TMNT: Teenage Mutant Ninja Turtles06.04.2007, Jens Bischoff
TMNT: Teenage Mutant Ninja Turtles

Im Test:

Nächste Woche kommt der neue Teenage Mutant Ninja Turtles-Animationsfilm in die deutschen Kinos. Mit dem offiziellen Videospiel zum Film können Fans der Schildkröten-Bande dank Ubisoft aber schon jetzt in den Kampf ziehen. Es gibt sogar Original-Filmschnipsel zu bewundern. Doch wie sieht es spielerisch aus? Ambitionierte Leinwandadaption oder Lizenzgurke vom Fließband?

Durchwachsenes Comeback

Die Ninja Turtles sind wieder da! Sie tummeln sich als Remake auf dem Xbox Live Marktplatz, setzen zum Sturm auf die Kinoleinwand an und sind die Helden in TMNT für PC, Xbox 360, PS2 und Wii. Die anfängliche Hoffnung, mit den vier Pizza liebenden Kampfschildkröten einmal mehr simple, aber kurzweilige Koop-Action zu erleben, könnt ihr jedoch gleich wieder begraben.

Michelangelo als Nunchuck-Helikopter: Jeder Turtle verfügt über spezielle Waffen und Fertigkeiten.
TMNT ist ausschließlich für Solisten konzipiert. Das ist aber nicht weiter schlimm, da ihr dafür munter zwischen Leonardo, Michelangelo, Donatello und Raphael bzw. Nightwatcher hin und her wechselt, um individuelle Spezialfertigkeiten und Team-Moves auszuführen.

Das von Hüpf- und Kletterpassagen sowie eingestreuten Massenschlägereien dominierte Abenteuer spielt sich angenehm flüssig und unkompliziert. Mit dem ständigen Nunchuk- und Remote-Schütteln auf Wii bin ich zwar nie so richtig warm geworden, aber auch hier habt ihr eigentlich alles ganz gut im Griff - Sound-Feedback via Fernbedienung inklusive. Auf dem PC solltet ihr jedoch unbedingt ein geeignetes Gamepad nutzen, da die nicht konfigurierbare Steuerung per Tastatur und gegebenenfalls Maus ziemlich hakelig ist. Ansonsten gibt es eigentlich nur gelegentliche Probleme mit der vollautomatischen Kameraführung sowie der nicht immer überzeugenden Kollisionsabfrage. Aber auch das sind Peanuts. Selbst das völlig lineare Leveldesign kann man durchaus verschmerzen.

Der trotz Charakterwechsel und Spezialfähigkeiten recht monotone Spielverlauf ist da schon übler. Vor allem die niemals wirklich fordernden und immer gleichen Kämpfe werden recht schnell öde. Lediglich bei den Bossfights kommt ein wenig Taktik ins Spiel. Allerdings habt ihr auch hier die simplen Angriffsmuster schnell durchschaut und der Sieg wird zur Formsache. Selbst wenn ihr K.O. geht, könnt ihr die betroffene Hartschale durch Tastenhämmern meist in Sekundenschnelle wieder auf die Beine bringen. Auch automatisch speichernde Rücksetzpunkte gibt es ausreichend. Selbst beim finalen Bosskampf wird mehrmals zwischengespeichert. Damit richtet sich TMNT in erster Linie an ungeübte Spieler und Kinder, was angesichts der anvisierten Zielgruppe sicher nicht verkehrt ist.

Wenig Spiel fürs Geld

Komisch nur, dass das Spiel erst ab 12 Jahren frei gegeben ist. Die von belanglosen Comic- und Rendersequenzen aus der Kinovorlage zusammengehaltene Handlung ist völlig harmlos, die comichaften Gegner lösen sich nach einem Sieg in Wohlgefallen auf und die nervend wiederholungsanfällige deutsche Sprachausgabe bietet maximal Grundschulhumor. Die restliche Soundkulisse ist okay, aber nicht wirklich beeindruckend. Auch die im Kinoformat dargestellte Grafik (PAL-Balken sind ein Witz gegen das Gebälk in TMNT) ist eher zweckmäßig.

Ödes Gemetzel: Trotz netter Moves werden die Kämpfe gegen Foot-Clan & Co. schnell langweilig.
 Die Levelarchitektur wirkt kantig, die Texturen sind maximal durchschnittlich und imposante Spezialeffekte sucht man vergebens. Manche Figurenmodelle sehen fast schon peinlich aus und die Animationen sind eigentlich auch nur bei den Turtles selbst halbwegs ansehnlich.

Auf dem Wii ist die Optik zudem recht verwaschen, so dass man einsammelbare Münzen deutlich schlechter erkennt. Auf PC und 360 sieht TMNT hardwarebedingt am besten aus, obwohl der exklusive Schwarz-weiß-Filter auf der Xbox das Erscheinungsbild eher ab- als aufwertet. Aber egal - der Spielfluss stimmt, das von Prince of Persia inspirierte Hüpfen, Klettern und Wände entlang laufen macht durchaus Laune und Frustmomente haben Seltenheitswert. Dass das Abenteuer nach gerade mal vier Stunden schon vorbei ist, ist hingegen unverzeihlich. Selbst für die relativ günstige PC-Version ist das Preis-/Leistungsverhältnis dreist, von den deutlich teureren 360- & Wii-Fassungen ganz zu schweigen. Auf Nintendos Konsole kann man zwar noch neun exklusive Minispiele freischalten, aber die sind alles andere als prickelnd und gerechtfertigen keineswegs einen doppelt so hohen Preis.

Auch die allgemein verfügbaren, an Metal Gear Solids VR-Missionen erinnernden Herausforderungslevels, bei denen man unter Zeitdruck eine Reihe mickriger Drahtgitter-Level bewältigen muss, sind nicht mehr als eine nette Dreingabe, um weitere Münzen zu ergattern, mit denen man ein Artworks, bereits gesehene Story-Sequenzen und optische Cheats wie kostümierte Gegner oder Turtles mit Blähungen bzw. Riesenköpfen frei spielen kann. Xbox-User, die ihren Gamerscore boosten wollen, können sich TMNT ja für einen Nachmittag ausleihen. So schnell und einfach wie hier bekommt man nur selten 1000 Punkte geschenkt. Selbst Turtle-Fans sollten TMNT maximal ausleihen - vor allem, wenn sie mit der völlig überteuerten Wii-Umsetzung liebäugeln.   

Fazit

TMNT ist leider eine typisch schwache Lizenzversoftung. Der Umfang ist extrem mickrig, der Ablauf streng linear und der Inhalt besteht größtenteils aus altbekannten Versatzstücken anderer Spiele. Die an Prince of Persia erinnernden Jump & Run-Passagen inklusive Charakterwechsel-Möglichkeiten sind teils ganz ordentlich und der harmlose Schwierigkeitsgrad sorgt bei Anfängern sowie jüngeren Spielern für weitestgehend frustfreie Unterhaltung ohne jedoch irgendwelche Highlights zu bieten. Kämpfe und Story-Sequenzen sind sogar extrem öde. Die Wii-Fassung beinhaltet zusätzlich zwar noch eine Hand voll exklusiver Minispiele - die sind jedoch nur leidlich spannend und stehen in keinem Verhältnis zur nur halb so teuren, aber ansonsten inhaltsgleichen PC-Version. Auch die 360-Adaption ist verhältnismäßig teuer, während sich die PS2-Umsetzung noch im akzeptablen Rahmen bewegt. Doch egal, welchen Preis ihr bereit seid zu zahlen: Bei einem Spiel, das nach vier Stunden bereits zu Ende ist, sind selbst die 30 Euro für die PC-Fassung noch zu viel. Ganz gleich, ob ihr mit besseren Leistungen noch irgendwelche Bildchen, bereits im Spiel gesehene Videos oder optische Spielereien freischalten könnt. Wer auf die Turtles steht, sollte sich das Spiel maximal in der Videothek ausleihen. Ansonsten gibt es weit bessere und günstigere Alternativen.

Pro

einfache Handhabung
solide Jump‘n‘Run-Kost
günstiger Preis (PC & PS2)

Kontra

monotone Kämpfe
extrem kurz & linear
hoher Preis (360 & Wii)

Wertung

360

Kurzer Hüpfeinsatz für Achievement-Jäger.

Wii

Exklusive Minispiele, aber viel zu teuer.

PC

Solide Zwischenmahlzeit für Pad-Besitzer.

PlayStation2

Ausleihen, durchspielen, vergessen.

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