Aufs Maul! Leberhaken! Und gleich noch einen!Die Bosskämpfe laufen immergleich an: Über die Analogsticks verdrischt man die überdeutlich markierten Schwachstellen der Übelwutze.
Abseits des „Ich bin generisch! Sieh, wie uninspiriert ich bin!“ schreienden Shooter-Designs gibt es tatsächlich einige interessante Ideen. Oder zumindest interessant wirkende wie den Nahkampf: Immer wieder gerät man an einen Gegner (alle Bosse, aber auch einige Otto-Normal-Schurken), der die Waffen ruhen und die Fäuste sprechen lassen will. Resultat: Über die Analogsticks kann man den Feind verdreschen, immer dahin schlagend, wo er gerade nicht deckt - wer nicht sieht, wo das sein kann, wird mit überdeutlichen Eingabeaufforderungen darauf hingewiesen. Wie gesagt, die Idee ist nett. Die Ausführung allerdings derart einschläfernd träge, dass es keinen rationalen Grund dafür gibt, jemals auch nur ein Mal daneben zu hauen.
Interessanter ist da schon das Smartphone. Klar, heute läuft kaum noch einer ohne die Mischung aus Telefon, Handheld, Kamera, Musikplayer und Saftpresse durch die Gegend. Aber Herr Bonds Xperia-Phone (die Werbung könnte kaum weniger subtil sein) legt dann doch noch mal eine Kohle drauf - denn mit ihm kann man Computer hacken und nach Fingerabdrücken oder Nervengas scannen.
Die Autos steuern sich grässlich. Gut, dass es nur wenige motorisierte Ausflüge gibt.
Wobei gerade das „Hacken“ ebenfalls eher der Kategorie „nett gemeint“ entspringt - denn hier warten lediglich zwei simple Synchronisierungsspielchen.
Wirklich interessant ist eigentlich nur das Erfahrungspunkte-System: Jeder Kill, ob mit Waffe oder Bonds energischem Karate-Finger, arbeitet auf zusätzliche Erfahrungspunkte hin, genau wie das Erledigen von Nebenmissionen sowie Dinge wie eine gute Trefferquote - die Gesamtliste ist jederzeit einsehbar. Die errungenen Punkte darf man nun in Waffen-, Ausrüstungs- oder Bond-Verbesserungen investieren - und auf einmal haben die Knarren Rotpunktvisiere oder dickere Magazine, James heilt sich schneller oder verträgt mehr Treffer. Beim besten Willen keine neue Idee, aber eine nach wie vor motivierende.
Die Rückkehr des Bond-Zombies
Neben der Kampagne darf man sich die Zeit mit dem Meistern der „Herausforderungen“ vertreiben: Zehn an der Zahl, die nach und nach freigeschaltet werden. Und jedem Spieler von
Goldeneye 007: Reloaded bekannt vorkommen dürften, denn das gleiche Konzept hieß dort einfach „MI6 Ops“. Darüber hinaus gibt es natürlich noch den Online-Modus: Vier Spieler dürfen lokal im Splitscreen loslegen, dreimal so viele online gegeneinander das Goldauge schwingen.
Ratatatatatatatatatatatata...
Die wenigen Matches, die bislang online möglich waren, sprachen eine belanglose, immer wieder von Lags durchsetzte Sprache - aber der Splitscreen-Modus ist erstaunlich unterhaltsam.
Spätestens bei der Kulisse ist allerdings Schluss mit lustig: Mann, ist 007 Legends hässlich! Grobe, detailarme Levels, die immer wieder unvermittelt von Ruckel-Attacken überfallen werden, angereichert mit fiesem Tearing und in alle Richtungen flimmernden Kanten. Gefüllt mit abwechslungsarmen, emotionslosen Figuren, deren Gesichter aussehen, als hätte Oddjob ein paar Stunden lang draufgesessen. Das Beste an der Grafik ist noch das putzige Ragdoll-System, das gelegentlich für unterhaltsame Todesposen sorgt. Oh, und das Hauptmenü ist gut gelungen - von geschmeidiger Musik begleitet wird sanft über klassische Bond-Bösewichter herum geschwenkt. Apropos Musik: Der Soundtrack kann wirklich was, im Gegensatz zur betonungsfreien deutschen Sprachausgabe.