Rainbow Six: Vegas02.12.2006, Michael Krosta
Rainbow Six: Vegas

Im Test:

Das zur hirnlosen Ballerorgie verkommene Rainbow Six: Lockdown (4P-Wertung: 66%) hatte Anfang des Jahres einen faden Beigeschmack hinterlassen. Aber mit Ubisoft Montreal kehren die Macher des hervorragenden dritten Teils zur Serie zurück und schicken die Spezialeinheit auf Amerikas bekanntesten Spielplatz: Las Vegas! Könnt ihr euch wieder als Meister der Taktik beweisen oder müsst ihr erneut in Rambo-Manier das terroristische Kanonenfutter abschießen?

Viva Mexico

Ihr sitzt mit euren beiden Rainbow-Kameraden Kahn und Gabe an Bord eines Helikopters. Der Auftrag: Die Terroristin Irene Morales dingfest machen, die sich momentan mit ihren fiesen Schergen in Mexiko nahe der US-Grenze aufhält. Moment mal, Mexiko? Sollte es nicht nach Las Vegas gehen, ab in die Stadt der Sünde? Ganz ruhig, ihr werdet den Strip in all seinem Chaos sowie die Casinos mit ihren blinkenden Lichtern und Reklamen noch früh genug zu Gesicht bekommen. Zunächst geht es jedoch ins staubige Heimatland von Salma Hayek, wo ihr in Häuser- und

Auf der bekannten Fremont Street bricht ebenfalls die Hölle los.

Straßenkämpfen erste Kampferfahrungen sammelt, die gleichzeitig als Tutorial dienen. Schon nach kurzer Zeit pfeifen euch die ersten Kugeln in perfekt abgemischten 5.1-Sounds um die Ohren und verwandeln euer Spielzimmer in ein heiß umkämpftes Schlachtfeld. Atmosphärisch seid ihr sofort mittendrin und dieses packende Gefühl wird euch auch für den Rest der Kampagne begleiten, in der ihr mehr als einmal von den Terroristen in die Zange genommen werdet und ums nackte Überleben kämpft. Obwohl ihr es in den engen Gassen der Stadt zu Beginn mit schlecht ausgebildeten Gegnern zu tun habt, werdet ihr schnell feststellen, dass man mit der Lockdown-Rambo-Taktik hier nicht sehr weit kommt. Dafür verschanzen sich die bewaffneten Gringos zu clever hinter der Deckung und nehmen euch sogar über die Flanken in die Zange. Zwischen dem Kanonenfutter aus Lockdown und den Gegenspielern des aktuellen Teils liegen Welten! Später werdet ihr es sogar mit Spezialeinheiten zu tun bekommen, die über ähnliche Hightech-Gadgets verfügen wie euer eigenes Team und nicht nur überlegt, sondern auch extrem treffsicher gegen euch vorgehen. Das Ergebnis: In Rainbow Six: Vegas (ab 2,40€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) liefert ihr euch Feuergefechte, die ähnlich spannend ablaufen wie bei einem kürzlich indizierten Epic-Titel. Ihr feuert meist aus der Deckung heraus und dürft sogar blind schießen, um für Ablenkung zu sorgen, damit sich eure Kameraden sicher zur nächsten Deckungsmöglichkeit vorpirschen können. Besonders cool sind solche Momente, in denen ihr kopfüber an einem Seil hängt und die Gegner durch das Fenster hindurch mit gezielten Schüssen erledigt. Auch die Schießereien in den großen Casino-Hallen haben es in sich, wenn ihr zwischen all den blinkenden und schräg tönenden Automaten die Gegner sucht.

Zu Befehl!

Dank der komplexen, aber dennoch intuitiven Steuerung habt ihr die Lage jederzeit fest im Griff: Richtet das Fadenkreuz einfach auf eine Stelle und bei einem Druck auf die A-Taste marschieren eure beiden Kollegen los; trennen könnt ihr sie leider nicht, was in manchen Situationen wünschenswert gewesen wäre. Die optimale Deckung suchen sich die Kameraden meist automatisch und je nach dem, ob ihr das Team mit dem linken Bumper in den Sturm- oder Infiltrationsmodus versetzt habt, greifen sie den Feind entweder selbstständig beim ersten Sichtkontakt an oder wehren

Videos zu Rainbow Six: Vegas

Terroristenjagd über Xbox Livesich nur, wenn sie selbst unter Beschuss geraten. Lediglich vor Türen dürft ihr speziellere Anweisungen geben: Habt ihr die Jungs vor dem Eingang postiert, wählt ihr mit dem Digi-Pad, wie ihr den Raum stürmen wollt. Bei der Infiltration kommen wahlweise Rauch- oder Blendgranaten zum Einsatz, während bei einem Sturmangriff mit Splittergranaten und Tür-Sprengsätzen tödlichere Geschütze aufgefahren werden. Alternativ stürmt ihr den Raum, ohne eine Granate zu nutzen. Ein hilfreiches Gadget ist die Snake Cam: Mit ihr könnt ihr den Raum mit einer Faseroptik in bester Splinter-Cell-Tradition vor dem Angriff ausspionieren und mittels Select-Taste sogar die ersten beiden Ziele markieren, die ausgeschaltet werden sollen. Damit entfällt das Chaos, das noch bei den Vorgängern wütete. Die meisten Räume verfügen über mindestens zwei Eingänge, so dass ihr die Terroristen prima in die Zange nehmen könnt. Leider hat die ansonsten überwiegend clever agierende Kameraden-KI bei der Erstürmung oft mit Problemen zu kämpfen: Vor allem an Doppeltüren bereiten sie Kopfschmerzen, da sie manchmal nur eine Tür öffnen und ein Teil des Duos regungslos in der Position verharrt oder Granaten nicht in den Raum geworfen werden. Auch haben sie bei der Wegfindung ab und zu einen Aussetzer, so dass ihr den in einem Hindernis verhaspelten Kamerad durch ein leichtes Anstupsen wieder auf den rechten Pfad bringen müsst. Solche Vorfälle sind jedoch die Ausnahme und in der Regel könnt ihr euch auf eine hilfreiche

Go, go, go! Nach Absprache wird der Raum gestürmt!
KI-Unterstützung im Anti-Terror-Kampf verlassen. Bei den Gegnern sind Aussetzer ebenfalls eine Seltenheit, doch kommt es auch hier manchmal vor, dass euch ein Fiesling gar nicht registriert, obwohl ihr ohne Schutz nur wenige Meter neben ihm steht.

Deckung ist überlebenswichtig

Die richtige Deckung ist das A und O und funktioniert sehr einfach: Haltet an einer Wand, einem Fass oder einem anderen Objekt einfach den linken Trigger gedrückt und schon geht eure Figur, Logan Keller, in Deckung. Mit einem Druck auf den linken Analogstick geht er sogar in die Hocke und bietet noch weniger mögliche Angriffsfläche als im Stand. Seid ihr an einer Kante, feuert ihr mit dem rechten Trigger blind durch die Gegend. Wollt ihr gezielter vorgehen, nutzt ihr den Analogstick und schon schnellt Logan aus der Deckung, so dass ihr Gegner genau mit dem Fadenkreuz anvisieren könnt. Eine Hilfe für das richtige Timing liefert die Soundkulisse: Genau wie ihr, müssen auch eure Gegner nachladen, was ihr deutlich hört. Dies ist der richtige Moment, um selbst zurückzuschlagen oder das Team optimal zu positionieren.

   

                     

Geiseln retten, Bomben entschärfen

Eure Aufgabe besteht in der Kampagne nicht nur darin, wie beim Spielmodus "Terroristenjagd" die Feinde auszuschalten, sondern beinhaltet auch weitere Missionsziele. So müsst ihr z.B. Geiseln befreien und diese sicher zur umkämpften Abhol-Zone eskortieren oder eine Bombe entschärfen. Letzteres ist nur durch ein Teammitglied möglich; selbst die Drähte in einem Minispiel unter Zeitdruck zu durchtrennen, wäre sicher eine aufregendere Angelegenheit gewesen als nur zum passiven Zuschauer degradiert zu werden. Apropos Zeitdruck: Gerade in Geiselsituationen solltet ihr euch nicht zu viel Zeit

Besonders lässig: Kopfüber nehmt ihr die Gegner ins Visier, während ihr an einem Seil hängt.

bei der Planung lassen, denn die Atmosphäre ist angespannt. Wartet ihr zu lange, wird die Geisel hingerichtet und ihr müsst wieder zum letzten Checkpunkt zurück, um einen neuen Versuch zu starten. Meist sind die Speicherpunkte gut auf den enorm großen Karten verteilt, doch manchmal ist es frustrierend, lange und fordernde Passagen nach einem Fehler komplett neu in Angriff nehmen zu müssen. Hier hätte der ein oder andere Checkpunkt mehr sicher nicht geschadet. Überhaupt ist der Schwierigkeitsgrad schon auf der normalen Stufe recht happig ausgefallen und ihr müsst so vorgehen, wie es die Entwickler bereits im Vorfeld gepredigt haben: nach dem OPA-Prinzip. Die drei Buchstaben stehen für Observe (Beobachten), Plan (Planen) und Assault (Angreifen) - und genau an diese Vorgehensweise solltet ihr euch halten, denn nur sie führt zum Erfolg. Dies ist umso wichtiger, wenn ihr euch unter dem realistischen Schwierigkeitsgrad nach Vegas begebt: Hier sind eure Gegner noch treffsicherer und ihr mit euren Kameraden noch verwundbarer als zuvor. Ist einer eurer Leute getroffen, könnt ihr ihn entweder selbst mit einer Spritze heilen oder den noch einsatzfähigen Partner dazu anweisen. Allerdings solltet ihr mit der Hilfe nicht zu lange warten, denn ist der Puls erst im Keller und der Mitstreiter tot, müsst ihr einen neuen Versuch starten. Gesundheitsanzeigen gibt es nicht: Rainbow Six Vegas vertraut auf das gleiche sinnvolle System, wie es bei immer mehr Titeln zum Einsatz kommt. Ihr könnt eine bestimmte Zahl an Treffern einstecken, bei denen die Darstellung zunehmend durch Filter verfremdet wird. Zieht ihr euch zurück, erholt ihr euch automatisch wieder. Eine gute Entscheidung, denn so werdet ihr nicht durch tausend Tode ständig aus dem Spielablauf gerissen. Auch auf Zwischensequenzen wird verzichtet. Stattdessen bekommt ihr als Bild im Bild die neuesten Nachrichten präsentiert oder werdet per Funk auf dem Laufenden gehalten.

Abwechslungsreiche Einsatzorte

Die Befürchtung, Rainbow Six Vegas könnte aufgrund des räumlich eingeschränkten Szenarios schnell langweilig werden, hat sich nicht bestätigt. Die "Sin City" hat mit den Kulissen genau so viel Abwechslung zu bieten wie die weltweit verteilten Einsätze voran gegangener Teile. Die Casinos und andere Einsatzorte besitzen alle ihren eigenen Charme und unterscheiden sich deutlich voneinander: Wer einmal im asiatisch angehauchten Chinarestaurant "Roter Lotus" die Terroristen bekämpft hat und sich später ins höllische Dante-Casino begibt, wird den Unterschied merken. Dazwischen sorgen auch Ausflüge auf den bekannten Strip oder die Fremont Street für Abwechslung, da ihr euch hier nicht auf engem Raum die Feuergefechte liefert, sondern größere Abschnitte im Blick behalten müsst. Gerade hier erweist sich die taktische Karte als nützlich, die ihr mit der Select-Taste aufruft. Hier seht ihr schnell alternative Routen, die euch von Vorteil sein können. Leider kann die Missionsstruktur mit den abwechslungsreichen Kulissen nicht ganz mithalten: Zwar gibt es neben den Schießereien die bereits erwähnten Geiselrettungen, doch wiederholen sich die Aufgaben zu sehr oder hätten - wie die Bombenentschärfung - besser umgesetzt werden können.

Das Wärmebild liefert euch auch nach Rauchbomben den Durchblick.
Ich hätte mir z.B. gewünscht, ähnlich GRAW an Bord des Hubschraubers eine Baller-Sequenz absolvieren zu müssen anstatt nur von einem Einsatzort zum nächsten transportiert zu werden. In der Luft werdet ihr jedoch nicht nur auf den aktuellen Stand gebracht, sondern ihr dürft auch eure Ausrüstung neu zusammenstellen.

Waffen für alle Fälle

Das Sortiment ist mit authentischen Maschinenpistolen, Sturm-, Scharfschützen und Maschinengewehren sowie Pistolen und Shotguns sehr umfangreich ausgefallen, so dass ihr für jede Bedrohung die passende Antwort parat haben solltet. In der Kampagne dürft ihr neben der Pistole zwei schwerere Waffen eurer Wahl sowie Rauch-, Blend-, oder Splittergranaten mitnehmen. Doch damit nicht genug: Die meisten Ballermänner stattet ihr zusätzlich noch mit weiteren Extras wie Schalldämpfer, einem größeren Magazin oder diversen Zielfernrohren sowie einer Laser-Erfassung aus. Bisher war es fast schon die Regel, dass ihr die Waffen getöteter Feinde aus unerfindlichen Gründen nicht aufnehmen und selbst verwenden durftet. Bei R6 Vegas greift diese Regel zum Glück nicht und so könnt ihr nicht nur die Munition eurer Gegner aufnehmen, sondern auch deren Waffen. Doch mit Gewalt allein kommt ihr nicht immer zum Ziel. Neben der Snake Cam verfügt ihr über zwei weitere wichtige Utensilien, auf die auch Sam Fisher schwört: das Nachtsicht- und Wärmebildgerät. Letzteres ist vor allem dann sinnvoll, wenn euch die Gegner mit Rauchgranaten eingenebelt haben. Einfach auf's Wärmebild umschalten und schon habt ihr den vollen Durchblick. Beim Nachtsichtgerät gestaltet es sich etwas schwieriger, da hier helle Lichtquellen das Gerät negativ beeinflussen. Der Kritikpunkt an der Previewfassung wurde leider nicht verbessert, so dass ihr auch bei der Vollversion manchmal den Eindruck habt, als würden die Sichtgeräte eurer Gegner besser funktionieren, wenn sie euch schon gezielt unter Beschuss nehmen, bevor ihr sie irgendwo ausmachen könnt.

             

Traumhafte Mehrspielermodi

Neben der Kampagne, die euch gut zehn Stunden beschäftigen wird, liegt der zweite Schwerpunkt von Vegas auf den Multiplayer-Matches. Diese waren seit jeher eine Stärke der Serie und erreichen jetzt einen neuen Höhepunkt. Neben Standard-Modi wie (Team-)Deathmatch, (Team-)Scharfschütze und Bergung ("Capture the Flag") ist mit "Angriff und Verteidigung" ein neuer Spielmodus hinzugekommen, der nach dem CounterStrike -Prinzip funktioniert, sprich: Ein Team muss eine bestimmte Aufgabe erfüllen, während das andere Team es davon abhalten muss. Insgesamt tobt ihr euch mit bis

Auch im Multiplayermodus ist Teamwork angesagt.
zu 16 Spielern über Xbox Live oder via System-Link auf zehn Multiplayerkarten aus - und das ohne störende Lags. Zuvor dürft ihr euch im PEC (Persistent Elite Creation)-Editor mit zig Möglichkeiten einen eigenen Charakter erstellen. Viele Uniformen, Waffen und Gadgets werden allerdings erst ab einem gewissen Onlinerang freigeschaltet. Wer mit den vorgegebenen Modellen nicht zufrieden ist, darf sich selbst ins Spiel integrieren; die Xbox Live Vision-Kamera macht es möglich. Sie scannt euren Kopf zunächst von vorne und dann von der Seite, um ein detailliertes Modell von euch anzufertigen. Zwar dauert die Berechnung einige Minuten und viel hängt auch von der optimalen Beleuchtung ab, doch können sich die Ergebnisse wahrlich sehen lassen, so dass ihr bald selbst zum Elite-Kämpfer werdet. Das Sahnehäubchen im Multiplayer ist jedoch der hervorragende Koop-Modus, in dem ihr euch mit maximal vier Teilnehmern durch die komplette Kampagne schlagt. Selbst offline dürft ihr im Splitscreen nach Vegas. Es ist einfach nur spaßig, wenn ihr gemeinsam mit Freunden loszieht und euch vor der Erstürmung des nächsten Raums professionell abstimmt, wer wen wie ausschaltet. Schöner Service: Auf Wunsch könnt ihr eine Multiplayer-Session nur für Leute aus eurer Freundesliste zugänglich machen. Mit von der Partie ist auch wieder die Terroristenjagd, in der das Ziel nur daraus besteht, die auf der Karte verteilten Bösewichter zu erledigen. Hört sich simpel an, ist es aber nicht! Auch wenn sich auf einer Karte
Der Editor gibt euch unzählige Möglichkeiten, euren Charakter auszustatten. Selbst die Live Vision Cam wird unterstützt.
mehr als 30 Terroristen tummeln, sind sie damit lange noch kein Kanonenfutter, sondern gehen genau so bedacht vor, wie in der Kampagne. Alleine seid ihr meist hoffnungslos überfordert, doch zum Glück könnt ihr auch im Splitscreen mit einem Freund oder online bzw. via System Link mit bis zu vier Teilnehmern auf die Jagd gehen. Gerade dann entfaltet die Terroristenjagd ihr wahres Potential und macht ebenso viel Spaß wie gegen menschliche Gegner anzutreten.

Unreal-Power?

Hinter der Technik von Rainbow Six: Vegas verrichtet die viel gelobte Unreal 3-Engine ihren Dienst, die erst kürzlich bei einem mittlerweile indizierten Action-Titel aus dem Hause Epic ihr enormes technisches Potenzial unter Beweis stellte. Auch Vegas macht auf den ersten Blick eine hervorragende Figur und protzt mit imposanten Architekturen, atmosphärischen Lichteffekten, lebensechten Animationen und einer flüssigen Darstellung, selbst wenn sich mehrere Gegner gleichzeitig auf dem Bildschirm befinden und die Kulissen von Granaten erschüttert werden. Was in der Entfernung noch bombastisch aussieht, zeigt bei näherer Betrachtung jedoch sein hässliches Gesicht: Viele der Texturen verkommen zu einem unschönen Matsch, sobald man sich ihnen nähert. Vor allem im Splitscreen bauen die Kulissen grafisch deutlich ab. Zudem stören ab und an Tearing (Zeilensprünge) sowie Pop-Ups das verwöhnte Auge und auch die Interaktionen lassen noch zu wünschen übrig. Wieso kann ich keine Glühbirne zerstören, was mir einen ungemeinen taktischen Vorteil verschaffen würde und im realen Anti-Terrorkampf zum Standard-Repertoire gehört? Ich hab doch nicht umsonst ein Nachtsichtgerät dabei! Warum zerlegt es ein Auto nur bei einer Splittergranate - aber nicht, wenn ich mit einem schweren Maschinengewehr auf die Karosserie einhämmere? Wo ich bei Ghost Recon Advanced Warfighter sogar Reifen zerschießen konnte, sind sie hier kugelfest. Mit dem realistischen Anspruch, den die Rainbow-Serie verfolgt, hätten solche atmosphärischen und spielerisch wertvollen Elemente nicht fehlen dürfen. Zumindest ist die Umgebung teilweise zerstörbar, wenn ihr z.B. einen

An Kisten findet ihr Ausrüstungs-Nachschub.
Spielautomaten trefft und dieser anschließend die Münzen ausspuckt. Daneben sorgt die ein oder andere geskriptete Sequenz für brachiale Zerstörungsmomente: So fällt z.B. eine riesige Glocke von oben herab und schlägt mit lautem Getöse auf dem Untergrund auf.

Oscarreife Soundkulisse

Wo es bei der grafischen Darstellung noch das ein oder andere Defizit gibt, hat Ubi Montreal im Audiobereich ganze Arbeit geleistet. Die zahlreichen Effekte mit verschiedenen Schuss- und Explosionsgeräuschen wurden nicht nur erstklassig in einem bombastischen 5.1.-Sound abgemischt, sondern sie sind auch maßgeblich für dieses Mittendrin-Gefühl verantwortlich, das Rainbow Six atmosphärisch auszeichnet. Daneben werden die Feuergefechte von Flüchen und giftigen Anfeindungen zwischen euch und den Gegnern begleitet, die teilweise in eine derbe Kerbe schlagen. Infiltriert ihr ein Gebäude, geben euch die dumpf klingenden Dialoge außerdem einen Hinweis auf den Standort der Gegner oder den Ernst der Lage, wenn ihr aus dem Nachbarraum eine Frau verzweifelt schreien hört, während ein Terrorist damit droht, sie jeden Moment zu erschießen. Die deutsche Sprachausgabe geht insgesamt in Ordnung und stört nicht, obwohl ich mir manche Stimmen etwas markanter gewünscht hätte und hier die Abmischung nicht immer gelungen ist: So ertönt der eigene Charakter in Dialogen teilweise etwas zu leise aus den Rear-Boxen. Der Soundtrack trägt ebenfalls einen großen Teil zur Atmosphäre bei und erinnert an die TV-Serie "24". Dabei reagiert er dynamisch auf das Geschehen und wird bei direkten Auseinandersetzungen zunehmend hektischer, während er selbst beim Erkunden der Kulissen die Spannung aufrecht hält.        

PC-Version

Die PC-Version von Rainbow Six: Vegas ist insgesamt eine sehr saubere Portierung der Xbox 360-Fassung und bietet nahezu alle Features des Originals. Allerdings müsst ihr im Multiplayer auf die Möglichkeit verzichten, euer eigenes Gesicht einzuscannen, was auf der MS-Konsole ein cooles, aber nicht notwendiges Feature war. Die am PC beliebte Steuerungskombination

Auf dem PC und der PS3 müsst ihr leider auf das Feature verzichten, euer eigenes Gesicht einzuscannen.
aus Maus und Tastatur offenbart beim Rainbow-Einsatz Licht- und Schattenseiten. Das Zielen mit der Maus geht erwartungsgemäß schneller und leichter von der Hand, doch liegen bei all den Möglichkeiten wie dem Einsatz von Gadgets, Nachladen, Ändern der Feuerrate etc. sehr viele Funktionen auf der Tastatur. Ich persönlich ziehe da den Xbox 360-Controller vor. Aber hey, kein Problem, denn die PC-Version erlaubt euch in den Optionen die Verwendung des besagten Controllers, der bekanntlich auch an Windows-Systemen funktioniert. Hier werden die Knöpfe automatisch mit den Funktionen belegt, wie man sie von der Konsole kennt. Ärgerlich: Leider ist der Xbox 360-Controller das einzige Pad, das ihr verwenden dürft - andere Eingabegeräte werden nicht unterstützt. Grafisch ist die PC-Version weitestgehend identisch mit dem Konsolenvorbild. Die Charaktere kamen zwar nicht ganz so detailliert rüber, doch gibt es als Ausgleich schönere Schatten- und feinere Partikeleffekte. Allerdings müsst ihr für den vollen Grafikgenuss einen sehr potenten Rechner haben: Ubisoft empfiehlt eine CPU-Taktfrequenz von 3,5 Gigaherz und unter einem minimalen Hauptspeicher von einem Gigabyte bleiben die Lichter in Las Vegas aus.

Verspäteter PS3-Einsatz

Mit über einem halben Jahr Verspätung eilen die Rainbow-Jungs auf der PS3 zur Rettung von Sin City. Hat man bei Ubisoft die Zeit genutzt, um den Titel optimal an die Fähigkeiten der Sony-Konsole anzupassen? Nein! Verglichen mit der Xbox 360-Fassung hat die Umsetzung mit einer deutlicheren Kantenbildung, stärkerem Flimmern und leicht zurückgeschraubten Partikeleffekten zu kämpfen und ist damit technisch ein Rückschritt. Auch der Sixaxis-Einsatz, mit dem ihr die Snake Cam mit den Bewegungssensoren bedient, fällt ziemlich fummelig aus und kann zum Glück durch den gewohnten Analogstick ersetzt werden. Ansonsten sind beide Konsolenfassungen spielerisch identisch, so dass ihr euch auch auf der PS3 packende Feuergefechte mit den Terroristen liefert. Nur auf den Rumble-Effekt müsst ihr hardwarebedingt

Technisch kann die verspätete PS3-Umsetzung leider nicht ganz mit PC und 360 mithalten.
verzichten. Überraschenderweise werdet ihr auf der Sony-Konsole öfters mit einem Ladebildschirm konfrontiert: Wo die Xbox 360 längere Abschnitte in den Speicher quetschte, werden diese auf der PS3 zweigeteilt. Außerdem müsst ihr im Mehrspielermodus sowohl off- als auch online mit maximal 14 Teilnehmern Vorlieb nehmen, bekommt als Ausgleich aber die Inhalte des Red Packs mit neuen Multiplayer-Modi wie "Attentat" sowie zusätzlichen Karten gleich mitgeliefert. Ein Einscannen eures Gesichts ist durch das Fehlen einer Kamera nicht möglich. Hier besteht jedoch Hoffnung, dass Ubisoft die Funktion nachreicht, sobald die neue PS3-EyeToy-Kamera erhältlich ist. Eine Warnung an alle User, die ihre Konsole auf eine Auflösung von 1080i eingestellt haben: Spielt R6: Vegas in 720p! Obwohl die höhere Auflösung explizit unterstützt wird, tut ihr euch keinen Gefallen damit, denn aus unerfindlichen Gründen wird die Grafik unter 1080i extrem unscharf. Doch auch beim Ton läuft nicht alles rund: Während einer unserer Testsessions haben sich plötzlich sämtliche Soundeffekte verabschiedet! Keine Schüsse mehr, kein Geschrei der Gegner - nur die Hintergrundmusik und Videoeinblendungen waren noch zu hören. Erst nachdem wir die Konsole neu gestartet und unseren Checkpunkt geladen hatten, ging es wieder mit der kompletten Klangkulisse weiter.    

     

Fazit

Endlich! Nach dem enttäuschenden Rainbow Six: Lockdown hat Ubisoft mit Vegas in die Erfolgsspur zurückgefunden und orientiert sich wieder an den Stärken der Serie. Zwar liegt der Fokus erneut auf Action, doch ist hier im Gegensatz zu Lockdown ein taktisches Vorgehen absolutes Muss. Dank der hervorragenden Steuerung, den vielen technischen Hilfsmitteln und nicht zuletzt der überwiegend clever agierenden KI lernt ihr schnell, nach dem OPA-Prinzip vorzugehen. Das automatisch regenerierende Health-System sorgt zudem dafür, dass ihr nicht zu sehr am mitunter happigen Schwierigkeitsgrad verzweifelt, der durch weitere Checkpunkte hätte entschärft werden können. Aber selbst angesichts der kleinen Schwächen in den Bereichen KI, Interaktion und Kulisse unterhält die Kampagne auf sehr gutem, enorm spannenden Niveau. Zusammen mit den phantastischen Multiplayermöglichkeiten inklusive Koop führt für Fans von Taktik-Shootern kein Weg mehr an Rainbow Six: Vegas vorbei! Das gilt vor allem für die verspätete PS3-Umsetzung, die der Xbox 360-Vorlage leicht unterlegen ist und mit mehr Ladeunterbrechungen, schwächerer Grafik und weniger Teilnehmern bei Mehrspieler-Partien auskommen muss.

Pro

gelungene Mischung aus Taktik und Action
intuitive Steuerung
umfangreicher Multiplayer-Modus
überwiegend clevere KI
Koop-Möglichkeiten
abwechslungsreiche Kulissen
atmosphärische Soundkulisse
packende Präsentation
gute deutsche Synchronisierung
umfangreiches Waffen- und Gadgetsortiment
wahnwitziger Charakter-Editor mit zig Kombinationsmöglichkeiten
Story hält bei der Stange
regeneratives Health-System

Kontra

Umgebung kaum interaktiv bzw. zerstörbar
verwaschene Texturen in der Nahansicht
Checkpunkte manchmal schlecht verteilt
keine Teamtrennung
leichte Wegfindungsprobleme bei Kameraden-KI
vereinzelte KI-Aussetzer
Missionsstruktur wiederholt sich
stärkeres Kantenflimmern (PS3)
nur maximal 14 MP-Teilnehmer (PS3)
Nachtsichtgeräte der Gegnerfunktionieren offenbar besser
mehr Ladeunterbrechungen (PS3)

Wertung

360

PC

Packende Schusswechsel garantiert: Rainbow Six: Vegas bringt die Serie in die Erfolgsspur zurück!

PlayStation3

Technisch schwächer als auf PC & 360 - spielerisch aber immer noch top!

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.