägungen machen viele Szenen auch dann noch spannend, wenn man sie zum vierten Mal angeht. Auch die Technik überzeugt: Aus der Nähe können die Kulissen nicht mit einem Gears of War 3 mithalten, in der Totalen sehen die fremdartigen Konstruktionen der Blutsväter aber beeindruckend aus. Außerdem wirkt alles sehr sauber, von der hübschen Beleuchtung bis hin zu fein strukturierten Oberflächen. Die Geschichte wirkt mitunter etwas kitschig, führt Neulinge aber behutsam ins verwirrende Halo-Universum ein. Leider zwingt Microsoft uns hierzulande wieder eine misslungene deutsche Vertonung auf. Die menschlichen Soldaten nerven nicht nur mit stupiden Sprüchen, sondern auch mit übermütigen Alleingängen. Da man meist alleine unterwegs ist, ist das aber nicht tragisch: Trotz kleinen Macken gehört die Kampagne von Halo 4 zu den besten der Seriengeschichte. Bisher hinterlässt das Spiel einen sehr guten Eindruck - mal sehen, was der Multiplayer bringt.

Ergänzung zum Multiplayer vom 6. November 2012:


Auch im Mehrspieler-Modus punktet 343 Industries. Die wunderhübschen Karten bieten viel Raum für dynamische Halo-Zweikämpfe mit coolem neuem Spielzeug wie dem Kampf-Mech. Freischaltbare Waffen und Perks sorgen für Extra-Motivation, zerstören aber weder die Balance noch das typische Spielgefühl der Serie. Auch kleine Lags und die geschrumpfte Zahl an Spielmodi dämpfen den Spaß kaum. Eine kleine Enttäuschung sind die Spartan-Ops-Missionen: Schön, dass Microsoft wöchentlich kostenlos Nachschub liefert, aber der Firefight-Modi in ODST und Reach war deutlich spannender. Schade auch, dass sich die Kampagne nur noch mit Freunden und nicht mit vermittelten Spielern kooperativ angehen lässt. Trotz kleiner Mankos fühlt sich Halo 4 aber richtig rund an – ich kann es kaum erwarten, endlich den Test abzuschließen und mich wieder ins Getümmel zu stürzen.

Pro

dynamische Kämpfe gegen hartnäckige Feinde
flotte neue Gegner halten den Spieler noch mehr in Bewegung
verschachtelte Architektur bietet viele alternative Wege
technisch sehr flüssig und sauber...
straff erzählte Geschichte konzentriert sich auf John und Cortana
schnittiges Design von Prometheanern und ihren Waffen
gewohnt gute Gegner-KI
hübsche Panoramen mit glühenden Schiffen und Maschinen
stimmungsvolles Licht und saubere Schatten
Gadgets wie das automatische Geschütz oder der tragbare Schild passen gut ins Konzept
Kampagne kooperativ mit vier Freunden spielbar
50 kostenlose Spartan Ops-Missionen in neuen Kulissen
toll designte neue Mehrspieler-Areale
spannende, leicht überarbeitete Modi
motivierendes Freischalten der Ausrüstung
coole neue Waffen und Fahrzeuge
Mehrspieler-Part geschickt in die Story eingebunden
mächtiger Editor für eigene Karten und Spielvarianten
Film-Editor zum Hochladen lustiger oder spannender Szenen

Kontra

Teile der Vegetation und manche Bauwerke unansehnlich
schwache, oft falsch betonte deutsche Synchro
einige kitschig inszenierte Klischee-Szenen
...an wenigen Stellen kommt es zu starkem Ruckeln
stumpf agierende UNSC-Soldaten
weniger Spielmodi als in Reach
ab und zu leichte Lags und Match-Unterbrechungen
Kampagne nicht mit vermittelten Fremden kooperativ spielbar
Spartan Ops-Missionen weniger spannend als Firefight
Datei-Tausch für Karten und einige Kino-Funktionen funktionieren noch nicht

Wertung

360

Flinke Aliens, dynamische Kämpfe und motivierende Neuerungen im Multiplayer: Halo 4 ist ein würdiger Nachfolger.

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