Man sitzt in den wenigen ruhigeren Momenten z.B. auf einem Mähdrescher und freut sich über eine reiche Zombieernte. Man probiert sich als Sportler, wenn man Juliet im Zombiekopf-Basketball oder Zombie-Baseball zu Erfolgen führen will. Höhepunkt für mich waren jedoch die Abschnitte im Fulci Fun Center, wenn man vom Funk-Boss immer wieder in Spielautomaten gesogen wird und dort in Variationen von Arcade-Klassikern auf
Probleme mit Untoten löst Juliet gleichermaßen elegant wie akrobatisch.
Zombiejagd geht. Pac-Man, Pong, Elevator Action: Wenn es sein muss, macht Juliet auch als Protagonist in "Pseudo 2D"-Retroaction eine gute Figur. Mit gelungenen Reaktionstests wird das Repertoire abgerundet, so etwa, wenn man über die Köpfe von Zombies tanzt, um einen Abgrund zu überqueren oder wenn man Nick auf einen kopflosen Untoten pflanzt und ihn mit Cheerleader-Bewegungen dazu animiert, Zugänge zu anderen Gebieten zu schaffen oder sie über Hindernisse zu werfen.
Und so vergeht die Zeit wie im Fluge, bis der letzte Bosskampf erfolgreich beendet wurde. Wobei... ein Blick auf die Uhr zeigt, dass die Zeit nicht so schnell verging, sondern dass das knallbunte Kettensägenabenteuer eher kurz ist. Inklusive Zwischensequenzen kann man die Zombiejagd in etwa fünf Stunden abschließen. Danach warten zwar noch höhere Schwierigkeitsstufen mit härteren und anders verteilten Gegnern oder der Ranglisten-Modus, bei dem man auf Punkte, Zeit oder Medaillen spielt.
Dennoch ist fünf Stunden nicht gerade üppig. Andererseits sind mir gut 300 Minuten durchweg gute Unterhaltung wie hier lieber als fünfzehn Stunden magere Zeitlupen-Ballerei mit wenigen Höhepunkten.
Technisch bieder
Apropos mager: Die Kulisse hat mehr mit starken Qualitätsschwankungen zu kämpfen als Juliet mit Untoten. Während die Hauptfiguren innerhalb des leichten Comic-Stils gut eingefangen und bis auf wenige, dafür umso stärker auffallende Ausnahmen überzeugend animiert werden, bieten die Allerweltsgegner nur wenig fürs Auge und sind auch deutlich sparsamer bewegt. Den mitunter spröden Kulissen kommt der Comicansatz ebenfalls zugute, da man über die eine oder andere schwache Textur hinwegsehen kann, die über die linearen Abschnitte verteilt auftauchen. Der Trash-Faktor ist hier am deutlichsten zu spüren.
Von Anfang bis Ende gelungen hingegen ist die Akustik. Die englische Sprachausgabe kann ebenso überzeugen wie die brachialen Kettensägengeräusche. Und auch die Musik hinterlässt von Anfang bis Ende einen rundum gelungenen Eindruck - obwohl sie aus drei
Gestatten: Juliet und ihr Freund Nick - bzw. das, was von ihm nach einem Zombieangriff übrig ist...
verschiedenen Richtungen kommt. Auf der einen Seite gibt es zahlreiche lizenzierte Songs , darunter natürlich auch "Lollipop" von den Chordettes. Die Komposition der Original-Musiken teilen sich Little Jimmy Urine (James Euringer, Sänger von Mindless Self Indulgence), der sich um die Boss-Melodien gekümmert hat (ganz klasse: Der Punk-Zombie, der einen mit Schreien in Form von übergroßen Buchstaben fertig machen möchte) sowie Akira Yamaoka. Sein unnachahmlicher Stil, mit dem er von Silent Hill oder Suikoden über Shadows of the Damned und Sine Mora zahlreiche Spiele veredelt hat, sorgt auch hier in den wenigen ruhigeren Momenten für viel Atmosphäre.
Eine deutsche Sprachspur sucht man übrigens vergebens. Doch in diesem Fall bin ich Warner Interactive dankbar dafür. Ich möchte gar nicht wissen, was irgendwelche überambitionierten Übersetzer aus "Zombies suck dick at driving" oder Juliets Lieblingsspruch "What the dick?" gemacht hätten.