Dollar Dash12.03.2013, Mathias Oertel
Dollar Dash

Im Test:

Mit Schadenfreude gefüllte Echtzeit-Duelle von bis zu vier Spielern kennt man eigentlich nur von der Bomberman-Serie - und natürlich von mehr oder minder gelungenen Minispiel-Sammlungen. Mit Dollar Dash versucht das Hamburger Team von Candygun (Dead Block), dem Bomben legenden Helmträger von Hudsonsoft Paroli zu bieten.

Die Leichtigkeit des Seins

Um Spaß zu haben, braucht man keine ausgefeilten Charaktere. Es braucht keine ausufernde Geschichte. Eine simple Prämisse reicht: Sammle in der Rolle eines Gangsters, dessen Aussehen  irgendwo zwischen den Panzerknackern und den Daltons liegt, so viel Geld wie möglich und halte drei andere Diebe von ihrem identisch gelagerten Vorhaben ab. Das ist zumindest die Vorstellung des Hamburger Independent Teams von Candygun Games, dessen ambitionierter Erstling Dead Block vor etwas mehr als eineinhalb Jahren erschien.

Und in der Theorie scheint das Konzept von Dollar Dash auch aufzugehen. Insgesamt gut 20 Karten stehen in drei Spielmodi zur Verfügung, um sich in einer isometrischen Comic-Kulisse um die Kohle zu streiten, wobei die Modi sich leider zu wenig unterscheiden und nicht alle Karten in allen Spielvarianten zur Verfügung stehen. Im namensgebenden Dollar Dash geht es darum, Geld einzusammeln und im Fluchtwagen abzuliefern. Doch auf dem Weg dorthin ist man selbstverständlich Freiwild, so dass die Gegner einen verprügeln oder mit knapp 30 Extras beharken können, wobei man bei jedem eingesteckten Treffer Federn in Form von Geldbündeln lässt. Erschwert wird die Aufgabe zusätzlich durch Leveleigenheiten, die u.a. aus Hindernissen, Wachen oder durch die Gegend rasenden Fahrzeugen bestehen.

Mein Geld, dein Geld, unser Spaß?

Man hat nicht nur mit den Gegnern, sondern auch mit der Umgebung zu kämpfen.
Man hat nicht nur mit den Gegnern, sondern auch mit der Umgebung zu kämpfen.
Alternativ kann man sich am "Überfall" versuchen, bei dem man die Gegner ausknocken muss, um bare Münze zu kassieren. Zu guter Letzt wartet noch der Modus "Rette den Tresor", bei dem nur derjenige Kohle kassiert, der den schweren Tresor auf  seinem Rücken trägt, im Gegenzug aber mit eingeschränkter Mobilität klar kommen muss, während die anderen Jagd auf einen machen. Das Problem mit all diesen Modi: Trotz einer passablen Kartenauswahl erschöpft sich der Unterhaltungswert bereits mittelfristig. So witzig es in den ersten Momenten auch ist, mit Feuerwerksraketen, Kakteen, Bärenfallen, Schneebällen und allerlei anderen Angriffsoptionen lokal Jagd auf seine Freunde zu machen oder die weite Welt des Internets zu Geldkämpfen herauszufordern, so schnell erschöpft es sich. Wo Bomberman mit einer Mischung aus Fingerfertigkeit und Taktik dafür sorgt, dass man sich immer wieder auf "nur noch ein Spiel" einigt, regiert hier zu schnell die Hektik. Und das auch im Kampf gegen die KI, die sich zwar in drei Stufen regulieren lässt (und sich bei fehlenden menschlichen Gegnern zuschalten lässt), aber in allen Variationsstufen zu haarsträubenden Aussetzern neigt - so etwa, wenn ich den Tresor schleppe und die KI-Gangster sich gegenseitig beharken, anstatt Jagd auf mich zu machen.

Auch der Personalisierungsmodus schafft es nicht, die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Über 60 mal kosmetische, mitunter aber auch die Eigenschaften verändernde  Gimmicks und Upgrades wie erhöhte Feuerresistenz oder gesteigerte Geldtrage-Kapazität kann man sich für seine Beute holen und ausrüsten. Dadurch hat man zwar in bestimmten Situationen eine erhöhte Überlebenschance, doch nennenswerte Auswirkungen auf die taktische Ausrichtung hat dies nicht. Auch die Hektik wird dadurch nicht gemindert. Immerhin kann man neben Geldkämpfen an einem System sowohl auf der 360 als auch am PC Netzwerk-Duelle starten. Bei der ohnehin nicht üppigen Kulisse liegt der PC ebenso leicht vorne wie bei der akkurateren Steuerung mit Maus und Tastatur. Doch den evtl. damit begründbaren minimalen Wertungsvorsprung verspielt Dollar Dash am PC durch immer wieder auftretende Lags und Einbrüche in der Bildrate.

Fazit

Der schnelle Eindruck, den man von Dollar Dash gewinnt, trügt nicht: Bis zu vier Spieler können hier eine chaotische sowie amüsante Jagd auf Geld und sich selbst erleben. Doch bereits mittelfristig werden die Motivations-Unterschiede zu einem Bomberman deutlich: Wo der japanische Sprengstoff-Werfer bei Fortgeschrittenen mit Taktik lockt und das "Nur noch ein Rache-Spiel" forciert, regiert hier irgendwann nur noch die Hektik. Daran können auch die gut 20 Karten, die fast 30 Extras oder die Personalisierungsoptionen nichts ändern. Die drei zur Verfügung stehenden Modi unterscheiden sich letztlich ebenfalls zu wenig, um langfristig positive Auswirkung auf die Motivation haben zu können. Bot-Auseinandersetzungen sind angesichts der drögen KI-Leistungen eigentlich nur sinnvoll, wenn man sich zum nächsten Bonus oder der nächsten Verbesserung im spielinternen Shop "grinden" will und lokal keine menschlichen Mitspieler zur Hand bzw. keine Lust auf die größtenteils sauberen Online-Auseinandersetzungen hat. Dank des nicht von der Hand zu weisenden Schadenfreude-Faktors ein nettes Spielchen für zwischendurch - mehr allerdings nicht...

Pro

fast 20 Karten...
unkomplizierte Mehrspieler-Action
zahlreiche Personalisierungs-Optionen
mit menschlichen Gegnern kurzzeitig unterhaltsam
eingängige Steuerung
knapp 30 Extras für Angriff und Verteidigung

Kontra

... die allerdings nicht alle in jedem Modus anwählbar sind
die drei Spielmodi unterscheiden sich kaum
Duelle gegen Bots verlieren schnell ihren Reiz
PC-Version stockt gelegentlich
KI neigt zu Aussetzern

Wertung

360

Kurzweilig? Ja! Aber der Reiz der Jagd auf Dollar und Diebe verfliegt schnell!

PC

Kurzweilige Gangster-Hatz, der zu schnell die Puste ausgeht.

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Kommentare

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