Need for Speed: ProStreet29.02.2008, Michael Krosta
Need for Speed: ProStreet

Im Test:

Genau wie in den vergangenen Jahren trottet auch die PSP-Version des neuesten Need for Speed-Ablegers den großen Versionen zeitlich hinterher. Und wie immer bekommen Handheld-Raser eine ganz eigene Version des Spiels, auch wenn der Name vielleicht auf eine Umsetzung der PS2-Vorlage schließen lässt. Im Fall von Pro Street wäre das vielleicht sogar die bessere Wahl gewesen...

Karriere ohne Zündfunke

Der Karrieremodus war auf den Konsolen vielleicht nicht brillant, aber er hat zumindest die Atmosphäre der Rennwochenenden gut eingefangen und mit diversen Events von Grip- über Speed- bis hin zu Drift- und Drag-Rennen für Abwechslung gesorgt. Doch das, was euch auf der PSP serviert wird, ist dagegen nur ein schlechter Witz: Euch erwarten insgesamt 13 Strecken, von denen zu Beginn allerdings nur drei zugänglich sind. Für jede Strecke stehen euch mehrere Events zur Verfügung - genau so, wie es auf den Konsolen bei den Renntagen der Fall war. Allerdings gibt es einen großen Unterschied: Ihr habt längst nicht mehr eine so große Auswahl, da ihr auf der PSP weder in Drift-Wettbewerben stilvoll durch die Kurven rutschen noch in Drag-Rennen perfektes Timing beim Schalten an den Tag legen müsst. Diese essentiellen Bestandteile der Serie wurden für Sonys Handheld einfach mal so gestrichen. Stattdessen bekommt ihr mit dem Tor-KO einen neuen Modus, der eine Mischung aus Zeitfahren und Elimination darstellt, denn hier gilt es bereits am ersten Checkpunkt

Viele Überholmanöver bekommt ihr nicht zu sehen - es befinden sich auf der PSP gerade mal vier Fahrzeuge gleichzeitig auf der Piste. Euch mit eingeschlossen!
mindestens vor dem Letztplatzierten zu sein, da das Schlusslicht an jedem der maximal drei Tore rausfliegt. Wer jetzt schnell rechnet wird merken, dass sich damit gerade mal drei KI-Fahrzeuge mit euch auf der Piste befinden. Richtig! Und das ist ganz schön wenig...

Kaum Lizenzen

Neben Tor-KO erwarten euch auch andere Modi wie klassische Rundkurs-Rennen, Eliminierung, Radarfallen, Zeitfahren oder Sprint-Events. Allerdings sind für manche Wettbewerbe bestimmte Fahrzeuge oder Fahrerlevel für die Teilnahme erforderlich. Häh, Fahrerlevel? Ja, das ist eine der Neuerungen, die sich die Entwickler für die PSP-Version haben einfallen lassen. Für jedes Rennen bekommt ihr hier Punkte, die in eine Fahrerwertung einfließen. Dabei spielt es auch eine Rolle, ob ihr als Freizeit-Fahrer mit sämtlichen Hilfsprogrammen, Adrenalin-Junkie mit eingeschränkter Unterstützung oder als Speed-King ohne jegliche Fahrhilfen an den Start geht. Die meisten Prämien winken Speed-King-Fahrern, während Anfänger auf bis zu 50 Prozent der Prämien verzichten müssen oder zu manchen Events gar nicht erst zugelassen werden. Steigt ihr eine Stufe auf, verbessert sich in der Regel eure Beschleunigung, die ihr auch mitten im Rennen durch die "Fahrerintuition" aktivieren könnt - was etwas seltsam erscheint, weil dafür eigentlich eure Tuningmaßnahmen verantwortlich sein sollten. Wie es sich für ein Need for Speed gehört, dürft ihr auch hier die hart verdiente Kohle in Tuningpakete investieren, um z.B. mit Nitros für kurzzeitige Geschwindigkeitsschübe zu sorgen, dem Motor ein paar zusätzliche PS zu spendieren oder mit einem neuen Fahrwerk das Handling zu verbessern. Optische Spielereien wie Startnummern, Lackierungen, Scheibenfolien oder Felgen gibt es dagegen umsonst. Was sofort auffällt: Lizenztechnisch hat man die PSP-Version stark zurückgeschraubt. Zwar gibt es immer noch Original-Karossen von Audi, Ford, VW & Co, doch laufen sämtliche Tuning-Teile unter der "No Name"-Marke oder Fantasienamen. Nicht mal bei den Felgen bekommt ihr noch Originale. So beschränken sich Marken wie BBS, Bilstein, Castrol oder Sparco auf die Aufkleber, mit denen ihr die Karosserie und Scheiben bedrucken könnt. Doch woran es am meisten hapert ist die Rennatmosphäre, die bei der mickrigen Anzahl an Gegnern sowie dem simplen Abhaken der Events nie richtig aufkommen will.

    

Ich drehe meine Runden...

Auch auf der Strecke will der Funke nicht so recht überspringen. Klar, die Kulissen sehen auf den ersten Blick gut aus und das Geschehen läuft flüssig über das Display, aber echter Fahrspaß will bei der meist öden Streckenführung dennoch nicht aufkommen, wenn ihr entweder in der Innen- oder Außenansicht eure Runden dreht. Auch das Schadensmodell wirkt eher aufgesetzt und vor allem sehr inkonsequent, da ihr schon einiges anstellen müsst, bis ihr Auswirkungen wirklich spürt, die sich meist nur auf eine reduzierte Maximalgeschwindigkeit beschränken. Apropos Geschwindigkeit: Ich bin eigentlich ein großer Fan des Blur-Effekts, wenn es darum geht, ein Geschwindigkeitsgefühl zu maximieren. Aber beim PSP-Pro Street haben es die Entwickler doch etwas übertrieben, denn schon bei niedrigem Tempo verschwimmen die Konturen der anderen Fahrzeuge und Kulissen. Wenn ihr dann noch den Nitro aktiviert und gleichzeitig noch von der Sonne geblendet werdet, geht die Übersicht sehr schnell verloren. Auch das Extra, mittels Tastendruck die Ideallinie einzublenden, die dann tunnelartig von grünen

Autos und Kulissen sehen zwar gut aus, doch ist das Streckendesign sehr langweilig ausgefallen. Auch haben es die Entwickler mit dem Blur-Effekt etwas übertrieben...
Wänden umrandet wird, ist eher störend als eine Hilfe. Beim Sound bekommt ihr dagegen den gewohnt guten Mix aus satten Motorensounds und meist elektronischen, wenn auch nicht immer passenden EA-Trax.

Multiplayer

Zwar dürft ihr auch schnell in Einzelrennen gegen die KI antreten, aber weil direkte Auseinandersetzungen mit menschlichen Kontrahenten viel mehr Spaß machen, hat EA dem Spiel auch einen Multiplayer-Modus spendiert. Dabei dürft ihr nicht nur mit bis zu vier Spielern über eine Adhoc-Verbindung an den Start, sondern euch auch über das Internet Überholmanöver liefern. Während Rennen mit zwei Spielern meist problemlos über die Bühne gehen, machen die EA-Server bei steigender Teilnehmerzahl allerdings wieder die gewohnten Zicken. So werdet ihr öfters mit Verbindungsabbrüchen konfrontiert, die aber normalerweise schon vor dem Start auftreten, so dass ihr zumindest nicht mitten im Rennen rausgeworfen werdet. Klappt es dann mal mit vier Spielern, müsst ihr allerdings mit z.T. heftigen Lags rechnen. Hinzu kommt, dass man die Fahrzeugklassen immer noch nicht beim Erstellen einer Lobby ordentlich eingrenzen kann. Könnt ihr euch nicht mit einem Gentlemen's Agreement im Chat darauf einigen, nur bestimmte Boliden zu erlauben, geht das Balancing ganz schnell den Bach runter, wenn die Cracks mit ihren hoch getunten Rennmaschinen Gas geben. Besonders in Ranglistenrennen ist das mehr als ärgerlich. Hier hätte EA besser bestimmte Klassen und Fahrzeuge vorgegeben...    

Fazit

Ich bin ja eigentlich kein so großer Fan von PSP-Spielen, die 1:1 von der PlayStation 2 portiert werden. Im Fall von Need for Speed: Pro Street wäre genau das allerdings die bessere Lösung gewesen - auch wenn schon die Version für Sonys betagte Konsole nicht gerade glänzen konnte. Doch dort gab es wenigstens noch atmosphärische Race Days mit Drift- und Drag-Events anstatt eine einfache Aneinanderreihung von deutlich weniger Wettbewerben. Auch wurden hier noch lizenzierte Upgrades und Originalfelgen verscherbelt anstatt Teile aus dem No-Name-Reich. Nicht zu vergessen, dass ihr auf der PS2 euren Wagen noch genau auf die Strecken abstimmen konntet - ein Feature, das auf der PSP ebenfalls ersatzlos gestrichen wurde. So erinnert die Handheld-Umsetzung insgesamt mehr an ein Sparpaket, das zwar grafisch einen guten Eindruck macht, aber mit dem Einsatz des Blur-Effekts deutlich übertreibt. Da auch online der Motor nicht richtig rund läuft und der Karrieremodus schnell an Reiz verliert, ist man mit Juiced 2: Hot Import Nights auf jeden Fall besser beraten, wenn man einen Tuning-Racer für die PSP sucht...

Pro

flüssige Darstellung
über 100 Events im Karrieremodus
gute Steuerung
Tuning-Optionen
ansehnliche Kulissen
Infrastrukturmodus
drei Schwierigkeitsgrade
Originalfahrzeuge
gute Soundkulisse

Kontra

nur drei KI-Gegner
viel zu starker Blur-Effekt
langweiliger Karrieremodus
keine Driftrennen mehr
keine Drag-Rennen mehr
störende Darstellung von Fahrhilfen
Schadensmodell greift kaum
viele Verbindungsabbrüche online
vereinzelte Lags
keine Fahrzeugbeschränkung in Online-Lobbys
eingeschränkte Tuningmöglichkeiten
keine Setup-Einstellungen möglich-ödes Streckendesign

Wertung

PSP

Auf der PSP bekommt ihr nur ein langweiliges Sparpaket, dem an allen Ecken der Pepp fehlt.

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