Ich sehe rot!
Video:
Und noch ein Spiel, das sich voll und ganz der Nobelmarke Ferrari widmet.
Gut 50 Modelle, angefangen von Klassikern wie dem Ferrari 125 S (1947) über den kultigen Ferrari Testarossa (1984) bis hin zu modernen Sportwagen wie dem Ferrari 458 Italia und Ferrari 150° Italia Monoposto - da geht nicht nur den Tifosi das Herz auf. Selbst die roten Formel-Boliden aus verschiedenen Jahrzehnten haben den Weg in den übersichtlichen, aber hochwertigen Fuhrwerk gefunden, der nicht nur klasse aussieht, sondern mit kernigem Motorenbrummen auch entsprechend klingt. Ja, die aufwändig modellierten Ferraris sind die Stars des Spiels und wurden sogar mit einer ansehnlichen Cockpitperspektive inklusive vollwertiger Innen- und Außenspiegel ausgestattet. Die Inszenierung der Fahrt fällt mit fehlendem Tunnelblick und dem Verzicht auf die Wackel-Helmkamera hier aber nicht mehr so intensiv aus wie beim artverwandten Need for Speed: Shift 2, das ebenfalls von Slightly Mad stammt und das gleiche technische Grundgerüst verwendet. Leider kann man die traumhaften Boliden nicht in einem Fotosmodus in Szene setzen und in Aufnahmen festhalten, doch lassen sich dafür wenigstens die Wiederholungen speichern.
Der Wandel der Zeit
Kleine Zeitreise gefällig?
So schön all die Modelle auch aussehen, vergeben die Entwickler die Chance, sich detaillierter mit der Evolution der Sportwagen zu beschäftigen. Bis auf das Baujahr und die Höchstgeschwindigkeit gibt es keine weiteren Informationen zu den Fahrzeugen, obwohl es zu jedem von ihnen sicher einige interessante Fakten und Geschichten zu erzählen gäbe. Schön dagegen, dass man nicht nur Zeuge der Weiterentwicklung von Ferrari wird, denn auch bei vielen der lizenzierten Rennstrecken wie Monza, Silverstone oder Spa wird neben der modernen Variante eine alte Streckenführung angeboten, die teilweise mehrere Jahrzehnte zurückreicht. So rase ich hier u.a. wieder über die lange Gerade vom Hockenheimring mit Vollgas durch den Wald oder statte der französischen Piste Rouen der 50er Jahre einen Besuch ab. Zwar stören hin und wieder Pop-ups und Flimmerkanten, doch können sich die Kulissen durchaus sehen lassen, obwohl man technisch mit Forza, Gran Turismo und selbst Shift 2 nicht mithalten kann. Zudem leidet vor allem die Xbox 360-Version unter teils heftigen Einbrüchen der Bildrate, wenn man in einem maximalen Starterfeld von 16 Fahrern unterwegs ist. Hinzu kommt, dass das Bild hier unabhängig von der gewählten Tageszeit (morgens, mittags, abends) meist zu dunkel wirkt - vor allem im direkten Vergleich mit dem PS3-Pendant. Auf der Sony-Konsole muss man zwar eine Zwangsinstallation in Kauf nehmen, bekommt aber im Gegenzug ein runderes Spielerlebnis als auf der 360, obwohl auf beiden Plattformen neben dem Controller auch Lenkräder (inkl. Kupplung!) unterstützt werden. Eine coole Idee ist zudem der Übergang von einem alten Schwarzweiß-Filter zum bunten Bild, wenn man in einem älteren Ferrari unterwegs ist. Ich hätte es sogar toll gefunden, optional komplette Rennen mit dem aktivierten „Alt-Filter“ zu bestreiten.
Wie im Go-Kart
Monaco steht ebenfalls im Rennkalender - wenn es erstmal freigeschaltet ist.
Wer bereits in Shift seine Runden gedreht hat, dürfte hinter dem Steuer der Ferraris ein Déjà-vu erleben: Zwar ist die Fahrphysik durchaus anspruchsvoll und jeder der Ferraris fühlt sich einzigartig an, doch neigen die Boliden erneut zu einem starken Übersteuern. Man rutscht hier also mehr durch die Kurven und fühlt sich bei den ständigen Drift-Einlagen mehr an ein Go-Kart erinnert als einen Renner aus Maranello. Im Zusammenspiel mit der nervösen Lenkung ist es daher nicht gerade einfach, den Wagen auf der Strecke zu halten - besonders dann, wenn man sich mit der Profi-Fahrphysik auf die Piste begibt, bei der sämtliche Hilfen deaktiviert sind. Leider lässt sich Unterstützung wie ABS und Traktionskontrolle nicht gezielt anpassen - stattdessen werden lediglich drei Stufen des Fahrmodells geboten, die man nicht weiter anpassen darf. Einzig beim Getriebe darf man sich zwischen manueller und automatischer Schaltung entscheiden.