Ghost Recon: Advanced Warfighter 218.03.2007, Michael Krosta
Ghost Recon: Advanced Warfighter 2

Im Test:

Captain Mitchell und sein Ghost-Team kommen nicht zur Ruhe: Obwohl sie vor einem Jahr in Ghost Recon: Advanced Warfighter einen Putsch niedergeschlagen und sowohl den mexikanischen als auch den US-Präsidenten vor den Rebellen gerettet haben, geht erneut eine Gefahr von Mexiko aus. Werden es die Ghosts auch im zweiten Teil schaffen, die USA und Mittelamerika vor dem drohenden Chaos zu bewahren und dabei sogar den hervorragenden Vorgänger übertreffen?

Das alte Gefühl

Wer bereits Erfahrungen mit dem ersten Xbox 360-Einsatz der Spezialeinheit gesammelt hat, wird sich auch bei Advanced Warfighter 2 sofort heimisch fühlen: Die grundlegende Spielmechanik wurde 1:1 vom Vorgänger übernommen. So hechtet oder schleicht ihr euch langsam an das markierte Ziel heran, haltet die Augen nach feindlichen Truppen offen und orientiert euch mit Hilfe der taktischen Karte sowie des Kompasses, der ständig auf dem HUD eingeblendet wird. Dies macht Sinn, denn eure Kameraden sind bei ihren Funksprüchen jetzt sehr viel präziser: Anstatt eines oberflächlichen "Gegner gesichtet" tönt jetzt z.B. ein "Zwei, nein, drei Gegner südwestlich auf dem Dach" aus dem Funkgerät, was euch die Lage sehr viel besser einschätzen lässt. Auch das HUD markiert identifizierte Gegner wie gewohnt mit einem roten Rahmen, so dass euch auch Feindbewegungen nicht entgehen. Überhaupt ist das überarbeitete Cross Com eine feine Sache: Ihr bekommt nicht nur Übertragungen der Helmkameras eurer Mitstreiter geliefert, sondern werdet auch anhand von Videoeinspielungen

Schießt ihr auf Fahrzeuge, könnt ihr gleich mehrere Gegner in der Nähe durch die Explosion erledigen.
immer auf den neuesten Stand der Entwicklungen gebracht. Neuerdings werden auch real gefilmte Nachrichten-Schnipsel eingeblendet, was den futuristischen, aber dennoch realistischen Touch des Spiels unterstreicht.

Keine Deckung - kein Erfolg

Der Schlüsel zum Erfolg ist die Deckung! Steht ihr zu lange ungeschützt in der Gegend herum und werdet von einer der zahlreichen Rebellen-Patrouillen entdeckt, ist das fast schon der sichere Tod, denn viele Treffer können selbst die Hightech-Soldaten der Zukunft nicht einstecken. So solltet ihr immer die Augen nach Deckungsmöglichkeiten offen halten und euch so Schritt für Schritt an das Ziel heran zu pirschen. Anstatt wie bei R6 Vegas eine Taste für die Deckung gedrückt zu halten, erfolgt die Bewegung hier automatisch. Ihr müsst mit Captain Mitchell einfach an eine Mauer, Hauswand oder andere Objekte rennen und schon geht der Elitesoldat in Deckung. Begebt ihr euch an

Die gigantischen Explosionen sind ein optischer Leckerbissen.
den Rand oder eine Kante, lugt ihr vorsichtig um die Ecke oder eine niedrige Mauer und nehmt die Feinde ins Visier. Noch einfacher habt ihr es, falls euer Gewehr mit einer Kamera ausgerüstet ist: In diesem Fall schaut und schießt ihr auch um die Ecken, ohne selbst ein mögliches Ziel abzugeben.

Hightech-Hilfe

Neben der Kamera stehen euch weitere Hilfsmittel im Hightech-Krieg zur Verfügung. Vor allem die Drohne leistet erneut hilfreiche Aufklärungsarbeit und infiltriert das Terrain aus der Luft. Praktischerweise dürft ihr die übermittelten Bilder der Drohne jetzt im Vollbild genießen, sobald ihr den rechten Bumper gedrückt haltet. In dieser Ansicht dürft ihr die Drohne zudem direkt kontrollieren anstatt ihr lediglich Befehle über die taktische Karte zu erteilen. Eine neue Unterstützung ist das Mule: Dabei handelt es sich um eine mobile Versorgungseinheit auf sechs Rädern, mit der ihr eure Munition aufstocken und auch Verletzungen versorgen könnt. Genau wie bei der Drohne könnt ihr auch diese Einheit durch das Halten des Bumpers direkt steuern. Zeitweise unterstehen sogar Panzer sowie Kampfhubschrauber eurem Kommando und in besonders brenzeligen Situationen fordert ihr Kampfjets für verheerende Luftschläge an. Immer mit dabei ist das Nachtsichtgerät, das ihr auch dringend benötigt: Im zweiten Teil müsst ihr euch den dynamisch wechselnden Tageszeiten anpassen. Ist die Sonne erst untergegangen, ist das Nachtsichtgerät eine ebenso wertvolle Ausrüstung wie die zahlreichen Gewehre, Pistolen und Granaten. Problematisch wird es nur in der Dämmerung. Schaltet ihr hier auf Nachtsicht um, ist das Restlicht noch zu stark, so dass ihr kaum etwas erkennen könnt. Umgekehrt sorgt die hereinbrechende Dunkelheit dafür, dass ihr auch mit bloßem Auge eure Feinde nur schlecht erspäht.

             

Treue Helfer

Eure wichtigsten Helfer im Kampf gegen die Rebellentruppen sind und bleiben jedoch die Ghosts. Zwar müsst ihr manche Abschnitte auch alleine in Angriff nehmen, doch stehen euch die meiste Zeit drei Kameraden zur Seite. Dabei liegt es an euch, wie ihr das Team zusammenstellt: Ihr habt während der Kampagne mehrmals die Möglichkeit, die Truppe bestehend aus Schützen, Grenadieren, Scharfschützen oder Panzerabwehr-Spezialisten zusammenzustellen. Als neue Klasse feiert der Sanitäter seinen Einstand. Dieser ist zwar schlechter bewaffnet als seine Kollegen, hat dafür aber mit seinen sechs Medi-Packs die doppelte Anzahl an virtuellen Pflastern im Gepäck und kann bei Bedarf auch euch als Spieler nach Verletzungen wieder fit machen. Wie gewohnt, erteilt ihr eurem Team mit

Die Drohne liefert wichtige Aufklärungsdaten wie die Position eurer Gegner. Sie lässt sich neuerdings auch direkt vom Spieler steuern.
dem Digitalkreuz Marsch- oder Rückzugsbefehle und versetzt sie mit dem linken Bumper entweder in den Angriffs- oder den Aufklärungsmodus. Eure Anweisungen betreffen immer das gesamte Team - Einzelbefehle für jedes Mitglied sind erneut nicht möglich. Dies soll erst bei der PC-Fassung der Fall sein, die vollkommen unabhängig von der 360-Version vom schwedischen Studio Grin entwickelt wird. Meist setzen die Kameraden eure Befehle ohne Probleme um, postieren sich taktisch klug und sind zielsicher. Allerdings kommt es auch zu unschönen KI-Aussetzern - wenn auch recht selten. So kann es passieren, dass eure Jungs ein markiertes Ziel einfach nicht angreifen wollen, obwohl es sich eindeutig in Sichtweite befindet. Auch kann es vorkommen, dass sich ein Team-Mitglied irgendwo verhakt und nicht nachkommt. Im Vorgänger ist man in solchen Fällen einfach zu ihm hingegangen und hat ihn so lange angestupst, bis es wieder "in der Spur" war. Im zweiten Teil geht dies jedoch nicht! Warum? Weil ihr seltsamerweise mit Mitchell durch eure Kameraden hindurch geht - so, als wären sie gar nicht da. Das hat zwar Vorteile, wenn ihr euch eine räumlich knappe Deckung teilen müsst, ist aber alles andere als realistisch und sieht einfach nur lächerlich aus. Insgesamt ist die Kameraden-KI jedoch gelungen. Vor allem die präzisen Funksprüche bzgl. entdeckter Feindpositionen, eigene Initiativen bei Stellungswechseln und ihre Treffsicherheit sind ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem Vorgänger. Genau wie bei der Drohne und anderen Einheiten habt ihr auch bei euren Kameraden die Möglichkeit, mittels rechtem Bumper direkt auf ihre Sicht umzuschalten und aus dieser Perspektive heraus Befehle zu erteilen. Dieses gelungene Feature verschafft euch einen ungemeinen Vorteil für eure taktische Planung, da acht Augen mehr sehen als nur zwei. Da ihr das Terrain aus der Sicht eurer Kameraden begutachten könnt, bekommt ihr einen viel besseren Überblick über die Situation. Gleichzeitig wird der taktische Aspekt gestärkt,
Stimmungsvolle Lichteffekte verwöhnen das Auge - oder blenden es, wenn ihr genau in die Sonne schaut.
denn im Prinzip könnt ihr euch als Kommandant im Hintergrund halten und die Bedrohungen ausschalten, ohne selbst einen einzigen Schuss abgeben zu müssen. Dadurch eröffnen sich im Vergleich zum Vorgänger völlig neue Wege und Perspektiven, das Spiel in Angriff zu nehmen. 

Schwache KI?

Die KI eurer Mitstreiter weiß zu überzeugen. Doch wie sieht es mit der Intelligenz eurer Gegner aus? In der Vorschau war sie noch einer der Hauptkritikpunkte: Sie reagierte zu starr, ließ sich stellenweise wie Kanonenfutter abschießen anstatt in Deckung zu gehen und zeigte kein Gruppenverhalten. Hat Ubisoft Paris die Zeit genutzt, um hier nachzubessern? Ja - zum Glück! Zwar kommen die Feuergefechte nicht an die Intensität von R6: Vegas heran, doch mittlerweile bewegen sich die Schergen dynamisch über das urbane oder offene Schlachtfeld, wechseln clever ihre Deckung, pirschen sich dabei klug an eure Position heran und bilden Flanken. Endlich gestalten sich die Schusswechsel nicht nur spannend, sondern auch herausfordernd. Kleine Aussetzer gibt es allerdings auch hier: So kam es vor, dass mich eine Gruppe von fünf Gegnern aus nächster Nähe nicht ausgemacht hat, obwohl ich bereits einen ihrer Genossen ausgeschaltet habe. Zugegeben: Es war dunkel und der Rest der Gruppe stand hinter einem Truppentransporter - allerdings nur knapp zehn Meter von mir entfernt. In einer solchen Situation mit Untätigkeit auf den Abschuss ihres Kameraden und meine Granatengrüße zu reagieren anstatt sich auf die Suche nach mir zu begeben, erscheint schon sehr befremdlich. Genau wie bei der Kameraden-KI sind solche Aussetzer jedoch auch hier die Ausnahme. Verglichen mit dem Vorgänger und der Vorschau-Fassung hat die KI einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht und liefert sich packende

Verletzten Kameraden kann erste Hilfe geleistet werden. Die neue Sanitäter-Klasse hat ausreichend Medizin und Verbände dabei.
Kämpfe mit euch und den Ghosts. Allerdings lässt die Vielfalt etwas zu wünschen übrig: Meist habt ihr bei den Auseinandersetzungen das Gefühl, in den Klonkriegen gelandet zu sein, da sich die Rebellen nicht sonderlich voneinander unterscheiden.

Bekannte Missionsstruktur

Ein ähnlich Gefühl überkommt euch auch bei den Missionen. Habt ihr bereits den Vorgänger gespielt, wird euch einiges bekannt vorkommen. Angefangen beim Retten und Beschützen von VIPs über das Sprengen von Zielobjekten bis hin zu den coolen Railgunsequenzen an Bord eines Kampfhubschraubers  scheint man bei Ubi der Devise "More of the same" gefolgt zu sein. Das Recycling geht sogar so weit, dass man eine Missionsvariation praktisch unverändert übernommen hat. Erinnert ihr euch noch, als ihr im Vorgänger Störsender suchen musstet, die euer HUD so sehr gestört haben, dass ihr nur unter starken Bildstörungen und eingeschränkten Funktionen vorgehen konntet? Das gleiche erlebt ihr hier. Einziger Unterschied: Es gibt keine Störsender, sondern euer HUD wird nach einem geskripteten Angriff so sehr beschädigt, dass ihr nicht mehr den vollen Durchblick habt. Klar, ein solcher Abschnitt sorgt auch im zweiten Teil für Abwechslung und die relativ kurze Kampagne hält euch auch mit der bekannten Missionsstruktur bei der Stange. Trotzdem wäre es schön gewesen, wenn die Entwickler die ein oder andere neue Idee umgesetzt hätten anstatt sich nur auf bekannte Zutaten zu verlassen. Wie wäre es denn z.B., wenn der Spieler vollkommen unbewaffnet einen Abschnitt überstehen müsste, indem er sich nur von Deckung zu Deckung schlägt? Wie wäre es, die versammelten Scharfschützen mit einem Spiegel zu blenden, so dass euer Team ohne Gefahr vorrücken kann? Habt ihr eine Mission in der Kampagne gemeistert, steht sie euch im Spielmodus "Schnellmission" zur Verfügung, in dem ihr hauptsächlich eure Statistik aufbessert und weitere Gamerscore-Erfolge freischaltet.

           

Fortschrittliche Technik

Advanced Warfighter zählte mit seinen bombastischen HD-Kulissen zu den ersten Titeln, die das Potenzial der Xbox 360 eindrucksvoll demonstrierten. Seitdem wurde fleißig weiter an der Grafikengine gewerkelt, so dass Teil zwei seinen Vorgänger in technischer Hinsicht deutlich übertrifft. Die Kulissen strotzen nur so vor Details wie feinen Sandkörnern, die über den staubigen Wüstenboden wehen, durch Rotoren aufgewirbelten Papierfetzen sowie atemberaubenden Licht- und Partikeleffekten. Die intensiven Explosionen, der volumetrische Rauch beim Zünden einer Rauchgranate, die enorme Weitsicht, das Spiel mit Licht und Schatten, die hervorragenden Animationen der Figuren - all das sieht fantastisch aus, auch wenn einige Pop-Ups sowie der ein oder andere Einbruch der Framerate bei den Railgun-Sequenzen und Tearing das Bild ein wenig trüben. Die Klangkulisse ist ebenfalls erstklassig ausgefallen: Der interaktive Soundtrack von Tom Salta untermalt die Action stets passend und ist gleichzeitig eine Hilfe, denn er verrät euch, ob noch Gegner in der Nähe sind. Erst wenn die Musik verstummt oder ruhigere Töne anschlägt, könnt ihr euch sicher sein, dass das Gebiet gesäubert ist. Die Soundeffekte stehen dem in nichts nach und sorgen mit multidirektionalen Schüssen aus allen Kanälen und schreienden Kameraden und Gegnern für die beklemmende Kriegsatmosphäre, während euer Subwoofer bei den mächtigen Explosionen oder herannahenden Panzern ins Schwitzen kommt. Selbst die deutsche Synchro geht weitestgehend in Ordnung, auch wenn euch bei der Aussprache des Wortes Colonel (mit einer seltsamen Betonung auf

Vor allem im Multiplayer ist effektives Teamwork der Schlüssel zum Erfolg. Haltet euer Headset bereit...
das erste "L") durch euren Vorgesetzten unangenehm die Ohren klingeln. Captain Mitchell wird übrigens wie im ersten Teil vom gleichen professionellen Synchronsprecher zum Leben erweckt, der u.a. auch Will Smith seine markante Stimme leiht.

Umfangreicher Onlinemodus

Das zweite große Standbein der Ghost Recon-Serie war neben der Kampagne schon immer der Multiplayermodus. Auch Advanced Warfighter 2 hat in dieser Hinsicht enorm viel zu bieten. Neben Standardmodi wie Deathmatch, Team-Deathmatch, Capture the Flag oder Eroberung gibt es auch hier wieder eine separate Online-Kampagne, die inhaltlich mit dem Hauptspiel verknüpft ist. Als Besonderheit ist es erstmals möglich, die sechs großen Missionen der Online-Kampagne mit bis zu 16 Teilnehmern in Angriff zu nehmen - also der gleichen Anzahl, mit der ihr auch in den anderen Modi in den Kampf zieht. Die Kampagne des Hauptspiels dürft ihr allerdings nicht gemeinsam mit Freunden kooperativ bestreiten. Genau wie bei R6: Vegas sind die vielen Einstellungsmöglichkeiten auch hier vorbildlich, so dass ihr Sessions ganz nach euren Vorlieben aufsetzen könnt. Reserviert z.B. Plätze für eure Freunde, lasst nur bestimmte Waffen zu, regelt die Respawns oder legt Punkte- und Zeitlimits fest. Selbst an die Erstellung eigener Clans wurde gedacht, so dass sich schnell schlagkräftige Gruppierungen bilden werden, die in bewerteten Spielen gegeneinander antreten. Gelungen sind auch die Koop-Missionen, in der Spieler gemeinsam gegen KI-Schergen antreten - vergleichbar mit der Terroristenjagd aus Vegas. Und genau so hart geht es auch hier zur Sache: Schon auf der mittleren Stufe sind eure Gegner knallhart und gefährlich. Wer hier nicht aufpasst oder nicht im Teamwork agiert, ist schon tot, bevor er überhaupt weiß, wo die Schüsse herkamen. Doch die KI ist nicht immer nur euer Feind: In Modi wie dem Team-Kampf stehen euch neben Mitspielern auch KI-Soldaten als Unterstützung zur Seite. Klar, dass ihr euch auch via Systemlink oder mit bis zu vier Spielern am Splitscreen die Kugeln

Die umfangreiche Koop-Kampagne bietet sechs riesige Karten.
um die Ohren schießen könnt. Doch es kommt noch besser: Anstatt bei Onlinematches nur alleine vor der heimischen Glotze zu hängen, dürft ihr an eurer Konsole bis zu drei Kumpels mit in Xbox Live schleppen, wo ihr im Splitscreen gemeinsam Onlinematches bestreitet.

Schade nur, dass ihr euch hier nicht wie bei Vegas ein virtuelles Alter Ego erschaffen könnt - Microsofts Live Vision Cam wird nicht unterstützt. Stattdessen bastelt ihr euch im Editor einen Charakter zusammen, der verglichen mit R6 jedoch nur wenige Möglichkeiten bietet: Gerade mal aus einer kleinen Anzahl an Gesichtern, einigen Kopfbedeckungen und der Festlegung auf ein Geschlecht dürft ihr wählen. Grafisch müssen bei den Partien über Xbox Live sowie im Splitscreen Abstriche in Kauf genommen werden - trotzdem sehen die knapp 20 Maps immer noch prima aus, auch wenn das überragende Niveau der Kampagne nicht gehalten werden kann. Dafür wurden wir in unseren Testsessions zu keinem Zeitpunkt von Lags geplagt - selbst Deathmatch-Partien mit 16 Teilnehmern liefen problemlos ab. Gewöhnungbedürftig ist allerdings, dass die Spielmechanik wie schon bei Vorgänger für den Multiplayer-Modus leicht abgeändert wurde: Im Gegensatz zur Kampagne könnt ihr hier nicht von der Deckungsmöglichkeit Gebrauch machen. Würdet ihr normalerweise an einer Wand automatisch in Deckung gehen, passiert bei den Multiplayer-Scharmützeln nichts. Das macht es natürlich schwieriger um Ecken zu schauen und aus der Deckung heraus anzugreifen. Ich hätte das gewohnte Deckungssystem der Kampagne auch gerne im Multiplayer gesehen, doch hat man sich erst an den Verlust gewöhnt, fällt es nach einigen Runden im Eifer des Gefechts gar nicht mehr auf, dass diese Möglichkeit fehlt. Genau wie bei der Kampagne dürft ihr auch im Mehrspielermodus zwischen Schulter- und Egoansicht umschalten. Schön, dass hier beide Preferenzen berücksichtigt werden! Daneben bringt auch das neue Respawn-System Vorteile mit sich. Ihr kennt die Situation: Bei Deathmatches nehmen Scharfschützen immer wieder gerne die Respawn-Punkte ins Visier oder halten sich in ihrer Nähe auf, um euch beim Wiedereintritt ins Spiel gleich wieder ins Jenseits zu schicken. Um dem entgegenzuwirken, bestimmt ihr bei GRAW 2 nach jedem Tod selbst, an welcher Stelle auf der Karte ihr wieder ins Spiel einsteigen wollt.        

PS3-Geister

Wie schon die Kollegen von Rainbow Six kommen auch Ubisofts Ghosts mit einer Verspätung auf der PS3 an. Inhaltlich ist der Einsatz in Mexiko identisch mit der Xbox 360-Vorlage - auch im Multiplayer findet ihr alles, was den Titel auszeichnet. Wurde bei R6:Vegas auf der Sony-Konsole die maximale Anzahl an Teilnehmern minimal von 16 auf 14 gekürzt, gibt es derartige Einschränkungen bei GRAW 2 nicht. Damit der Onlinemodus auf der PS3 einen ähnlich hohen Komfort bietet wie Xbox

Die Panzerfaust ist eine der mächtigsten Waffen. Zwar hat sie nur wenig Munition und reagiert sehr träge, doch pustet ihr damit zur Not selbst Hubschrauber vom Himmel.
Live, haben die Entwickler nicht nur eine Freundesliste, sondern auch ein Nachrichten-System integriert. Daneben werden auch Headsets unterstützt - gerade in der Onlinekampagne oder Modi wie Team-Deathmatch ist eine gute Kommunikation der Schlüssel zum Sieg. Außerdem erwarten euch 14 neue Multiplayer-Karten sowie zwei neue Koop-Modi.

Bewegung, Soldat!

Es gehört mittlerweile zum guten Ton, bei PS3-Umsetzungen die Sixaxis-Funktionen zu unterstützen - ob sie sinnvoll sind oder nicht. Zumindest lässt euch Ubisoft genau wie bei R6 auch hier die Wahl, ob und für welche Aktionen ihr die Bewegungssensoren nutzen wollt. Das Steuern einer Drohne via Bewegung kann sogar ganz spaßig sein, aber sobald ihr Einheiten wie das Mule-Vehikel mit Sixaxis kontrollieren sollt, bekommt ihr mangels Präzision echte Probleme und greift lieber wieder auf die gewohnten Analogsticks zurück. Das gleiche gilt für Aktionen wie Rollen oder das Ändern der Haltung, die ihr auf Wunsch ebenfalls über die Sensoren steuern könnt. Allerdings reagiert Mitchell bei dieser Variante auf manche Bewegungen zu feinfühlig und schmeißt sich schon mal in den Dreck, obwohl ihr es gar nicht wollt. Gerade im hektischen Kampfgeschehen

Die Railgun-Sequenzen sorgen auch auf der PS3 für prima Abwechslung - und viel Zerstörung.
sind solche Ausrutscher nervig. Auf der anderen Seite müsst ihr euch beim Rollen teilweise regelrecht einen abwedeln, bevor überhaupt eine Reaktion gezeigt wird. So bleiben die Sixaxis-Funktionen einmal mehr eine nette Spielerei ohne einen wirklich praktischen Nutzen.

Kanten-Alarm?  

Im Gegensatz zu R6: Vegas haben es die Entwickler hier geschafft, die jeweiligen Level komplett in den Speicher zu quetschen - nerviges Nachladen mitten im Einsatz entfällt glücklicherweise. Trotzdem zieht die PS3-Version im Vergleich zum Xbox 360-Vorbild technisch den Kürzeren - wenn auch nur minimal. Zwar bietet die Umsetzung ähnlich beeindruckende Licht- und Partikeleffekte, doch treten die Flimmerkanten hier deutlich stärker zum Vorschein als auf der Microsoft-Konsole. Auch wirken die Kulissen etwas farbärmer und die Engine hat vor allem im Umfeld starker Explosionen und volumetrischem Rauch mit ein paar Slowdowns zu kämpfen. Trotzdem ist Ubisoft insgesamt eine hervorragende Umsetzung der Ghosts auf die PS3 gelungen, die der Vorlage in Sachen Spielspaß in nichts nachsteht.  

  

Fazit

Nach den anfänglichen KI-Schnitzern unserer Vorschauversionen war ich ehrlich gesagt skeptisch, ob sich GRAW 2 mit solchen Defiziten wieder in Hit-Regionen vorkämpfen wird. Doch die Entwickler haben sich im Endspurt offensichtlich noch mal richtig ins Zeug gelegt, so dass die Gegner jetzt durch Dynamik und clevere Züge überzeugen. Trotzdem fallen die Feuergefechte nicht ganz so intensiv aus wie bei den Kollegen von Rainbow Six. Dies mag allerdings auch daran liegen, dass ihr in Vegas meist auf engem Raum, bei GRAW 2 dagegen in der Regel auf groß angelegten Schlachtfeldern operiert und eure Gegner hier aus größerer Distanz ausschaltet. Dafür protzen die Ghosts auch hier wieder mit halsbrecherischen Railgun-Flugsequenzen, die an eine actionreiche Achterbahnfahrt erinnern und für Abwechslung vom Taktikshooter-Alltag sorgen. Schade nur, dass man beim Missionsdesign auf Nummer sicher gegangen ist und bis auf die Möglichkeit der Vollbildsteuerung von Drohne, Teamkameraden & Co keine großen spielerischen Neuerungen präsentiert. Inhaltlich könnte GRAW 2 durchaus als Add-On durchgehen, das technisch geliftet wurde. Trotzdem ist der zweite Einsatz der Ghosts für mich neben dem Erstling und den Rainbow-Jungs ein Vorzeige-Taktikshooter für die XBox 360, der die Xbox Live-Leitungen sicherlich zum Glühen bringen wird.

Pro

bombastische Präsentation
stimmungsvolle Licht- und Partikeleffekte
überwiegend clever agierende KI
direkte Steuerung von Unterstützungseinheiten
direkte Sicht eurer Teammitglieder
viele Online-Spielmodi
umfangreiche Koop-Kampagne
interaktiver Soundtrack
faire Speicherpunkte
packende Railgun-Sequenzen
eingängige Steuerung

Kontra

kaum Neuerungen
vereinzelte KI-Aussetzer
relativ kurze Kampagne
Solo-Kampagne nicht kooperativ spielbar
Clipping-Fehler (Durchlaufen bei Kameraden)

Wertung

360

Spielerisch kaum Neuerungen, aber technisch eine Granate: Vor allem online überzeugen die Ghosts!

PlayStation3

Gute Umsetzung der 360-Vorlage, die technisch minimal schlechter ausfällt als das Original.

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