Tiger Woods PGA Tour 0829.09.2007, Benjamin Schmädig
Tiger Woods PGA Tour 08

Im Test:

Wenn man über Tiger Woods spricht, kann man nur eins sagen: Es sieht seit Jahren aus wie seine Vorgänger, es spielt sich seit ebenso vielen Jahren wie die Vorläufer, und die Entwickler feilen so verbissen an den Details, dass man die Unterschiede zum vorherigen Tiger mit der Lupe suchen muss. Allerdings ist EAs Serie eine erstklassige Simulation, die man ebenso gut in kurzen wie in langen Schüben genießen kann. Alles beim Alten also? Nicht ganz! Denn auf PC, PS2 und PSP büßt der Tiger spätestens in diesem Jahr viel von seinem Glanz ein...

EA ist zuversichtlich

EA Sports, genauer gesagt EA "fünf verschiedene Spiele auf sechs Systemen" Sports, bittet wieder einmal den weltbesten Golfer ins virtuelle Rampenlicht der - soviel muss man festhalten - weltbesten virtuellen Fairways. Allerdings will man den Greens und Bunkern scheinbar einen neuen Anstrich verpassen, denn ab sofort kümmert sich das Madden NFL-Team um die Umsetzung des mehr und mehr zum Volkssport werdenden Golfens. Und damit

Der Tiger holt zu seinem diesjährigen Schlag aus.
PC-Besitzer ebenso in den Genuss einer für ihr System zurecht geschnittenen Fassung kommen wie 360- oder PS3- Profis, Remote-Wackler, PS2-Konsoleros sowie Hosentaschen-Sportler, unterscheiden sich die Versionen in diesem Jahr sehr deutlich voneinander. Bleibt in der Theorie nur die Frage, wie die Football-Jungs frische Luft über die Links dieser Welt blasen wollen.

In der Theorie. Denn tatsächlich tun die Entwickler wenig, um die Serie spürbar voran zu bringen. Im Mittelpunkt steht auf allen Systemen eine Zuversicht genannte Funktion, mit der sich jeder neue Schlag anders anfühlen soll, weil sich die bisherige Leistung des Spielers auf die Werte seines Alter Ego auswirkt. Hat der virtuelle Sportler z.B. mit bestimmten Schlägen Schwierigkeiten, fällt es schwerer, ähnliche Schläge präzise zu platzieren. Golf-Könner profitieren hingegen von einer Steigerung der Fähigkeiten eines zuversichtlichen Profis. Natürlich kann man das System in Frage stellen; schließlich werden schwächere Spieler damit bestraft, während es ohnehin starken Veteranen einfacher gemacht wird. Glück im Unglück: In der Realität wirkt sich die Zuversicht so wenig aus, dass die Unterschiede kaum spürbar sind. Ob das neue Element so wirklich nötig war? Zumindest macht es EAs Tiger Woods PGA Tour nicht schlechter. PC-Eigner, die wie immer die realistischste Umsetzung Sport erleben, müssen sich nur darauf einstellen, dass sich die diesjährige Ausgabe an ihre Konsolenvettern annähert. Dazu trägt auch die Tatsache bei, dass das virtuelle Ebenbild sämtliche Schlagarten gleich vom Start weg beherrscht. Bisher musste es diese im Verlauf seiner Karriere erst erlernen.

GamerNet gesucht

Eine weitere Neuerung ist das EA GamerNet auf PS3 und 360 - ein Online-Service, der auf Wunsch jeden Schuss und jedes Loch speichern kann. Anschließend darf man Siegbedingungen wie das Unterbieten einer Anzahl an Schlägen bis zum Einlochen oder den größten Abstand, mit dem der Ball vor dem Loch liegen bleiben darf, festlegen und die Herausforderung weltweit zur Verfügung stellen. So könnten Online-Golfer auf Monate damit beschäftigt sein, die größten Momente ihrer Mitspieler zu überbieten -

Auf dem Platz hat sich wenig getan: Tiger Woods 08 gleicht äußerlich der letzten PGA Tour.
wenn die Server denn dem Ansturm gerecht würden. Tatsächlich ist das GamerNet praktisch seit der Veröffentlichung des Titels nicht zu erreichen. Was für eine Pleite! Auch das neue Photo Game Face, bei dem Besitzer einer der beiden "großen" Konsolen ihre eigenen Fotos für die Charaktererstellung nutzen dürfen, leidet unter EAs mangelnde Kapazitäten.

Gute Neuigkeiten gibt es hingegen für jene, die mit Wii und Nunchuk an den Abschlag treten. Denn im Gegensatz zum letzten Jahr müssen sie tatsächlich die Bewegung eines echten Golfers nachahmen und kommen damit dem Gefühl, am Tee zu stehen, ein ganzes Stück näher. Die äußerlich nahezu identische PS2-Fassung wirkt im Gegensatz dazu richtig altbacken, die PSP-Version sogar inhaltlich magersüchtig. Denn bei beiden flimmern keine nennenswerten Änderungen über den Bildschirm. Dafür sind allen Versionen erneut der entspannte Soundtrack sowie die trotz einiger nicht zur Situation passender Kommentare erstklassige "Live-Berichterstattung" von Gary McCord und David Feherty gemein. Und wer sich abseits seiner Karriere betätigen will, darf dies weiterhin in zahlreichen separaten, meist für Mehrspieler-Runden ausgelegten Partien tun. Oder man absolviert auf PC und Konsolen in der Tiger-Herausforderung eine Reihe verschiedener Aufgaben - eine im Vergleich zum Vorjahr besser gelungene Abwechslung zur realitätsnahen Karriere.              

PS2

Dass EA seine Sporttitel Jahr für Jahr mit Samthandschuhen anpackt, anstatt sie mit Innovationen zu spicken ist ein alter Hut. Nur: Sobald das soweit geht, dass selbst die feinen Neuerungen kaum der Rede wert sind, heißt das Vernachlässigung. Und genau die betreibt der Publisher in diesem Jahr mit den Neuauflagen für PSP, PC und PS2.

Neuauflagen deshalb, weil dezente Änderungen der Helligkeitsstufen die Spitze der neuen Farbtupfer sind. Zugegeben: Das Anrechnen der Zuversicht ist drin. Aber auf PS2 fehlt z.B. der Zielkreis, welcher auf den anderen Konsolen den Toleranzbereich anzeigt, in dessen Radius selbst ein gut getroffener Ball landen kann. Auch alle bekannten 

Nahezu identisch zum Vorjahr: Die PS2-Version.
Spielvarianten sind vertreten. Tiger Woods ist in Version 08 so gut wie eh und je. Aber vielleicht gerade weil die Änderungen auf Wii, 360 und PS3 so vorsichtig vorgenommen werden, fällt das Auf-Der-Stelle-Treten hier besonders auf.

Warum gibt es die auf den "Großen" vorhandene neue Putt-Vorschau z.B. nicht? Die funktioniert in diesem Jahr stattdessen so, dass man beliebig viele Probebälle schießen kann - dafür aber nur ein begrenztes Zeitfenster zur Verfügung hat. Für den gesamten Platz, wohl gemerkt. Wer seine komplette Vorschauzeit schon bei den ersten vier Löchern nutzt, kann vor späteren Putts deshalb nicht mehr testen, ob er oder sie den richtigen Schusswinkel gewählt hat. Faktisch funktioniert das System, weil die Zeitbegrenzung dem Putter noch immer Können abverlangt, wenn er auf Dauer Birdies einlochen will. Allerdings fühlt es sich seltsam an,  wenn man auf diese Art zwei bis drei hundertprozentige Bälle pro Kurs versenkt. Ganz abgesehen davon, dass McCord und Feherty jeden Probeschuss kommentieren. Auch in diesen Momenten blüht der Gedanke einer lieblosen Umsetzung auf.

Dass die PS2 ihre Grenzen in Sachen Ausstattung und Kulisse erreicht hat, ist ebenfalls klar. Das wäre auch zu verschmerzen, wenn sie während der Spielererstellung nicht so oft Daten schaufeln müsste, dass das Alter Ego-Basteln zur Geduldsprobe wird. Von demselben Problem wird übrigens auch die Wii-Fassung geplagt. Einen passenden Charakter erstellt man so nur ungern. Zumal es Photo Game Face aus technischen Gründen nur auf PS3 sowie Xbox 360 geschafft hat. Weniger verständlich ist das Fehlen der neuen Sofortansicht des Zielkreises, denn die kürzt das langwierige Zoomen ab. Das Einstellen von Entfernung und Richtung würde damit nicht nur auf den aktuellen Konsolen leichter fallen. Tiger Woods 08 bietet guten Golfsport - den allerdings weder Spieler des Vorgängers noch Besitzer einer der anderen Konsolen gebrauchen können.         

Wii

Äußerlich gleichen Arbeitsplatz und Kollegen des Tigers denen der PS2-Version. Auch der Inhalt ist derselbe. Unverständlich nur, warum Wii-Profis nicht online gegeneinander abschlagen dürfen. Im Gegenzug bietet diese Version den meisten Spaß in lokalen, teilweise Wii-exklusiven, Mehrspieler-Partien, denn während hier einer von bis zu vier Spielern am Zug ist, können ihn die anderen mit einer 

Die Videos geben einen Einblick in Tigers virtuelles Dasein.

Der erste Trailerkreischenden Sirene ablenken, durch Fächerbewegungen Wind erzeugen, seinem Ball Drall verpassen oder das Bild unscharf werden zu lassen. Vorhang auf für unfaires, witziges Party-Golfen!

Die eigentliche Stärke kommt aber erst beim Einsatz der Remote zum Vorschein. Denn obwohl Tiger und Co. wahlweise traditionell durch Bewegen des Analogsticks am Nunchuk abschlagen, darf man endlich selbst wie ein echter Golfer mit Eisen und Hölzern hantieren. Denn die Steuerung funktioniert in diesem Jahr genau so, wie man sie sich am Wii vorstellt: Das virtuelle Ego ahmt genau die Bewegungen des Spielers nach. Was wiederum bedeutet, dass ein Schlag mit dem Driver ein langes Ausholen erfordert; im Gegensatz dazu werden die Wedges vor dem Schlag nur kurz zurückgezogen. Soll der Ball eine Kurve fliegen, reicht es hingegen, die Remote nach links oder rechts zu drehen, und wer das richtige Timing in die Bewegung legt, jagt den Ball mit einer Stärke von mehr als 100 Prozent über den Fairway. Richtig: Damit entfällt das hektische Malträtieren einer Taste für besonders kraftvolle Schläge. Das Anschneiden des Balls im Flug ist allerdings noch drin; man muss nur die entsprechende Richtungstaste drücken und den Controller schütteln. Trotz dieses Zugeständnisses an Gelegenheitsgolfer und einigen

Profis mit Remote erleben das derzeit schönste Golfgefühl!
ungenauen Reaktionen auf Remote-Bewegungen ist Tiger Woods auf dem Wii somit endlich da, wo es hingehört: Es ist die Simulation, die dem realen Sport am nächsten kommt!

Wen das Stehen vor dem Fernseher zu sehr anstrengt oder wer ohnehin lieber im Sitzen spielt, muss übrigens nicht unbedingt auf den herkömmlichen True Swing umsteigen. Die Entwickler bieten eine vereinfachte Variante der Remote-Steuerung an. Mit dieser reicht eine Ausholbewegung in eine beliebige Richtung und das anschließende Schlagen in die entgegen gesetzte Richtung. Leider wird der so genannte Sitting Style-Schwung aber so ungenau interpretiert, dass die Bälle zu oft nicht am geplanten Ziel landen. Hier muss EA im kommenden Jahr nachbessern. Was auch für die Wiederholungen gilt, denn dass ein Ball an einem anderen Fleck landet als er es ursprünglich tat und daraufhin auch von dort aus weiter gespielt werden muss, ist ein Unding! Zum Glück geschieht dies so selten, dass der grobe Schnitzer verschmerzbar bleibt.        

PC

Auch der PC-Tiger, welcher sich dem realen Sport bisher am stärksten näherte, braucht anno 2008 eine dringende Renovierung. Zugegeben: Die Serie entfachte in den vergangenen Jahren nie ein visuelles Feuerwerk. Doch wenn ein Spiel selbst auf leistungsfähigen Rechnern einfach veraltet wirkt, muss ein neuer Anstrich her! Im Vergleich zu seinen 360- und PS3-Pendants gleicht die diesjährige Version eher der PS2-Auflage. Dabei reizt Tiger Woods 08 nicht einmal auf 

Wieso PC-Besitzer nicht so elegant wie Gamepad-Golfer über den Platz laufen, bleibt EAs Geheimnis.
den großen Konsolen die darstellerischen Möglichkeiten aus. Besonders rückständig wirken die Figuren - der umfangreiche Charakterbaukasten Game Face macht so z.B. keinen Spaß mehr.

Das eigentliche Golfen funktioniert aber noch immer hervorragend: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, den Ball zu  schlagen (True Swing von unten nach oben, von rechts nach links, Drei-Klick-, Zwei-Klick- sowie Gamepad-Steuerung), und die Profis beherrschen alle wichtigen Techniken ihrer realen Vorbilder. Allerdings schien das neue Entwickler-Team nicht glücklich darüber, dass sich PC-Besitzer erst nach langwierigem Training zum vollständigen Golfer entwickeln und bietet plötzlich sämtliche Schlagtechniken gleich von Beginn an. Wie gehabt müssen Fähigkeiten wie präzises Putten, Schlagkraft oder der sichere Umgang mit den verschiedenen Schlägern zwar erst gelernt werden, doch der Einstieg fällt leichter. Simulations-verwöhnte Spieler werden einen Teil der bisherigen Herausforderung missen. Auch die Tatsache, dass das beschriebene Zuversichts-System Einfluss auf die Fähigkeiten nimmt und dem Heim-Sportler somit einen Teil der Kontrolle über sein Alter Ego entreißt, wird einigen sauer aufstoßen.

Ansonsten ändert sich nichts. Die Karriere ist so umfangreich wie eh und je, die umfangreiche Online-Anbindung lädt mit einzelnen Partien oder ganzen Turnieren zu langen Mehrspieler-Runden ein, die Tiger-Herausforderung ist eine gelungene Abwechslung zur trockenen Karriere und etliche Spielvarianten laden allein oder mit mehreren zu ausgedehnten Sitzungen für zwischendurch ein. Unterm Strich steht wieder einmal eine gute, wegen fehlender nennenswerter Änderungen aber spürbar vernachlässigte Ausgabe des bisher besten Golfspiels, dessen Vorgänger noch dazu auf die schöneren Links einlud.       

360/PS3

Sicher: Auch auf Microsofts und Sonys aktueller Hardware tut sich wie gehabt wenig. Und trotzdem macht der Tiger hier den rundesten Eindruck. Das fängt schon bei der Erstellung des Charakters an; schließlich darf man sein eigenes Foto nutzen, wichtige Eckpunkte an dem eingelesenen Gesicht festlegen und die Form anschließend nach Belieben verändern. So gut wurden reale Bilder noch nie von einem Spiel integriert und animiert! Auf 360 benötigt man allerdings eine Live Vision-Kamera, auf PS3 reicht ein gewöhnlicher digitaler Apparat. Das heißt: Falls die Konsole diesen erkennt. Wenn ausgerechnet die PS3 ein Sony-Gerät nicht erkennt, legt sich jedenfalls die Stirn in Falten...

Eigentlich wäre das gar kein Problem. Immerhin darf man die Fotos auch auf die offizielle Seite laden und danach mit den Konsolen nutzen. Eigentlich. Denn die EA-Server sind seit Wochen nicht zu erreichen. Nicht nur, dass der Gigant unter den Spielepublishern unfähig ist, ausreichend Kapazitäten zu stellen -

Spannender Abschlag? Nicht nur, weil EAs GamerNet nicht funktioniert, geht leider viel Faszination verloren.
der Erfolg seiner PGA Tour steht somit auch unter ausgesprochen ungünstigen Vorzeichen. Denn wo man in Sachen Charakterbaukasten noch auf die Kameras ausweichen kann, bleibt eine im Grunde hervorragende Neuerung völlig auf der Strecke: das EA GamerNet. Wie bereits erwähnt, erlaubt Tiger Woods 08 das Speichern und Hochladen jedes Schlages, so dass Golfer weltweit ständig neue Herausforderungen im Internet findet. Sei es das Nachspielen besonders dicht am Loch platzierter Bälle oder das Überbieten eines ausgesprochen weiten Schlages oder einfach das Erreichen einer guten Punktzahl an einem besonders kniffligen Loch: Das GamerNet ist eine großartige Ergänzung zum Alleinspiel. Denn hier versucht man sich nicht an künstlich geschaffenen Aufgaben, sondern fordert den Rest der Welt heraus. Ach ja: theoretisch jedenfalls! Denn so gut der Service zu Beginn funktioniert hat, so schnell ist er nach Erscheinen des Spiels zusammen gebrochen und hat sich bis heute nicht davon erholt. GamerNet ist in dieser Verfassung nicht mehr als ein fetter Menüpunkt.

Weil sich die restlichen Neuerungen in Grenzen halten, bleibt es denn auch bei einem vorsichtigen Update in Sachen Präsentation und Steuerung. Immerhin: Dass Draw und Fade jetzt über die Schultertasten schon vor dem Schlag bestimmt werden, ist eine gelungene Idee. Sie macht den Abschlag nicht einfacher, aber leichter planbar. Außerdem reicht ein einfacher Tastendruck und schon befindet sich die Kamera an dem Punkt, auf dem der Ball landen soll. Der langwierige Zoom zum Zielpunkt fällt damit weg - vorbildlich! Zudem gönnen die "Football-Entwickler" ihrem Golfeinstieg auch die vom PC bekannte Drei-Klick-Steuerung. Wer mit dem True Swing nicht klar kommt, erhält damit eine scheinbar simple, aber trotzdem fordernde Alternative. Die Putt-Vorschau darf man ab sofort übrigens nur einmal ansehen. Dafür hat man alle Zeit der Welt, um den Weg vom Schläger zum Loch zu analysieren. Gelungen ist auch das an für den Tiger neue EA Sports-Einheitsoutfit: Wird ein Spiel gestartet, fährt die Kamera in eine große Leinwand, die Menüs sind minimalistisch schick und übersichtlich - die frische Präsentation bittet direkt zum Abschlag.   

Nur gut lackiert?

Ähnlich wie für die Version der großen Konsolen gilt auch für den Handheld: Woods präsentiert sich auf diesem System zumindest äußerlich sehr souverän. Immerhin spielt er auch auf PSP mit seiner Zuversicht - deutlicher sogar als auf den anderen Systemen. Denn wo die Anzeige sonst unbemerkt im Hintergrund berechnet wird, erfährt man hier nach jedem Schlag, um wie viele Punkte die Zuversicht steigt oder fällt. Je nach Risikofaktor des Schlags erhält man dabei eine unterschiedlich hohe Belohnung oder Bestrafung. Scheinbar setzt EA hier stärker auf den Faktor "Gerät anschalten, belohnt werden, Gerät ausschalten", auch wenn sich eine Änderung dieses Status' wie bei den restlichen Fassungen nur geringfügig auf das eigene Spiel auswirkt.

Auch in Sachen Karriere drücken die Entwickler dem Handheld-Golf ihren "Zwischendruch"-Stempel auf, denn die PGA Tour ist nichts anderes als eine Ansammlung meist kurzer Spielvarianten. Im Grunde bekommt man somit das, was auf den restlichen Systemen Tiger-Herausforderung heißt, muss dafür aber auf eine am echten Sport orientierte Laufbahn verzichten. Immerhin wurde an den neuen FedEx Cup gedachte - nur dass dieser nicht wahlweise separat spielbar ist, sondern in die Karriere eingebettet wurde.

Zuversichtlich: Nach jedem Schlag zeigt die Leiste, wie sich das Selbstvertrauen entwickelt.
Weil, wie schon im vergangenen Jahr, auch nur eine stark begrenzte Anzahl der sonst zahlreichen Spielmodi ihren Weg an den PSP-Tee findet, ist die Kurzweil denn auch schneller vorbei als man die mickrigen zwei Minispiele plus die so genannten "Mentalen Spiele" überblickt hat.

Psychospielchen

Immerhin hatte EA hier eine witzige Idee: Sobald sich das sportlerische Alter Ego (oder vielmehr: sein Ball) in einer schwierigen Lage befindet, muss man eins der "Mentalen Spiele" absolvieren, um für den kommenden Schlag gewappnet zu sein. Witzig? Ja. Aber wer will bitte erst seinen Ball freilegen, bevor er endlich weiter golfen darf? Mentale Beruhigung sieht jedenfalls anders aus. Zur Entspannung trägt dafür die im Vergleich zu allen anderen Versionen spürbar vereinfachte Steuerung bei, weil sie mehr Fehler verzeiht und den Ball automatisch näher ans Ziel lenkt. Was EA Sports theoretisch kann, zeigt der Publisher nur bei der Anbindung ans WiFi- und Online-Netz, denn PSP-Profis dürfen auf jedem erdenklichen Weg mit einem Partner abschlagen - so sie denn im schlecht besuchten Internet einen finden...

Es ist, alles in allem, ein angenehmes Golfen mit dem Handheld-Tiger. Es ist im Grunde aber ähnlich viel vom Gleichen wie auf PC und PS2 - abgesehen davon, dass die PSP-Umsetzung bereits im letzten Jahr nur die abgemagerte Variante einer ursprünglich enorm umfangreichen Simulation war. 

Fazit

Weil sich die Änderungen in Grenzen halten, merkt man es kaum, dass ein neues Team für die Tiger Woods PGA Pro Tour 08 verantwortlich zeichnet. Die Zuversichts-Angaben sind allerdings ein Schritt in die richtige Richtung, denn dass sich die eigene Spielweise auf die Fähigkeiten des Alter Ego auswirkt, stärkt die Identifikation mit dem virtuellen Golfer. Zudem ist die Tiger-Herausforderung eine sinnvolle Ergänzung zu dem Tour-Modus - von den bekannt vielen separaten Spielvarianten und ohne Blick auf die inhaltlich mickrige PSP-Umsetzung ganz zu schweigen. Wer alle Fassungen in die Hand nimmt, durchlebt aber ein Wechselbad der Gefühle. Da ist auf der einen Seite eine Wii-Simulation, die einen dank der realistischerenn, wenn auch fehleranfälligen Schlagbewegung fast das Grün unter den Schuhen spüren lässt. Die Minspiele und die witzige Multiplayer-Variante bringen Abwechslung in die umfangreiche Karriere - aber im nächsten Jahr braucht auch der Wii dringend eine Online-Anbindung. Damit und mit einer weiter verbesserten Steuerung könnte das Nintendo-Golfen zum Besten seiner Art werden! 2007 müssten eigentlich die Ausgaben für 360 und PS3 diese Auszeichnung einheimsen; schließlich wurde die Steuerung vorsichtig, aber sinnvoll verfeinert und sowohl GamerNet als auch Photo Game Face erweitern den Umfang enorm. Nur dass das Eine nur eingeschränkt, das Wichtigere gar nicht funktioniert, was jeder möglichen Euphorie den Wind aus den Segeln nimmt. Und dann sind da noch die stiefmütterlich vernachlässigten Aufgüsse für PS2, PSP und PC: erstklassige Simulationen - die ohne echte Änderungen das im letzten Jahr Gezeigte auftischen und im Fall des Handhelds kaum über Minispiel-Charakter hinaus kommen. Das ist besonders für PC-Besitzer ärgerlich, deren System Kulissen darstellen könnte, die sich weit über PS2-Niveau befinden.

Pro

tadellose Golf-Simulation
glaubwürdige Ballphysik
amüsante Kommentare
lange Karriere, umfangreiche Mehrspieler-Möglichkeiten
unabhängiger FedEx Cup
zahlreiche Spielvarianten
sehr eingängiger Soundtrack
stimmungsvolle akustische Umgebung
verschiedene Steuerungen (neu: 3-Klick auch an PS3/360)
mit einem Klick zum Zielpunkt statt über langen Zoom (360/PS3)
gelungene Schlag-Simulation mit Wii-Remote

Kontra

Weder Photo Game Face noch GamerNet seit Erscheinen erreichbar (PS3/360)
kleiner Schritt weg von Simulation (PC)
weniger schöne Plätze als im Vorjahr (PC)
PS2 und auch PC wirken stark vernachlässigt
angezeigte Schlagstärke mitunter unpräzise (Konsolen)
kein Online-Spiel mit Wii
Bewegen des Zielkreises zu sensibel (Wii)
ständige Ladepausen bei Spielererstellung (Wii, PS2)
kaum verbesserte Grafik

Wertung

360

Erstklassige Simulation, die unter einem nicht funktionierenden Online-Service leidet.

PlayStation2

Vernachlässigter Aufguss des letztjährigen Auftritts.

PSP

Im Grunde das gleiche, abgemagerte Golfen aus dem Vorjahr.

PC

Näher am Konsolengolf als je zuvor - ohne dessen Klasse zu erreichen.

PlayStation3

Auf PS3 bleibt Hobby-Golfern nur die Offline-Variante einer tadellosen Simulation.

Wii

Virtueller Sport ist dort, wo er sein soll - ein fast reales Golfgefühl!

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