Shrek der Dritte24.06.2007, Mathias Oertel
Shrek der Dritte

Im Test:

Das Jahr der Film- und Spieltrilogien: Erst Spider-Man, dann die karibischen Piraten und nun der grüne Oger aus dem Sumpf. Während Peter Parker wenigstens auf einigen Plattformen gute Ergebnisse ablieferte, konnte Jack Sparrow eigentlich nirgendwo überzeugen. Kann Shrek das Gespenst der Lizenzumsetzung besiegen oder hätte er in "Weit Weit Weg" bleiben sollen?

Widrige Umstände

Ich hätte es besser wissen müssen. Doch auf den Spuren von Spider-Man 3, das zumindest auf der Xbox 360 ganz anständig war, sprang ich mit einem euphorischen "Hier! Mach ich gerne!" auf, als das Muster von Shrek 3 eintraf. Vielleicht hätte ich mich vorher informieren sollen. Denn angesichts des bisherigen Portfolios der Programmierteams wäre mir klar gewesen, dass all zu große Lizenz-Euphorie fehl am Platze war. Das Grundkonzept stammt  nämlich von Amaze Games und Shaba Games. Zur Aufklärung: Amaze hat bereits mit der Lizenz zu Lemony Snicket gezeigt, wie man einen Film mehr

Inhaltlich ebenso gut (oder schlecht) wie auf den anderen Systemen, aber mit einer passablen Remote-Unterstützung: Shrek auf Wii!
schlecht als recht umsetzt. Und Shaba hat an Evergreens wie Shrek SuperSlam, Wakeboarding Unleashed und Razor Freestyle Scooter (PSone/Dreamcast) gearbeitet. Da geht einem doch das Spielerherz auf. 

An der 360-Variante schließlich hat auch noch 7 Games mitgearbeitet - immerhin das Studio, das bereits Fluch der Karibik 2 Die Legende von Jack Sparrow so grandios in Szene setzen konnte, das Kollege Benjamin seinerzeit mit satten 42% im Test jauchzte.

Dennoch: Allen Vorbehalten zum Trotz habe ich mich mit den PC-, Wii- und 360-Versionen des grünen Ogers und seinen Abenteuern in Weit, Weit Weg eingeschlossen. Eine Fehlentscheidung, wie sich im Nachhinein herausstellen sollte.

Lizenzierter Einheitsbrei

Dabei fing alles gut an: Mit einem Ausschnitt aus dem Film, der allerdings auf Wii extrem grobkörnig dargestellt wird, werde ich auf Shrek und seine Mission, das Königreich Weit Weit Weg vor dem bösen Prince Charming und seinen Unholden zu retten eingestimmt. Doch was man hätte nutzen können, um ein Action-Adventure oder zumindest ein passables Jump&Run mit dem Flair kultiger Figuren auf die Beine zu stellen, wird dem Lizenzwolf zum Fraß vorgeworfen. Selbst meine zehnjährige Tochter, die von Shrek eigentlich nicht genug bekommen kann, hat sich nach wenigen Minuten mit den Worten "Das ist ja langweilig" sowie ihrem DS in die Ecke verkrümelt und den akustischen Hinweisen nach Mario Kart gespielt.

Recht hat sie! Denn der griesgrämige Oger und alle seine Freunde schaffen es nur in groben Zügen und selbst dann nur kurzfristig für Spaß zu sorgen. Zu gleichförmig läuft das Spiel ab, zu mager präsentiert sich die Kulisse. Dabei hat Activision doch mit der Umsetzung zu Spider-Man 3 auf der 360 gezeigt, dass Filmlizenzen nicht zwangsläufig den Bach runter gehen müssen.

Wohin läuft Shrek? Keine Ahnung, aber da will ich auch hin. Auf jeden Fall weit weit weg von diesm Lizenzspiel. (360-Version)
Doch zurück zu Shrek der Dritte (ab 9,99€ bei kaufen). Was bedeuten die o.g. Kritikpunkte im Einzelnen? Beginnen wir mit "gleichförmig": Dass sich hinter dem Abenteuer eigentlich nur ein simpler Prügler mit einigen kleinen Sprungeinlagen versteckt, kann ich noch einigermaßen verschmerzen. Doch wieso bekomme ich andere Charaktere wie z.B. den Gestiefelten Kater, Fiona, Esel oder Dornröschen vorgesetzt, wenn die sich eigentlich genauso spielen wie Shrek und nur im Detail wie z.B. ein Doppelsprung beim Kater unterscheiden? Die vermeintliche Abwechslung, die einem durch den Figurenwechsel suggeriert werden soll, ist aber zu wenig, um längerfristig ans Pad zu fesseln.

Gleiches gilt für das Kampfsystem, das ähnlich spartanisch und meist über einen Knopf abläuft wie in Pirates of the Caribbean: Am Ende der Welt (auch eine Lizenz, die halbwegs vergeigt wurde). Button-Mashen par excellence. Mehr nicht. Dazu noch mit sehr fragwürdiger Kollisionsabfrage und einer KI, die Forrest Gump auf ein Niveau mit Albert Einstein hebt.

       

Die deutsche Sprachausgabe, die sich vergeblich bemüht, für Witz zu sorgen, wirkt größtenteils lustlos ins Mikrofon gepustet. Dementsprechend verpuffen die Gags einerseits im Komödien-Nirvana oder schaffen es nicht einmal, mit ihren schwachen Pointen die Reise dorthin anzutreten. Nahezu nichts von dem, was den Humor der Filme (zumindest der ersten zwei) ausmacht, ist in Shrek der Dritte zu finden.

Auch auf dem PC sehen die Figuren ansatzweise nett aus, lassen spielerisch aber zu wünschen übrig...
Ahja, da war ja noch was: Minispiele! Satte fünf Stück dürft ihr auf Konsolen mit maximal einem Kontrahenten in Angriff nehmen. Wer allerdings glaubt, dass die Frogger-Variante, die Schießspielchen (die allerdings mit Remote mehr Spaß machen als mit Pad) oder die Curling-Variante Shrekleboard unterhaltsamer sind als die Kampagne, wird abermals getäuscht...

Oder könnt ihr euch einen besseren Grund vorstellen, wieso die Minispiele auf dem PC nicht einmal auftauchen?

Dort gibt es nur die Schlossbelagerung - ein tatsächlich halbwegs interessantes Element aus dem Hauptspiel. Doch selbst das simple Abschießen von Katapulten, um eine Burg oder zumindest strategisch wichtige Punkte zu zerstören hat man nach spätestens zwei oder drei Sitzungen satt.

Film ab? Film an? Film aus?

Die zwanzig Abschnitte, die ihr durchstreifen müsst, mögen sich vielleicht an Schauplätze des Filmes anlehnen. Doch ich hoffe stark, dass der Kinostreifen besser aussieht als das, was Amaze sich hier traut, auf den Bildschirm zu klatschen: Egal, ob ich auf PC, 360 oder Wii spiele - die Kulisse ist auf keinem System eine Augenweide. Klar: In 1080p wirkt Shrek natürlich auf den ersten Blick imposant, doch schaut man genau hin, sind die Unterschiede eher gering und nur in der höheren Texturauflösung zu finden, die auch am PC Einzug hält. Und auf den zweiten Blick und dem direkten Vergleich mit der Wii-Variante am Röhrenfernseher halten sich die Unterschiede in starken Grenzen. Was vor allem daran liegt, dass die Polygonzahl der Figuren auf 360 und PC nicht angepasst wurde und genauso hoch (oder in diesem Falle niedrig) zu sein scheint wie auf Wii.

Hinzu gesellen sich in allen Varianten Probleme mit der Kollisionsabfrage, eine eher sparsame Animationsbibliothek, Gegner aus dem Klonlabor sowie eine absolut starr festgelegte Kamera, die euch auch gerne mal aus dem Fokus verliert.

Auf der 360 ging es sogar so weit, dass ich in einem Flur durch eine Tür um eine Ecke gelaufen bin und die Kamera sich dazu entschlossen hat, einfach mal stehen zu bleiben. Na vielen Dank auch! Jetzt hätte ich natürlich das Level neu starten können, doch stattdessen habe ich versucht, irgendwo einen Trigger zu finden, der die Kamera wieder aktiviert. Nach einigen Minuten planlosen Rumlaufens, in denen ich ab und sogar meine Figur durchs Bild huschen sah, ging ein Ruck durch die Engine-Routinen und alles war wieder gut. Oder vielleicht doch nicht? Das hängt wohl in erster Linie davon ab, wie man

Selbst solche Gegner sorgen nicht für Sorgenfalten. Das Spielprinzip allerdings schon... (360-Version)
"gut" definiert. Meine Laune ging auf jeden Fall den Bach runter. Auch meine Hoffnung, wenigstens einen vernünftigen Endgegner präsentiert zu bekommen, stellte sich als zu optimistisch heraus. Ich konnte und wollte einfach nicht glauben, dass der in Ansätzen spannende Kampf gegen den Eisdrachen (etwa nach drei Viertel des Spieles) der dramatische Höhepunkt gewesen sein soll. Das war er aber. Der Kampf gegen Prince Charming gestaltete sich wie der traurige Rest des Spiels als unspektakulär und eintönig.

Hinsichtlich Spielmechanik und Steuerung nehmen sich die Versionen nicht viel: Auf PC kann man die Maus-/Tastatur-Variante zwar als spielbar, aber dennoch als suboptimal bezeichnen, so dass wir vorzugsweise den Anschluss eines Xbox 360-Pads empfehlen.

Das Rumgefuchtel mit Remote und Nunchuk während der Prügelsequenzen ist zwar grundsätzlich nicht sehr anspruchsvoll, aber dennoch für zwischendurch okay - irgendwie kann ich mich nicht zu dem Begriff "spaßig" durchringen. Immerhin wird der Remote-Lautsprecher genutzt, um Schlaggeräusche und das "Kling!" der aufgesammelten Münzen zu transportieren.

     

Fazit

Kommt mir bloß nicht mit "Kinder haben bestimmt Spaß daran!" Denn dann kommt von mir umgehend die Gegenfrage "Wie jung sollen die denn sein, um sich unterhalten zu fühlen?" Viel höher als die Freigabe der USK (ab 6) sicherlich nicht. Selbst eingesessene Shrek-Anhänger brauchen eine dicke grüne Oger-Haut, um die Schwächen dieser Lizenzumsetzung von sich abprallen zu lassen. Spielerisch unausgereift und eintönig, technisch insgesamt unterdurchschnittlich und mit schwacher deutscher Sprachausgabe so weit weg vom Humor der Filme, wie es nur geht, findet man kaum Gründe, sich den Oger ins Haus zu holen. Wenn ihr unbedingt eine Filmumsetzung spielen wollt, schnappt euch die karibischen Piraten, die 360-Ausgabe des letzten Spinnenmannes oder die aktuelle Ausgabe der Turtles. Die sind zwar auch nicht das Gelbe vom Ei, aber unter dem Strich definitiv diesem kleinen grünen Stinker vorzuziehen. Auf der Packung steht "Rette Weit Weit Weg!" Aber wer rettet mich vor Software wie dieser? Ich will weg. Weit weit weg.

Pro

einfache Steuerung
fünf Minispiele (360, Wii)
nette Idee: Schlossbelagerung
interessante Puppenspiel-Zwischensequenzen

Kontra

schwache Kulisse
Ruckler (PC)
humorlose Sprachausgabe
feste Kamera mit Problemen
Charaktere spielen sich alle gleich
KI? Fehlanzeige!
unspektakulärer Endkampf

Wertung

360

Grafisch, spielerisch, akustisch: In jeder Hinsicht eine Enttäuschng

PC

Shrek lass nach: Kein Humor, kein Spielwitz.

Wii

Trotz passabler Remote-Steuerung nicht mehr als eine schwache Lizenz-Umsetzung.

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