Guitar Hero 231.03.2007, Paul Kautz
Guitar Hero 2

Im Test:

Vor nicht mal einem Jahr kamen PS2-Mariachis in Guitar Hero 2 (ab 19,98€ bei kaufen) erneut voll auf ihre musikalischen Kosten: Viele gute Songs, ein tolles Tutorial für Neulinge, ein durchdachter, wenn auch nicht völlig zu Ende gedachter Mehrspielermodus sowie ein geiles Spielgefühl über die mitgelieferte Plastikgitarre sorgten nicht nur bei uns (4P-Test: 88%) für begeisterte Gesichter und Hornhaut an den Fingern! Jetzt landet das Paket mit neuer Klampfe auf der 360 - ist auch hier Festival-Stimmung angesagt?

No Stairway!

Also eines kann man der 360-Fassung von Guitar Hero 2 bestimmt nicht vorwerfen: Sparen zu wollen. Denn Microsoft-Rocker bekommen all das, was ihre PS2-Brüder kassierten, und noch mehr! Das geht bei den Songs los: Im Grundsortiment sind 64 Tracks enthalten, 40 davon lizenzierte und größtenteils hervorragend gecoverte Werke von Bands wie Mötley Crüe, KISS, Nirvana, Van Halen, The Rolling Stones oder Rage Against the Machine - die restlichen 24 bestehen aus Bonussongs von Indie-Bands. Zusätzlich gibt's jetzt zehn frische Tracks, u.a. »Dead!« von My Chemical Romance, »Billion Dollar Babies« von Alice Cooper oder »Life Wasted« von Pearl Jam, die die Playlisten-Reihenfolge etwas durcheinander wirbeln. Darüber hinaus hat Activision bereits angekündigt, dass in Zukunft nicht nur weitere Bonussongs, sondern

Die neue Gitarre sieht zwar fetzig aus, hat im Vergleich zum Vorgänger aber einige Nachteile.
auch das komplette Kontingent von Guitar Hero 1 zum Download verfügbar sein werden. Ein erster (»Tragdor« von Strong Bad) ist bereits kostenlos erhältlich, doch es ist anzunehmen, dass für zukünftige Erweiterungen Microsoft Points den Besitzer wechseln werden - damit dürfte Guitar Hero 2 langfristig zu einem der teuersten 360-Titel werden.

Die andere wichtige Neuerung betrifft die Gitarre: Harmonix verabschiedet sich von der Gibson SG und spendiert 360-Zupfern exklusiv ein neues Modell - einen Nachbau der Gibson X-Plorer. Sie sieht schnittig aus, keine Frage, weiß, schnell, stark! Allerdings hat sie einige Nachteile, die PS2-Spielern sauer aufstoßen könnten: Zum einen ist die Select-Taste unmöglich mitten im Spiel zu erreichen. Sie ist winzig klein und liegt am äußersten rechten Rand in einer Vertiefung, während die an der PS2 prominent neben dem Anschlagshebel lag und damit perfekt für Spieler war, die zum Auslösen der Star Power nicht die Gitarre nach oben reißen wollten - diese Alternative gibt es nun nicht mehr. Wer trotzdem gewohnheitsmäßig den Handballen der Anschlagshand auf den Gitarrenkörper fallen lässt, dürfte sich über die Fehltöne (und damit über vergeigte Zähler) wundern: Genau da liegt jetzt aus unerfindlichen Gründen ein kleines Digipad, welches bei Berührung Misstöne produziert, aber sonst keinen Nutzen zu haben scheint - alle Menüs lassen sich mit den Gitarrentasten problemlos bedienen. Das typisch zackige Design der X-Plorer ist zwar optisch cool, hat aber durch den hohen Körper ein Problem für Rechtshänder - für die liegt der Auflagepunkt ziemlich hoch, bequemes Spielen ist nur mit einer schräg gehaltenen Gitarre möglich! Der Whammy Bar, mit dem sich die Tonhöhe langer Noten variieren lässt, ist ziemlich lose, der Hebel baumelt ständig nach unten und ist dadurch im Eifer des Gefechts schlecht zu erreichen. Und nicht zuletzt ist der Kippsensor, der also mangels Select-Alternative exklusiv dafür sorgt, dass man die Punkte bringende Star Power auslösen kann, ziemlich unsensibel:

Der spaßige Mehrspielermodus beschränkt sich auf lokale Jam-Sessions - kein Online-Modus weit und breit.
Gelegentlich reagiert er nicht mal auf Pete Townshend-ähnliche Zuckorgien! Insgesamt ist die neue Klampfe also mehr Schein als Sein und erfordert nachweislich mehr Gewöhnung als ihr Vorgänger. Immerhin liegen der Packung 23 fetzige Sticker bei, mit denen ihr eurer Laute ein rockiges Äußeres verpassen dürft, außerdem wartet ein auf der Unterseite befindlicher Anschluss auf seine Nutzung durch ein Effektpad - ein möglicher Ausblick auf Guitar Hero 3?

Gitarrengötter in HD

Die Präsentation spielte bei Guitar Hero schon immer nur die zweite Geige, auf der 360 ist es nicht anders. Zwar gibt es hier feine HD-Bilder und nette Licht- sowie Unschärfeeffekte, doch das grundsätzliche Gesamtbild entspricht dem PS2-Vorbild: Nett animierte Figuren, witzig designte Levels, klar erkennbares Spielfeld - hier also kaum Fortschritte. Auch der Mehrspielermodus mit seiner optionalen Unterteilung in Lead-, Rhythmus- und Bassgitarre wurde unverändert übernommen, über Xbox Live darf leider nicht gegeneinander gerockt werden. Stattdessen gibt es Online-Statistiken, in denen man sich seine globale Position geordnet nach Gesamtscore oder nach der Leistung in jedem einzelnen Song geordnet ansehen darf. Darüber hinaus birgt die 360-Fassung natürlich die obligatorischen 50 Achievements, die aber ausnehmend leicht zu erlangen sind - knapp die Hälfte kassiert ihr bereits, wenn ihr nur das hervorragende Tutorial und den Karrieremodus auf Leicht durchspielt, was lediglich ein paar Stunden in Anspruch nimmt.      

Fazit

Es gibt nur wenige Spiele, die passiv irre viel Spaß machen: Rayman Raving Rabbids, ein paar EyeToy-Games oder diverse SingStars gehören zu den Vertretern, die die Zuschauer in der Regel noch mehr unterhalten als den aktiven Spieler. Und Guitar Hero 2 setzt sich auch auf der 360 problemlos an die Spitze dieser Gruppe, denn allein die Gitarre in der Hand zu halten, männlich-rockige Posen einzunehmen und den Hendrix raushängen zu lassen, ist bei diesem Spiel locker die halbe Miete! Steuerung, Umfang und Auswahl der Songs (von einigen Ausnahmen abgesehen), Zugänglichkeit, Party-Faktor, Koop-Modus - dieses Game lässt kaum einen Wunsch offen! Allerdings bin ich kein großer Freund der neuen X-Plorer-Gitarre: Ich bin mehr ein Select-Taste-Batscher als Gitarre-Hochreißer, wenn es um die Star Power geht, und das kann ich hier vergessen. Dass die Grafik stark nach hochskalierten PS2-Bildern aussieht lässt sich ebenso verschmerzen wie die viel zu leicht erklimmbaren Achievements - aber dass es keinen Online-Modus gibt, ist verdammt schade. Nichtsdestotrotz: Viel besser hätte die Serie kaum auf der 360 landen können!

Pro

<P>
zehn zusätzliche Songs
Online-Ranglisten
viel freispielbares Material
Zwei-Spieler-Koop-Modus
klasse Spielgefühl</P>

Kontra

<P>
fragwürdige neue Gitarre
mäßige Grafik
unausgereifter Zwei-Spieler-Modus</P>

Wertung

360

Auch auf der 360 ein Volltreffer ins Rockerherz!

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