Verbesserte KI
Ein Problem, dessen sich das AC3-Team ebenfalls annehmen wollte, ist die KI der Wachen. Vor allem wenn es um Entdeckung oder Verfolgung der Assassinen ging, machten die Vorgänger nur selten eine gute Figur. Das ist hier glücklicherweise anders. Abhängig von Connors "Berüchtigt-Status" nehmen die Soldaten teils schon bei Sichtkontakt ab etwa 30 Metern die Fährte auf, so dass man schnell untertauchen muss. Mitunter kommt es zwar auch vor, dass man sich nichts zuschulden kommen ließ und die Gegner trotzdem in den Jagdmodus schalten, doch mit diesen kleinen Zufallsverdächtigungen habe ich kein
Auch wenn die KI sich immer noch Aussetzer erlaubt: Hinsichtlich Aufspüren und Verfolgen zeigt sie sich deutlich verbessert.
Problem. Denn auch wenn die Wachen einen getöteten Kameraden entdecken, gehen sie beharrlicher auf Suche und machen es mir schwerer, zur Ruhe zu kommen. In diesen, häufig auch von der Story forcierten Momenten zeigt Assassin's Creed 3, dass man es bei Ubi Montreal doch versteht, Spannung aufzubauen, den Spieler vor Herausforderungen zu stellen. Im Gegenzug kann man allerdings auch weiterhin "klassisches" Fehlverhalten beobachten, so z.B. wenn man sich in einem Heuwagen versteckt und auch die dritte Wache durch einen Pfiff heranlocken sowie anschließend aus dem Weg räumen kann. Oder wenn mich die Wache sucht, ich mich in einem Gebüsch verstecke und sie quasi durch mich durchläuft, ohne mich zu bemerken. Aus mechanischer Hinsicht kann ich diesen Faux pas verstehen, für die Atmosphäre und die Glaubwürdigkeit der Wachen ist dies jedoch nachteilig.
Doch es ist nicht nur das wenn schon nicht mechanisch, aber dann doch immerhin dank der KI verbesserte Schleichen und Verstecken, das mich bei der Stange hält, obwohl die Kämpfe mittlerweile nur noch ein müdes Gähnen hervorrufen. Es ist die stimmungsvolle Welt, die zusammen mit der Erzählung und der gelungenen Einbindung von Haupt- sowie Nebencharakteren ein ums andere Mal dafür sorgt, dass ich weitermache und mich auch auf die zahlreichen Sammelaktionen einlasse, die dieses Mal als optionale Seitenmissionen warten. Zwar bedaure ich es, dass die Erfüllung bis auf wenige Ausnahmen nur statistischen Wert besitzt und sowohl für die Figur als auch für das Spielerlebnis unwichtigen Ballast wie z.B. neue "Handwerks-Rezepturen" freischaltet. Doch ich genieße die seltenen Momente wie z.B. das Gespräch, das Connors Vater mit Benjamin Franklin führt, nachdem man einige Almanach-Seiten für ihn gesammelt hat und er einem die Vorzüge eines Liebesverhältnisses zu einer älteren Frau erklärt.
Viel drumherum - zu wenig drin
Man kann die für die Story aufgewendete Spielzeit von ca. 15 bis 20 Stunden getrost verdoppeln, wenn man alle Nebenaufgaben erledigen möchte. Doch nur eingefleischte Jäger und Sammler werden sich vermutlich bemühen, alle Aufgaben abzuhaken. Dabei gibt es in der Theorie viel Interessantes zu tun: Man kann z.B. Aufgaben für Siedler erledigen, die schließlich auf dem Assassinen-Landsitz sesshaft werden und fortan Rohstoffe produzieren, die man ihnen abkaufen kann. Andere Siedler können diese Stoffe
Die Wildnis ist schön anzuschauen und bietet auch viel zum Entdecken, verliert aber mangels Spannung und verschenktem Potenzial an Reiz.
weiterverarbeiten, man kann sie verkaufen. Doch der Handel ist oberflächlich, das Handwerk ebenso und ich habe letztlich nur für Trophäen bzw. Erfolge die Siedler versammelt – und das sollte eigentlich nicht der Anspruch von Assassin’s Creed sein. Wenn ich schon die Möglichkeit habe, Convoys in die verschiedenen Areale zu schicken, um Handel zu treiben, wieso darf ich sie nicht aktiv beschützen und muss z.B. Einbußen beim Profit hinnehmen, wenn ich es nicht schaffe?
Die Aufgaben, die man abseits der langweiligen „Töte fünf Wölfe“ für die Jagdgesellschaft erledigt, sind zumindest erzählerisch (aha, wieder einmal) interessant: Hier geht man amerikanischen Mythen wie dem Sasquatch (aka Bigfoot) auf den Grund oder findet heraus, was es mit dem Gerücht eines Riesenkraken auf sich hat. Das ist zugegeben zwar für die amerikanische Revolution im Allgemeinen oder Connor im Speziellen vollkommen irrelevant, aber spielerisch durchaus interessant.