Blazing Angels: Squadrons of WWII08.05.2006, Michael Krosta
Blazing Angels: Squadrons of WWII

Im Test:

Ubisoft schickt euch mit Blazing Angels-Squadrons of WWII in den Himmel und lässt euch als US-Pilot an den größten Luftschlachten des Zweiten Weltkriegs teilhaben. Wir haben uns den Steuerknüppel gepackt und sind in den engen Propeller-Maschinen zum Testflug abgehoben. Wird es ein wertungstechnischer Höhenflug oder ein bitterer Absturz?

Abgehoben

Pearl Harbor am 7. Dezember 1941: In einem Überraschungsangriff fallen japanische Jäger über den US-Flottenstützpunkt auf Oahu her. Flugzeuge bedecken den Himmel wie Vogelschwärme, mächtige Bomben-Detonationen erschüttern die Erde

In Pearl Harbor bricht die Hölle los!
und dicke, schwarze Rauchschwaden behindern die Sicht. Und ihr seid mittendrin! Zusammen mit euren drei Flügelmännern müsst ihr es in der Außenansicht mit einer Überzahl an japanischen Kamikaze-Piloten aufnehmen, die blitzschnell aus allen Richtungen an euren Flügeln vorbei donnern und euch anschließend von hinten mit MG-Salven eindecken. Das automatische Zielsystem visiert automatisch den nächsten Gegner an und positioniert die Kamera so, dass ihr diesen immer im Blick habt. Verdammt, trotz einiger gewagter Flugmanöver lässt sich der Mistkerl nicht von meinem Heck abschütteln. Doch wozu habe ich denn meine guten Kameraden? Ein Druck auf das Digi-Pad genügt und schon greift das Flieger-Ass Frank das markierte Ziel an uns hilft mir blitzschnell aus der Patsche.

Getroffen

Doch nicht immer habe ich so viel Glück. Mein Flieger ist getroffen! Der Motor qualmt und unter normalen Umständen wäre ein Absturz vorprogrammiert. Aber hey, das ist ein Videospiel, oder? Also gebe ich meinem Mechaniker Joe die Anweisung, mir bei der Reparatur zu helfen. Nur noch schnell die zufällige Tastenfolge eingegeben, die auf dem Bildschirm eingeblendet werden und schon ist der Vogel wieder wie neu. Sowas gibt es auch nur im Spiel, wodurch der Schwierigkeitsgrad von Blazing Angels relativ niedrig ausgefallen ist. Zwar braucht es etwas Zeit, bis ihr Joes Hilfe erneut in Anspruch nehmen könnt, doch wenn ihr nicht gerade ein totaler Bruchpilot seid, solltet ihr in den Kampfeinsätzen keine allzu großen Probleme haben, zumal ihr euer Geschwader auch anweisen könnt, euch Feuerschutz zu geben. Und falls ihr die Gegner einmal ablenken wollt, ist Tom euer Mann: Auf Befehl lenkt er das feindliche Feuer auf sich und gibt euch dadurch genügend Zeit, euch ideal zu positionieren, um die Schergen vom Himmel zu holen. Neben dem Standard-MG mit unendlicher Munition stehen euch je nach Auftrag auch Sekundärwaffen zur Verfügung, mit denen ihr Bodenstellungen mit Raketen oder Bomben eindeckt sowie Schiffe mit Torpedoangriffen auf den Grund des Pazifiks befördert. Leider habt ihr während der Kampagne nicht die Möglichkeit, euch zwischen verschiedenen Flugzeugen zu entscheiden und müsst mit der Maschine abheben, die euch auf die Startbahn gestellt wird. Ab und zu müsst ihr jedoch mitten in

Und wieder einem Feind die Flügel gestutzt...
der Mission landen und z.B. von einem Jäger auf einen Bomber wechseln, doch ist dies eher die Ausnahme.

Kleine Weltreise

Pearl Harbor ist nur einer der Einsatzorte, in die euch die Kampagne verschlägt. Dabei kämpft ihr nicht nur gegen die Japaner, sondern helft z.B. auch der britischen Royal Airforce im Kampf gegen die Nazis in der Schlacht um London, steht den Franzosen bei Angriffen auf Paris bei oder vertreibt die Deutschen aus Nordafrika und wagt gegen Ende sogar einen Luftschlag gegen Berlin. Es ist schon ein tolles Gefühl, über den Big Ben hinweg oder unter dem Eifelturm hindurch zu fliegen, auch wenn die auf den ersten Blick ansehnliche Kulisse mit einigen technischen Problemen zu kämpfen hat: Gerade in späteren Missionen wie Pearl Harbor, in denen sich enorm viele Objekte und Einheiten auf dem Bildschirm tummeln und dicke Rauchschwaden durch die Luft ziehen, geht das Geschehen oftmals merklich in die Knie und wird von heftigen Ruckelanfällen gestört. Auch das auffällige Tearing und die mitunter groben und sich wiederholenden Einheits-Texturen der Häuser und Landschaften sind nicht gerade ein Aushängeschild für die Next-Gen-Power der Xbox 360, die grafisch gleichauf mit der PC-Version liegt. So richtig nervig sind die sich ständig wiederholenden Sprüche eurer Flügelmänner und Feinde, die neben dem gelungenen Brummen der Motoren und Propeller sowie einem orchestralen Soundtrack die ansonsten überzeugende Klangkulisse trüben. Allerdings wird nur in englischer Sprache gequasselt, so dass ihr nur deutsche Untertitel zu sehen bekommt, die ihr bei all der Hektik jedoch nur selten lesen könnt.

       

Der größte Feind: die Langeweile!

Obwohl die Locations insgesamt sehr abwechslungsreich ausfallen, leidet die actionlastige Fliegerei schnell an einer sich ausbreitenden Monotonie. Während ihr in den ersten Missionen noch Spaß daran habt, die feindlichen Flieger-Staffeln mit der leichtgängigen Steuerung vom Himmel zu holen, macht sich nach der x-ten Angriffswelle und dem x-ten Angriff auf

Attraktionen wie der Eiffelturm kommen im Spiel hervorragend rüber. Der Rest leider weniger.
Bodenziele schnell Langeweile breit – auch wenn euch oft ein Zeitlimit im Nacken sitzt. Vielleicht hätte es Blazing Angels nicht geschadet, ähnlich wie Wing Commander oder Yager mit Zwischensequenzen die Hintergrundgeschichte besser zu inszenieren und auch ein persönliches Verhältnis zu den lebenswichtigen Flügelmännern aufzubauen. So aber fliegt ihr Seite an Seite mit Piloten, über die ihr so gut wie gar nichts wisst und deren Wohlergehen euch folglich kaum am Herzen liegt. Das ist schade, denn damit verschenkt der Titel großes Potenzial und ist auch mit dem knappen Umfang recht schnell durchgespielt. Dabei wird der Spielablauf neben dem Abschuss-Trott nur selten durch außergewöhnliche Ideen bereichert, aber hin und wieder gibt es sie doch: So müsst ihr z.B. in Afrika in einem Wüstensturm die feindlichen Lager aufspüren und euch dafür lediglich am Funk der Deutschen orientieren, den ihr mithört. Wird das Signal schwächer und die Stimmen kritscheln nur noch verzerrt aus dem Lautsprecher, fliegt ihr in die falsche Richtung. Hört ihr die Dialoge dagegen kristallklar, kommt ihr dem Ziel näher. Warum haben nicht mehr solche Elemente den Weg ins Spiel gefunden?

Flieger-Action für die Spielhalle?

Neben der Kampagne bietet Blazing Angels weitere Spielmodi: Im Arcademodus versucht ihr, vor Ablauf des Zeitlimits alle Flugzeuge abzuschießen, während ihr beim Duell der Asse gegen die besten Piloten antretet, die eure Feinde zu bieten haben. Dabei sitzt ihr in den gleichen Maschinen wie euer Gegenüber und es gehört

Jagt die deutschen Piloten hoch über der Themse.
schon eine gewisse fliegerische Finesse dazu, wenn ihr die Asse schlagen wollt. Außerdem erwartet euch eine Minikampagne mit Luftkampf- und Bombenangriff-Missionen, die allerdings erst nach dem Abschließen der Hauptkampagne freigeschaltet wird.

In den Onlinehimmel

Der Multiplayer-Modus erlaubt euch sowohl auf der Xbox 360 als auch auf dem PC Splitscreen-Duelle, doch der wahre Dogfight-Spaß startet erst online mit bis zu 16 Spielern durch. Hier tretet ihr nicht nur zu klassischen Deathmatches über den Wolken an, sondern kämpft auch Seite an Seite im Team gegen andere Spieler oder im Koop gegen KI-Flieger. Verglichen mit der schnell eintönig werdenden Kampagne sorgen die Online-Fliegereien mit einer gelungenen Auswahl an verschiedenen Spielmodi wie der Abwehr von Kamikaze-Angriffen oder dem Bombardement von Basen für deutlich mehr und länger anhaltenden Spielspaß.

   

Fazit

Auf den ersten Blick ist Blazing Angels – Squadrons of WWII ein leicht zugänglicher und voll auf Arcade ausgelegter Flugzeug-Shooter, der kurzweilige Action über den Wolken verspricht. Doch schnell wird deutlich, dass trotz abwechslungsreicher Einsatzgebiete und einem motivierenden Einstieg schnell der monotone Spielablauf mit den ständig gleichen Funksprüchen das Kampfgeschehen dominiert und für Langeweile sorgt. Was fehlt, ist eine ordentlich erzählte Geschichte sowie spannendere Missionsstrukturen, die jedoch nur im Ansatz erkennbar sind. Für die maue und für meinen Geschmack etwas kurz geratene Kampagne entschädigt jedoch ein gelungener Multiplayer, der mit einer guten Auswahl an verschiedenen Spielmodi die Piloten in unterhaltsame Luftkämpfe verwickelt. Leider trüben sowohl offline als auch online technische Defizite wie z.T. heftige Slowdowns, Tearing und abgesehen von markanten Bauwerken wie dem Eiffelturm durchschnittlich texturierte Gebäude und Landschaften den Spaß am Fliegen. 

Pro

42 Flugzeuge vom Jäger bis zum Bomber
leicht zugängliche Steuerung
gute Zielerfassung
überzeugender Onlinemodus
interaktiver & passender Orchestersoundtrack
hilfreiche KI-Kameraden
abwechslungsreiche Einsatzorte

Kontra

extremes Tearing
störende Ruckler
Funksprüche wiederholen sich ständig
geringer Kampagnen-Umfang
zu leicht (durch Reparatur-Möglichkeit)
keine Cockpit-Perspektive, nur Außenansicht
monotoner Spielablauf
schwache Zwischensequenzen
nur dt. Untertitel

Wertung

360

PC

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