Lego Batman - Das Videospiel13.10.2008, Paul Kautz
Lego Batman - Das Videospiel

Im Test:

Der dunkle Rächer hat erst neulich im Kino zum wiederholten Male mit tiefer Stimme für Recht und Ordnung gesorgt, seine Software-Auftritte sind mittlerweile unzählbar. Aber einen wie diesen hatte der eher ernste Typ noch nie: Mit Klotzbeinen durch Klotzlevels gegen Klotzgegner, begleitet von einem debilen Klotz-Sidekick...

Heiliger Zeitfresser, Batman!

Anfang 2005 landete Traveller's Tales mit Lego Star Wars einen Volltreffer: Die Verbindung der beiden Universen gelang wunderbar, der alberne Humor ist bis heute legendär. Mittlerweile sind wir beim fünften Spiel (eigentlich dem vierten, da Lego Star Wars: Die komplette Saga »nur« eine verbesserte Compilation der ersten beiden

Das dynamische Klotz-Duo: Spielerisch bleibt Lego Batman seinen Vorgängern treu, in Sachen Humor hat man aber spürbar abgebaut.
Games war, aber diesen Fakt vernachlässigen wir großzügig) innerhalb von dreieinhalb Jahren angelangt - wobei die Spielmechanik nahezu unverändert geblieben ist. Das wäre selbst für EA-Verhältnisse ungewöhnlich.

Als dunkler Ritter streift ihr durch 15 Levels in und um Gotham City herum, meist begleitet von euren treuen Dackel Robin. Schließt ihr das erste von drei Kapiteln ab, habt ihr auch Zugriff auf die Arkham Anstalt, wo euch in Form der frisch in den Knast verfrachteten Bösewichter (u.a. der Joker, Harley Quinn, Mr. Freeze, Poison Ivy, Clayface oder Two-Face) nochmals 15 Welten erwarten, in denen ihr mal das aufregende Leben eines Supergangsters lebt. Macht summa summarum 30 Levels (plus eine Bonuswelt), die ihr wieder und wieder spielen könnt. Oder vielmehr müsst, denn das clevere Spielprinzip der Lego-Games lässt euch beim ersten Durchlauf gerade mal einen Bruchteil sehen. Mit jeder gemeisterten Welt schaltet ihr weitere Spielfiguren frei, die ihrerseits unterschiedliche Eigenschaften haben: Der eine darf bestimmte Tore passieren, der andere kann problemlos über giftige Säure laufen, der nächste kann blockierende Fahrzeuge mit einem Fingerschnipsen aus dem Weg räumen. Mit diesen zusätzlichen Nasen im Kader gilt es also, den Level wieder und wieder durchzuspielen, um ihm auch wirklich alle Geheimnisse zu entlocken. Zumindest gilt das für forscherfreudige Profi-Spieler, alle anderen haben auch so schon genug zu tun: Die Levels sind ziemlich groß, für ein reines Durchrennen solltet ihr locker acht bis zehn Stunden einplanen. Wollt ihr wirklich alles erkunden und freischalten, alle Geiseln befreien, alle Minikits und rote Klötze sammeln und die Wayne Manor frei- und durchspielen, verbringt ihr problemlos 20 bis 30 Stunden mit dem Gamepad. Die wichtigste Währung ist nach wie vor der Lego-Stein: Die meisten Designelemente sind vollständig zerstörbar, woraufhin mehr oder weniger große Massen an unterschiedlich wertvollen Lego-Steinchen durch die Gegend hopsen. Schnell aufgesammelt könnt ihr sie im Hauptmenü (der Bat-Höhle) gegen unterschiedlich nützliche Dinge tauschen: Weitere Spielfiguren, Hintergrundinfos, Punkte-Multiplikatoren oder auch einen schmückenden Schnurrbart.

Superheld für Anfänger

Lego Star Wars war eine Mischung aus Action und Adventure, Lego Indy ging mehr in Richtung Knobelei - und Batman lässt vermehrt die Fäuste sprechen: Zwar gibt es auch hier noch gelegentliche 

Die eine Hälfte des Spiels verbringt ihr mit den Helden, die andere mit den Bösewichtern: 15 Missionen sind für Joker und Co. reserviert.
Puzzles, aber die beschränken sich auf die Kategorie »Kaputte Lego-Bauten wieder zusammensetzen, damit es weitergeht« - lediglich der bereits angesprochene Bonuslevel »Wayne Manor« bietet etwas mehr Köpfchenfutter - Kenner der Zusatzwelten »Lego Town« und »New Town« aus Lego Star Wars wissen, was sie erwartet. Generell ist der Anspruch aber serientypisch eher niedrig: Es gibt genau einen Schwierigkeitsgrad, richtig Draufgehen kann man nicht. Der Verlust aller Lebensenergie-Herzen wird lediglich mit ein paar Lego-Steinchen weniger erkauft, ebenso der tiefe Fall in einen bodenlosen Abgrund - wobei man sich neuerdings oftmals an Kanten festhalten kann, so dass auch diese Gefahr gedämpft ist. Das Kampfsystem beschränkt sich in erster Linie auf Dauer-Knöpfchendrücken, wobei ihr Gegner jetzt auch festhalten und auf unterschiedliche Art und Weise loswerden könnt: Der eine rammt den zappelnden Feind in den Boden, der andere schmeißt ihn jaulend aus dem Bild. Erledigt ihr mehrere Widersacher hintereinander, erhöht ihr für kurze Zeit einen Multiplikator, der sich auch auf aufgesammelte Lego-Steinchen auswirkt - gut, um die Punktzahl schnell nach oben zu treiben.      

An bestimmten Stationen könnt ihr die Klamotten von Batman und Robin wechseln, was ihnen neue Fähigkeiten verleiht.
 Batman und Robin haben überdies ihren Kleiderschrank ausgemistet und präsentieren im Laufe der Helden-Kampagne zehn Outfits, zwischen denen ihr an speziellen Stationen wechseln dürft: Batman kann mit seinen Anzügen u.a. Bomben legen, über größere Abgründe gleiten, solide Fenster zerstören oder wird gegen Hitze unempfindlich. Robin hingegen lernt schnell ferngesteuerte Vehikel zu kontrollieren, mittels Magnetschuhen an Wänden zu laufen, unter Wasser zu sprinten oder verstreute Lego-Teile aufzusammeln, mit denen an speziellen Apparaturen nützliche Tools gebastelt werden können. Beide haben außerdem ihren treuen Batarang dabei, mit dem sich mehrere Ziele gleichzeitig anvisieren Lassen.

Neun tiefgefrorene Katzen

Wie von der Serie gewohnt, seid ihr nicht nur auf Klotzbeinen unterwegs: Batwing, Batkopter, Batmobil, Batboot, Fernsteuer-Schildkröte, Elefant, diverse Traktoren oder vereinzelte Rennwagen warten in unregelmäßigen Abständen auf ihren Einsatz - teilweise sind ganze Levels um die Vehikel herumkonstruiert. Und ja, sie steuern sich etwas besser als gewohnt. Nein, immer noch nicht gut: Besonders die Fahrzeuge lassen sich nur mit eiserner Geduld und knirschenden Zähnen kontrollieren, die direkte Steuerung kriegen die Entwickler einfach nicht intuitiv genug hin.

Dafür sind sie in Sachen Bossfights umso besser: Clayface, Mr. Freeze, Two-Face, der Riddler, Killer Croc, Catwoman, Man-Bat oder Killer Moth warten auf eine saftige Abreibung, wobei es nur selten auf stures Gekloppe hinausläuft. Vielmehr müsst ihr immer wieder

Die KI ist solide, aber nicht mehr: Als Kampfhilfe ist sie nicht zu gebrauchen, nur bei Puzzles steht sie einem einigermaßen zuverlässig zur Seite.
gezielt die Schwächen der Obermotze erkennen und angreifen - die sind allerdings nicht immer offensichtlich, gelegentlicher »Was zum Henker soll ich machen?«-Frust kann sich schon mal breitmachen. Ganz besonders angesichts der Tatsache, dass die KI keine große Hilfe ist: Euer künstlicher Kollege ist nur zum Hinhalten zu gebrauchen, er löst keine Puzzles, er sammelt keine Lego-Steinchen auf oder erledigt übermäßig viele Gegner, die sich grundsätzlich in erster Linie auf euch stürzen. Lösung: Gebt einem Partner aus Fleisch und Blut das Gamepad in die Hand, schon wird das Leben besser! Der Koop-Modus ist wie gewohnt vorbildlich, Spieler Nummer Zwei kann jederzeit ein- und aussteigen, wobei die KI im Abwesenheits-Falle sofort einspringt. Allerdings gibt's einen großen Nachteil: Wie schon bei Lego Indy darf auch hier wieder nur lokal drauflos geprügelt werden, der Online-Modus aus Lego Star Wars: Die komplette Saga ist weit und breit nicht zu sehen.    

Aus die Fledermaus

Eines der Highlights jedes bisherigen Lego-Spiels war der wunderbar bekloppte Humor, der speziell in den hinreißend inszenierten Zwischensequenzen für verdammt viele wund geklopfte Oberschenkel sorgte. Bei Batman hingegen... vielleicht liegt es daran, dass das zugrunde liegende 

Die Vehikel-Steuerung ist ein serientypischer Schwachpunkt - dafür sind die Gefährte teilweise extrem abgefahren...
Material eher düsterer Natur ist, aber so richtig witzig ist das Spiel dieses Mal nicht. Genau genommen beschränken sich die nach wie vor toll inszenierten Echtzeit-Filme oft genug darauf, Robin als Trottel zu zeigen, der ständig irgendwo runterfällt. Huahua. Okay, hin und wieder gibt's gut was zu lachen, aber lange nicht mehr so oft wie früher. Vielleicht liegt's aber auch daran, dass dem Spiel ein roter Faden fehlt: Da sich die Entwickler nicht auf einen bestimmten Film konzentriert haben, sondern das Batman-Universum an sich (mit Ausnahme der letzten beiden Filme) im Visier hatten, ist das Ergebnis ein Mischmasch aus der 60er Jahre-Serie, den Comics, den frühen Kunterbunt-Filmen, den düsteren Michael Keaton-Streifen sowie den albernen Batmans der 90er Jahre. Prinzipiell zwar eine gute Sache, weil dadurch auch das Figuren-Kontingent anwächst (auch wenn es weit vom Die komplette Saga-Overkill entfernt ist), aber es fehlt die Kohärenz. Und natürlich die Möglichkeit einer echten Parodie.

Die technische Seite ist wie gewohnt ein zweischneidiger Batarang: Unter Grafikfreak-Gesichtspunkten betrachtet ist die Inszenierung sehr simpel, die Figuren sich ebenso einfach designt wie die Levels, die Texturen bestehen oftmals auf blanken Flächen. Aber hey: Das ist Lego! Und in diesem Lichte sieht alles gleich viel besser aus: Die Klotzmännchen sehen genau wie ihre Echtwelt-Spielzeug-Pendants aus und zeigen bemerkenswert viel Mimik und Gestik. Die komplett aus Lego-Teilen gebauten Welten bestechen mit herzerwärmend vielen albernen Details, überall gibt es etwas zu entdecken oder im Zweifelsfall kaputt zu machen. Akustisch fällt nach wie vor die Abwesenheit von Sprachausgabe auf, alle Figuren kommunizieren

Die freispielbaren Figuren verfügen über spezielle Eigenschaften und Fertigkeiten, wiederholtes Durchspielen ist daher für Forschernaturen gewohntes Muss. Am besten zu zweit - aber leider nur lokal und nicht online.
bestenfalls mit gedämpften Grunzlauten, im ganzen Spiel fällt kein einziges Wort. Und irgendwie auch nicht viele Noten: Die berühmten Themen von Danny Elfman aus Batman und Batman Returns sind dauerhaft präsent, zu Ungunsten von anderen Melodien - ohne Zweifel sind sie kompositorisch und künstlerisch ganz hervorragend, aber nach einiger Zeit vermisst man doch die Abwechslung der John Williams-Meisterwerke der vorherigen Games.

360- und PS3-Fassung nehmen sich technisch und spielerisch gar nichts. Auf PS2 und Wii bekommt ihr ebenfalls das gleiche Spiel mit all seinen Vor- und Nachteilen, wobei die PS2-Fassung etwas ruckeliger als das Nintendo-Pendant ist. Dafür müsst ihr hier mit der Steuerung leben, die ausschließlich auf Nunchuk und Wiimote setzt - der sich anbietende Classic Controller wird nicht unterstützt, wobei die Bewegungssteuerung ausschließlich für den Batarang genutzt wird, dem ihr am Fernseher via Fernbedienung die potenziellen Ziele anzeigen könnt. Oh, und alternativ zum Knöpfchendruck könnt ihr auch per Schütteln der Wiimote Hiebe verteilen, aber das geht angesichts der Feindesmassen schnell ins Handgelenk. Die PSP-Fassung ist technisch am unteren Ende der Fahnenstange; die Texturen sind matschig, das Ruckeln ist spürbar, die Ladezeiten sind noch länger als an der PS2 - und es gibt keinen Koop-Modus! Aber sonst ist das Spiel auch hier identisch.   

Fazit

Gerade mal vier Monate nach Lego Indiana Jones schon das nächste Klotz-Abenteuer? Wurde Traveller's Tales etwa von EA gekauft? Nein, das nicht - aber die Vermutung liegt nahe. Denn obwohl Lego Batman ein eigenständiges, bemerkenswert umfangreiches Abenteuer ist, ist der Lego-Drops langsam abgelutscht. Obwohl die Entwickler clever genug waren, im Vergleich zu den Vorgängern einige sinnvolle Verbesserungen einzubauen, spielt sich der dunkle Rächer genau wie Dr. Jones, der sich genau wie die Herren Jedi spielte. Das macht das Spiel per se nicht schlechter, aber Batman fühlt sich mittlerweile dezent abgenutzt an - mal ganz davon abgesehen, dass der Humorgrad etwa zwei Etagen unter den Vorgängern liegt und sich hauptsächlich darauf beschränkt, Robin als Schwachkopf zu präsentieren. Die Story hat weniger Gehalt als gewohnt, der famose Koop-Modus beschränkt sich wieder mal auf lokale Balgereien - Lego Batman kann von Glück reden, dass das unverwüstliche Spielprinzip nach wie vor tierisch viel Spaß macht, dass sowohl Einsteiger als auch Profis gefordert werden, dass es massig freispielbares Material aufzustöbern gilt und dass die Präsentation so liebevoll-durchgeknallt wie eh und je ist. Aber ganz ehrlich, Leute - langsam solltet ihr euch was Neues einfallen lassen.

Pro

putzige Präsentation
liebevolles Design
guter Koop-Modus
sinnvolle Verbesserungen zu den Vorgängern
herausfordernde Bossfights
einfache Steuerung
hoher Wiederspielwert
unterhaltsames Leveldesign

Kontra

langsam ist der Saft raus
kein Online-Modus
kein Mehrspielermodus (PSP)
abwechslungsarme Musikbegleitung
fummelige Vehikel-Steuerung

Wertung

360

Unterhaltsamer Klotz-Spaß mit dem dynamischen Duo - aber der Funke zündet nicht mehr so stark wie früher.

PlayStation3

Unterhaltsamer Klotz-Spaß mit dem dynamischen Duo - aber der Funke zündet nicht mehr so stark wie früher.

PSP

Spielerisch zu den anderen Fassungen identisch, technisch müssen aber Abstriche gemacht werden - und der Koop-Modus fehlt völlig!

Wii

Schade, dass der Classic Controller nicht unterstützt wird - niemand braucht hier die Bewegungssteuerung.

PlayStation2

Die Ladezeiten sind hier ziemlich lang, aber spielerisch braucht sich die PS2-Fassung nicht vor ihren großen Brüdern zu verstecken.

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