Pid07.11.2012, Jens Bischoff
Pid

Im Test:

Jump'n'Run-Fans mit einem Faible für ungewöhnliche Szenarien und Spielelemente, haben das von Might and Delight entwickelte Pid vermutlich schon länger auf dem Radar. Mittlerweile ist das von Anti-Schwerkraft-Säulen getragene Plattform-Abenteuer vom Stapel gelaufen. Wie hoch dabei der Spielspaß schwebt, verrät der Test.

Busse im Weltraum

An dieser Haltestelle hat angeblich schon seit Ewigkeiten kein Bus mehr gehalten - manche halten trotzdem die Stellung.
An dieser Haltestelle hat angeblich schon seit Ewigkeiten kein Bus mehr gehalten...
In der Welt von Pid fliegt man mit alten Schulbussen durchs All. In einem davon sitzt Kurt, der dummerweise einschläft, seine Haltestelle verpasst und auf irgendeinem fernen Planeten rausgeschmissen wird. Zwar gibt es auch dort eine Bushaltestelle, doch manche warten hier schon ihr ganzes Leben darauf, dass endlich mal ein Bus hält. Daher entschließt sich Kurt einen anderen Weg nach Hause zu finden. Doch der gestaltet sich nicht minder bizarr.

Kurt trifft auf skurrile Gestalten, die ihm warnend den Weg weisen. Gesprochen wird auch - allerdings nur Kauderwelsch mit deutschen Untertiteln. Die grafische Inszenierung ist verträumt schlicht, die musikalische Untermalung bedrohlich dezent. Überall müssen Fallen und Hindernisse bewältigt, mechanische Widersacher gemieden oder außer Gefecht gesetzt werden. Irgendwer scheint jedenfalls partout etwas dagegen zu haben, dass Kurt den Planeten wieder verlässt.

Es werde Licht

Doch glücklicherweise hat er ein mächtiges Hilfsmittel zur Hand: Zwei mobile Lichtquellen, die fast überall haften bleiben, wo man sie hin wirft. Die daraus emporschießenden Lichtstrahlen reichen zwar nur wenige Meter und erlöschen bereits nach wenigen Sekunden wieder, dafür kann sich aber alles in ihrem Schein der Schwerkraft widersetzen. Am Boden platzierte Strahler lassen Kurt und andere Objekte in die Höhe schweben, während einen an Wänden angebrachte Strahler sanft über klaffende Abgründe gleiten lassen.

Mit der Zeit werden Wege, Hindernisse und Fallen immer vertrackter, die patroullierenden Gegner immer aggressiver und zahlreicher. Neben bodenlosen Gruben, brüchigen Plattformen und spitzen Dornen bekommt man es auch mit Überwachungskameras, Selbstschussanlagen und Zielsuchraketen zu tun, muss Druckplatten beschweren, Schlüssel transportieren und Zeitschalter aktivieren. Hinzu kommt, dass Kurts Strahlenwerfer an bestimmten Oberflächen nicht kleben bleiben und einige Widersacher immun gegen deren Levitationskräfte sind.

Als Ausgleich bekommt man aber immer weitere Hilfsmittel: Mit Schutzwesten, Bomben, Zeitzündern, paralysierenden Spieluhren, Nebelwerfern und Raketenstiefeln lassen sich selbst die aussichtslosesten Situationen meistern. Und wer unterwegs unermüdlich nach Geheimverstecken Ausschau hält und fleißig Sterne sammelt, kann an entsprechenden Automaten jederzeit Nachschub ordern.

Nervliche Belastungsprobe

Ein Spaziergang ist die Flucht des kleinen Lichtmeisters trotzdem nicht. Bis ans Ziel stirbt man unzählige Trial & Error-Tode. Der Frust darüber hält sich dank üppig gesäter Rücksetzpunkte und unbegrenzter Neuversuche zwar in Grenzen, aber manche Passagen und Bosskämpfe erfordern schon ungemein starke Nerven. Laut Online-Ranglisten haben überhaupt erst ein Dutzend Spieler das Finale zu Gesicht bekommen. Auf schwer sogar nur ein einziger...

Allerdings ist der zweite, dem Leveldesign zahlreiche weitere Fallen hinzufügende Schwierigkeitsgrad erst nach einmaligem Durchspielen des zirka zehnstündigen Abenteuers verfügbar und somit echten Profis vorbehalten. Dabei hätte dem Titel in meinen Augen eher ein leichterer als ein noch schwierigerer Modus gefehlt. Optimal wären natürlich beide Varianten gewesen.

Seelische Unterstützung

Spätestens bei diesem Bosskampf trennt sich auch zu zweit die Spreu vom Weizen.
Spätestens bei diesem schießwütigen Bossgegner trennt sich auch zu zweit die Spreu vom Weizen.
Immerhin kann man sich Verstärkung von einem zweiten Spieler holen. Allerdings nur direkt vor Ort und mit separatem Spielstand. Zusammenschlüsse mit Online-Freunden sowie dynamische Ein- und Ausstiege sind leider nicht möglich. Darüber hinaus führt der eigentlich überzeugend beginnende und zusammenschweißende Koop-Modus, bei dem jeder Spieler nur einen Lichtstrahl erzeugen kann, leider auch zu Dialog-Unstimmigkeiten bei der Story und Übersichtproblemen. Letztere können besonders bei Bosskämpfen für den nicht im Fokus stehenden Spieler verheerende Folgen haben.

Auch andere Herausforderungen sind im Team nicht unbedingt einfacher und erfordern teils perfekte Koordination oder den Freitod eines Spielers, damit der andere vorübergehend beide Strahlenwerfer dirigieren kann. Die Handhabung via Joypad klappt dabei wunderbar, wobei PC-Spieler alternativ auch mit ebenso brauchbarer Tastatursteuerung ins Rennen gehen dürfen. Konsolenbesitzer können stattdessen Spielerbilder freischalten. Weitere Systemunterschiede gibt es keine.

Fazit

Pid beschwört ein verträumt bizarres Szenario voll skurriler Typen und Situationen. Der Stil ist einfach, aber eigenständig, die Inszenierung schlicht, aber geheimnisvoll. Spielerisch wird klassisches Jump'n'Run in 2D geboten, dessen Besonderheit die Integration zweier frei platzierbarer Lichtsäulen mit Anti-Schwerkraftwirkung darstellt. Damit trotzt man allerlei Gefahren und Hindernissen bis hin zu riesigen Bossgegnern. Darüber hinaus wird auch mit Bomben, Raketenstiefeln und anderen Gerätschaften hantiert sowie nach Sammelobjekten und Geheimverstecken Ausschau gehalten. Wer will, kann sich sogar zu zweit ins Abenteuer stürzen. Das Bewältigen besonders haariger Passagen, die einen immer wieder unzählige Tode sterben lassen, fällt dadurch aber auch nicht leichter. Definitiv nichts für schwache Nerven. Wer die Herausforderung sucht, wird jedoch gut bedient.

Pro

bizarre Atmosphäre
originelle Spielmechanik
unterhaltsamer Koop-Modus

Kontra

mitunter hohes Frustpotential
Übersichtsprobleme im Team
separater Koop-Spielstand

Wertung

360

Forderndes 2D-Jump'n'Run mit origineller Schwerkraftmanipulation.

PC

Forderndes 2D-Jump'n'Run mit origineller Schwerkraftmanipulation.

PlayStation3

Forderndes 2D-Jump'n'Run mit origineller Schwerkraftmanipulation.

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