Im Test:
Als People Can Fly im Jahr 2004 den Painkiller auf das PC-Volk losließ, sorgte er für unterhaltsame Dauerfeuer-Action. Die Fortsetzungen unter der Obhut diverser Entwickler und Publisher konnten dagegen nie an das Original heran reichen. Jetzt versuchen Nordic Games und Farm 51 mit Painkiller: Hell & Damnation (
ab 19,98€ bei kaufen) eine Wiederauferstehung, die in Deutschland aber erst nach starken Schnitten von der USK mit der 18er-Freigabe abgesegnet wurde.
Die etwas andere Art von vergnügungspark.
Painkiller bleibt seinen Wurzeln auch im jüngsten Teil treu: Mit dem flotten Spielablauf, massig Gegnern und abgedrehten Waffen weist Hell & Damnation viele Gemeinsamkeiten mit dem Original auf. Tatsächlich handelt es sich hier mehr um ein erweitertes Remake als einen echten Nachfolger, auch wenn die banale Geschichte rund um die Rettung der Geliebten an die Handlung des ersten Teils anschließt.
Die verlangten 7000 Seelen treibt Protagonist Daniel Garner in gewohnter Manier auf: Mit seinem Arsenal aus Pump-Gun, Pflock-Gewehr & Co metzelt er einfach alles nieder, was sich ihm in der Zwischenwelt von Himmel und Hölle in den Weg stellt. Die Dämonenbrut ist zwar dumm wie Brot und verheddert sich bei ihren fehlerhaften Laufwegen schon mal in und zwischen Objekten, liefert durch ihr massenhaftes Auftreten aber genug Kanonenfutter. Fies: Teilweise tauchen sie auch plötzlich im Rücken des Spielers durch ein Spawn-Loch auf. Das Gegnerdesign dürfte Kennern der Serie genauso bekannt vorkommen wie die Waffenauswahl, ist doch beides deutlich an Painkiller und die Erweiterung Battle out of Hell angelehnt bzw. wurde 1:1 übernommen. Einzig der Seelenfänger ist neu im Sortiment: Mit ihm verschießt man nicht nur rotierende Sägeblätter, sondern sammelt auch aus der Entfernung Seelen ein, bevor sie nach kurzer Zeit schon wieder verschwinden.
Der neue Seelenfänger ist eine nette Ergänzung des Waffenarsenals.
Wo in der internationalen Fassung noch Blut spritzte und ganze Körperteile abgetrennt wurden, hat man für die USK-Freigabe geschnippelt, was die Zensurschere hergibt: Es tritt nicht nur deutlich weniger Lebenssaft aus den Wunden der Gegner, sondern er wurde zu aller Vorsicht auch noch lila eingefärbt. Vernichtete Widersacher verschwinden außerdem in Sekundenschnelle in einem kleinen Staubwölkchen - da bleibt schlichtweg gar keine Zeit mehr für eine Ragdoll-Physik, abgetrennte Gliedmaßen oder Leichenschändung. Zudem wurden die Blutspuren vieler Texturen entfernt, um die Spielwelt etwas "freundlicher" zu gestalten. Trotzdem nicht freundlich genug für die zombieartigen Kinder-Gegner: Sowohl der Messer-Junge als auch das Feuer-Mädel werden hier durch zwei maskierte Gestalten ersetzt, während man dem Heusack die Beine genommen hat, damit er an "Menschlichkeit" einbüßt. Stattdessen erinnert sein Auftreten jetzt eher an einen Geist. Eigentlich lächerlich, wenn man bedenkt, was die USK zuletzt mit Titeln wie Gears of War 3 und Dead Space so alles durchgewunken hat, ohne Änderungen zu verlangen...
Immerhin bleibt Daniels Verwandlung verhalten, denn sammelt man 66 Seelen, wird man kurzzeitig selbst zum unverwundbaren Dämon und kann Gegner mit einem einzigen Schuss niederstrecken. Leider wird die Verwandlung automatisch aktiviert und lässt sich damit nicht taktisch einsetzen. Das ist besonders dann ärgerlich, wenn gerade in diesem Moment keine Feinde mehr übrig sind.
Taktik spielt ohnehin keine Rolle - stattdessen hält man einfach drauf, was das Arsenal hergibt. Dabei erweisen sich die vielen Klongegner als willige Opfer, die in großen Gruppen aber durchaus eine Bedrohung darstellen. Vor allem in den höheren der vier Schwierigkeitsgrade muss man ständig in Bewegung bleiben, damit Gesundheit und Rüstung nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen werden. Richtig heftig wird es bei den XXL-Bossgegnern, vor denen man alleine schon aufgrund ihrer imposanten Größe einen gewissen Respekt hat und die teilweise zumindest einen Hauch von Taktik erfordern. Doch auch hier wird bis auf das Finale der recht kurzen Kampagne Altbekanntes aufgetischt. Dieser Remake-Charakter zieht sich durch das gesamte Spiel.
Die XXL-Bossgegner haben es in sich.
Es wäre okay, wenn man das Recycling durch eine Top-Technik aufwerten würde. Leider ist das nicht der Fall: Trotz Unreal 3-Engine wirkt die Präsentation angesichts grober Texturen, eingeschränkter Weitsicht und Pop-ups veraltet. Trotzdem geht die ohnehin nicht gerade hohe Bildrate hin und wieder in die Knie, wenn sich zu viele Feinde auf dem Bildschirm tummeln. Höchstens im direkten Vergleich mit dem Original aus 2004 kann die Neuauflage technisch glänzen. Allerdings kam es schon innerhalb der ersten zwanzig Minuten zu einem fiesen Absturz und ich musste die 360 neu starten. Bleibt zu hoffen, dass Bugs wie diese die Ausnahme bleiben. Hätte man doch zumindest dafür gesorgt, dass in der Umgebung mehr zu Bruch gehen kann - doch hier herrscht Fehlanzeige und man beschränkt sich auf die wenigen Objekte, die man damals schon zerstören konnte. Auch der Metal-Soundtrack, der in den ersten Minuten die Action noch wunderbar untermalt, nervt aufgrund der ständigen Wiederholungen, passt damit aber zum Spieldesign. In Zeiten, in denen fast jeder Shooter ein Call of Duty-Klon sein will, ist dieser Oldschool-Ansatz eigentlich eine willkommene Abwechslung. Doch das, was hier aufgefahren wird, ist mir doch eine Spur zu stupide - immer gleiche hirnlose Gegnerhorden, häufiges Zurückkehren in bekannte Areale (Backtracking) und die angestaubte Technik rauben schnell die Lust am Weiterballern. Dazu gesellt sich eine grenzwertige deutsche Synchro, die nicht nur unter starken Lautstärkeschwankungen leidet, sondern mit schlechten Sprechern versaut wurde.
Gegner lassen nach ihrem endgültigen Ableben ihre Seelen zurück, die schnell eingesammelt werden sollten.
Immerhin findet sich das Prinzip der Tarotkarten auch hier: Sie werden zum Kauf freigeschaltet, wenn man in den Levels bestimmte Ziele wie z.B. das Finden aller geheimen Bereiche erfüllt. Das nötige Kleingeld findet man u.a. in Kisten, die überall herumstehen. Genau wie Munition und Seelen sammelt man die Münzen durch einfaches Drüberlaufen ein. Und was bringt der Kauf von Tarotkarten? Mit ihnen wird z.B. der Schaden reduziert, die Gesundheit erhöht oder man bekommt die Möglichkeit, eine Art Zeitlupe zu aktivieren. Im Gegensatz zum Original bekommt man den Kaufpreis für die Karten übrigens komplett erstattet, falls man sie zurückgibt und sich lieber eine andere kaufen will.
Neu ist die Möglichkeit, sich als Duo der Brut zu stellen - und das sowohl online als auch lokal am vertikal geteilten Bildschirm. Allerdings leidet die Technik in diesem Fall noch mehr unter Slowdowns als beim Solo-Einsatz, weshalb man sich lieber einen Online-Partner suchen sollte, wenn man kooperativ loslegen möchte.
Splatter-Effekte wie diese gibt es in der USK-Version nicht mehr zu sehen.
In Versus-Modi wird Standardkost geboten: Deathmatch und Team-Deathmatch für bis zu acht Spieler auf mageren fünf Karten (plus den jeweiligen HD-Versionen) ist zwar immer noch spaßig, aber haut nicht vom Hocker. Bei Capture the Flag stehen sogar nur drei Karten zur Verfügung. Neu ist der Survival-Modus, bei dem ein Team aus bis zu vier Spielern gegen den ständigen Nachschub an Gegnern antritt. Obwohl der Name es vermuten lässt, handelt es sich dabei jedoch nicht um einen klassischen Horde-Modus, obwohl dieser Ansatz deutlich besser gewesen wäre. Stattdessen geht es darum, als Erster im Team die vorher bestimmte Anzahl an Kills zu erreichen. Wer stirbt, darf zudem kurze Zeit später wieder mitmischen, so dass der Modus inhaltlich mit „Survival“ eigentlich nicht viel zu tun hat. Zudem stehen auch hier nur fünf Schauplätze zur Verfügung, die an Levelabschnitte aus der Kampagne angelehnt sind. Während man auf dem PC alternativ in einem lokalen Netzwerk gegeneinander antreten kann, herrscht auf der 360 mangels System-Link-Unterstützung eine Online-Pflicht für die Mehrspieler-Gefechte.
Fazit
Die Idee, dem ersten Painkiller-Titel eine Frischzellenkur zu verpassen, ist eigentlich nicht verkehrt, doch scheitern Nordic Games und Farm 51 an der Umsetzung. Das geht schon bei der Technik los: Im Vergleich zum Original mag Hell & Damnation einen Quantensprung darstellen, doch zieht man aktuelle Shooter heran, wirken die Kulissen altbacken und nicht mehr zeitgemäß. Dazu gesellen sich die Slowdowns. Noch schlimmer wiegen die inhaltlichen Mängel: Bot Painkiller inklusive der Erweiterung satte 34 Level, bekommt man hier lediglich 14 serviert, wobei vier von ihnen nur Boss-Arenen darstellen - das ist zu wenig! Zieht man noch die strunzdummen Klon-Gegner, das nervige Backtracking und die monotone Musikuntermalung hinzu, fällt es schwer, dem eigentlich erfreulichen Oldschool-Ansatz noch etwas Positives abzugewinnen. Im Mehrspielerbereich sieht es aufgrund der mageren Kartenauswahl und 08/15-Modi nicht viel besser aus - immerhin stellt der Koop-Zusatz eine kleine Bereicherung dar. Trotzdem bleibe ich lieber beim Original, auch wenn es aufgrund des Alters technisch noch schwächer ausfällt und ich auf die coole Seelenfänger-Knarre verzichten muss, die in der kastrierten USK-Fassung aber ohnehin viel von ihrer Faszination einbüßt.
Pro
add_circle_outline klassischer Old-School-Shooter
add_circle_outline massig Gegner
add_circle_outline coole Waffen
add_circle_outline gewaltige Bossgegner
add_circle_outline passender Metal-Soundtrack...
add_circle_outline Kampagne im Koop möglich (online / Splitscreen)
add_circle_outline Online-Modus
Kontra
remove_circle_outline technisch veraltet
remove_circle_outline rudimentärer Mehrspielermodus
remove_circle_outline viele Gegner aus der Klon-Fabrik
remove_circle_outline kaum vorhandene KI
remove_circle_outline ... der sich schnell abnutzt
remove_circle_outline vereinzelte Slowdowns
remove_circle_outline schwache deutsche Synchro
remove_circle_outline extrem kurze Kampagne
remove_circle_outline Pop-ups
remove_circle_outline schlechte Tonabmischung
remove_circle_outline kaum zerstörbare Umgebung
remove_circle_outline Dämonenverwandlung nicht taktisch einsetzbar
remove_circle_outline Backtracking
remove_circle_outline wenig Mehrspieler-Karten
remove_circle_outline kein System-Link
Wertung