Rush: Ein Disney Pixar Abenteuer27.03.2012, Mathias Oertel
Rush: Ein Disney Pixar Abenteuer

Im Test:

Okay: Ältere Spieler haben immer noch kaum Auswahl, wenn es um Kinect-Titel geht, doch was Familien und die Nachwuchs-Zocker betrifft, legt sich Microsoft ins Zeug. Mit Kinect Rush - A Disney/Pixar Adventure möchte man die Fans der Animationsfilme vor den Bewegungssensor locken. Können die Spiele rund um Oben, Cars oder Die Unglaublichen ähnlich unterhalten wie der Kinect-Ausflug ins Disneyland?

Klein, aber fein

Willkommen im Pixar-Park. Hier gibt es zwar nicht so viel zu tun wie in Kinect Disneyland, jüngere Spieler werden dennoch Spaß haben.
Willkommen im Pixar-Park. Hier gibt es zwar nicht so viel zu tun wie in Kinect Disneyland, jüngere Spieler werden dennoch Spaß haben.
Kinect Rush setzt auf ein ähnliches Prinzip wie die Disneyland Adventures: Einen Themenpark, den man frei begehen kann und bei dem man in von Filmen inspirierten Episoden eintaucht. Fünf Bereiche stehen zur Verfügung: Toy Story, Cars, Ratatouille, Oben und Die Unglaublichen. Findet Nemo, Wall-E, Das große Krabbeln (A Bug's Life) und Die Monster AG sucht man vergebens. Schade, denn auch diese Filme hätten Beachtung verdient und zweifellos in das Konzept gepasst. Doch damit wird gleichzeitig ein anderes Problem verdeutlicht: Mit fünf Gebieten, in denen jeweils drei Episoden warten, ist der Umfang im Vergleich zum Disneyland-Ausflug mit seinen dutzenden Missionen, Episoden und Mini-Spielen sehr gering ausgefallen.

Auch im Park an sich gibt es nichts außer der Reihe zu entdecken. Keine versteckten Missionen, keine Interaktion mit Figuren, keine Charaktere, die evtl. Zugriff auf die "fehlenden" Filme gewähren - nichts!

Doch nur, weil man im Pixar-Park weniger erleben kann als im Disneyland bedeutet dies nicht, dass sich der Ausflug nicht lohnt. Denn auch hier kommt nicht nur für die vermutlich angepeilte Altersgruppe zwischen sechs und zehn Jahren schnell Spaß auf.

Fast wie im Film

Ein Grund dafür ist die visuelle Gestaltung. Der Park als zentrale Navigation zwischen den Filmwelten gefällt allerdings nicht so gut: Er ist nur wenig gefüllt und da man hier nur unterwegs ist, um zu den spielbaren Abschnitten zu gelangen, haben die Designer offensichtlich nicht so viel Sorgfalt walten lassen wie innerhalb der Missionen.

Die fünf Welten wurden mit viel Liebe zum Detail zum Leben erweckt.
Die fünf Welten wurden mit viel Liebe zum Detail zum Leben erweckt.
Egal ob man sich mit Woody in der Toy Story-Welt herumtreibt, bei Cars als Gehilfe von Lightning McQueen die Reifen qualmen lässt oder Remy in Paris dabei hilft, Skinner davon abzuhalten das Restaurant zu zerstören: Die Kulisse wird den Filmen gerecht - und sieht dabei überraschend gut aus. Die Cars-Abschnitte z.B. können den THQ-Pendents locker Paroli bieten. Und auch die anderen Welten sind aufwändig genug gestaltet, um mindestens auf Par mit den üblichen Action-Adventures mit Filmlizenz zu stehen - auch wenn die nicht justierbare Kamera vor allem in den ersten Ratatouille- und Die Unglaublichen-Abschnitten gelegentlich eine unglückliche Position einnimmt, so dass man die Orientierung verlieren kann.

Akkurate Frustminimierung

Auch die gelungene Bewegungserkennung hat ihren Anteil daran, dass sich (nicht nur) die Kids gerne mit den Pixar-Welten beschäftigen. Die Cars-Steuerung z.B., die sich an Kinect Joyride orientiert, funktioniert besser als beim Starttitel für den Sensor und setzt die Lenkbewegungen genauer um. Das Problem hierbei: Die Rennen sind mitunter recht lang, so dass die nach vorne ausgestreckten Arme irgendwann schwer in der Luft zu halten sind. Auch die Zuhilfenahme eines physischen Lenkradersatzes (nur um sich irgendwo festhalten zu können) hat nur unwesentlich geholfen.

Bei den anderen Filmen, die zumeist als klassisches 3D-Jump&Run aufgebaut sind, aber mit Abweichungen wie Schwimmen oder Kajakpaddeln die Standardsteuerung aufzubrechen versuchen, haben ein ganz anderes Problem: Während hier die Erkennung ebenso akkurat arbeitet wie bei den Autorennen, gibt es innerhalb der einzelnen Filme zu

Kinect Rush scannt den Spieler, um eine Spielfigur zu erstellen.
Kinect Rush scannt den Spieler, um eine Spielfigur zu erstellen.
wenig Abweichungen - alle lassen sich mit seltenen Ausnahmen auf die gleichen Mechanismen zurückfallen, so dass es abseits der Kulisse kaum einen Unterschied macht, ob man mit den Unglaublichen auf Roboterjagd geht oder in der Oben-Welt Mr. Fredricksens Haus jagt.

Hier möchte ich noch einmal die fehlenden Pixar-Filme einwerfen: Mit den Unterwasser- bzw. Weltraumarealen von Nemo oder Wall-E hätte man die Chance gehabt, die Mechanik um neue Elemente zu erweitern und damit aufzuwerten.

Das bin ich!

Dennoch: Die geforderten Bewegungen sind sehr intuitiv (man geht z.B. über "natürliches" Schwingen der Arme) und werden in den entscheidenden Momenten auch deutlich besser interpretiert als in Kinect Disneyland. Das mindert vor allem bei jüngeren Spielern den Frust, den man auch dadurch niedrig halten kann, indem man als Elternteil problemlos jederzeit ein- oder aussteigen kann, um bei einer Episode oder dem Gang durch den Park zu helfen.

Ein besonderer Reiz, sich in den Filmpark zu begeben, ergibt sich durch das virtuelle Ego, mit dem man durch die Kulissen stapfen kann: Kinect fordert Neuspieler zu einem Body- sowie Gesichtsscan auf. Basierend auf den Daten (wobei beim Bodyscan vermutlich nur Farbe und Art der Kleidung erfasst werden) baut Rush eine (Kinder-)Figur im Stile der Pixar-Filme, der eine gewisse Ähnlichkeit zum Original tatsächlich nicht abzusprechen ist.

Als Cars-Darsteller sähe man so (oder so ähnlich) aus...
Als Cars-Darsteller sieht man so (oder so ähnlich) aus...
Die Farbe und Art der Kleidung spielt jedoch bei der zweiten Stufe der Figurenintegration eine große Rolle. Denn man bekommt für jede der Filmwelten ein spezielles Alter Ego, eingefärbt nach den jeweiligen "Live-Klamotten", die man bei Bedarf (z.B. bei Wiederaufnahme eines Spielstands) auf den neuesten Stand bringen kann: In Cars ist man als schnittiger Sportwagen mit fettem Spoiler unterwegs, in Oben als Pfadfinder-Kollege von Russell, in Toy Story als Spielzeug-Roboter usw.

Diese Verfremdung kommt bei jüngeren Spielern, die schon immer davon geträumt haben, Remy als Ratte zu begegnen oder ein Superheld wie Die Unglaublichen zu sein, richtig gut an und ist ein Grund dafür, dass sie gerne in die Spielwelt abtauchen.

Doch es gibt auch inhaltliche Argumente, bereits bewältigte Abschnitte nochmals zu besuchen: Denn die Gold-Medaille auf Anhieb einzuheimsen, dürfte nur den wenigsten gelingen, von Platin ganz zu schweigen. Erst mit wiederholtem Anlauf kriegt man genug Punkte zusammen, um sich für die Edelmetalle zu qualifizieren und vor allem, um Boni wie neue Charaktere freizuschalten. Mit diesen wiederum kann man Abkürzungen oder neue Routen öffnen, die einen neuen Highscore erst ermöglichen. Dadurch wird der insgesamt knappe Umfang etwas relativiert.

Fazit

Der Ausflug in den Pixarfilm-Themenpark ist zwar unter dem Strich mit gerade mal drei Abschnitten pro Bereich umfangsarm ausgefallen, aber sehr sympathisch. Die ansehnliche Kulisse passt wunderbar zum jeweiligen Film, die Bewegungserkennung ist akkurat und intuitiv. Auch das Feature, mit einem eingescannten und ansehnlich verfremdeten Kinder-Charakter durch den Park zu laufen und darüber hinaus mit filmspezifischen Variationen der Figur die Abenteuer zu erleben, ist gelungen. Allerdings hätte man mehr Interaktionsmöglichkeiten im Park an sich einbauen können, anstatt ihn nur zu einer Durchgangsstation zum nächsten Filmabschnitt zu degradieren. Dass die Bewegungsoptionen abseits der Cars-Rennen in den übrigen vier Welten zudem sehr ähnlich sind, verwässert das Spielerlebnis etwas und sorgt für eine Beliebigkeit. Dieser hätte evtl. über das Hinzufügen von Findet Nemo oder Wall-E als Welten mit eigenen Anforderungen entgegengewirkt werden können. Dennoch: Junge Spieler und Junggebliebene werden mit den Ratten, Superhelden, Autos, Pfadfindern und Spielzeugen aus dem Hause Pixar ungezwungenen Spaß erleben.

Wertung

360

Ansehnlicher und mit guter Bewegungserkennung ausgestatter Ausflug in fünf Pixar-Welten. Der Umfang hätte allerdings üppiger ausfallen können.

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