Zu wenig Abwechslung
Das Streckendesign ist herrlich abgefahren.
Der Mangel an Abwechslung stößt ebenfalls sauer auf: Gerade mal elf Strecken hat der Funracer zu bieten - und das, obwohl die aktuelle F1-Saison knapp 20 Pisten umfasst. Entsprechend hat man sich schnell an den Kulissen satt gesehen, da sie sich besonders im Rahmen der Karriere ständig wiederholen. Da hilft es auch nicht viel, dass sie hin und wieder umgekehrt gefahren werden müssen. Es ist einfach zu wenig, was hier geboten wird. Wie der Hase läuft, erfährt man schnell beim Blick in den Store: Neben visuellen Effektpaketen fürs Boosten zu je 40 MS-Punkten (ca. 50 Cent) wird hier mit Valencia auch schon eine erste DLC-Strecke für satte 400 MS-Punkte (ca. fünf Euro) angeboten.
Schade, denn an sich kann sich das Design der fantasievollen F1-Kurse sehen lassen: Zum einen werden viele alternative Routen geboten, für die man teilweise sogar erst einen Schlüssel finden muss. Es gibt viele Sprünge, Turbofelder, Abkürzungen und sogar spektakuläre Loopings - also eigentlich alles, was das Funracer-Herz begehrt. Zum anderen ist es schön, dass die Pisten Elemente der Originalstrecken enthalten: In Belgien findet sich z.B. eine Nachbildung der berühmten Eau Rouge, in Italien die Rettifilo-Schikane aus Monza und in den USA eine schwindelerregende Steilkurve, die an Indianapolis angelehnt ist. Auch die nationalen Eigenheiten werden klischeegerecht erfasst, wenn man in Deutschland zu Blasmusik an Schlössern vorbei brettert, in Japan Roboter-Sumo-Ringern begegnet oder in Australien die Streckenführung auch mal unter die Wasseroberfläche verlegt wird. Hinzu kommen Hindernisse, die für mehr Dynamik sorgen: Mal werden spontan bremsende Pfützen auf den Asphalt gespritzt, mal treiben sich lahme Traktoren auf der Fahrbahn herum oder man muss den Triebwerken eines startenden Harrier-Jets ausweichen. Und obwohl man vielleicht das eine oder andere Detail am Streckenrand vermisst, überzeugt der Comic-Look durch seinen eigenen Charme. Gerade bei einem initiierten Wolkenbruch sehen die Schauplätze trotz des vereinzelten Tearings und Pop-ups richtig klasse aus.
Wo ist der Drift-Knopf?
Piloten und ihre Mini-Karts sehen knuffig aus. Leider fühlen sich alle Boliden gleich an.
Beim Streckendesign macht Codemasters verdammt viel richtig, doch bei der Spielmechanik kommt schon der nächste Dämpfer: Im Gegensatz zu den meisten anderen Kart-Funracern ist es hier nicht möglich, mit den miniaturisierten F1-Boliden zu driften. Stattdessen bekommt man die Möglichkeit, in manchen Kurven durch das Pumpen des Gaspedals die KERS-Batterie aufzuladen. Ist die dreigeteilte Anzeige am Heck des Wagens nach dem Abschnitt komplett gefüllt, darf man sich über einen Boost freuen, der automatisch ausgelöst wird. Die Idee dahinter ist eigentlich gut, denn dadurch setzt man sich nicht nur von den Mitbewerbern ab, sondern fordert vom Spieler, sich nicht nur auf Power-Ups, sondern auch das eigentliche Fahren zu konzentrieren. Mit dem reinen Bleifuß kommt man hier längst nicht so weit wie in anderen Kart-Titeln - stattdessen sind die richtige Fahrlinie in Kurven und mitunter das Betätigen der Bremse(!) gefragt!
Kurz vor dem Ruhestand gibt auch Opa Schumi als Comic-Raser ein letztes Mal Gas.
Leider geht der Plan nicht auf: Ich empfinde das Drift-Verbot als einen gewaltigen Einschnitt für den Spielrhythmus, der durch die KERS-Aktion in mitunter extrem engen Kurven (Monaco!) immer wieder gestört wird bzw. nicht zustande kommen will. Ich habe mir zwischendurch oft die Drift-Funktion gewünscht - nicht unbedingt aus Gewohnheit, sondern aus dem Gefühl, dass sie F1 Race Stars schlichtweg besser gemacht und für mehr Fahrspaß gesorgt hätte. Schön dagegen, dass das Ansaugen im Windschatten möglich ist, auch wenn sich ein anschließender Rempler im Gegensatz zu Mario Kart hier negativ auswirkt. Wie in der realen Formel Eins sollte man ihn nur nutzen, um wieder Anschluss zu gewinnen, aber dann möglichst sauber überholen. Kollisionen sollte man aus dem Weg gehen, denn aufgrund der seltsamen Physik und leicht trägen Steuerung fühlt man sich vor allem im Getümmel oft wie ein hilfloser Flipperball zwischen Bumpern. PS3-Besitzer dürfen alternativ auch mit Bewegungssensoren lenken, doch bevorzuge ich weiter die präzisere Variante mit den Analogsticks. Davon abgesehen sind keine weiteren Anpassungen möglich, so dass man gezwungen wird, mit den Schultertasten Gas zu geben und zu bremsen.