Spinnen mögen kein Wasser
Beim Netzsprint hat man die Möglichkeit, rasend schnell durch die Stadt zu flitzen oder sich in aller Ruhe Zielpunkte auszusuchen.
Bleibt noch das Geschwinge. Und das ist, wie bereits erwähnt, das wie ein Diamantenobelisk in der Mittagssonne funkelnde Highlight des Spiels: Es sieht super aus, steuert sich toll und bietet ein herrlich-beflügeltes "JAHAAAAAAAAA!"-Gefühl. Wirklich großartig! Kurze Bemerkung an alle "Woran macht er eigentlich seine Spinnenfäden fest?"-Nörgler: Richtig frei schwingen kann man nur, wenn man von Häusern umringt ist. Im Park wird’s sehr ebenerdig, über Wasser geht’s gar nicht.
Neu ist der "Netzsprint": Das ist ein System, mit dem der Blaurotling noch schneller (und spektakulärer) durch die Straßen Manhattens reisen kann. Man visiert einfach einen der auf Wunsch deutlich markierten Netzsprint-Punkte an (von denen es massenhaft gibt) und schon hetzt Spidey los – an Wänden entlang, zwischen Autos hindurch, wilde Luftsprünge und dramatische Dreher machend, bis er schließlich, tiefenentspannt wie ein bekifftes Chamäleon, am Zielpunkt ankommt. Wer auf
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Innerhalb der Kämpfe hat man die Wahl, entweder mit den Spinnenfäusten voran zu gehen oder einen Feind nach dem anderen per Stealth-Angriff auszuschalten.
diesen fetzigen Automatismus keine Lust hat, kann die entsprechende Taste auch gedrückt halten, wodurch man die Welt durch die Spinnenaugen zu sehen bekommt – deutlich verlangsamt. Wodurch man alle Zeit der Welt hat, um sich in Ruhe nach einem Zielpunkt umzusehen, während die Umgebung mit der Hektik einer Kontinentalverschiebung an einem vorbei gleitet.
Schwingen für die Erstausgabe
Und wozu das Ganze? In erster Linie, um punktgenau bei Zielen anzukommen. Denn in Manhattan wartet jede Menge Arbeit: Man muss Passanten retten, die gerade überfallen werden. Aus der Irrenanstalt entflohene Patienten finden und zurück in die gut gummierten Wände bugsieren. Infizierte Zivilisten in eine Klinik schaffen. Oscorp-Labors nach wichtigen Upgrades durchforschen. Foto-Herausforderungen von Reporterin Whitney Chang meistern. Der Polizei helfen, Straßengefechte und Verfolgungsjagden schnell zu beenden.
Innerhalb von New York gibt es jede Menge Arbeit - leider spielen sich all diese Aufträge immer gleich.
Oder die von Altmeister Bruce Campbell moderierten "Xtreme Reporter"-Geschicklichkeitsprüfungen meistern. All das gibt in erster Linie Erfahrungspunkte, die über Levelaufstiege für zusätzliche Spinnen-Verbesserungen sorgen. Am interessantesten sind aber die vielen, vielen Comic-Seiten, die man überall findet. Sammelt man diese auf, werden in unregelmäßigen Abständen klassische Spider-Man-Comics freigeschaltet – u.a. die mittlerweile unbezahlbare Erstausgabe oder das Magazin mit dem frühesten Auftritt von Rhino. Die Comics sind exzellent eingescannt; scroll-, zoom- und dadurch sehr gut lesbar. Sehr unterhaltsam ist übrigens auch das "New York City Thoughts"-System: Eine Art spielinterner Twitter, über den man während der teilweise sehr langen Ladepausen die mit zunehmender Spieldauer immer verzweifelteren (und teilweise auch sehr albernen) Gedanken der Bewohner Manhattans verfolgen kann.
Ordentlich gemacht, Spider-Man. Noch nicht optimal, aber die Richtung stimmt.
So toll die Technik zum Teil auch ist, so doof sind manche Schlampigkeiten. Besonders die störrische Kameraführung ist ein Grund für ergraute Spinnenhaare: Hängt man an Wänden oder Decken, spielt die Steuerung verrückt, freies Umsehen ist nicht mehr ohne weiteres möglich. Sehr ärgerlich auch die deutsche Version: Das geht bei den Sprechern los, die mit dem Elan eines Backsteins zu Werke gehen, und endet bei Übersetzungspatzern wie "Kavaliersdelikte" für "petty crimes" – ich bin nicht sicher, ob ich das so nennen würde, wenn mir vier grimmige Schränke damit drohten, ebenso viele Messer in meinen Rippen zu deponieren. Dankbarerweise sind auf den deutschen Discs auch die englischen Versionen enthalten. Zwar bieten die leider nicht die Original-Sprecher aus dem Film, aber sehr gute Alternativen.