Pro Evolution Soccer 201617.09.2015, Jörg Luibl
Pro Evolution Soccer 2016

Im Test: Zurück zum Zauberfußball?

Konami feiert das 20-jährige Jubiläum seiner Fußballreihe, die in Japan seit 1995 unter dem Namen "Winning Eleven" bekannt wurde und Anfang bis Mitte der 2000er viele Platinerfolge feierte. Dann stagnierte der Kick, bevor es letztes Jahr endlich wieder aufwärts ging – zumindest hinsichtlich der Spielmechanik sowie Präsentation. Aber Konami verbockte nicht nur den Online-Modus, sondern kopierte FIFAs Ultimate Team mehr schlecht als recht in myClub, strich die Online-Meisterliga und präsentierte eine komplett sterile Karriere sowie schwache Computergegner selbst auf hohen Stufen - Wertung: 70%, befriedigend. Wie sich Pro Evolution Soccer 2016 (ab 6,93€ bei kaufen) schlägt, verrät der Test.

Love the Past, Play the Future

Wo ist eigentlich das Jubiläum im Spiel? Ich hätte mich gefreut, wenn Konami diese Tradition auch mit Inhalten gewürdigt hätte, entweder als zusätzliches Menü oder in freispielbaren Häppchen – vielleicht mit einem Rückblick auf die größten Erfolge, Hintergründe über die Technik oder mit Interviews der bisher verantwortlichen Designer wie Shingo „Seabass“ Takatsuka. Das so etwas fehlt, liegt natürlich zum Teil an abgelaufenen Lizenzen, denn selbst Konami dürfte z.B. keine Videos oder Cover entsprechender Pro-Evolution-Soccer-Titel zeigen. So vermittelt diese Jubiläumsausgabe zumindest an der Oberfläche nicht ganz das „Love the Past“, das als Slogan fungiert.

Der brasilianische Superstar Neymar schaut heroisch zur Anzeigetafel - oder hat er die WM in Russland im Blick?
Aber auf dem Platz kommt dieses Pro Evolution Soccer 2016 (PES 2016) wieder in eine Spur, die hinsichtlich der Faszination am Ball an glorreiche Zeiten erinnert. Schon letztes Jahr hat mir das Aufbauspiel richtig gut gefallen, weil es eine tolle Balance zwischen Ruhe und Sturm zelebrierte, die nicht mehr von flipperähnlichen Tempowechseln geplagt wurde. Außerdem war da diese situative Dynamik im Mittelfeld, die über sehr präzise Ballaktionen und Raumgewinne mit kurzen Sprints entstehen konnte. Wenn man die aktuelle Version spielt, hat man das angenehme Gefühl, dass diese gute jetzt zu einer sehr guten Spielmechanik gereift ist.

Die Lust, das Spiel zu lesen

Auf der PlayStation 4 spielt man in 1080p: Hier ein Blick auf eine Partie der UEFA Champions League, die Konami neben der Euro League lizenziert hat.
Woran liegt das? Nicht etwa an neuen Manövern oder Aktionen, denn hinsichtlich der Steuerung gleichen sich die Versionen wie Zwillinge – was natürlich ernüchtert, denn es gäbe genug Raum für frische Akzente. Aber im Bereich der defensiven und offensiven KI-Laufwege, der Kollisionen in Zweikämpfen am Boden sowie in der Luft, der Spürbarkeit von geänderter Taktik auf dem Rasen, der möglichen Tempowechsel, des Kleinklein im begrenzten Raum, hat sich vieles so verbessert, dass das Fußballerlebnis weniger unnatürliche Brüche zeigt und noch spannender wirkt.

Stadion- und Fankulisse knüpfen an das gute Niveau des Vorjahres an, ohne große Fortschritte zu machen.
Man wird noch mehr dazu animiert, das Spiel „zu lesen“, weil selbst kleine Körpertäuschungen oder Richtungswechsel  große Wirkung zeigen können: Zum einen ist da natürlich der Raumgewinn, der den Platz für den Sprint oder den Pass öffnet, zum anderen aber auch ein Gegner, der vielleicht ins Leere läuft, vielleicht sogar taumelt, aber den man mit diesen Drehungen auf engstem Raum einfach wunderbar alt aussehen lassen kann – nicht nur die Animationen der Kollisionen oder erfolglosen Verteidiger wurden erheblich aufgestockt, so dass man mehr Arten des Einsteigens und Ausweichens erkennen kann, sie verlieren auch deutlicher an Momentum.

Das Timing in der Defensive

Sprich: Wer zu wüst verteidigt, die Sprinttaste dauernd gedrückt hält, ohne Rücksicht presst oder das gezielte Tackling über Doppel-X zu ungestüm einsetzt, der landet mit seinen Spielern schnell im Niemandsland. Und bis man den Verteidiger dann gedreht oder wieder aufgerichtet hat, ist der Gegner schon weg. So wird man auch in der Defensive dazu motiviert, ein Gespür für das nötige Timing von Tackling, Grätsche & Co zu entwickeln – Letztere sieht übrigens nicht nur toll aus, sie ist auch sehr effizient, um den Ball sauber zu erobern. Dabei hilft einem eine aufmerksame KI, die jetzt früher Pässe antizipiert und sich so positioniert, dass man den zu offensichtlich gespielten Ball gut abfangen kann.

Das Menüdesign ist schlicht, bequem zu navigieren, aber letztlich steckt weniger an Spielmodi drin als die vielen Reiter andeuten.
Hat man den mit einem Mittelfeldstrategen wie Toni Kroos am Fuß, verströmt dieses Spiel nicht nur eine unheimliche Eleganz, weil man die Kugel so eng führen und so cool passen kann. Hinzu kommt im Moment der Balleroberung das angenehme Gefühl, mit ein, zwei cleveren Zuspielen sofort Tempo machen und für Gefahr sorgen zu können. Wer dafür die optimale Übersicht aus der Distanz braucht, kann auch die neue Kameraperspektive „Dynamic Wide Camera Angle“ aktivieren.

Auf der Suche nach Freiräumen

Im Vergleich zum Vorgänger sind auch die Unterschiede zwischen durchschnittlichen und außergewöhnlichen Profis hinsichtlich des Passens etwas  spürbarer. Die Suche nach freien Räumen im Mittelfeld sowie die Lücke in der Viererkette macht auch deshalb so viel Laune, weil auch die letztes Jahr so träge offensive KI dazugelernt hat und je nach Taktik von sich aus in die Tiefe startet, mit kreuzenden oder linearen

Hulk von Zenit St. Petersburg in seinem Element: die Offensive. In diesen Wiederholungen sieht der Rasen eher wie ein Gummiboden aus.
Laufwegen in die Spitze. Aber schon vorher bewegen sich die Mannschaftskollegen aus Deckungen heraus in freie Räume, so dass man zunächst alleine steht, aber dann Dreiecke in der Positionierung erkennen und bespielen kann – das ist toll und natürlich unverzichtbar, wenn man à la Barcelona oder Bayern mit vielen Ballzirkulationen gegen tief stehende Gegner spielen will.

PES hat also nicht nur Ruhe und Sturm, Pressing und Konter, sondern auch Ballbesitz und Dominanz im Angebot. Zwar hat sich bei den Standards wie Ecken und Freistöße nichts getan, aber dafür ist die Flanke mit der extra hohen Flugkurve des Balles jetzt gefährlicher, denn auch das Kopfballspiel wurde aufgewertet. Man kann den linken Stick im Gerangel um die beste Position einsetzen, um sich vor dem Einnicken einen Vorteil zu verschaffen – und hier haben wuchtige Spieler mit entsprechender Statur und Fähigkeiten klare Vorteile. Ansonsten bleibt es bei Vollspann oder Schlenzer im Abschluss, wobei man unheimlich wuchtige Distanzschüsse abfeuern kann, bei denen sich die Kugel gefährlich senkt.

Torhüter und die kurze Ecke

Die Torhüter zeigen zwar auch tolle Paraden, aber auf der kurzen Ecke sind sie recht blind...
Letztes Jahr hatten die Torhüter große Probleme bei flachen und relativ langsamen Torschüssen. Hier hat Konami spürbar verbessert, so dass mehr dieser Bälle gehalten oder man schon mit mehr Präzision „reinschieben“ muss. Allerdings haben die Torhüter zwei neue Schwächen, wobei Erstere auf lange Sicht besonders negativ auffällt: die Blindheit für die kurze Ecke! Ich konnte sehr, sehr viele Tore in diesem Bereich erzielen, der eigentlich am besten gedeckt ist. Wenn da mal ein besonders scharfer oder abgefälschter Schuss reingeht, ist das verschmerzbar, aber das waren doch recht viele Abschlüsse, ohne dass der Torwart überhaupt reagierte.

Eine weitere Schwäche sind manchmal die frontalen Abpraller bei Distanzschüssen: Der Ball wird häufig nicht zur Seite weggefaustet, sondern nach vorne abgeklatscht, so dass er leichte Beute für Abstauber sein kann. Das ist aber deshalb nicht so fatal wie die Blindheit für die kurze Ecke, weil diese Unsicherheiten zumindest bei wuchtigen Spannschüssen authentisch sind (und cool aussehen!) und man den zweiten Ball natürlich erstmal reinmachen muss. Unterm Strich hätte ich mir aber auch deutlich mehr Glanzparaden gewünscht, denn recht viele nur leicht von der Mitte abweichende Schüsse wirken haltbar.

Stadion- und Fankulisse auf gutem Niveau

Letztes Jahr hatte man bekanntlich mit der Fox Engine dafür gesorgt, dass die Stadion- und Fankulisse endlich ein Niveau erreichte, das zum Hinsehen und Aufdrehen der Boxen animierte – Zuschauer, Gesänge & Co konnten deutlich zulegen und damit eine alte Schwäche ausmerzen . Dieses Jahr ist zwar kein Sprung zu erkennen wie noch von PES 2014 auf PES 2015, außerdem muss man auf der Xbox One weiter mit grafischen Defiziten leben (kein 1080p, flimmernde Zuschauer, pixelige Nahansichten), zumal es noch einige matschige Altlasten im Hintergrund, unpassende Schlachtrufe  sowie Profis gibt, die vor dem Spiel eher wie Zombies mitsingen. Schade auch, dass der Rasen in Zeitlupen oft wie ein glatter Gummibelag ausschaut, wo er bei Ecken, Anstoß & Co noch wie ein Teppich wirkt.

Weil sich auch Statur und Gewicht auswirken, kann man tolle Zweikämpfe beobachten.
Neben etwas besserer Beleuchtung bei Flutlichtspielen ist mit dem dynamisch einsetzenden Regen zumindest ein Detail hinzu gekommen, das auch sichtbare Folgen hat. Schon im Vorfeld kann man ja die Rasenlänge in drei Stufen festlegen, so dass der Platz eher stumpf oder schnell gemacht wird. Der Regen wirkt sich zusätzlich auf das Tempo der Pässe sowie die Höhe der Aufsetzer aus und sorgt dafür, dass die Profis nach einem Sprint schwerer anhalten, vielleicht taumeln oder sogar ganz ausrutschen. Ansonsten hat Konami mehr emotionale Animationen in petto, wenn es um strittige Szenen und das Lamentieren der Profis geht; dann wird der Schiri belagert oder nach einer Niederlage auch mal ein Kollege zusammengefaltet.

Gepfiffen wird englisch blutig

Dass das Spiel so schön fließt, liegt auch an den liberalen Schiedsrichtern: Die Regelauslegung ist sehr freizügig, man könnte auch sagen englisch blutig. Sie pfeifen selbst dann nicht, wenn die Grätsche  dafür sorgt, dass sich die Profis schon auf dem Boden wälzen und das Publikum entsprechend empört kocht. Die Animationen sind bei derartigen Zweikämpfen übrigens klasse: da wird gerangelt und geschoben, gestolpert und getaumelt.

Kommt der tödliche Pass? Lieber flach oder hoch? Das Spielgefühl wirkt reifer als letztes Jahr. Es gibt übrigens auch eine neue Kameraperspektive mit dynamischem Weitwinkel.
Ich habe in meiner Saison mit 40 Spielen gegen die KI nicht eine rote Karte gesehen, auch nicht für andere Mannschaften, und gelbe Karten gibt es eigentlich nur, wenn man tatsächlich von hinten attackiert. Wie finde ich das? Gut, zumindest offline!  So gibt es weniger Unterbrechungen, zumal die Schiedsrichter nicht mit zweierlei Maß messen, sondern konsequent ihren Stiefel durchziehen. Darauf kann man sich in der Verteidigung dann auch sehr gut einstellen.

Das Tor des Jahres ist überall – oder: Kommentare abschalten

Damit da keine Missverständnisse aufkommen: Ein Fußballspiel könnte auch mit den schlechtesten Kommentaren der Welt unsere höchste Auszeichnung erobern – man kann sie ja abschalten. Es ist trotzdem schade, dass sich in diesem Bereich so wenig Kreatives tut und man schneller als einem lieb ist von Deutsch auf Englisch schaltet. Die meisten Sprüche von Hansi Küpper kennen PES-Spieler mittlerweile auswendig, aber sie sind zumindest kerniger und lebendiger als das, was Marco Hagemannn da so nüchtern abliest – da ist selbst in brisanten Szenen einfach zu viel wenig Emotion drin.

Lust auf Champions League? es muss nicht Florenz oder Petersburg sein: Bayern, Wolfsburg und Gladbach sind als deutsche Clubs dabei.
Noch schlimmer als das Gesprochene ist aber die teilweise falsche situative Abmischung: Manchmal wird von einer Blutgrätsche fabuliert, obwohl man ohne Pfiff des Schiris den Ball eroberte; und viel zu oft wird schon ein Treffer von Hagemann & Co intoniert, obwohl der Ball klar vorbei ging – das ist natürlich Realsatire. Lobenswert ist allerdings, dass es auch einige frische Kommentare gibt, die sich nach dem Anpfiff z.B. um den potenziellen Schlüsselspieler drehen oder auch eine gewonnene Meisterliga nach dem Anstoß der neuen Saison thematisieren.

Aber unterm Strich stimmt die Balance der Superlative einfach nicht, denn die kommen viel zu häufig und passen nicht. Ich weiß nicht, von wie vielen angeblichen „Traumtoren“ oder „Welttoren“ oder „Toren des Jahres“ die beiden lautstark schwärmten, obwohl man den Ball einfach abstaubte oder recht unspektakulär einnetzte. Und warum kommentiert man nicht mal Abseits etwas kritischer? In einigen Wiederholungen ist deutlich gleiche Höhe zu sehen, aber das wird nicht diskutiert.

Alles eine Frage des Trainings?

Wie gehabt kann man die Steuerung im Fähigkeiten-Training in 23 Übungen verteilt auf vier Stufen erlernen. Es beginnt mit einfachen Zuspielen und Sprints, wird mit fortgeschrittenen Pässen, Grätsche und enger Ballführung ergänzt, geht mit erweiterten Übungen hin zu kontrollierten Schüssen oder Team-Pressing weiter und wird für Experten mit Lupfern, Doppelpässen oder Volleys abgeschlossen. Je nach Leistung erhält man pro Übung entweder Bronze, Silber oder Gold als Pokal.

Hört sich vertraut an? Ist es auch. Was gibt es an neuen Bewegungen, Schüssen oder Finten?  Wer die Steuerungsübersicht aufruft, wird keine nennenswerten Unterschiede oder einen Bereich „neue Bewegungen“ finden. 

Schade: Es gibt nur die bekannten Übungen im Training.
Dafür hat Konami neue Jubelanimationen auf Knopfdruck eingeführt, die man sich auch hätte sparen können – es gibt nichts Nervigeres als diese Inszenierungen, sowohl im echten als auch virtuellen Fußball. Diese gefühlte Stagnation in den möglichen Aktionen ist natürlich schade, denn es gibt durchaus einige alte Mechaniken, die man verbessern könnte, sowie offene Wünsche: Warum ist der Regenbogenschnipser immer noch so leicht, den so kein Profi in einem Spiel zelebriert? Warum kann ich den Ball nicht aktiv auf Knopfdruck abschirmen, also den Körper schützend zwischen Ball und Gegner bringen? Wie wäre es mit einem gezielt aktvierbaren Kopfballaufsetzer oder einer flachen Hereingabe, die ich gezielt scharf nach hinten ziehen kann?

Steuerungsfinessen, aber keine passenden Übungen

Ja, einiges kann man über die totale manuelle Kontrolle durchaus so erreichen, außerdem kann man bei erweiterter Steuerung gezielt jede Ecke des Tores

Freistöße zu trainieren, ist sinnvoll. Aber warum kann man nicht mal gezielt die Dribblings, Finten und Ballannahmen einstudieren? Lediglich eine Übung widmet sich einem kleinen Teil dieser Finessen.
anvisieren, aber eben nicht als neues Manöver auf Knopfdruck. Aber auch der über Jahre gereifte Status quo an Bewegungen hat es in sich: Auf mehreren Seiten werden die bekannten Stick- und Knopfkombinationen erläutert, die dafür sorgen können, dass man noch eleganter, überraschender und gefährlicher spielt. Es gibt einige tolle Körpertäuschungen, Dribblings und Annahmetechniken, die in der richtigen Situation ausgelöst für wunderbare Fußballmomente sorgen!

Umso ärgerlicher bleibt, dass Konami die Perfektionierung dieser Steuerungsfinessen nicht gezielt über Spielmodi oder Trainings fördert. Ich würde gerne meine Finten, Körpertäuschungen und Dribblings verbessern, aber es gibt keine Übungen dafür! Im Fähigkeiten-Training darf man in einer Übung lediglich einige Tastaturvorgaben nachahmen.

Umständlich: Im freien Training muss man erst pausieren, dann Befehle einblenden und sie auswendig lernen...
Sinnvoller wäre es, wenn man Elastico, Roulette, Innenpraller & Co auch mal situativ anwenden müsste, um z.B. ein Dribbling zu gewinnen oder eine Pressingsituation elegant aufzulösen. Dafür sind diese Manöver wunderbar geeignet, nur muss man sich das quasi selbst beibringen, indem man sie z.B. im freien Spiel trainiert. Das Blöde: Hier kann ich mir nicht komfortabel die jeweiligen Tastenkombinationen für Innenpreller, Elastico & Co einblenden, während ich übe, sondern muss tatsächlich erst das Pausenmenü aufrufen, dann darin die Befehlsliste anwählen und sie auswendig lernen, bevor ich wieder auf das Feld zurückgehe. Geht’s noch umständlicher?

Die modernisierte Meisterliga

Des PES-Spielers liebster Modus kehrt in verbesserter Form zurück: Konami hat die Meisterliga grafisch und inhaltlich modernisiert. Hier kann man als Trainer einen Club seiner Wahl inklusive Transfers, Taktik und Spiel leiten. Abgesehen vom frischen Artdesign sowie transparenterer Menüführung ist es vor allem die Eigendynamik, die für Unterhaltung sorgt. Außerdem machen sich die Verbesserungen an der letztes Jahr so unheimlich einfach zu schlagenden KI bemerkbar, die schon auf dem vierten von sechs Schwierigkeitsgraden angenehm Paroli bietet und auf dem fünften endlich richtig fordert – ich habe die ersten vier Spiele nicht gewinnen können, weil die gegnerische Offensive gnadenlos effizient war. Und als ich trotzdem die Meisterschaft gewann und in der ersten Runde der Champions League auf Real Madrid traf, war ich so überheblich, dass ich mit 5:2 aus dem Stadion geschossen wurde. Auch sehr nett sind neue Verhaltensweisen, speziell in Pokalspielen, wenn die KI z.B. in den letzten Minuten eines Spiels gezielt an der eckfahne etwas Zeit schinden will.

Hurra, die Meisterliga hat ein Facelifting bekommen!
Zwar geht es in der Meisterliga leider ähnlich unpersönlich zu wie in der Karriere, man begegnet also keinen Charakteren aus der Vereinsführung, aber dafür spürt man die taktische und personelle Entwicklung seines Teams deutlicher als früher. Wer z.B. die richtigen Talente aus dem Jugendbereich einsetzt, kann beobachten, wie sie sich an das Niveau der ersten Mannschaft angleichen und ihre Werte entsprechend steigen, manchmal sogar explodieren. Zumal diese Jungprofis als auch alte Hasen an die zehn Teamrollen von "Maestro" über "Protegé" bis "Anführer" verkörpern können, die u.a. den Gewinn von Erfahrungs- oder Trainingspunkten, aber auch die Form in Derbys oder den Verkauf von Fanartikeln steigern. Aber zu Beginn hat man davon meist keinen im Team, wenn man z.B. mit dem klassischen PES United statt einem berühmten Club wie Manchester United startet.

Zehn Teamrollen von "Maestro" bis "Superstar"

Setzt man auf Jugendspieler oder verpflichtet man gestanene Profis? Auch die Formkurve kann bei der Entscheidung helfen...
Nach seinem ersten Einsatz bekommt ein junger Spieler z.B. die Teamrolle "Nachwuchstalent", so dass er schneller lernt - auch was die taktischen Anweisungen des Trainers angeht. Es macht Spaß, wenn man sieht, dass ein Spieler sich nicht nur hinsichtlich der Werte, sondern eben auch zu einer Teamrolle entwickelt, weil dann meist alle aus der Startelf von ihm profitieren. Und natürlich kann man auch bei Transfers darauf achten, einen "General" oder "Fahnenträger" zu verpflichten. Ja, manche Bezeichnungen klingen skurril. Aber das Scouten und Verpflichten, Anbieten und Feilschen samt Absagen geht ebenfalls komfortabler von der Hand als bisher. Man muss nicht mehr ewig hin und herschalten, sondern kann alles auf einen Blick managen.

Ständig passiert etwas in der Entwicklung oder auf dem Transfermarkt. Blöd: man trifft nie Charaktere, es gibt bloß Platzhalter.
Schön ist in diesem Zusammenhang, dass zum einen eigene Talente auch recht zügig die Aufmerksamkeit anderer Vereine auf sich ziehen und Transferanfragen reinschneien; schade ist, dass der Spieler selbst bzw. seine Zufriedenheit dabei keine Rolle zu spielen scheint. Zum anderen bekommen aber auch kaum eingesetzte Reservisten öfter mal eine Anfrage, so dass sehr viel Bewegung in diesem Personalbereich zu spüren ist. Unkomfortabel ist, dass man gleiche Anfragen zu eigenen Spielern nicht auf einmal blockieren kann – man muss den Clubs also einzeln absagen.

Taktische Gewöhnung an Pressing, Konter & Co

Die Teamanweisungen spielen nicht nur in Freundschaftsspielen, sondern auch in der Meisterliga eine große Rolle, denn je mehr Spieler mit den taktischen Plänen des Trainers vertraut sind, desto besser wird die Teamchemie - die lässt sich für jede aktuelle Formation als auch jede einzelne Position in Form einer Heatmap erkennen. Ein neuer Innenverteidiger, der bisher eher "eng stehen" statt "Pressing" lernte, muss sich genauso umgewöhnen wie ein Mittelfeldstratege, der von "Ballbesitz" auf "Konter" getrimmt werden soll. Aber je mehr Einsätze diese Spieler bekommen, desto vertrauter werden sie mit der Taktik.

Die "Heatmap" links zeigt an, wie es um die Teamchemie bestellt ist. Je mehr Spieler das taktische System des Trainers verinnerlichen, desto besser...
Liegt die Teamchemie zu Beginn einer Saison vielleicht bei dreißig Prozent, kann sie mit der Stammelf am Ende bei über neunzig Prozent liegen. Auf dem Weg dahin gibt es jetzt auch übersichtliche Zusammenfassungen: Der Monatsbericht zeigt z.B. in statistischen Grafiken an, wann und wie viele Tore geschossen wurden, welche Passtypen und -quoten es gab, über welche Bereiche man Angriffe einleitete, wer die erfolgreichsten Dribblings und Schüsse verzeichnete oder welche taktischen Anweisungen wann genutzt wurden.

Widersprüche und Probleme in der Meisterliga

So lobenswert die Modernisierung der Meisterliga ist, bleiben allerdings einige

Der Jubel ist groß, die Schale ist gewonnen: es macht Spaß, sein No-Name-Team zu entwickeln.
Probleme und Widersprüche. Der größte Kritikpunkt für mich: Warum kann ich Spieler im Training nicht auch für andere Positionen umschulen, also z.B. vom rein offensiven zum zusätzlich rechten Mittelfeldspieler? Das klappt ja auch in der Karriere, aber ist hier genauso wenig möglich wie das gezielte Trainieren oder Freischalten von Fähigkeiten wie etwa „Distanzschütze“ – laut Meisterliga-Tipps soll all das lediglich durch die Spielweise auf dem Platz aktiviert werden. Klingt auch okay, aber bei meinem defensiven Mittelfeldstrategen hatte selbst nach sechs Toren aus der Ferne und einer Saison nichts getan. Mein Vorschlag: Streicht die Karriere mit dem Weg zur Legende komplett und erweitert die Meisterliga um all jene taktischen und individuellen Funktionen, die dort für einen Spieler möglich sind – dazu gehört ja auch, dass man nicht nur das Passen als Training markiert, sondern selbiges über die Fokuspunkte in sechs Stufen intensivieren kann.

Eine der Neuerungen: Die Monatsübersicht mit zig Statistiken.
Abgesehen von der fehlenden persönlichen Inszenierung wirken manche Meldungen und Werte seltsam. Man liest z.B. oft etwas über Wechselgerüchte eigener Spieler, aber man kann nie auf sie zugehen. Hinzu kommen einige Fragezeichen: Warum bekommt man als Kellerkind der Tabelle mit drei Niederlagen in Folge überhaupt Traineranfragen? Wie können es bei schlechten Leistungen tatsächlich eigene Profis so oft in die "Mannschaft des Monats" schaffen? Und wieso ist der 34-jährige (!) Portugiese Moreno laut Spielerkarte tatsächlich ein "Nachwuchstalent"? Kurios ist auch, dass einer meiner Spieler tatsächlich Torschützenkönig im Pokal wurde – obwohl ich in der ersten Runde rausflog!  Okay, ich habe drei Treffer gemacht, aber das passt manchmal nicht zusammen.

Mit dieser Niederlagenzahl hätte man in der Bundesliga kein Meister werden können - die Konkurrenz wird nicht stark genug simuliert.
Schade ist auch, dass die Rivalität und der Wettbewerb in der Liga nicht spannender simuliert wird. Es gibt für mein Team nur ein Derby, wenn ich das für zu bis zu drei Clubs vorher manuell einstelle – immerhin steigen Stimmung und Giftigkeit auf dem Platz dann auch spürbar an. Aber letztlich sind die Ergebnisse aufgrund fehlender Spitzenteams, die den eigenen Ehrgeiz wecken,  so homogen, dass ich selbst mit zehn oder mehr Niederlagen bei gerade mal 20 Teams noch Meister werden kann. Seltsam ist auch, dass die Werte aus der eigenen Jugendmannschaft nach einer Saison schon so hoch sind, dass sie fast an die Stammelf heran kommen. Es ist zwar toll, dass man dann so viele 16-jährige Talente  hat, aber das kommt viel zu plötzlich, zumal man gar kein Geld in Jugendarbeit oder Trainer investieren muss.

Werde zur Langeweile

Der Finger muss in die Wunde: Wie kann man zum Jubiläum der Reihe schon wieder so eine schrecklich sterile Karriere anbieten? Anstatt "Werde zur Legende" einfach zu streichen, inszeniert Konami erneut die totale Langeweile für alle, die einen vorhandenen oder eigenen Profi entwickeln wollen. Es ist unfassbar, wie unpersönlich und roboterhaft man hier durch die Vereine geschleust wird. Schon in der "Begrüßung" durch Sportdirektor und Agent hat man es nicht mit Charakteren, ja nicht mal mit gezeichneten Portraits zu tun, sondern mit Platzhaltergrafiken.

So steril präsentiert man die Karriere - es gibt keine Charaktere, nur Platzhaltergrafiken und ein paar Zeilen Text.
Eine Pressekonferenz? Nicht vorhanden, selbst wenn man statt eines Newcomers einen Toni Kroos oder Neymar mimt. Es gibt nicht mal einen Trainer, der einem seine Spielweise sowie die taktischen Anforderungen erklärt. Stattdessen liest man in schnöden Textfenstern "Wir sind auf unser Ziel fixiert." Ach ja? Welches denn? Und wenn man nicht aufgestellt wird, heißt es nur: "Du bist heute nicht im Kader." Okay, aber warum nicht? Immerhin gibt es eine Zahl für das "Trainer-Vertrauen", die zu Beginn der Karriere selbst bei Top-Stars bei nur knapp 50 Prozent liegt.

Trainer, wo bist du?

Es gibt auch kein Training, in dem man sich aktiv beweisen müsste. Man kann lediglich Fokuspunkte auf Werte wie Pass, Dribbling, Fitness etc. verteilen, bis zu zehn Fähigkeiten wie Distanzschütze, Kampfgeist, Elastico oder Roulette erwerben oder eine neue Position erlernen. Selbst wenn man es dann - aus welchen Gründen

Auch auf dem Platz macht die Karriere keinen Spaß: es gibt keine taktischen Anweisungen, kein sinnvolles Feedback.
auch immer - zu regelmäßigen Einsätzen schaffen sollte: Es gibt keine Halbzeitansprache mit Analyse, es gibt keinerlei leistungsbezogenes Feedback, es gibt bis auf einen schnöden Laufwegepfeil nicht einmal direkte Anweisungen auf dem Platz!

Und wie wird ein Highlight wie die Berufung zur Nationalmannschaft inszeniert? Mit einem Satz aus der Platitüdenkiste: "Ich möchte mich bedanken. Mein Verein hat mich unterstützt." Wann war das denn? Der potenzielle Konflikt zwischen Club- und Nationaltrainer wird nicht mal angedeutet. Quält man sich durch die Liga, muss man zudem die immer gleichen Kommentare anderer Mitspieler in den "News" lesen, die nahezu überall "das wichtigste Spiel" sehen. Und wenn man auf der Bank sitzt? Erstens wird das nicht aus genau dieser Perspektive inszeniert, sondern das Spiel geht normal oder aus der Vogelperspektive mit bewegten Icons weiter - leider kann man das nur in zwei Stufen vorspulen; überspringen und direkt zum Ergebnis wäre besser.

Steinzeit statt Moderne

Toni Kroos wird bei Real Madrid in "Werde zur Legende" begrüßt...
Ich habe bereits letztes Jahr erläutert, dass sich Konami zum einen angesichts der dramaturgischen Leistungen von NBA 2K, das die Karriere eines Sportlers spannend und emotional inszeniert, einfach weiterentwicklen muss. Gerade im Fußball gäbe es genug Ansatzpunkte für eine Regie, die den Aufstieg eines Talentes mit all seinen positiven  und negativen Facetten samt Entscheidungen beleuchten könnte - den ersten Medienhype, Konkurrenz im Team, üble Verletzungen, schlechte Presse, falsche Berater. Schaut euch doch mal zur Inspiration "Tom meets Zizou - kein Sommermärchen" an!

Zum anderen wäre das auch eine Chance, sich in den Spielmodi kreativ von FIFA abzusetzen und offline neue Maßstäbe in der Darstellung einer Fußballkarriere zu setzen! Natürlich bleibt der Kick gegen Freunde offline oder online der wichtige Maßstab für die Qualität der Spielmechanik. Aber so könnte man doch das Fehlen der Lizenzen etwas ausgleichen. Aber stattdessen ahmt man Electronic Arts' Ultimate Team lieber mit myClub nach und überlässt das Feld nahezu kampflos der Konkurrenz, indem man eine total langweilige Karriere inszeniert, während die Kanadier ihre eigenen Probleme in diesem Bereich angehen und "Be A Pro" weiterentwickeln.

Pokale, Ligen, Wettbewerbe

Was kann man sonst noch offline spielen? Der myClub-Modus war ohne Serveranbindung nicht zugänglich, so dass wir ihn im zweiten Testteil besprechen. Man kann abseits von Freundschaftsspielen eigene Ligen oder Pokale erstellen, um z.B. eine Europameisterschaft mit Nationalteams zu simulieren – allerdings fehlen Konami hier viele wichtige Länder. Wer es offizieller mag, darf sich in der UEFA Champions League oder der Euro League austoben. Hinzu kommt die südamerikanische Copa Libertadores sowie die AFC Champions League. Da stecken also viele voll lizenzierte Mannschaften drin, mit denen man sich austoben kann.

Man ist nicht an Teams gebunden und kann die Teilnehmer der Champions League selbst zusammen stellen.
Konami inszeniert diese kontinentalen Wettbewerbe auch ganz ordentlich, indem man natürlich die offiziellen Logos und Melodien verwendet sowie die lokale Fanszene inkl. Bengalos zumindest unterscheidbar macht. Aber auf lange Sicht gleichen sich die Turnierabläufe zu sehr, zumal es an einer inneren Dramaturgie fehlt. Es wäre klasse, wenn man die Gruppenphase auch als solche empfinden würde, was Zuschauerzahlen und Stimmung angeht. Zwar gehen die Kommentatoren teilweise darauf ein, aber es fehlt ein Spannungsaufbau bis zum Endspiel.

Die Macht des Editors?

Im Editor lassen sich Gesicht, Statur, Trikot & Co anpassen. Diesmal kann man auch per USB-Stick Logos und Trikots hochladen.
Ihr vermisst den HSV, BVB oder S04? Das ist theoretisch kein Problem, wenn ihr praktisch viel Zeit in den Editor investiert, um die Mannschaften, Spieler und Trikots selbst zu erstellen. Der bietet sehr gute Möglichkeiten, um die Statur, das Gesicht sowie Bewegungen, Werte und Fähigkeiten individuell zu gestalten. Außerdem könnt ihr dieses Jahr über einen USB-Stick eigene Bilder hochladen, um z.B. offizielle Vereinsembleme einzubinden. 

Auch diesmal wird einem die Erstellung des Lieblingsclubs im Vorfeld etwas erleichtert: Man kann Transfers

Es gibt 21 Stadien, darunter allerdings nur elf lizenzierte Fußballtempel wie San Siro - die anderen sind fiktiv.
aus den Nationalmannschaften vornehmen. Man kann also Roman Weidenfeller, Marco Reus, Erik Durm oder Mats Hummels in seinen BVB rüberkopieren. Aber es gibt einen Wermutstropfen: Man kann mit editierten Mannschaften laut interner Meldung nicht online spielen. Dass man sie nicht in den gewerteten Spielen und Turnieren einsetzen darf, ist logisch. Aber warum darf man sie nicht in den Freundschaftsspiel-Lobbys auswählen? Da kann es doch egal sein, ob sich jemand einen Aubameyang mit Tempo 100 gebaut hat, wenn sich beide Seiten darauf einigen, dass sie so spielen wollen.

Aktualisierung vom 21. September 2016:

Online wird zurückgepfiffen!

Habe ich im ersten Teil des Tests noch die liberalen Schiedsrichter gelobt, muss ich das Urteil nach den Online-Erfahrungen revidieren: In der Meisterliga gegen die KI habe ich es noch als förderlich für den Spielfluss empfunden, dass so wenig gepfiffen wird - vielleicht liegt das daran, dass die Computergegner die Härte nicht bis an die Grenze ausnutzen und überhaupt taktischer und ruhiger aufbauen. Jedenfalls ändert sich meine Einschätzung nach etwa 50 Spielen über das Internet, so dass es ein valider Kontrapunkt wird.

Online sind die Schiedsrichter selten so konsequent - so entwickeln sich sehr rüde Spiele.
Denn sobald man online loslegt, wo die Leute meist radikal nach vorne gehen, werden die Schiedsrichter zum Nervfaktor: Zum einen wird eine extrem schnelle, aber auch überharte Spielweise des totalen Anrennens und Pressings gefördert, bei der selbst harsche Attacken in relevanten Situationen nicht geahndet werden - hier wirkt sich auch negativ aus, dass man den Ball nicht abschirmen kann. Kaum hat man ihn angenommen, kann man quasi weggecheckt werden - natürlich kann man sich drehen, es gibt Finten, aber die Balance stimmt nicht.  Zum anderen geben die Schiedsrichter in wirklich offensichtlichen Situationen, wo der Stürmer also frei auf den Torwart läuft und von hinten weggegrätscht wird, nur selten rote Karte, meist gibt es lediglich Gelb.

Sauberer Spielbetrieb über das Internet

Eine lange Liste, wenig Komfort: Wer online Freundschaftsspiele austragen will, kann zwar Räuem anlegen, aber weder editierte Mannschaften nutzen noch Turniere mit Freunden aufsetzen.
Was online gefällt: Endlich kann Konami auf allen Systemen den Spielbetrieb über das Internet gewährleisten. War es letztes Jahr noch mehrere Tage nach dem Verkaufsstart ein Glücksspiel (PS4) oder gar nicht möglich (Xbox One) zu kicken, kann man sich jetzt in Online-Ranglisten, myClub, Freundschafts- oder Teamspiel-Lobbys austoben. Sobald man verbunden wird, zeigen bis zu drei Balken die Qualität an und sollte diese mit zu vielen Verzögerungen sinken, wird die Partie automatisch abgebrochen und nicht gewertet. Gut ist, dass man sich so nicht bis zum Ende quälen oder zum eigenen Abbruch genötigt wird. Allerdings muss man als Führender bei klaren Ergebnissen wie einem 3:0 damit leben, dass die Verbindung "plötzlich" hakt. Immerhin kann man im Vorfeld einige Filter einstellen, die einem nur Gegner mit bestimmter Höflichkeitswertung oder Steuerungseinstellung anbieten.

Man kann online um Pokale spielen, indem man mit einem Club in der Vorrunde eine bessere Ergebnisserie herausholt als andere - das garantiert, dass auch nur ein Borussia Mönchengladbach in die Hauptrunde kommt. Ansonsten bliebt es bei den Online-Ranglistenspielen beim altbekannten Liga-Modus: Je nachdem mit welchem Club man spielt, bekommt man für einen Sieg mehr oder weniger Punkte, mit denen man von Division 12 aufsteigen kann. So kann man also theoretisch mit einem kleinen Verein wie Getafe über eine Saison mehr rausholen als mit Barcelona & Co.

Veraltete Kaderlisten, limitierte Lobbys

Das online-Ligasystem lässt euch in Division 12 starten und dann aufsteigen.
Allerdings interessiert das praktisch scheinbar niemanden, denn bei neun von zehn Matches begegnet man einem Viereinhalb- oder Fünf-Sterne-Verein wie Paris St. Germain, Real Madrid oder FC Bayern München. Aber selbst bei den großen Clubs war Konami bisher nicht in der Lage für aktuelle Kader zu sorgen: Also spielt Schweinsteiger nicht bei Manchester United, De Bruyne ist noch beim Vfl Wolfsburg, in der Nationalmannschaft fehlt Gündogan und auch sonst wurde die Transfers der letzten Wochen über nahezu alle Ligen hinweg nicht berücksichtigt.

Die Freundschaftsspiel-Lobbys bieten leider kaum Komfort: Ich kann weder eigene Online-Ligen oder -Turniere aufsetzen noch kann ich meine editierten Mannschaften nutzen. Gerade Letzteres ist ärgerlich, denn so darf man seinen HSV, S04 oder BVB nur offline auflaufen lassen. Leute mit Router müssen evtl. damit leben, dass sie auf Anhieb nicht eingeloggt werden - obwohl man so jedes Ranglistenspiel bestreiten darf, gibt es hier scheinbar eine Restriktion, die sowohl das Erstellen eigener Räuem als auch das Betreten verhindert. WIe gesagt: Das gilt nicht für alle, sondern nur spezielle Internetnutzer.

myClub - der überflüssige Spielmodus

Ich habe den Spielmodus "myClub" schon letztes Jahr kritisiert und ich werde auch dieses Jahr nicht warm damit. Das liegt nicht daran, dass man dafür "online" sein muss. Konami hat sich mit diesem Sammelkarten-System samt optionaler Mikrotransaktionen an FIFAS Ultimate Team orientiert, weil man sich davon natürlich auch mehr Umsatz verspricht. Ist auch in Ordnung, aber mir macht das streng regulierte Aufbauen von zig Zufallsteams nach zig Zufallstrainern, die mir eine Formation und sogar alle Teamtaktiken aufzwingen, einfach keinen Spaß. Zwar ist der Moment der Enthüllung eines neuen Spielers gelungen, weil es eine Art Überraschungsball-Effekt gibt, aber wer freut sich über einen weiteren der zig unbekannten südamerikanischen Profis? Und das Managen danach hin zur optimalen Teamchemie lässt mich kalt.

Sieht schick aus, aber da stecken viel Zwang, zufälliges Sammeln und Mikrotransaktionen dahinter.
Ich kann mich zum einen mit diesem zufällig gesammelten Club nicht so identifizieren wie mit jenem in der Meisterliga, der mir eben auch Jugendarbeit, Training und Taktikschulungen auf weitgehend authentische Art ermöglicht, so dass ich mich identifizieren kann. Das geht zwar auch ansatzweise in myClub, aber wirkt komplett abstrus: Ich kann jetzt Spieler, die ich nicht mehr brauche, zu "Übungsleitern" umschulen, damit sie einmalig (!) möglichst andere Spieler gleicher Prägung aufwerten - man verarbeitet sie also zu temporären Fähigkeiten-Boosts.

Eine hohe Teamchemie ist das große Ziel, wobei der Trainer eine feste Formation samt fester Taktik vorgibt.
Auch das Scouting ist letztlich an blöde Zufälle gebunden, die mir lediglich den Fokus auf Sturm oder Mittelfeld bieten, so dass ich vielleicht eine Hängende Spitze brauche, aber einen Linksaußen bekomme - ärgerlich. Ansonsten muss man die Verträge seiner Trainer und Spieler im Auge behalten und sie rechtzeitig verlängern.

Immerhin machen es einem die Japaner leichter, die virtuelle(n) Währung (en), also GP-Punkte sowie myClub-Münzen, zu erspielen, denn man kann sie bei regelmäßigem Einloggen abstauben und auch offline gegen die KI in Einzelmatches oder Pokalen spielen, die aber auf so niedriger Stufe loslegen, dass

Konami goes Shopping: Wer zahlt den Vollpreis für ein Fußballspiel, um dann nochmal extra zu investieren?
ich nach einem 8:0 nach vier Minuten abgebrochen habe. Man bekommt die GP-Punkte quasi überall, denn sie rieseln einem schon mitten im Spiel für jede erstmalige Aktion, sei es Doppelpass oder Roulette, sei es Abseitsfalle oder Taktikwechsel, wie Trophäen oben in den Bildschirm - mal abgesehen davon, dass das gerade zu Beginn nervt, kommt es sogar zu Lags in Momenten der Einblendung.

Und wieso werden hier Ballaktionen belohnt, die es im Training gar nicht gibt?  So kommt man allerdings im Einstieg recht flott auf die 10.000 GP-Punkte für einen neuen Spieler.  Unterm Strich wirkt der Modus im Vergleich zur Meisterliga aber viel zu künstlich, konfus und steril, zumal man natürlich wesentlich schneller an ein Top-Team kommt, wenn man in Konamis Shop echtes Geld investiert, um die myClub-Münzen zu erhalten, für die ich dann auch noch bessere Spieler bekomme. Außerdem kann man sich im Shop damit weitere Scout- und Trainerplätze dazu kaufen. Ganz ehrlich? Ich soll bei einem Vollpreis-Sportspiel, das sich nicht vollwertig, sondern nur teiwleise weiter entwickelt hat, nochmal Geld für diesen Schnickschnack zahlen? Nein danke!

Aktualisierung vom 24. September:

Abgespeckter Kick auf dem Rechner

Konami serviert auf dem PC eine enttäuschend abgespreckte Variante von Pro Evolution Soccer 2016. Auf der Xbox One ging es nur um kleinere grafische Details, die im Vergleich zur PlayStation 4 fehlen, aber auf dem Rechner muss man deutlich mehr Abstriche in Kauf nehmen - auch inhaltliche. Die Kulisse wirkt wie eine besser aufgelöste Variante der alten Konsolen und liegt deutlich hinter der Qualität, die die Fox Engine auf aktuellen Konsolen inszeniert - kein Wunder, dass man sich erweiterte Grafikeinstellungen komplett spart. Was will man da auch tunen? Vor allem das Publikum und die

Es wird auch auf dem PC gejubelt, aber technisch und inhaltlich in abgespeckter Form.
Stadionumgebung sind gröber aufgelöst, weniger individuell und lebendig, aber auch die Darstellung des Rasens ist eine Klasse schlechter. Das ist selbst angesichts des Potenzials eines gewöhnlichen Mittelklasse-PC zu wenig.

Aber da hören die Defizite noch nicht auf: Wo ist das dynamische Wetter? Gibt es nicht. Wo sind die neuen Auswirkungen auf nassem Platz? Fehlanzeige. Der neue Torjubel ist zwar dabei, aber ich vermisse einige der tollen neuen Animationen sowohl bei den Torhütern als auch in den Zweikämpfen und auch in der Befehlsliste fehlen Bewegungsaktionen. Außerdem wirkte die Gegner-KI in unseren Testspielen nicht so stark - hier bekommt man also spielmechanisch nicht 1:1 den aktuellen Fußball.

Der Spielaufbau macht Laune, aber man erreicht nicht die Qualität der PlayStation 4.
Dazu gibt es lediglich 15 Stadien und man kann keine Kommentar-Sprachen wie Englisch oder Spanisch nicht direkt im Spielmenü auswählen, um den teilweise schlimmen Übertreibungen sowie falschen Torjubel von Hanis Küpper und Marco Hagemann zu entkommen - da hilft nur abschalten. Apropos: Wer das Internet nicht zur Verfügung hat, wird im Gegensatz zu den Konsolen nicht offline spielen können. Man muss scheinbar zwingend online sein, auch um die Meisterliga zu spielen, die das gar nicht benötigt. Nicht falsch verstehen: Selbst in dieser abgespeckten Variante macht der Spielaufbau durchaus Laune, aber Konami vergrault potenzielle PC-Kicker hier mit Ansage, indem man dieses Fußballspiel so stiefmütterlich portiert. Und weil wir das schon letztes Jahr monierten und man hier erneut zum Vollpreis nicht das volle Fußballpaket bekommt, werten wir deutlicher ab.

Fazit

Pro Evolution Soccer 2016 zelebriert richtig guten Fußball. Offensichtliche Änderungen wie etwa neue Aktionen am Ball oder kreative Modi gibt es zwar nicht, aber auf dem Platz hat Konami die bereits letztes Jahr überzeugende Spielmechanik weiter reifen lassen: die Zweikämpfe sind physikalischer, die Ballkontrolle ist präziser, die Tempowechsel wirken authentischer und die KI hat sich nicht nur im Laufverhalten sowohl defensiv als auch offensiv erheblich verbessert, sondern ist endlich auch wieder ein fordernder Gegner ab der vierten Stufe. Nur die Torhüter fallen mit ihrer Blindheit für die kurze Ecke ebenso negativ auf wie das neue Kommentatoren-Duo mit seinen Übertreibungen oder Phantomtoren. Aber geschenkt, man kann ja auf Englisch wechseln. Apropos: Offline in der Meisterliga ist es zwar okay, dass die Schiedsrichter es englisch blutig mögen, aber online nervt das gewaltig, denn selbst rüdes Einsteigen wird kaum gepfiffen, so dass aggressives Checken an der Tagesordnung ist. Stadion- und Fankulisse können zwar nicht mehr den großen Schritt wie im letzten Jahr machen und der neue "manuelle Torjubel" ist komplett überflüssig, aber es gibt plötzlich einsetzenden Regen mit spürbaren Folgen, mehr animierte Emotionen und etwas Flutlichtzauber. Abseits der bekannten Lizenzlücken mit nur drei deutschen Clubs bleiben weitere Wünsche offen: Für ein Sportspiel im Jahr 2015 ist die Regie in der Karriere immer noch ein steriler Witz - man wird nicht zur Legende, sondern erlebt nur Langeweile. Schade auch, dass man im Training nur Altbekanntes auffrischt, aber immer noch nicht gezielt alle Dribblings, Finten & Co üben kann, die doch für so wunderbare Momente sorgen können. Ich freue mich über die endlich modernisierte Meisterliga mit ihrer neuen Dynamik, aber die bleibt leider offline und zeigt Widersprüche in der Regie. Der auf Sammelreize und Mikrotransaktionen setzende myClub-Modus kann mich auch dieses Jahr dagegen nur langweilen. Und ich soll bei einem Vollpreis-Sportspiel, das sich nicht vollwertig, sondern nur teilweise weiter entwickelt hat, nochmal Geld für diesen Schnickschnack zahlen? Nein danke! Aber dieses Jahr hat Konami endlich den Online-Service samt Netzcode so im Griff, dass man Ranglistenspiele ohne Probleme austragen kann. Was die reine Spielmechanik betrifft, hat PES 2016 starke Fortschritte gemacht, so dass eine gute Wertung für PS4 rauspringt - die Xbox One hinkt leider technisch etwas hinterher. Wie sich der Fußball im Vergleich zu FIFA 16 schlägt, klären wir demnächst im Vergleich sowie Test.

Aktualisierung vom 24. September:

Warum wird der PC-Fußballer erneut so lieblos abgefertigt? Sorry Konami, aber zum Vollpreis will man auch das volle Spielerlebnis - wir sind von Kulisse und fehlenden Inhalten enttäuscht. Auch wenn die Spielmechanik solide ist, ernüchtert diese Veröffentlichungspolitik, die Fans mit dreierlei Maß bedient und gerade auf dem technisch stärksten System die schwächste Präsentation inszeniert.

Pro

endlich solider Netzcode
reifer Spielaufbau, tolle Tempowechsel
verbessertes Laufverhalten und Gegner-KI
spürbare Auswirkungen der Taktik, flexible Anweisungen mit oder ohne Ballbesitz
verbesserte Zweikämpfe und Physik
viele elegante Dribbel- & Annahmemanöver
tolle, angenehm freie Ballphysik
neue Glanzparaden der Torhüter
neue empotionale Gestik & Mimik auf dem Platz
Meisterliga mit frischen Impulsen, mehr Dynamik
Meisterliga wird speziell kommentiert
lautstarke, emotionale Fankulisse
krachende Distanzschüsse, coole Schlenzer
zig taktische Feinjustierungen für Offensive und Defensive
faire Punkte-Verteilung im myClub-Modus
neue dynamische Kamera-Weitwinkel-Perspektive
Training für alle relevanten Manöver
stimmungsvolle Turniereinleitungen & Choreos
neues dynamisches Wetter, Regen wirkt sich stark aus
Champions, Euro, AFC League & Copa Libertadores etc.
diverse Ligen und Pokale, 20 brasilianische Teams
Online-Ligen und Online-Wettbewerbe
11 gegen 11, Freundschaftsspiel-Lobbys
starker Editor, gute Statistiken
neu: endlich per USB-Stick origianle Bilder und Trikots hochladen
auf englische, spanische etc. Kommentare schalten
neue Jubelanimationen auf Knopfdruck
Soundtrack mit Ohrwurmqualitäten

Kontra

veraltete Kader mehrere Tage nach Verkaufsstart
zu liberale Schiedsrichter sorgen für Online-Frust
keinerlei neue Dribbel-/Schussmechaniken
komplett steriler und langweiliger Karrieremodus
öder myClub-Modus mit Mikrotransaktionen
nervige GP-Trophäen-Ausschüttung im Spiel
Meisterliga mit einigen Widersprüchen
Gras sieht in Zeitlupen wie Gummiboden aus
Torhüter reagieren schlecht in kurzer Ecke
schwaches deutsches Kommentatoren-Duo
einige wachsige Gesichter, asynchrones Singen
kein aktives Ball abschirmen, manche Finten zu leicht
Dribbling-Finessen nicht trainierbar
umständliches Aufrufen der Befehlsliste im freien Training
Online-Meisterliga, wo bist du?
nur Bayern, Gladbach, Wolfsburg als deutsche Teams
Freundschaftsspiel-Lobbys unzugänglich über Router
keine editierten Mannschaften online (auch nicht in Freundschaftsspielen) spielbar
viele Ladephasen
ärgerliche Grafik-Defizite im Publikum (One)
niedrigere Auflösung; kein 1080p (One)
Grafik nicht auf Konsolen-Niveau (PC)
nur 15 Stadien
sporadische Abstürze und Online-Probleme (PC)
Spielmechanik & Animationen nicht identisch (PC)
keine Kommentar-Sprachen auswählen (PC)
kein dynamisches Wetter (PC)
Internet-Verbinung zwingend notwendig (PC)
keine erweiterten Grafikeinstellungen (PC)

Wertung

PlayStation4

Pro Evolution Soccer 2016 zelebriert richtig guten Fußball, aber stagniert bei Präsentation, Karriere & Co.

XboxOne

Pro Evolution Soccer 2016 zelebriert richtig guten Fußball, aber stagniert bei Präsentation, Karriere & Co.

PC

Warum wird der PC-Fußballer so lieblos abgefertigt? Sorry Konami, aber zum Vollpreis will man auch das volle Spielerlebnis - wir sind von Kulisse und fehlenden Inhalten ernüchtert!

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.