Im Test:
Micky Maus zu Haus
Heide-Park. Europa-Park. Movie Park. Fantasia-Land. Dies ist nur eine kleine lokale Auswahl der großzügig angelegten Freizeit-Areale, die vor allem in den Sommermonaten ein Anziehungsmagnet für Familien und Schulklassen sind. Achterbahnen, Karussells und eine Großzahl an kostümierten Maskottchen üben aber nicht nur in Deutschland eine große Faszination aus. Denn wie so vieles nahmen die Themenparks in Amerika ihren Ursprung. Genauer gesagt im Jahr 1955, als ein Multitalent und Visionär namens Walt Disney im kalifornischen Anaheim mit Disneyland den Urvater moderner Familienunterhaltung eröffnete. Einige räumliche Erweiterungen und mit insgesamt beinahe 600 Millionen Besucher später, öffnet der Vergnügungspark erneut seine Tore - im heimischen Wohnzimmer.
Echt? Echt!
Und man kommt gar nicht umhin, Frontier ein Lob ob der geglückten Ambition zuzusprechen. Sicher: Im Detail sind manche Texturen nicht sauber. Durch fehlende V-Synchronisation wird das Bild ab und an zerrissen. Und mit der hohen Sichtweite hat die Engine auch gelegentliche ihre liebe Mühe, was zu Pop-Ups und Fade-Ins führt. Aber nicht nur die vermeintliche Zielgruppe von Kids und jüngeren Zockern bis geschätzte zwölf bis 14 Jahren hat damit keine Probleme. Auch mir waren die technischen Macken irgendwann egal. Denn im Gegenzug bekommt man eine akkurate Nachbildung des beliebtesten Freizeitparks aller Zeiten. Alle Gebiete sind vorhanden und komplett offen begehbar. Zwar kann man nicht sämtliche Shops oder sonstige Anlagen betreten, doch die wesentlichen Attraktionen stehen da, wo sie sein sollten. Und sie bieten entweder eine Fahrt im Ego-Modus wie z.B. Dumbos Flug oder aber eine Reihe an Minispielen, die thematisch auf die reale Attraktion abgestimmt wurden.
Die Bewegung durch diese offene Welt, in der man fast das Popcorn riechen oder die kalifornische Sonne im Nacken spüren kann, hat Frontier gut gelöst. Die kindliche Figur, die man sich aus einigen visuellen Versatzstücken (Gesicht, Haare, Farben) zusammenbaut und die man in Shops mit neuen Klamotten eindecken kann, geht bzw. läuft per Heben des rechten Armes nach vorne. Bewegt man den Arm nach rechts oder links, dreht sich die Figur entsprechend. Dieses Prinzips unterscheidet sich nicht grundlegend von der Variante, die Sega bei Rise of Nightmares eingesetzt hat, funktioniert hier aber wesentlich besser. Kleine Aussetzer bei etwas hektischen Seitenbewegungen des Armes gibt es zwar immer noch, doch nicht einmal die jüngeren Spieler, die beim Test aushalfen, haben sich darüber geärgert.
Prominente Auftraggeber
Und noch eines ist mir beim "Familientest" klar geworden: Entgegen meiner Erwartung werden die für mich zu häufig auftretenden Hol-und-Bring-Dienste, die man für die sympathischen Charaktere erledigt, von den jüngeren Spielern anders wahrgenommen. Es machte zumindest für den jungen Kinect-Spieler einen starken motivierenden Unterschied
Minispiel- und Entdeckungswahn
Ingesamt gibt es gut 100 Missionen, die man in Disneyland finden und erfüllen kann, wobei das "Finden" generell einen großen Reiz ausmacht. Denn nach und nach bekommt man Hilfsmittel, mit denen man zusätzliche Interaktionen starten kann. Mit dem Fotoapparat bekommt man z.B. nicht nur die Aufgabe, sämtliche Disney-Figuren zu fotografieren, sondern kann in jedem Abschnitt der nahtlos streamenden Welt auch das bekannte Symbol der Micky Maus-Ohren in mehrfacher Ausfertigung finden und im Bild festhalten. Diese Suche ist angelehnt an das 50-jährige Jubiläum des Parks, für das 50 dieser Symbole im Park versteckt und nach etwa einem Jahr zum Ende der Feierlichkeiten wieder entfernt wurden. Mit einem Zauberstab, den man von Cinderella erhält, kann man wiederum mit markierten Gegenständen agieren und so u.a. zusätzliche Münzen finden, die sich in den Shops gegen neue Kostüme und weitere Gimmicks eintauschen lassen.
Bei den Minispielen bietet man ebenfalls ein breites Spektrum an Aktivitäten: Vom Ski- und Bobfahren über Fliegen, Schwertkämpfen, Werfen von Gegenständen, Nachahmen von Gesten oder Positionen bis hin zu (kinderfreundlichen) Laser-Ballereien wird fast alles angeboten, was Sinn ergibt und von der Steuerung weitgehend problemlos bewältigt werden kann.
Beim Werfen (von z.B. Schneebällen) oder beim Abfeuern des abendlichen Feuerwerks zeigen sich jedoch ähnliche Probleme bei der Erkennung wie seinerzeit bei Kinectimals: Es ist schwer abzuschätzen, wie Kinect den Winkel und die Richtung festlegt, in die die Kugel schließlich fliegt. Da man jedoch in den Minispielen nicht scheitern kann, sondern nur eine Sternenbewertung sowie Münzen als Belohnung bekommt, wird Frust während des insgesamt deutlich über 30 Stunden liegenden Ausfluges, in den jederzeit ein zweiter Spieler einsteigen kann, weitgehend minimiert. Inwieweit die deutsche Sprachsteuerung den Spaß fördert oder aufhält, ließ sich zum Testzeitpunkt noch nicht feststellen. Diese Option ist voraussichtlich erst ab dem nächsten "Dashboard-Update" verfügbar, das Anfang Dezember erhältlich sein soll.
Man spricht Deutsch?
Fazit
Der Reiz von Kinect Disneyland Adventures ist für Kids naturgemäß am größten. Doch auch Junggebliebene, die ihre Vorfreude auf ihren geplanten Ausflug in die "reale" Welt von Micky Maus und seinen Freunden nicht verhehlen können, dürften ihren Spaß mit dem Abstecher in das Disneyland der Kinect-Welt haben. Frontier hat vor allem hinsichtlich der Kulisse ganze Arbeit geleistet: Der kalifornische Themenpark wurde erstaunlich akkurat nachgebildet, so dass jeder, der hier kleinen technischen Mankos zum Trotz staunend durch die offene Welt des virtuellen Parks wandert, keine Probleme haben wird, sich im echten Gegenstück zurechtzufinden. Doch auch hinsichtlich der Steuerung merkt man dem Team seine Erfahrung mit dem Sensor an: Hin und wieder zwar etwas übersensibel und dann für die kleinen Disney-Fans frustrierend, lässt sich die überwiegende Mehrzahl der Attraktionen gut kontrollieren und die freie Bewegung durch die große offene Welt von Disneyland ist um Klassen besser gelungen als bei Segas Horror-Abenteuer Rise of Nightmares. Die Möglichkeiten mit den fast 40 Charakteren zu agieren, hätten zwar umfangreicher oder individueller sein können. Doch das wird durch die ständig zunehmenden Aktionsoptionen im Park sowie die größtenteils gelungenen Minispiele aufgefangen, bei denen nur die Wurf-Aktivitäten Probleme mit der Bewegungserkennung haben. Nach Sesamstraße ist Kinect Disneyland bereits der zweite gelungene Familienspaß in kurzer Zeit, wobei der Umfang hier deutlich höher liegt und der Spaß für ältere Spieler größer ausfällt als die lehrreichen Ausflüge mit Elmo.
Pro
Kontra
Wertung
360
Ein akribisch nachgebautes Disneyland und viel zu entdecken: Trotz kleiner technischer Probleme bietet der Ausflug in den virtuellen Freizeitpark Spaß für die ganze Familie.
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