Midnight Club: Los Angeles24.10.2008, Mathias Oertel
Midnight Club: Los Angeles

Im Test:

Auf HD-Systemen haben Titel wie Test Drive Unlimited oder Burnout Paradise das Open World-Racing populär gemacht. Dabei gerät einer der Pioniere dieses Prinzips beinahe schon in Vergessenheit. Zugegeben: Es ist schon gut drei Jahre her, seitdem Midnight Club 3 die Arcade-Rennszene aufmischte. Die Zeit für einen Nachfolger ist reif. Das dachte sich auch Rockstar San Diego und schickt jetzt Midnight Club Los Angeles auf die Piste. Kann sich die HD-Premiere der Serie in die Herzen der Fans fahren?

Mit Vollgas durchs Leben

Was muss ein Rennspiel können? Richtig: Schnell sein und Spaß machen! Und das haben in den letzten Jahren einige Titel geschafft. Die Project Gotham Racings gehören dazu. Die Forza Motorsports ebenso. Die Burnout-Serie kann man getrost auch in diesen illustren Kreis zählen, zumal der letzte Ableger Burnout Paradise eine neue Richtung eingeschlagen hat. Eine Richtung, die vorher von einigen Teilen der Need for Speed-Reihe (Underground 2, Most Wanted) und von Test Drive Unlimited vorgegeben wurde: Dem Open-World-Racing. Doch nur eine Serie hat sich seit der ersten Ausgabe bis zur letzten Kurve, bis zur letzten Auspuffkrümmung, bis zur letzten Konsequenz diesem Thema verschrieben. Wo alle anderen Benzinfresser irgendwann dem Spieler eine Begrenzung der Rennstrecke vorgeben und ihn auf die vorgesehene Bahn lenken, haben die Kreativköpfe der Angel Studios, besser bekannt als Rockstar San Diego mit Titeln wie Smuggler's Run und

Freut euch auf luxoriöse Sportwagen und Hochgeschwindigkeits-Rennen mit Adrenalin-Garantie.

vor allem der Midnight Club-Serie Arcade-Racing neu definiert. Und nun, gut zweieinhalb Jahre, nachdem wir mit Midnight Club 3 DUB Edition Remix durch San Diego, Detroit, Chicago und Tokyo gebrettert sind, lädt das Team erneut zum arcadigen Hochgeschwindigkeits-Treiben mit dem Extra-Schuss Adrenalin ein. Willkommen in der Stadt der Engel. Willkommen in Los Angeles.

Aus vier mach eine

Auf den ersten Blick wirkt das Gesamtpaket Midnight Club Los Angeles (MCLA) etwas enttäuschend - vor allem, wenn man zum Vergleich den Remix-Vorgänger auf PS2 und Xbox zu Rate zieht. Gab es seinerzeit vier Städte und über 80 Fahrzeuge, hat man das Geschehen nun auf eine einzige Stadt konzentriert und den Fuhrpark auf 45 lizenzierte Vehikel von VW bis Lamborghini und Kawasaki reduziert.

Aber: Im Vergleich zu den Vorgängern, wo die detaillierten Fahrzeuge sich eindeutig als Hauptdarsteller gezeigt haben, bin ich bei MCLA vollkommen hin und her gerissen. Denn angetrieben von einer aufgepeppten Version der hauseigenen RAGE-Engine (Rockstar Advance Game Engine), die auch schon bei GTA 4 zum Einsatz kam und bereits dort eine lebendige Metropole zeichnete, buhlt die Stadt der Engel als Schauplatz mit den auf Hochglanz polierten und durch die Bank famos aussehenden Karossen um meine Aufmerksamkeit.

Natürlich: Von Zeit zu Zeit kann man auf dem Bildschirm ein unschönes Aufpoppen ausmachen und in ganz seltenen Momenten kann es sogar passieren, dass beim blitzschnellen Laden einer neuen Startposition die Texturen vergessen werden und ich von nackten Häuserfassaden und undefiniertem Asphalt angeglotzt werde. Doch was sich im Gegenzug mit voller Wucht auf die Netzhaut legt, nötigt mir Respekt und Bewunderung ab.

Zugegeben: MCLA hat nicht den crispen, glatten Look eines 60-Bilder-pro-Sekunde-WipEouts oder -Ridge Racers. Aber: Die 30 Frames bleiben konstant und das Geschwindigkeitsgefühl ist enorm. Zwar kann man dies erst wertschätzen, wenn man entweder in einer Probefahrt oder nach ein paar sehr schnell vergehenden Stündchen in der Karriere mit einem Hochleistungs-Vehikel durch Los Angeles brettert, doch auch die am Anfang zur Verfügung stehenden Flitzer wie Golf GTI (natürlich aus der ersten Serie), Datsun 280Z oder der Scirocco (Yippie!) geben einen guten Eindruck, was euch hier erwartet: Adrenalin gefülltes Arcade-Hochgeschwindigkeits-Rasen ohne Wenn und Aber.

K(l)eine Kompromisse

Kennern der kalifornischen Metropole wird auffallen, dass nicht nur einerseits die Nordhälfte der Stadt in etwa bis zum Staples Center und damit dem Santa Monica Freeway integriert wurde, sondern dass andererseits der Maßstab deutlich komprimiert wurde.

Willkommen in Los Angeles. Die Metropole wurde zwar etwas komprimiert, fasziniert aber dessen ungeachtet mit einem enormen Detailreichtum und Wiedererkennungswert

Die Wahrzeichen sind im Wesentlich an den richtigen Positionen in Beziehung zueinander, doch die Abstände wurden deutlich nach unten korrigiert.

Das soll die Leistung von Rockstar San Diego nicht schmälern, denn wer einmal in L.A. war, wird sich auch in der virtuellen Midnight Club-Variante schnell wie zu Hause fühlen, da man alle Nase lang über eine sehr detailliert gestaltete Sehenswürdigkeit stolpert, die in die nicht minder detaillierte Umgebung eingesetzt wurde. Der Capitol Records Tower, der Santa Monica Pier samt einladendem Sandstrand, die Third Street Promenade, der Mulholland Drive und nicht zu vergessen die Saddle Ranch am Sunset Boulevard, in der wir als Redaktion bei jeder E3 der letzten Jahre einen gemütlichen Abend verbrachten: Allerorten gibt es bekannte Gebäude zu bestaunen und ein immer stärker werdendes Gefühl der Vertrautheit. Und das alles mit dynamisch wechselnden Tageszeiten und unterschiedlichen Wetterbedingungen bis hin zu Bindfaden-Regen, der jede gedriftete Kurve zu einem kleinen Abenteuer macht.

Außerdem bedeutet die angesprochene Komprimierung nicht, dass man in Nullkommanix von West nach Ost oder Nord nach Süd kommt. Denn das virtuelle Los Angeles ist um ein Vielfaches größer als das Gegenstück aus Teil 2 und auch deutlich umfangreicher als jede der Midnight Club 3-Städte. Nur als Vorbereitung für den nächsten Urlaub in der Stadt der Engel kann man MCLA nicht benutzen.

Vollgas

Aber verdammt noch mal: Man soll Midnight Club ja auch nicht als provisorisches GPS-System nutzen. Man soll Rennen fahren. Angetrieben von einer passablen, aber dramaturgisch deutlich ausbaufähigen Geschichte macht ihr euch in der Karriere z.B. daran, die Straßenracer-Szene von L.A. aufzumischen.

Dabei setzt Rockstar San Diego auf die bekannten Elemente, die auch die Vorgänger erfolgreich gemacht haben: Anstatt euch wie viele andere Genre-Vertreter durch weitestgehend vorgegebene und im schlimmsten Fall sogar abgegrenzte Kontrollpunkte zu jagen, habt ihr in der Midnight Club-Serie seit jeher die freie Streckenwahl. Und das betrifft nicht nur die

Nur die Checkpunkte sind vorgegeben - ihr entscheidet, welche Strecke ihr nehmt.
Rennen an sich, in denen mit steigendem Schwierigkeitsgrad die Zahl an zu durchfahrenden Kontrollpunkten reduziert wird, wodurch die Wahl der Strecke enorm in den Vordergrund gerückt wird.

Doch auch die Entscheidung, welches Einzelrennen, welche Rennserie oder welche Timetrials ihr wann macht, bleibt euch überlassen. Wer will, kann auch einfach nur cruisen, sich mit der Stadt vertraut machen oder Fahrzeuge Probe fahren, auf die ihr in der Karriere mangels Geldes noch keinen Zugriff habt.

Und wenn euch doch die Lust auf Adrenalin und Benzin im Blut überkommt, dann sucht ihr euch entweder über die Minimap oder auf der Übersichtskarte, die mit einem herrlichen Zoom aus eurer gegenwärtigen Position in die Vogelperspektive und wieder zurück führt, einen Gegner, fahrt zu ihm und blinkt ihn mit der Lichthupe an, damit das Rennen bzw. Wettlauf zum Startpunkt losgehen kann.

Abseits der Karriere-Duelle, bei der sich die KI als hartnäckig, aber nur minimal gummibandig präsentiert und die z.B. durch Nebenmissionen wie Fahrzeug-Auslieferungen mit extremen Zeitlimits aufgelockert werden, könnt ihr zum Zeitvertreib die "Goal Attacks" absolvieren. Auf den dort enthaltenen Kursen müssen jeweils drei bzw. vier Ziele erreicht werden: Ihr müsst Erster werden, ihr dürft eine Zeitschwelle nicht überschreiten und ihr dürft nur einen bestimmten Prozentsatz Fahrzeugschaden haben. Das vierte Ziel ist etwas lahm und fordert das Erreichen der anderen drei Ziele.

Arcade ist Arcade ist Arcade

Apropos Schaden: Gemäß der Arcade-Prämisse, die sich nicht nur in der handfesten sowie direkten Steuerung zeigt, können die Boliden zwar Schaden nehmen. Doch der zeigt sich nur optisch und hat keinerlei Einfluss auf das Fahrverhalten. Doch vor allem bei den späteren Hochgeschwindigkeits-Luxussportwagen schmerzt selbst der kleinste Kratzer im Hochglanz-Verlaufslack - von Beulen und eingedrückten Motorhauben ganz zu schweigen. Glücklicherweise könnt ihr die gröbsten Dellen per Knopfdruck und vor allem gratis vor dem nächsten Rennen wie von Geisterhand entfernen lassen. Eine Vollreparatur, bei der auch die Lackkratzer geglättet werden, gibt es hingegen nur in der Werkstatt.

Und nur weil Arcade drauf steht, bedeutet das auch nicht automatisch, dass sich alle Karren gleich fahren. Ganz im Gegenteil. Denn wie bereits im Vorgänger gelingt dem Team der Fahrverhalten-Spagat. Selbst konzeptionell ähnliche Vehikel wie die beiden Front getriebenen Volkswagen-Modelle GTI und Scirocco steuern sich spürbar anders. Bei Heckschleudern muss man sich wieder umgewöhnen und je mehr Pferdchen unter der Haube schlummern, um so mehr muss man sich immer wieder an das Fahrzeug anpassen.

Damit man gegen die PS-strotzende CPU-Konkurrenz eine Chance hat, muss man sich aber nicht nur auf Streckenkenntnis und Fahrkünste verlassen. Ihr könnt im Tuningshop eine von vier aufrüstbaren Sonderfähigkeiten einbauen lassen, die allerdings vor ihrem Einsatz aufgeladen werden müssen.

Die heißen Verfolgungsjagden mit den Gesetzeshütern sind kurzfristig unterhaltsam, verschenken aber viell Potenzial.
Diese kennt man zwar allesamt aus dem dritten Teil, doch in Los Angeles sind sie nicht mehr an bestimmte Fahrzeugklassen gebunden. Sprich: Ihr könnt jedes Auto mit Roar (eine Druckwelle, die Fahrzeuge beiseite schiebt), EMP (elektromagnetischer Impuls, der Gegner und Zivilisten kurzzeitig lahm legt), Agro (Kollisionen ohne Schaden) oder Fokus (temporäre Zeitlupe, die akkurates Manövrieren in engen Kurven erlaubt) ausrüsten.

Die Befriedigung, in einem knappen Finish dem Konkurrenten kurz vor der Ziellinie einen EMP-Impuls in die Elektronik zu bomben, woraufhin er nur noch eure Rücklichter sieht und euch wild verflucht, lässt sich kaum in Worte fassen.

Auf dieser Seite des Bildschirms folgt allerdings ein Fluch, sobald die auf den Straßen patrouillierende Polizei eure Fährte aufgenommen hat. Was an sich eine gute, wenngleich wahrlich nicht neue Idee darstellt, entpuppt sich als inkonsequenter und damit nur leidlich interessanter Zeitvertreib.

Die Kompromisslosigkeit der Cops, wenn es darum geht, euch mit Karossengewalt aufzuhalten, ist bewundernswert. Wieso dann aber die Unterstützung bei drei Streifenwagen aufhört und an Intensität nicht zunimmt (stärkere Vehikel, Nagelstreifen), ist bedauerlich. NfS Most Wanted hat in dieser Hinsicht gezeigt, was alles möglich ist. Doch auch, wenn sich die Staatsgewalt hier als "Light-Version" entpuppt, ist das Gefühl, den Handschellen bzw. der horrenden Geldstrafe entkommen zu sein, durchaus erfreulich - hätte aber ungleich intensiver sein können.

Das Tuning-Kunstwerk

Machen wir uns nix vor: Die Tuning-Optionen in Midnight Club 3 waren etwas ganz Besonderes. Und auch hier kann man vor allem visuell mit Hunderten konfigurierbarer Decals, Lackierungen in allen möglichen Variationen und nicht zuletzt mit haufenweise original Zubehör-Teilen aus seiner Standard-Karre ein Gefährt machen, dass eher moderner Kunst zuzurechnen wäre. Und genau aus diesem Grund scheint Rockstar die Möglichkeit eingebaut zu haben, seine Werke auf den "Social Club" hochzuladen und von anderen Clubbern bewerten zu lassen.

Zwar gibt einem das Autosculpting der letzten Need for Speeds mehr kreativen Freiraum an die Hand, doch das kontert MCLA durch die Möglichkeit, sogar den Innenraum nach eigenen Wünschen zu kolorieren sowie Sitze, Lenkrad oder Anzeigen auszutauschen - genügend Kleingeld vorausgesetzt. Wer will, kann sich sogar im Fußraum Neonröhren anbringen lassen.

Die umfangreichen visuellen Tuning-Optionen machen auch vor den schicken Cockpits der Fahrzeuge nicht halt.
Wofür der ganze Aufwand? Weil's Spaß macht - und cool ist. Und weil Midnight Club als eine von sechs Kameraperspektiven dieses Mal auch eine voll funktionale Cockpit-Ansicht samt Umschauen anbietet. Allerdings eine, bei der die Rückspiegel mit ihren Schemen-Texturen vollkommen überflüssig sind - sehr schade.

Doch zurück zum Tuning: Neben den äußeren Merkmalen könnt ihr natürlich auch die inneren Werte verbessern, allerdings nur rudimentär. Soll heißen, dass ihr nicht haarklein schrauben und Getriebeübersetzungen, Bremsbalance etc. einstellen könnt. Stattdessen kauft ihr euch eines der freigeschalteten Leistungspakete der nächsten Stufe, wählt ggf. sogar den Hersteller aus und schwupps, hat der Bolide mehr Power, einen spürbar besseren Grip oder eine verbesserte Beschleunigung. Zwar ist bedauerlich, dass Schrauber nicht selbst Hand anlegen können, um filigrane Einstellungen vornehmen zu können, doch das wäre wohl für die zugrunde liegende Physik zu viel, die, wie ich mich selbst erinnern muss, deutlich arcadig ist.

Team vs. Team

Seit Midnight Club II, bei dem Rockstar übrigens schon einmal Los Angeles nachgebaut hat, gehören Online-Rennen mit ausgefallenen Power-Ups zur Standardausrüstung der Serie. Und da macht MCLA natürlich keine Ausnahme - zumal man die maximale Teilnehmerzahl von bislang acht auf Xbox oder PS2 auf 16 aufgestockt hat.

Allerdings sollte man sich als Host überlegen, ob man innerhalb der breit gefächerten Einstellmöglichkeiten bzgl. Modus, Strecken und weiteren Parametern wirklich die maximale Teilnehmerzahl zulassen möchte. Im Testbetrieb haben wir festgestellt, dass die Lag-Anfälligkeit proportional zu den Fahrern steigt. Zu zweit (egal, ob mit oder ohne zuschaltbaren Verkehr) gab es nur in extremen Ausnahmefällen Verzögerungen festzustellen. Später, bei einem zünftigen Flaggenkampf zweier Teams mit je acht Spielern, lagte es zunehmend - allerdings nur zwei Mal in einem den Wettbewerb beeinflussenden Maß. Desweiteren haben wir den Eindruck gehabt, dass Motorräder in entsprechenden Händen nahezu unbesiegbar sind, was dem ansonsten gelungen scheinenden Balancing leider ein paar Blessuren zufügt. Bedauerlich ist auch, dass man in der Mehrspielerlobby keine Möglichkeit hat, die Werte der jeweiligen Fahrzeuge zu betrachten. Gerade bei Fahrzeugklassen, die

Auch online kann man einen Riesenspaß unter dem Hollywood-Schriftzug erleben - und das weitestgehend lagfrei.
man seltener nutzt, kann dies schnell zu unnötigem Frust führen, wenn ich mich für einen PS-Protz entschieden habe, der von seinen Werten nicht meiner Fahrweise entspricht und ich ggf. statt eines Handling-Spezialisten ein Beschleunigungswunder unterm Hintern habe, das ich aber nicht richtig kontrollieren kann.

Das Drumherum zeigt sich von den angesprochenen Lags erfreulich unbeeindruckt. Selbst wenn man mit eingeschaltetem Verkehr bei Regen mit einem vollen Fahrerfeld durch L.A. heizt und dabei Specials wie den Eisblock aktiviert, der sich um das gegnerische Auto legt und es daraufhin ohne Kontrollmöglichkeit durch die Gegen schlittern lässt, schnurrt der Grafikmotor beharrlich und gleichmäßig vor sich hin.

Fette Beats und Trash-Talk

Doch nicht nur die Engine schnurrt wie ein frisch gefütterter Haustiger. Auch die Boliden geben ihre sonoren Motorengeräusche, die analog zum Fahrverhalten deutliche Unterschiede offenbaren, mit Inbrunst zum Besten. Insgesamt könnten die Fahrzeuge zwar allesamt etwas mehr Bass in ihren Stimmlagen vertragen, doch vom Nähmaschinensound einiger Low-Budget-Kollegen ist man weit entfernt. Bei Kollisionen hingegen ist Midnight Club akustisch nur zweite Wahl. Selbst bei Frontalkollisionen bin ich nie so zusammengezuckt wie bei Burnout Paradise oder gar Forza Motorsport 2. Dies ist zwar nur ein kleiner Punkt, aber angesichts der Schmerzen, die Lackkratzer bei mir auslösen, ist hier für die Zukunft noch Luft nach oben.

Bemerkenswert hingegen ist die Qualität der englischen Sprachausgabe, die Rockstar-typisch nur Deutsch untertitelt wird - das aber sehr sauber. Selbst Nebenfiguren der plakativen und nur selten über Soap-Niveau hinaus kommenden Story-Karriere wurden überzeugend besetzt und hinterlassen ihre charakterlichen Spuren. Vor allem der Trash-Talk, mit dem die Gegner euch während der Rennen zutexten, ist gelungen und entspricht zumeist der jeweiligen Situation. Allerdings kann man hier nach einigen Stunden auch erste Abnutzungserscheinungen und häufige Wiederholungen bestimmter Sprachsamples feststellen.

Fazit

Ich gebe es zu: Ich habe die Midnight Club-Serie immer gegenüber den Need for Speeds und wie sie alle heißen, favorisiert. Und der Abstecher nach Los Angeles zeigt mir mit seinem klassischen, aber behutsam optimierten Arcade-Ansatz, der Benzin unverhohlen mit Adrenalin mischt, dass ich richtig liege. Das Geschwindigkeits-Gefühl ist phänomenal, das Prinzip der offenen Streckenführung auch in Zeiten von Burnout Paradise unerreicht, das visuelle Tuning beispielhaft. Und dann erst die Kulisse: Dass Rockstar San Diego die kalifornische Metropole nicht maßstabsgetreu umgesetzt hat, störte mich nur am Anfang. Denn die Detailfreude, die einem nicht nur bei den bekannten Sehenswürdigkeiten, sondern an jeder Straßenecke ins Auge springt, sorgt zusammen mit der stets flüssigen Bildrate immer wieder für Wow-Momente � zumal sie auch in den coolen Mehrspieler-Duellen für bis zu 16 Spieler konstant bleibt. Dass Midnight Club L.A. im Gegensatz zum Vorgänger trotz aller Verbesserungen und der Prachtgrafik kein Platin erhält, scheitert an Kleinigkeiten, die sich allerdings summieren: Vereinzelte Grafikfehler z.B. wie die seltenen Textur-Nachlade-Probleme, die mich kurzzeitig aus dem Spiel reißen. Die inkonsequente Polizei-Einbindung. Oder auch die vollkommen unbrauchbaren Rückspiegel. Ganz zu schweigen von dem Fauxpas, dass sich der PDA unübersichtlich auf die Minimap legt. Die kleinen Mehrspieler-Probleme wie fehlende Handicap-Möglichkeiten oder die analog zur Teilnehmerzahl erhöhte Lag-Gefahr sowie die fehlenden Leistungsdaten in der Lobby-Fahrzeugwahl sollen ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. Doch in einem Punkt beißt die Maus keinen Faden ab: Auch beim ersten HD-Auftritt zeigt die Midnight Club-Serie der versammelten Konkurrenz nahezu spielerisch leicht, wie prachtvoll und wie einfach, wie packend und fordernd ach so schnöde Arcade-Rennen sein können. Und jetzt entschuldigt mich - Los Angeles wartet...

Pro

über 40 lizenzierte Autos und Motorräder in fünf Klassen
hoher Wiedererkennungswert der Stadt
umfangreiche Karriere mit Storymodus...
superflüssige Engine
 haufenweise Aufgaben
Wahnsinns-Zoom-Effekt, an dem man sich nicht satt sehen kann
freie Streckenwahl
schöner Trash-Talk der Gegner
vier frei wählbare Spezialfähigkeiten
weit reichende visuelle Tuning-Optionen
übersichtliches Leistungs-Tuning
zahlreiche Mehrspieler-Modi
coole Power-Up-Waffen im Mehrspieler-Modus (optional)
Online-Rennen mit nur geringen Lag-Problemen
dynamischer Tag-/Nachtwechsel
klasse Geschwindigkeitsgefühl
deutliche Unterschiede im Fahrverhalten der einzelnen Vehikel
eigene Strecken editierbar
gute Steuerung

Kontra

PDA-Nachrichten überlagern Mini-Map
unbrauchbare Rückspiegel
 ... der sich allerdings dramaturgisch mager präsentiert
vereinzelte Grafikfehler
Power-Ups mit Balance-Problemen (Multiplayer)
übermächtige Motorräder (Multiplayer)
kein einstellbares Handicap (Multiplayer)
keine Leistungsdaten in der Mehrspieler-Lobby

Wertung

360

Coole Arcade-Raserei mit freier Streckenwahl, Prachtkulisse und visuellem Tuning bis zum Abwinken.

PlayStation3

Ja: Die Stadt der Engel wird nicht 1:1 dargestellt. Doch wen kümmertŽs? Midnight Club bietet ungebremsten Arcade-Spaß vom Feinsten!

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