Im Test:
Ihr mit euren drei lächerlichen Dimensionen…
Die Vergleiche mit Portal lassen sich einfach nicht vermeiden. Wie denn auch, ist doch nicht nur die Chefdesignerin dieselbe (hier im Interview), sondern auch der Grundgedanke sehr ähnlich. Hier wie da knobelt und hüpft man aus der Ego-Perspektive durch immer kniffligere Puzzle-Kammern. Nur während man da mit Portalen hantierte, jongliert man hier mit verschiedenen Dimensionen. Das Prinzip ist ganz einfach: Die Raumstruktur bleibt in jeder der vier Dimensionen identisch - es ändern sich lediglich die Umgebungsbedingungen sowie die allgemeine Darstellung. In der „Fluffy Dimension“ wird alles strahlend hell und kitschig, als hätte eine Horde Spitzen- und Daunen-Fanatiker die Weltherrschaft übernommen. Und gleichzeitig werden alle losen Objekte sehr leicht; Sofas, Safes oder massive Tische lassen sich hier problemlos aufnehmen und durch die Gegend schmeißen. Das genaue Gegenteil tritt ein, sobald man die Dimension der erhöhten Schwerkraft aktiviert: Auf einmal wird die Umgebung düster und stählern, alle Objekte wiegen weitaus mehr als zuvor - selbst ein Buch wird damit zum unbeweglichen Hindernis. Der Vorteil: Die molekulare Struktur der Objekte ist so dicht, dass nicht mal messerscharf
Am interessantesten fand ich die Zeitverlangsamer-Dimension. Was in ihr passiert, sollte relativ klar sein. Aber es ist nicht nur so, dass sich hier nach der Aktivierung alles mit der Geschwindigkeit eines durch Leim tauchenden Faultieres bewegt (selbst Laserstrahlen können bei der gemächlichen Entstehung beobachtet werden), man muss auch immer wieder durch die Luft geworfene (und da fast still stehende) Gegenstände als temporäre Treppen und Brücken benutzen - alles in einem von Sepia-Tönen, Unschärfen und Filmflimmern herrlich unruhigen Bild präsentiert. Speziell in dieser Dimension zeigt Quantum Conundrum, wie viel Kreativität in ihm steckt: Wenn man sich selbst Gegenstände von einer Ecke des Raumes in die andere zuwirft oder waghalsige Sprünge durch verschiedene Zeitzonen macht, dann ist die Freude zum Teil riesengroß! Wichtig in diesem Zusammenhang: Man selbst ist das einzige, was nicht von den
Das arme Kind!
Das Geheimnis der Puzzles ist, dass man oftmals alle verfügbaren Dimensionen kombinieren muss, um weiter zu kommen. Anfangs nicht, klar - zu Beginn hat man gerade mal die „Fluffy Dimension“ zur Verfügung, die Herausforderungen sind da noch ein Klacks. Später muss man nicht nur ein funktionierendes Hirn, sondern auch schnelle Klickfinger haben; die Herausforderungen erfordern dann teilweise millisekundenschnelle Reaktionen - das war auch schon in Portal nicht anders. Und genau wie da kann diese Hektik auch hier schnell zu Frustration führen. Im späteren Spielverlauf wird sogar ab und zu mal zugunsten von ausführlichen Sprungeinlagen ganz auf Puzzles verzichtet.
Die Herausforderung besteht nicht nur im geschickten Verquirlen der Dimensionen, auch die Umgebung selbst macht einem das Leben gern zur Hölle: Mächtige Ventilatoren pusten alle zu leichten Gegenstände sofort weg, Sprungplattformen müssen in schneller
Ich will eine Ike-Kuschelfigur!
Dieser verdrehte Oheim steht übrigens pausenlos mit einem in Kontakt: Irgendwie hat er es geschafft, aus seiner Falle eine Verbindung zu einem aufzubauen, außerdem
Willkommen im Haus, das Verrückte macht!
Wie auch Portal besteht Quantum Conundrum aus vielen einzelnen „Testkammern“, die in diesem Fall einfach teilweise sehr große Zimmer des nach und nach freigeschalteten Herrenhauses von Prof. Quadwrangle sind. Zwischen ihnen wird der Spielstand automatisch gesichert, außerdem gibt es innerhalb der Räume auch Checkpunkte (die aber nur für die aktuelle Spielsitzung aktiv sind) - freies Speichern ist nicht gestattet. Wer Interesse an Statistiken hat, kann für jeden einzelnen Raum nachsehen, wie gut er sich im Vergleich zu den Vorgaben der Entwickler geschlagen hat. Es gibt auch Online-Ranglisten, aber leider keinen Mehrspieler- oder Koop-Modus - das ganze
Die noch nicht mal einen besonders dicken PC ihr Eigen nennen müssen, denn die Hardwareanforderungen sind sehr gemütlich. Was kein Wunder ist, denn die Präsentation ist auch eher zweckmäßig als hübsch: Die Räume sind simpel gestaltet, aber mit vielen liebevollen Details gespickt - meine Highlights sind die coolen Veränderungen der Umgebung beim Dimensionswechsel, was auch und gerade die vielen Gemälde betrifft. Ansonsten besticht Quantum Conundrum in erster Linie durch seine exzellente Physikengine. Die Konsolen-Versionen unterscheiden sich von der PC-Fassung in erster Linie dadurch, dass sie auf jeden Fall mit Pad gesteuert werden - was völlig problemlos funktioniert. Inhaltlich und technisch sind die Fassungen identisch.
Fazit
Eigentlich ist es unfair. Aber Quantum Conundrum hat so viel mit Portal gemeinsam - von der vergleichbaren Thematik über die ähnliche Präsentation bis hin zur Lead Designerin - , dass ein Vergleich unvermeidlich ist. Und leider stinkt es in nahezu jedem Punkt gegenüber dem großen Bruder ab: Der Humor ist toll, John de Lancie ein wirklich großartiger Sprecher - aber GlaDOS und Wheatley sind einfach unerreichbar. Die immer wieder wunderbar verknoteten Puzzles sind nicht nur clever, sondern auch teilweise sehr fies - genau genommen so fies, dass man problemlos stundenlang an ihnen kauen kann. Das Schöne daran: Wenn man schließlich auf die Lösung kommt, ist sie meist so entwaffnend einfach, dass sich ein „Maaaaaaaaaaaaaaaaann!“-Stirnklatscher kaum vermeiden lässt. Aber oft genug ist die Lösung auch sehr offensichtlich. Wie bei Portal braucht’s auch hier nicht nur Hirnschmalz, sondern auch sehr gute Reaktionen, um die gelegentlichen Sprungeinlagen zu meistern. Zu denen gesellen sich aber auch fummeliges Türmchenbauen sowie unnötig hektische Reaktionsspielchen, die nicht zum entspannten Rest passen wollen. Und schlussendlich ist die Präsentation simpel, angenehm und übersichtlich - aber wirklich nicht schön. Das ergibt unterm Strich einen der derzeit besten 3D-Puzzler, den man für Geld bekommen kann. Die schiere Genialität der Portals wird nicht erreicht, aber Quantum Conundrum liegt nur knapp dahinter.
Pro
Kontra
Wertung
360
Technisch und inhaltlich entspricht die 360-Version der PC-Fassung - und ist damit ebenfalls höchst empfehlenswert!
PlayStation3
Technisch und inhaltlich entspricht auch die PS3-Version der PC-Fassung - und ist damit ebenfalls höchst empfehlenswert!
PC
Kreativ, verdreht, intelligent und verdammt motivierend: Quantum Conundrum ist ein ebenso cleverer wie unterhaltsamer 3D-Puzzler à la Portal.
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