Im Test:
Rabbids wie früher
Endlich machen die stets krakeelenden Hasen von Ubisoft wieder das, was sie meiner Meinung nach am besten können: Minispiele. Klar: Ihre Jump&Run- bzw. Action-Adventure-Abstecher auf Nintendo-Systemen waren eine nette Abwechslung, doch anfreunden konnte ich mich nie mit ihnen. Ich wollte die alten Rabbids zurück. Die Rabbids, die "Bwaaaaah!" schreiend Alltagsgegenstände zweckentfremden. Die Rabbids, die lauthals alles veralbern, was gerade "in" ist. Die Rabbids, die mich zur Anfangsphase von Nintendos Fuchtel-Konsole länger an die Remote gefesselt haben, als ich mir im Nachhinein zugestehen möchte. Und jetzt habe ich sie wieder - auf einem System, das der Spielmechanik mit seiner Ganzkörperkontrolle entgegen kommen müsste.
Kinect-Hasen
Wie vermehren sich Rabbids? Dieses Geheimnis ist die Grundlage des Intros, das von den großzahnigen, glubschäugigen und durchgeknallten Hasen mit genau dem Chaos und aberwitzigen Humor gefüllt wird, den man von ihnen erwartet. Die Auflösung dieses Rätsels ist auch irrelevant. Wichtig ist nur, dass Massen von Rabbids die Erde erobern wollen und man sie aufhalten muss.
Doch letztlich ist auch das nur eine Fassade, hinter der sich über 40 Minispiele für bis zu vier Spieler verbergen. Gleichzeitig versteht sich, denn Ubisoft hat offensichtlich das Geheimnis entschlüsselt, wie man mehr als zwei Spieler simultan vor dem Kinectsensor unterbringen kann. Das hat schon bei Just Dance 3 gut funktioniert und hinterlässt auch hier einen guten Eindruck. Wie übrigens auch der Großteil der Bewegungserkennung: Bis auf wenige, dann aber umso ärgerlichere Ausnahmen werden die Bewegungen vor der Kamera gut erfasst und adäquat umgesetzt.
Größtenteils bekannt
Alternativ zum "Schnellen Spiel", bei dem man sich eines der Minispiele dank überlegter Benutzerführung unkompliziert aussuchen kann (Anzahl der Teilnehmer wird glücklicherweise vor der Auswahl angezeigt), kann man sich mit bis zu 16 Spielern in drei Party-Modi vergnügen.
Doch egal ob alleine oder mit mehreren (natürlich gilt, dass mehr Spieler mehr Spaß bedeuten), fällt auf, dass sich Ubisoft bei der Auswahl der Disziplinen nicht unbedingt mit Innovations-Ruhm bekleckert hat: Viele der Spielchen kennt man bereits. Teilweise zitiert man sich selbst wie z.B. bei den aus dem Wasser auf einen zulaufenden Rabbids, deren Schwimmbrillen man mit zu pumpenden Karottensaft füllen muss. Dann wiederum nutzt man Mechaniken, die seit den diversen EyeToy-Titeln auf der PS2 ein Garant für bewegte Unterhaltung darstellen. Oder man nutzt Techniken, die zum Teil schon als Solo-Arcade-Ableger die Kinect-Fans ansprechen sollten, wie "Hole in the Wall": Auch hier gibt es eine Aufgabe, bei der man versuchen muss, innerhalb eines bestimmten Zeitraums eine Silhouette zu füllen - was jedoch mit mehreren Spielern zu amüsanten Verrenkungen im Twister-Stil führen kann.
Das soll die grundsätzlich gute Qualität der Umsetzung der jeweiligen Aufgabe nicht schmälern, doch beim x-ten "Whack-a-Mole"-Verschnitt hält sich der Spaß naturgemäß in engeren Grenzen auf als bei einer Disziplin, die man bislang selten oder gar nicht gesehen hat. Wie z.B. "Guitar Zero", das natürlich eine Rabbid'sche Variante einschlägig bekannter Ryhthmus-Unterhaltung darstellt und das sogar das Zeug zu einem eigenständigen Spinoff hat.
Hasen im Wohnzimmer: Man kann auf vielerlei Art mit den "Bwaaah"-Schreiern im heimischen Wohnzimmer interagieren - auch abseits der Spiele. |
Erweiterte Hasen-Realität
Zusätzlich kann man in einigen Minigames sowie unter "Mein Raving Rabbid" Ubisofts Variante der "Augmented Reality" kennenlernen. Was bedeutet das? Ganz einfach: Das Wohnzimmer wird zum Spielplatz und Aufenthaltsort der durchgeknallten Nager. Ähnlich wie in Sonys EyePet oder einer stark erweiterten Version des in der Remote lebenden Hasen aus Rabbids Go Home auf Wii kann man mit der virtuellen Figur agieren. Diese reagiert wiederum auf die Umgebungsgrenzen und die Bewegungen des Spielers vor dem Schirm.
Und das größtenteils glaubwürdig: Die Hasen watscheln durch die Gegend, weichen Tischbeinen aus oder staunen großäugig, wenn man irgendwelche Bewegungen macht. Natürlich kann man sie auch piesacken, durch die Gegend an den Bildschirm kicken usw. Mit dem in den diversen Minispielen verdienten KP-Dollarz (KP steht in diesem Fall für Klopapier) kann man im Store sogar weitere Streiche etc. für den im Wohnzimmer gefangenen Schreihals freischalten.
Fazit
Sicher: Eine weitere Minispiel-Sammlung ist jetzt nicht gerade dazu geeignet, den Ruf Kinects abzuschwächen, nur eine Casual Plattform zu sein. Aber immerhin geht es hier um die Rabbids, die "Bwaaah"-Schreier, die seinerzeit das Genre erst populär gemacht haben, bevor diverse Trittbrettfahrer einen Minigame-Overkill haben stattfinden lassen, dessen Nachwehen bis heute anhalten. Und dank einer größtenteils gelungenen Bewegungserkennung zeigen die weißen Hasen auch auf Kinect, wieso sie seinerzeit so erfolgreich waren. Bis zu vier Spieler können sich vor der Kamera austoben und dabei gepflegten Spaß und kreischende Nager erleben. Das Erlebnis hätte sogar noch intensiver sein können, wenn man einen Großteil der über 40 Minispiele nicht schon kennen würde - auch wenn sie gut umgesetzt sind und immer noch zünden. Aber es sind vor allem die "neuen" Varianten wie das coole "Guitar Zero" oder der interessante Pong-Klon, die mit ihren speziell auf Kinect zugeschnitten Kontrollen überzeugen und von denen ich mir mehr wünsche. Auch die um Hasen "erweiterte Realität" verfehlt ihren Zweck nicht und zeigt, was mit Kinect möglich ist - auch wenn dieses Prinzip spätestens seit EyePet nicht mehr taufrisch ist. Unter dem Strich bleibt eine supersolide Minispielsammlung mit Partyspaß-Garantie und schreienden Karnickeln.
Pro
Kontra
Wertung
360
Passable Minispiel-Sammlung mit größtenteils guter Bewegungs-Erkennung, gelungener "Augmented Reality"-Anbindung und schreienden Langohren.
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