Wik & The Fable of Souls13.02.2006, Jens Bischoff
Wik & The Fable of Souls

Im Test:

Wer keine Lust hat, die Xbox Live Arcade auf seiner 360 nur für Remakes alter Spielhallenklassiker, Fortsetzungen bekannter Live Arcade-Oldies oder Klone beliebter Knobelspiele zu besuchen, sollte vielleicht mal einen Blick auf Wik: The Fable of Souls werfen. Oder seid ihr schon mal mit einem verwunschenen Froschakrobaten und einem gefräßigen Wanderork auf lyrische Raupenjagd gegangen?

Hüpfen und Grübeln

Zugegeben: PC-Besitzer haben mit dem grotesken Zungenkünstler und seinem buckligen Nasch-Kumpanen vielleicht schon Bekanntschaft gemacht, aber das genau so skurrile wie originelle Grübel-Jump‘n‘Run bietet nach wie vor eine einzigartige Erfahrung, die man vielleicht am ehesten als Kreuzung aus Lemmings und Super Mario bezeichnen könnte. Wik ist nämlich sowohl Hüpfspiel als auch interaktiver Hindernis-Parcours. So seid ihr auf der einen Seite damit beschäftigt, die Umgebung zu meistern, um schmackhafte Raupen einzusammeln, während ihr auf der anderen Seite fiese Störenfriede bekämpft, die es ebenfalls auf die trägen Grünzeugfresser abgesehen haben.

Schädlingsbekämpfung: Beutediebe und Wegversperrer bekämpft Wik aus sicherer Distanz.
Dazu müsst ihr euren Konkurrenten jedoch nicht auf den Kopf springen, sondern fangt sie einfach mit eurer klebrigen Zunge und katapultiert sie anschließend gegen ihre Artgenossen.

Eine Zunge für alle Fälle

Doch Vorsicht, manche Widersacher sind giftig, unerreichbar oder zu groß für eure Zungenangriffe, so dass ihr sie nur von euren Raupen fernhalten könnt, indem ihr Eicheln oder Tannenzapfen nach ihnen schleudert. Könnt ihr eine Raupe nicht erreichen, kann es aber auch Sinn machen, sie von einem Gegner entführen zu lassen, nur um ihn anschließend mit einem gezielten Wurf samt Raupe vom Himmel zu holen. Allerdings reicht es nicht aus, die kleinen Kriechtiere einfach nur aufzuklauben, denn hier kommt euer gefräßiger Orkbegleiter Slotham ins Spiel, dem ihr Raupe für Raupe zum Fraß vorwerfen müsst, bis ihr die vorgegebene Menge auf dessen Speiseplan erreicht habt.

Ungeduldiger Vielfraß

Slotham ist allerdings ein sehr ungeduldiger Gefährte, der, wenn er nichts zu fressen hat, langsam, aber sicher von dannen zieht. Erreicht er den Bildschirmrand, bevor ihr seinen Hunger ausreichend gestillt habt, gilt der Level als gescheitert. Um das zu verhindern, müsst ihr hin und wieder improvisieren und herum hängende Bienenstöcke anzapfen, um Slotham einen kleinen Honigimbiss zu servieren, während ihr schwer erreichbaren Raupen nachstellt oder lästige Beutediebe bekämpft. Dabei steuert ihr Wik übrigens nicht direkt, sondern gebt mittels Cursor lediglich eine Sprungrichtung vor, was anfangs etwas gewöhnungsbedürftig erscheint, später aber immer besser von der Hand geht und in Verbindung mit seiner äußerst strapazierfähigen Zunge, die er nahezu überall anheften kann, zahlreiche akrobatische Kunststücke wie Loopings ermöglicht.

Zirkusreife Darbietung

Das Herumspringen und Zungenschnalzen macht jedenfalls eine Menge Spaß und wurde von den Entwicklern sogar mit einem eigenen Spielmodus bedacht, bei dem ihr ausschließlich mit akrobatischen Kabinettstückchen auf Highscore-Jagd gehen dürft.

Multiplayer-Action in der Feuergrube: Wen die Flammen zuerst erwischen, hat verloren.
Neben dem dichterisch erzählten und vorbildlich eingedeutschten Story-Modus, bei dem ihr kapitelweise auf Raupenjagd geht und jederzeit zwischenspeichern könnt, gibt es auch noch den so genannten Abenteuermodus, der besonders schwierige Herausforderungen bereit hält. Insgesamt warten jedenfalls über 120 Levels auf euch, die ihr nebenbei auch nach bonusträchtigen Edelsteinen und Münzen abgrasen dürft. Es gibt sogar eine Hand voll Power-Ups wie Bildschirm säubernde Smart Bombs oder vorübergehende Zeitlupenschaltung.

Raupenjäger unter sich

Selbst an Multiplayer-Features wurde gedacht: Allerdings könnt ihr die entsprechenden Modi nur im heimischen Wohnzimmer und nicht über Xbox Live bestreiten. Dafür dürfen bis zu vier Spieler gleichzeitig ran, um sich gegenseitig mit Nüssen zu bewerfen, mit Viren zu infizieren oder einer Feuerbrunst zu entrinnen. Letzteres kann man auch allein gegen die Uhr spielen, entsprechende Rekorde werden dabei stets in persönlichen Highscore-Listen und globalen Online-Ranglisten gespeichert. Die Mehrspielermodi verlieren jedoch schnell an Reiz und sind nicht mehr als eine nette Dreingabe. Auch die Präsentation ist eher zweckmäßig, aber irgendwie sympathisch skurril. Dasselbe gilt für die Soundkulisse und die belanglose, aber charmant erzählte Hintergrundgeschichte. Schade nur, dass es keinen Leveleditor gibt, mit dem man seinen Freunden oder sich selbst auch nach der Absolvierung des Story- und Abenteuermodus noch neue Herausforderungen hätte setzen können. 

Fazit

Wik ist ein herrlich skurriles Geschicklichkeitsabenteuer, dessen originelles Spielkonzept einen durchaus in seinen Bann ziehen kann. Allein die akrobatische Zungenschwingerei ist schon ein Spaß für sich, auch wenn die indirekte Steuerung anfangs etwas gewöhnungsbedürftig sein mag. Wer vor einer ungewöhnlichen Jump‘n‘Run-Erfahrung, die nicht nur Geschick, sondern auch Grips verlangt, nicht zurückscheut, wird mit der simplen, aber fordernden Raupenjagd bestimmt seine Freude haben. Der Schwierigkeitsgrad wirkt bestens ausbalanciert, das Speichersystem ist fair und der Umfang kann sich mit über 120 Spielabschnitten ebenfalls sehen lassen. Schade nur, dass der Mehrspielermodus nur Hausmannskost bietet und es keinen Leveleditor zum Kreieren eigener Herausforderungen gibt. Hat man nämlich alle Levels gemeistert, lässt die Motivation trotz optionaler Edelstein- und Highscore-Hatz spürbar nach. Trotzdem werdet ihr für knapp zehn Euro eine ganze Weile gut und ausgefallen unterhalten.

Pro

moderater Preis
gute Lokalisierung
skurriles Ambiente
originelles Spielprinzip

Kontra

geringer Wiederspielwert
zweckmäßige Präsentation
schwacher Mehrspielermodus
gewöhnungsbedürftige Steuerung

Wertung

360

Skurrile Raupenjagd für Jump&Run-Fans mit Knobelfaible.

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