Skulls of the Shogun05.02.2013, Jens Bischoff
Skulls of the Shogun

Im Test:

Fans klassischer Rundentaktik aufgepasst: Mit dem von 17-Bit erschaffenen und von Microsoft vertriebenen Skulls of the Shogun gibt es endlich wieder strategischen Nachschub in der Xbox Live Arcade. Klar, dass wir uns die Chance nicht nehmen ließen, die fernöstlichen Krieger auf ihrem skurrilen Feldzug durchs Jenseits zu begleiten. Was wir dort erlebt haben, verrät der Test.

Aufruhr im Jenseits

Skulls of the Shogun erzählt die Geschichte des ermordeten Generals Akamoto, der keine Lust hat, jahrelang im Jenseits Schlange zu stehen, um ins Paradies zu gelangen. Sein skrupelloses Vordrängeln sorgt zwar für Aufruhr, ruft aber auch den einen oder anderen ebenso ungeduldigen Sympathisanten auf den Plan. Sogar sein durch ein Missgeschick selbst zu Tode gekommener Mörder taucht plötzlich auf und es beginnt eine von Rachedurst getriebene Jagd quer durch die jenseitigen Jahreszeiten.

Ganze zwanzig, oft mehrstufige Schlachten müssen Akamoto und sein untotes Gefolge unter blühenden Kirschbäumen, in dichten Wäldern, staubigen Schluchten und auf eisigen Gebirgspässen schlagen, bevor der letzte Sieg errungen ist. Gut zwölf Stunden hat mich dieser herrlich alberne und charmant inszenierte Feldzug beim ersten Mal beschäftigt. Doch dank Online-Ranglisten sowie zahlreicher herausfordernder Bonusziele, für die man mit goldenen Schädeln entlohnt wird, ist man auch als Wiederholungstäter noch lange Zeit motiviert, einzelne Schlachten immer wieder in Angriff zu nehmen.

Jeder mit jedem

Das Mehrspielerangebot lässt kaum Wünsche offen.
Das Mehrspielerangebot lässt kaum Wünsche offen.
Der kaum eine Möglichkeit auslassende Mehrspielermodus setzt dem Ganzen jedoch die Krone auf: Bis zu vier Feldherren können sich hier auf knapp zwanzig Schlachtfeldern unterschiedlicher Größenordnungen in klassischen Deathmatch- und Team Deathmatch-Partien bekriegen. Und das sowohl lokal vor der Konsole als auch online über Xbox Live, via nur mehr selten angebotenem System-Link oder einer Mischung daraus. Zudem kann man zwischen schnelle Spielchen zwischendurch, gewerteten Ranglisten-Wettkämpfen oder abgeschotteten Privat-Duellen wählen sowie freie Plätze mit KI-Kriegern besetzen.

Darüber hinaus gibt es sogar erstmals die Möglichkeit asynchronen Cross-Plattform-Spielens zwischen Xbox 360-, Windows 8-, Microsoft Phone- sowie Surface-Usern, bei dem wie in einstigen Pen&Paper-Zeiten Runde um Runde gezogen und auf Antwort gewartet wird. Auch Spielstände können via Cloud-Speicherung systemübergreifend genutzt werden. Nicht nur für Nostalgiker ein bezauberndes und elegant Barrieren überwindendes Extra!

Überraschende Vielfalt

Trotz einfacher Grundstruktur sind die Aktionsmöglichkeiten sehr vielseitig.
Trotz einfacher Grundstruktur sind die Aktionsmöglichkeiten sehr vielseitig.
Auch spielerisch geben sich die Rundenschlachten trotz simpler Grundmechanik überraschend vielseitig. Gezogen wird nicht auf traditionellen Quadrat- oder Hexfeldrastern, sondern in dynamischen Radien. Berittene Einheiten haben die größte Reichweite, schwer gepanzerte Fußsoldaten die geringste. Distanzschützen haben wiederum die höchste Angriffskraft, sind gegen Nahkampfattacken jedoch völlig wehrlos. Ansonsten muss man bei jedem direkten Angriff einen möglichen Konterschlag miteinplanen. Neben Reitern, Infanteristen und Bogenschützen gibt es auch spirituelle Krieger, deren Hilfe man sich durch das Besetzen entsprechender Schreine aneignen kann.

Der Fuchsmönch verfügt in erster Linie über heilende und schützende Kräfte, der Salamandermönch über Angriffszauber und der Krähenmönch kann mit seinem Flügelschlag nicht nur unachtsame Gegner in tödliche Abgründe, sondern auch Verbündete aus der Gefahrenzone oder Beutestücke in bessere Reichweite wehen. Doch auch die anderen Einheiten können einzelne Gegner mit Angriffen zurückwerfen und ihnen durch dorniges Gestrüpp zusätzlichen Schaden oder durch tiefe Stürze den sofortigen Tod zufügen.

Taktische Facetten

Mit den richtigen Truppen oder Zaubern kann man Gegner auch von Brücken schubsen.
Mit den richtigen Truppen oder Zaubern kann man Gegner auch von Brücken schubsen.
Nur wer in direktem Kontakt mit einem Verbündeten steht, ist vor solch überraschenden Positionswechseln gefeit. Zudem können sich Schützen hinter anderen Truppen vor Fernkontern verschanzen oder das jeweilige Terrain zum eigenen Vorteil nutzen. Versperrt ein Fels die Schusslinie, ist man vor Distanzangriffe zunächst gefeit, versteckt man sich im Bambusdickicht ist zumindest die Treffwahrscheinlichkeit reduziert. Doch auch Nahkämpfer können Reichweiten- und Rückwurfunterschiede sowie die Umgebung ausnutzen, um Kontern zu entgehen. Vor allem auf Eis kann man Feinde leicht ohne Gegenwehr herumschubsen.

Manchmal muss man sich aber auch in Acht vor Lawinen nehmen, alles und jeden attackierende Onis berücksichtigen sowie Blitze schleudernden Wehranlagen aus dem Weg gehen oder sie stürmen, um sie gegen anrückende Feinde einzusetzen. Zudem können Reisfelder erobert und deren Erträge in neue Truppen oder besonders starke Zauber investiert werden. Durch das Aufspüren von Tränken kann man Verletzungen heilen oder die Angriffskraft stärken und durch den Verzehr feindlicher Schädel erhält man zusätzliche Lebensgeister bzw. Zauber und verwandelt sich mit der Zeit in einen mächtigen Dämon, der dauerhaft zwei Aktionen pro Zug ausführen kann.

Friss oder stirb!

Durch den Verzehr von Schädeln verwandeln sich Krieger und Generäle in mächtige Dämonen.
Durch den Verzehr von Schädeln verwandeln sich Krieger und Generäle in mächtige Dämonen.
Vor allem die vorausschauende Schädeljagd verleiht dem Titel eine eigenständige und sehr taktische Note. Verwandelt sich der eigene General in einen Dämon, darf dieser sogar drei Aktionen pro Zug ausführen. Allerdings lässt man den Anführer meist gern erst in Ruhe meditieren, damit sich seine Lebensenergie automatisch erhöht und er nicht so leicht vom Gegner ausgeschaltet werden kann. Denn stirbt der General, segnen auch all seine Gefolgsleute das Zeitliche und die Partie ist entschieden.

Damit die Schlachten möglichst flott und ausgeglichen ablaufen, kann jede Kriegspartei pro Runde nur fünf Befehle geben. In Mehrspielerpartien kann man zusätzliche auch Zeitlimits für die Befehlsvergabe festlegen. Was anfangs nach einer unnötigen Simplifizierung klingt, sorgt letztendlich aber eher für noch mehr taktische Überlegung, da selbst Gegner in Unterzahl nicht einfach chancenlos überrannt werden können. Durch cleveres Stellungsspiel kann man seinem Gegner sogar den Truppennachschub abschneiden, die Reisernten streitig machen oder Mönchskrieger kampflos ausschalten.

Kleine Schönheitsfehler

Navigation und Truppenauswahl können mitunter tückisch sein.
Navigation und Truppenauswahl können mitunter tückisch sein.
Einzig die Möglichkeit, ausgeführte Aktionen vor Ende der eigenen Zugphase nochmals rückgängig machen zu können, dürfte so mancher Hobbygeneral vermissen. Andererseits würden sich dadurch ohne entsprechende Gegenmaßnahmen auch gescheiterte Angriffe so lange wiederholen lassen, bis sie ihr Ziel nicht mehr verfehlen. Die nicht immer zufrieden stellende Übersichtlichkeit ist hingegen durchaus ein Kritikpunkt. Da können sich trotz Zoom-Funktion schon mal Figuren ungünstig überlappen oder wichtige Anzeigen verdecken. Auch die Truppenauswahl gestaltet sich mitunter hakelig, auch wenn man zumindest die eigenen Einheiten notfalls per Steuerkreuz durchschalten kann.

Besonders ärgerlich sind hingegen die Momente, in denen sich eigene Truppen plötzlich überhaupt nicht mehr bewegen lassen oder legitime Aktionen aufgrund von Problemen bei der Kollisionsabfrage verweigert werden. Glücklicherweise kam das während der Testphase nur selten vor und ließ sich dank komfortabler Speicherfunktion meist schnell wieder ausbügeln. Bei Mehrspielerpartien gibt es diese Möglichkeit jedoch nicht.

Fazit

Skulls of the Shogun bietet leicht zugängliche und doch vielfältige Rundentaktik mit kreativen Extras wie dem aufputschenden Verzehr feindlicher Schädel. Die Unterstützung asynchronen Spielens zwischen PC-, Handy- und Tablet-Nutzern wie in alten Pen & Paper-Zeiten stellt sogar ein Novum dar. Man kann sich aber natürlich auch mit Off- und Online-Freunden oder einer Kombination aus beidem bekriegen; selbst System-Link-Partien sind möglich. Doch auch Solisten werden mit einer herrlich albernen Kampagne und fordernden Bonuszielen bestens bei Laune gehalten. Die Schlachtfelder sind zahl- und abwechslungsreich, die wenigen Einheiten perfekt aufeinander abgestimmt. Übersicht und Navigation haben zwar hin und wieder ihre Tücken, den absolut goldwürdigen Spielspaß schmälert das aber kaum. Mit etwas mehr Feinschliff und Umfang wie z. B. einem Leveleditor wäre sogar Platin greifbar gewesen. Taktische Kurzweil in Bestform!

Pro

humorvolle Kampagne
charmante Präsentation
kurzweilige Rundentaktik
motivierende Schädelhatz
komfortable Speicherfunktion
vielschichtiges Mehrspielerangebot

Kontra

mitunter etwas unübersichtlich
gelegentliche Navigationsprobleme
leider kein Editor

Wertung

360

Ungemein kurzweilige Rundentaktik mit jeder Menge Witz und Charme.

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