Untertitel wider Willen
Weniger gelungen ist hingegen die deutsche Übersetzung. Es ist ja durchaus ein Fortschritt, dass Telltale lokalisierte Menüs und Untertitel fast vom Start weg anbietet. Dass sie zahlreiche Fehler enthalten, ist allerdings ärgerlich. Die Texte unterscheiden etwa gar nicht zwischen einer weiblichen und einem männlichen Jesse oder übersetzen einen Begriff für "aufheben" mit "abholen".
Ärgerlich auch, dass die Texte der Steam-Version trotz anderslautender Einträge in Registry und Initialisierungsdatei ausschließlich in Landessprache vorliegen. Wer Englisch beherrscht und auf Untertitel verzichtet, muss deshalb in
Die technisch einfache Inszenierung kann nicht immer mit dem Wort- und Spielwitz mithalten.
allen Unterhaltungen und vor jeder Entscheidung zwischen dem Hören des englischen Tons und deutschen Texten hin und her denken. Das ist nicht schwer, der Atmosphäre aber abträglich.
Was zischt und ist grün?
Trotz dieser kleinen Schwäche im Umfeld erschafft Telltale einmal mehr liebenswerte Charaktere. Die Bilder werden den Figuren dabei kaum gerecht: In Bewegung sind die viereckigen Protagonisten erstaunlich lebendig! Erzählerisch setzen die Adventure-Experten keine Maßstäbe – dazu ist Jesses Packen-wir's-an-ich-geh-voraus-Attitüde ebenso gewöhnlich wie seine bzw. ihre Bemühungen, Streits zu schlichten. Als eine Art digitales Taschenbuch funktioniert das quirlige Story Mode aber prächtig.
Ankreiden kann man Telltale die formelhafte und inzwischen auch altbackene Struktur seiner Adventure-Schablone. Denn so routiniert die Entwickler das Abenteuer inszenieren, so sehr lahmt das Timing bei schnellen Schnitten oder Schreckmomenten. Die zu erwartenden "Creeper!"-Überraschungen sind z.B. durchweg gelungen, verfehlen aber ihre
Bevor sich der große Magnus den Helden anschließt, muss Jesse ein Mehrspieler-Duell gewinnen.
überraschende Wirkung, weil sie gefühlt im gleichen Tempo abgespult werden wie jede andere Szene. Es ist bedauerlich, dass Kamera und Schnitt nach all den erfolgreichen Jahren noch immer an so deutliche Grenzen stoßen.
Indy-Game
Ähnliches gilt für Rätsel und Reaktionsspiele, die auch diesmal viel zu anspruchslos und scheinbar einfallslos das aktive Teilhaben einleiten. Aber, und hier macht Telltale einen entscheidenden Schritt in die richtige Richtung: Das Minecraft-Abenteuer lässt Spieler viel häufiger am Geschehen teilhaben, wechselt schneller vom Gespräch in eine flotte Verfolgungsjagd oder das aktive Durchforsten einer neuen Umgebung.
Die wie gehabt wichtigen Entscheidungen in Dialogen rücken machen somit Platz für die chaotische Flucht durch einen brennenden Wald, nachdem der Wither bereits in Jesses Heimatdorf gewütet hat. Sehr unterhaltsam ist auch der wilde Ritt durch die Höhlen des Nether – nach Indiana-Jones-Art in den Loren eines Minecraft-Carts. Immer wieder muss Jesse außerdem gegen Monster kämpfen, darf mindestens einmal sogar zwischen Schwert und Pfeil und Bogen wählen.