NBA 2K627.04.2006, Jörg Luibl
NBA 2K6

Im Test:

Nach dem technisch verkorksten NBA Live 06 von EA blicken Basketballfans voller Hoffnung auf die Konkurrenz: Kann Take 2 mit NBA 2K6 (ab 10,00€ bei kaufen) wieder für erstklassige Spannung unter dem Korb sorgen? Und kann man auf der Xbox 360 endlich eine hoch auflösende HD-Kulisse ohne technische Einbußen wie Ruckler, Slowdowns oder Clippingfehler servieren? Wir haben auf allen Plattformen intensiv gedunkt und gepasst!

Natürlichkeit ist Trumpf

Keine Frage: NBA Live 06 gehörte letztes Jahr trotz des Wertungsfiaskos von 59% zu den optisch spektakulärsten Titeln für die Xbox 360. Es bestach mit einem Realismus, den man in dieser Form noch nicht im virtuellen Sport erlebt hatte - jede Hautfalte straffte sich, jeder Tropfen Schweiß war sichtbar. Es wirkte vielleicht an einigen Stellen etwas zu aufgedonnert, einige Bewegungsabläufe zu abgehackt, aber es überzeugte mit einer Kulisse der nächsten Generation. Es waren letztlich die

Ein Ball, viel Schweiß, jede Menge Muskeln: Auf der Xbox 360 wird Basketball fast fotorealistisch zelebriert - vor allem an einem HD-Fernseher.
bösen Slowdowns, die Ruckler sowie die indiskutable Kamera, die den rasanten Ballsport von EA in der frustrierenden Pomadigkeit versinken ließen. Für diesen Test haben wir extra gewartet, bis Take 2 auch die 360-Version des Herausforderers hierzulande veröffentlicht, obwohl die PS2- und Xbox-Fassung schon seit März im Handel sind.

Das Warten hat sich gelohnt, denn NBA 2K6  präsentiert sich zunächst blitzsauber: Das Leder fliegt schnell und flüssig durch die Reihen, es bleibt immer im Fokus der Kamera, Tempo und Dynamik bestimmen das Spiel. Schon nach den ersten Sekunden wirkt auch die Kulisse samt Profis in sich stimmiger als beim EA-Konkurrenten. Und das, obwohl es weniger polygonreiche Gesichter und weniger markante Muskelzuckungen gibt: Die Trainer erscheinen hier z.B. wesentlich klobiger als die fast fotorealistischen Coaches aus NBA Live 06; außerdem bemerkt kaum einen Unterschied zwischen den Figuren der PS2/Xbox- und der Xbox 360-Fassung. Ansonsten ist die Kluft zwischen den beiden alten und der neuen Konsole gewaltig: Wer einmal NBA 2K6 im hoch auflösenden HD-Format erlebt hat und dann auf dem kleinen Fernseher die PS2- oder Xbox-Version spielt, wird sich erschrecken und unweigerlich an eine Emulation denken. Das hört sich böse an, aber der Abstand zwischen den alten und neuen Konsolen ist ähnlich groß wie bei Fight Night Round 3 . Und 2K Sports spielt gerade auf der Xbox 360 noch einen weiteren Joker aus: die Natürlichkeit. Der Schweiß läuft hier erst im Laufe der Zeit und lässt Trikots dann eine dunklere Farbe annehmen, wenn sich das Spiel dem letzten Viertel nähert - NBA Live 06 ließ das Nass viel zu früh in Strömen laufen und wirkte dadurch künstlicher.

Auge in Auge mit Nowitzki

Außerdem bestechen die Top-Stars hier mit einem höheren Wiedererkennungswert. Vergleicht mal den EA- mit dem Take 2-Nowitzki: Ersterer zeigt vielleicht beim Freiwurf mehr Poren auf der Wange, aber Letzterer sieht dem Original in Sachen Frisur, Augen und Gesichtszüge viel ähnlicher - obwohl hier immer noch gewaltig Luft nach oben für NBA 2K7 ist. Und das Schöne ist, dass man das auch von fast allen anderen Stars in NBA 2K6 sagen kann. Zum anderen überzeugen die lebensechten Bewegungsabläufe, die auf der Xbox 360 gerade bei Athleten wie Shaq noch mehr Vielfalt bieten als auf Xbox und PS2: Egal ob beim Aufposten, dem Werfen, dem Dribbeln oder dem Dunken - alles erinnert umgehend an die realen Vorbilder der NBA. Nash lässt den Ball elegant wie Nash tanzen und Shaq stopft ihn so mächtig wie Shaq in den Korb. Selbst das Umfallen beim Zusammenprall, das Stolpern und Abdrängen wird unheimlich authentisch dargestellt. Auch die Zeitlupe vermittelt auf der 360 wesentlich mehr Mittendringefühl als auf den anderen Systemen. Rechtfertigt das den wesentlich höheren Preis? Knapp 60 Euro für die 360 gegenüber 37 Euro für PS2 und Xbox? Das müsst ihr entscheiden, aber wenn ich die Wahl hätte, würde ich für das intensivere Erlebnis mehr bezahlen. 

Ein exklusives Next-Gen-Highlight sind auch die Trikots: Die Hemden bauschen sich beim Springen auf, die Hosen flattern beim Sprint - klasse! In unserer ersten Spielfasssung wirkte der Effekt noch so übertrieben, als würden versteckte Ventilatoren aktiv sein, aber jetzt haben sich diese Bewegungen an der Kleidung ohne aufzufallen eingefügt.

Auf der PS2 muss man natürlich große Abstriche machen. Trotzdem bleibt das Spiel ansehnlich.
Zwar gibt es immer noch animierte Automatismen, die den einen oder anderen Korbleger oder vor allem zu spät eingeleiteten Dunk wie auf Schienen gefahren wirken lassen (obwohl man eigentlich schon am Ring vorbeigezogen ist, setzt der Dunker von alleine einige Schritte zurück und stopft den Ball rein), aber davon gibt es in NBA 06 wesentlich mehr. Außerdem gehen Kulisse und Spieler hier eine harmonische Symbiose ohne Brüche ein: Cheerleader tanzen am Rand, Trainer gestikulieren vor der Bank und das jubelnde Publikum überzeugt mit vielen unterschiedlichen Fangruppen statt synchron klatschender Duplikate. Wer auf der PS2 oder der Xbox spielt, wird in Sachen Zuschauer jedoch nur das alte Pappaufstellerambiente sehen und eine Klasse schlechter unterhalten - es gibt weniger Einblendungen vom Drumherum, weniger markante Zeitlupen.

Man kann darüber streiten, ob die Werbung von Toyota oder die immer wieder eingeblendeten TV-Spots für Schokoriegel stören. Aber diese Form von In-Game-Advertising passt hier gut ins Profi-Geschehen und hat mich überhaupt nicht gestört. EA hat das Auswechseln und die Ladephasen zwar wesentlich stylischer inszeniert, aber dafür kommen die Zuschauer hier mit kleinen Einblendungen als auch in der Totale vom Videowürfel aus besser zur Geltung. Auch die Kommentatoren Harlan und Smith liefern eine gute Mischung aus Emotionalität und Fachkenntnis ab. Kurzum: Das Spiel läuft flüssig, ist überaus ansehnlich und repräsentiert gerade in hoher 360-Auflösung die nächste Grafikgeneration.

              

Clippingfehler & Grafiklöcher

Keine Slowdowns, keine technischen Probleme, keine Schwächen? Nein, perfekt ist NBA 2K6 noch nicht. Für den nächsten Teil gibt es noch genug Raum für Verbesserungen: Denn der zweite Blick offenbart, dass auch die Entwickler von Visual Concepts die Power der Xbox 360 noch nicht voll im Griff haben. Es ist selbst im hoch aufgelösten HD-Format noch deutlich Luft nach oben, was die Kantenbildung oder die Flüssigkeit der Zeitlupen angeht. Im Training kann man in der defensiven Dribbelhaltung z.B. beobachten, wie der Ball ab und zu an der Hand kleben bleibt, anstatt auf den Boden zu titschen und die Aufprallgeräusche in ein Rattern ausarten - dieser Fauxpas ist mir noch nicht im Spiel vorgekommen, aber er zeigt, dass das Zusammenspiel von Physik, Animation und Akustik nicht perfekt harmoniert. Bei Wiederholungen

Vom Videowürfel bis zur Werbung im Spiel: Die Präsentation steht einer Fernsehübertragung in nichts nach. (360)
von Dreiern erkennt man zudem, wie das Leder beim Weg ins Netz immer wieder nachzieht. Und obwohl das Spiel butterweich läuft, gibt es einfach zu viele Clippingfehler in den Zeitlupen: Schaut man sich die Wiederholungen an, erkennt man fast regelmäßig Arme oder Hände, die durch Spieler oder Korb ragen, als wären sie aus Luft. In anderen Sportspielen kommt das zwar auch ab und zu vor, aber hier in erschreckender Regelmäßigkeit. Das weckt natürlich auch Zweifel an der Kollisionsabfrage: Hätte die Hand den Ball nicht blocken müssen? Hätte der Schiri aufgrund des sichtbaren Körperkontakts nicht ein Foul geben müssen?

Wir haben einige Situationen erlebt, in denen man diese Fragen bejahen muss. Und leider gab es auch ein paar Szenen, in denen Spieler absurde Verrenkungen gemacht haben, in denen Trikots komplett verschwanden oder eine Situation, in der ein Spieler von schräg hinten durch das Brett (!) in den Korb gedunkt hat: So etwas darf einer Sportsimulation im Jahr 2006 einfach nicht passieren! Das sind natürlich nur einige Augenblicke bei einer Testspielzeit von mehrerehn Dutzend Stunden. Aber alle Körbe, die nicht ganz nachvollziehbar sind, verpassen dem Spaß einfach einen Dämpfer. Gerade als Fan der Reihe wird man sich ärgern. Nicht nur, weil das Fehler sind, die man in den Vorjahren nicht beobachten konnte. Sondern auch, weil NBA 2K6 so vieles verdammt richtig macht und spielerisch von der ersten Sekunde an so verdammt viel Feuer entfacht. Erst gestern Abend habe ich mit den Mavericks über Xbox Live gegen die Sonics gespielt inklusive Overtime, Dreierschlacht und Monsterblocks - ich war am Ende schweißnass, denn das war unglaublich spannend und hat sich so angefühlt wie echter Basketball.

Starkes Spielgefühl rettet Award

Und genau dieses Adrenalin gepaart mit einer fantastischen Spielbalance sorgt dafür, das man trotz einiger technischer Ärgernisse immer wieder auf den Platz oder ins Internet geht, um mit den Mavericks oder den Nets zu punkten. Diese Faszination rettet schließlich den Gold-Award. Denn das Spielgefühl wird durch die Fehler nicht so stark beeinträchtigt wie beim EA-Konkurrenten. Wir haben während der Korbjagd auch verdammt viele korrekte Szenen erlebt, in denen Blocks, Würfe und Steals auch in Zeitlupe einwandfrei dargestellt werden. Und die Physik macht insgesamt eine wesentlich bessere und solidere Figur als die von NBA Live 06: Die Bälle prallen nach Würfen zu 98% korrekt vom Brett und von Spielern ab, sie zeigen eine natürliche Schwere beim Flug und durch frühzeitiges Stören kann man ihnen als Verteidiger gerade bei Distanzwürfen die Reichweite rauben: Hebt ihr rechtzeitig vor einem Dreierschützen die Hände in die Höhe oder timt euren Blocksprung richtig, verlieren sie an Wucht und Länge - Airballs sind die Folge, die die Zuschauer wiederum zu gemeinen Chören animieren.

NBA 2K6 macht auch in Sachen Umfang und Präsentation alles richtig - es bietet ein Eldorado an Möglichkeiten: Egal ob

Vom HD-Rausch in die TV-Realität: Auch die Xbox ist mittlerweile nicht mehr konkurrenzfähig.
Training, freischaltbare Minigames, Liga, Karriere oder 24/7-Streetball - ihr werdet zig Stunden mit diesem Basketballspiel verbringen können. Fans der Reihe finden alle vertrauten Modi bis hin zu einem Situationseditor, mit dem ihr selber einen Spielstand festlegen könnt, um vielleicht eine Aufholjagd in den letzten Minuten nachzuahmen. Auch diese Üppigkeit ist ein lobenswerter Unterschied zu NBA Live 06: Dort wurden nämlich für die Xbox 360 wesentliche Features gestrichen. Hier bekommt ihr das komplette Programm.

Gerade die Karriere "Der Verband" macht auf lange Sicht Spaß. Und schon jetzt gibt es im Internet drei Roster-Updates, die eure Teams auf den Stand vom März 2006 bringen. Ihr könnt euch einen Verein suchen, einen Trainer erstellen, Talente verpflichten und Transfers einleiten. Über mehrere Saisons leitet ihr das Geschick eures Teams. Da die gegnerische KI schon auf dem zweiten der fünf Schwierigkeitsgrade sehr gut reagiert, taucht man mit jedem Ligaspiel tiefer in die NBA ein: Eure Top-Stars werden gnadenlos gedoppelt, wenn sie heiß laufen, ihr müsst die Bankballer gut integrieren und gerade im letzten Viertel ziehen die Computergegner noch mal alle Register vom intensiven Pressing über gezielte Fouls bis hin zu spektakulären Dreiern. Ihr müsst gut auf die Kondition eurer Profis achten, sonst hagelt es Verletzungen und daher geschickt rotieren. Die KI ist allerdings nicht gnadenlos perfekt und zeigt ab und zu auch Aussetzer wie Pässe ins Nichts, Schritte hinter die Spielfeldlinie, verpasste Wurfchancen oder das stupide Ignorieren der Shotclock. Blöd ist auch, dass verletzte Spieler nicht automatisch aus dem Kader genommen werden, sondern erstmal auflaufen. Hier müsste man die automatischen Trainerhilfen verbessern.

       

Taktische Vielfalt

Ihr dürft überall taktisches oder inhaltliches Feintuning ansetzen: Wer die Simulationsregeln nicht mag, kann alles so ausschalten und anpassen, dass man eine Arcade-Variante vor sich hat - ohne Goaltending, Seitenaus oder Wurftiming. Auch als Coach gibt es zig Regler: Ihr könnt gegnerische Spieler in mehreren Abstufungen bewachen und je nach Position

Die Ballphysik wird auf allen Systemen klasse simuliert: Stört ihr einen Dreierschützen früh genug, kann es sogar zum Airball kommen. (Xbox)
doppeln lassen. Macht euch ein Powerdunker Probleme, der einen schlechten Distanzwurf hat? Dann lasst ihn nur in der farbigen Zone von zwei Mann bewachen. Macht euch ein Dreierschütze Kopfschmerzen? Dann deckt ihn schon bei der Ballannahme hautnah. Man kann hier nicht nur wunderbar beobachten, wie er ins Wanken gerät, wenn er von allen Seiten bedrängt wird, sondern auch, dass gleich mehrere Handpaare am Ball zerren, bis der Schiri abpfeift - dann gibt es einen Sprungball. Sehr lobenswert ist auch, dass es endlich animierte Playbooks gibt: Basketballeinsteiger können sich anzeigen lassen, welche Lauf- und Blockbewegungen hinter Formationen wie z.B. Halfcourt Trap oder Box 1 stecken. Hinzu kommt ein großes Repertoire an interessanten Taktiken, die ihr nach Belieben über das Digikreuz einsetzen könnt.

Auf dem Platz spielt NBA 2K6 ohnehin seine altbekannten taktischen Stärken aus, die ihm seinen Ruf als echte Simulation eingebracht haben: Ihr könnt nicht nur einfache Pässe und Icon-Pässe einleiten, sondern auch welche in den Lauf spielen, so dass sehr schnell Rasanz in die Offensivbewegung kommt: Steal, Pass in die Tiefe, Korb! Alley-Oops sind zwar schwerer einzuleiten als bei NBA 06, wo sie im Minutentakt einschlagen, aber wenn man in einem Fastbreak in Überzahl Richtung gegnerisches Feld jagt, können sie zu wunderbaren Körben führen. Über die neue Analogstickwürfe könnt ihr kurz vor dem Einschlag bestimmen, ob ihr einen normalen, rechtshändigen, linkshändigen oder spektakulären Dunk aufs Parkett legt. Stellt sich euch Shaq in den Weg, könnt ihr über einen schnellen Doppeldruck auf die Wurftaste auch einen Last-Second-Korbleger versuchen, um dem Monsterblock zu entgehen. Das sind alles Feinheiten, die ähnlich wie bei Pro Evolution Soccer 5 , auch immer von den individuellen Fähigkeiten der Profis abhängen. Mit Dampier sollte man kein Sternschrittdribbling wagen, mit Terry keinen Dunk.

Fantastische Spielbalance

Doch Vorsicht mit weiten oder unüberlegten Pässen: Gerade die Steals sind eine enorm wirkungsvolle Waffe in NBA 2K6. Ihr führt sie mit dem rechten Analogstick aus und könnt die Arme eures Verteidigers nach unten oder oben stochern lassen. Selbst akrobatische Sprungsteals sind möglich, wenn ihr gleichzeitig die rechte Schultertaste gedrückt haltet. In unseren

Auch Steals sind eine wirkungsvolle Waffe in der Defense: Wer blind passt oder wild dribbelt, wird bestraft. (PS2)
Redaktionsmatches hat eine gute Defense über Steals oft über den Sieg entschieden. Wildes Gefuchtel wird allerdings von den aufmerksamen Schiris abgepfiffen. Insgesamt überzeugt die Spielbalance mit einem sehr guten Verhältnis von Abwehr und Angriff, wobei Erstere in ihren Möglichkeiten etwas schwächer bestückt ist.

Es gibt nämlich ein kleines Problem in der Verteidigung: Powerdunker kommen etwas zu oft und zu leicht zum Korberfolg - selbst Blocks mit großen Centern verhindern zu selten das Stopfen von Bryant, Allan oder Stackhouse. Das ist zwar realistischer als eine Orgie von Monsterblocks, aber zwingt euch in der Verteidigung zu einem weniger ansehnlichen Mittel: Ihr müsst eure Spieler frühzeitig passive Blocks stellen lassen, also eure Verteidiger wie Litfasssäulen stehen lassen, damit der Gegner in sie hineinrennt und noch vor dem Dunk ein Offensiv-Foul bekommt. Das klappt mit etwas Timing sogar recht gut, aber vielleicht hätte das auch in der Luft öfter von Erfolg gekrönt werden müssen. Eine gute Alternative hätte auch darin bestanden, die KI der eigenen Spieler in der Verteidigung zu erhöhen - auch sie positionieren sich zwar vorbildlich wie das Playbook es ihnen vorgibt, blocken aber nicht immer effektiv.

    

Steuerung

Die Steuerungsmöglichkeiten sind so üppig, dass sich Basketballfans vom Crossover bis zum Spin-Move und Hop-Step austoben können. Vor allem das Aufposten unter dem Korb mit anschließendem Sternschritt zum Korbleger ist wunderbar. Neu ist die gezielte Bewegungssteuerung über die Y-Taste: Während ihr den Ball habt, könnt ihr einen Mitspieler markieren und ihn über den Druck auf das Digikreuz in eine Richtung schicken. Nowitzki steht in der Zone, soll

Shaq hat man in der 360-Fassung besondere Bewegungen spendiert: Der Center trumpft bei Miami richtig auf. (360)
aber hinter die Dreierlinie marschieren? Kein Problem: drückt nach links! Das mag im Spiel zu zweit zu viel Schnickschnack sein, aber gerade in der Karriere kann man mit diesen manuellen Befehlen schnell Freiraum schaffen, da sie die vorgegebenen Laufwege der Playbooks aufbrechen. Schade ist nur, dass das Feature zwar im Training angezeigt, aber nicht einsetzbar ist - hier hätte man das ideal üben können!

Auch beim Abschluss gibt es eine Neuerung: die zusätzliche Steuerung über den rechten Analogstick. Je nachdem, welchen Spieler ihr gerade bewegt, könnt ihr beim Zug zum Korb unterschiedliche Wurf- und Dunktechniken einsetzen. Neben einfachen Korblegern lassen sich durch den Druck nach oben, unten, links oder rechts gezielt bestimmte Hände oder Drehungen bis hin zum 360-Grad-Sprung einsetzen. Natürlich muss der Spieler für einen No-Look-Hakenwurf oder einen Tomahawk-Dunk die entsprechende Fähigkeit haben. Nowitzki kann z.B. beim Aufposten unter dem Korb zahlreiche feine Drehmanöver und Schrittfolgen einsetzen, an denen sein Kollege Dampier kläglich scheitert.

Selbst das weniger spektakuläre Repertoire ist spielerisch wertvoll: Ihr könnt euren Spurt mit dem plötzlichen Anhalten der Hop-Steps gezielt unterbrechen oder eure Gegner mit den Drehungen der Drop-Steps schwindelig spielen. Schade ist allerdings, dass man die normalen Dribblings nur schwer kontrollieren kann, da sie jetzt auf dem linken Analogstick liegen und bei gedrückter Spurttaste ausgelöst werden - das ist nicht gerade intuitiv und kann gerade zu Beginn für Verwechslungen sorgen. Für NBA 2K7 sollte man diese Manöver noch punktgenauer, in ihrer Bewgungskonsequenz noch  etwas nachvollziehbar gestalten. Hat man sich daran gewöhnt und entdeckt, dass es sogar fortgeschrittene Täuschungen gibt, wenn man beide Schultertasten gedrückt hält, begibt man sich voller Eifer ins Training, um die Finessen einzustudieren.

Big Brother is watching you!

Apropos Studium: Eine ausgezeichnete Neuerung ist das VIP-Feature. Das hat ausnahmsweise nichts mit Stars und Sternchen zu tun, sondern beinhaltet eine Aufzeichnung der Spielweise von euch oder euren Freunden bis ins kleinste Detail:

Und weil Shaq und Schweiß so wunderbar zusammen passen: hier noch mal eine Momentaufnahme. (360)
Wann wirft man im Durchschnitt? Wie oft nutzt man angetäuschte Würfe? Wie gut blockt man? Welche Aufstellung ist aktiv? Nimmt man im Zweifelsfall eher den Dunk oder den sicheren Korbleger? Benutzt man beim Dribbling Crossovers oder Hesitations? Von wo wirft man? Wer führt die Steals wie gut aus? Das Repertoire an Informationen ist so umfangreich, dass man seine oder gegnerische Taktiken nicht nur wunderbar in der Theorie analysieren, sondern auch als visuelle Simulation erleben kann: Ihr könnt quasi gegen eine KI spielen, die auf der Grundlage eurer gespeicherten Daten loslegt. So könnt ihr nicht nur einem Freund, sondern auch euch selbst gegenüber stehen - eine klasse Idee, denn so lässt sich vielleicht entdecken, wie man einen haushoch überlegenen Kollegen doch noch knacken kann.

Online auf allen Plattformen

Sein faszinierendes Potenzial entfacht NBA 2K6 nicht nur offline, sondern auch online - und zwar auf PS2, Xbox und Xbox 360. In Sachen Service erreicht man ein für Konsolenverhältnisse ungewohnt hohes Niveau und kommt mit Turnier- und Liga-Funktionen, üppigen Statistiken zu anderen Spielern sowie Lobby samt detailliertem Spieler-Feedback an PC-Verhältnisse ran. Leider hapert es ab und zu am Spielerlebnis, denn es kann zu großen Einbrüchen in der Geschwindigkeit kommen, so dass man im schlimmsten Fall minutenlang eine Diashow erlebt. Allerdings gab es auch einige Spiele, die butterweich liefen - nur bei den Freiwürfen merkt man dann, dass man sie online aufgrund der kleinen Verzögerung etwas anders timen muss. Wir haben im Internet insgesamt eine durchwachsene Erfahrung gemacht, die sehr stark von den einzelnen Pings abhängt. Aber so geht es auch Pro Evolution Soccer 5 .

  

Fazit

Herrlich anzuschauen, taktisch tief und kaum zu stoppen - das ist das beste Basketballspiel auf dem Markt! 2K Sports zeigt der dunkenden Konkurrenz von Electronic Art, wo der Sporthammer hängt. Endlich gibt`s auch auf Microsofts neuer Konsole adrenalinhaltige Athletik in prächtiger Kulisse ohne Slowdowns - in der Redaktion jagt gerade ein Spiel das andere. Trotzdem reicht es nicht für höhere Wertungsregionen. Denn auch das Team von Visual Concepts hat die Xbox 360 noch nicht voll im Griff: Erstens ist die Korbjagd z.B. im Detail und beim Drumherum vom Trainer bis zum Cheerleader lange nicht so ansehnlich wie in NBA Live 06 - hier ist man etwa auf einer Stufe mit PS2 und Xbox. Zweitens entlarven die Zeitlupen auf allen Plattformen böse Clippingfehler, die Zweifel an der Kollisionsabfrage aufkommen lassen; auch so mancher Automatismus in den Bewegungen wirkt noch nicht ganz natürlich. Drittens kann die Framerate bei Online-Spielen immer wieder auf Diafrequenz einbrechen - der Service inklusive Turnier und Roster-Update ist vorbildlich, die Technik verbesserungswürdig. Trotzdem ist NBA 2K6 derzeit das Maß aller Dinge unter dem Korb: Die Möglichkeit gegen die simulierte KI eines Freundes oder gar die eigene anzutreten ist fantastisch, die Spielmodi reichen mit Liga, Karriere und Streetball bis Weihnachten und außerdem bleibt man dem Simulationscharakter der Vorgänger treu. Freunde von Layups, Hop-Steps und Crossovers werden hier noch nach zig Stunden delikate Feinheiten entdecken. Diese Spieltiefe sichert NBA 2K6 den Goldaward.

Pro

deutsche Texte
hervorragende Kulisse
lebendige Zuschauerpolygone (360)
überzeugende Gegner-KI
viele Taktikmöglichkeiten
zig Einstellungen von Arcade bis Simulation
mehr individuelle Moves für Shaq (360)
überzeugende Ballphysik
feines Steal- und Pass-System
klasse Aufpost- & Blockdynamik
animierte Playbook-Spielzüge
freischaltbare Minigames
natürlich wirkende Bewegungen
sehr gute Spieldynamik
online auf allen Plattformen spielbar
vorbildliche Online-Features wie Turnier oder Liga
eigenen Spieler erschaffen & trainieren
enormer Umfang mit Karriere, Liga, 24/7-Streetball, Training
VIP-Feature zeichnet Spielzüge auf und simuliert Gegner
feines Kamera- & Zeitlupensystem
viele freischaltbare Erfolge+ günstig für PS2,Xbox: 36,94 Euro

Kontra

komplett in Englisch, kleinere Rechtschreibfehler
Powerdunker schwer zu stoppen
viele Clippingfehler in Zeitlupen
ab und zu Textur
& Animationsfehler
teilweise inkonsequente Kollisionsabfrage
einige unnötige Automatismen bei Bewegungen zum Dunk
lange Ladezeiten (PS2)
Trainer, Zwischensequenzen & Cheerleader nicht Next-Gen (360)
Lags beim Online-Spiel
teurer auf der 360: 57,90 Euro

Wertung

360

Dynamisch, ansehnlich, umfangreich - das beste Basketballspiel auf dem Markt.

XBox

PlayStation2

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