Warriors Orochi11.10.2007, Jens Bischoff
Warriors Orochi

Im Test:

Mit Warriors Orochi (ab 9,94€ bei kaufen) hat Koei seine längst im Mittelmaß versunkenen Metzelorgien Dynasty Warriors und Samurai Warriors vereint. Ein Eingeständnis, das einem mittlerweile selbst nichts Neues mehr einfällt? Der Auftakt zu einer weiteren Reihe, um den verbliebenen Fans noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen? Oder ein Neuanfang mit vereinten Kräften, der dem Update-Wahn der letzten Jahre endlich ein Ende setzt?

Ende der Talfahrt?

Mit Koeis Warriors-Franchise ging es die letzte Zeit stetig bergab. Beim letzten Samurai Warriors sorgte eigentlich nur noch das unterhaltsame Sugoroku-Brettspielchen für einen Lichtblick. Bei Warriors Orochi ist leider auch dieses Kleinod verschwunden. Alles, was ihr hier tun könnt, sind 60 Story- und Nebenmissionen mit oder ohne belanglose Hintergrundgeschichte zu bestreiten, um für insgesamt 77 Protagonisten aus vergangenen Spielen neue Waffen, Kombos und Fähigkeiten frei zu schalten.

Neuer Titel, gleiches Spiel: Stumpfsinniges Dauer-Gemetzel bis der Daumen abfault. (360)
Am Ende zieht ihr dann gegen den für die unüberschaubare Charakterriege verantwortlichen Schlangenkönig Orochi in die Schlacht, der sich über Zeit und Raum hinweg gesetzt hat, um das antike China gegen das feudale Japan auszuspielen.

Der daraus resultierende Metzelmarathon unterscheidet sich eigentlich nur in zwei Dingen von seinen zahllosen Vorgängern: Zum einen stürzt ihr euch nicht allein, sondern als dreiköpfiges Tag Team ins Getümmel und zum anderen könnt ihr neuerdings eigene Waffen schmieden. Da lohnt sich die Anschaffung selbst für Veteranen! Nein, Spaß beiseite. Warriors Orochi ist reine Bauernfängerei. Aus zwei so unbedeutenden Neuerungen ein neues Spiel zu stricken ist regelrecht eine Frechheit. Im Prinzip seid ihr ja auch hier stets solo unterwegs, da die anderen beiden Mitglieder eures Dreiergespanns nicht etwa an eurer Seite kämpfen, sondern einfach auf Knopfdruck aus dem Nichts erscheinen und euren Platz einnehmen und zwei alte Waffen zu einer neuen zu kombinieren mag ja ganz praktisch sein, bringt aber auch keine entscheidenden Vorteile...

Tradition verpflichtet

Und so hangelt ihr euch von Einsatz zu Einsatz, wählt eure bevorzugten Helden, metzelt euch durch Armeen hirnloser Klonkrieger und verfolgt vielleicht noch das ein oder andere Zusatzziel wie das Ausschalten, Beschützen oder Eskortieren bestimmter Spielfiguren. Die vernebelten Levels sind dabei öde wie eh und je, wobei der Nebel auf den Sony-Systemen noch dichter, die Texturen noch matschiger und die Effekte noch mäßiger sind, während das Ganze mit teils extremen Kantenflimmern (PS2) garniert wird. Vielleicht hätte ein 60Hz-Modus letzteres durchaus abschwächen können - diesen gibt es, warum auch immer, aber nur auf der 360, wo er sogar Pflicht ist. 

Lieblose Konvertierung: Noch dichterer Nebel, noch matschigere Texturen, noch mehr Tristesse. (PS2)
Noch kurioser wird es bei der Lokalisierung, die ebenfalls Xbox- sowie PC- und PSP-Besitzern vorbehalten ist. Dafür werden in der 360-Version teils Controller-Tasten erwähnt, die es eigentlich nur auf Sony-Pads gibt. Die PC-Umsetzung bietet abgesehen von der umständlichen Tastatursteuerung ohne Maus-Unterstützung kaum Besonderheiten, während PSP-Besitzer nicht nur Abstriche bei Sprachausgabe, Kameraführung und Präsentation machen müssen, sondern auch mit einem eingeschränkten Mehrspielermodus (Spieler 2 muss z. B. mit den Charakterdaten von Spieler 1 antreten) abgespeist werden.

Die mal wieder extrem peinliche Synchronisierung ist in allen Fassungen nur auf Englisch verfügbar - japanischen Originalton, um die belanglosen Dialoge nicht ganz so dämlich erscheinen zu lassen, sucht ihr dieses Mal vergebens. Da auch der Soundtrack wieder unverwechselbar grausam ist, spielt ihr aber sowieso am besten ohne Ton und mit eigener Musikbeschallung. Die Steuerung geht hingegen bis auf die nicht invertierbare Kameraführung (auf der PSP sind sogar überhaupt keine Justierungen möglich) in Ordnung und lässt sich sogar weitestgehend frei konfigurieren. Da ihr jedoch ohnehin nur sechs Aktionen (Springen, Blocken & vier Angriffsarten) ausführen könnt, kann man darauf aber auch gut verzichten.

Insgesamt stehen vier Schwierigkeitsgrade zur Auswahl, wobei die Balance innerhalb der gewählten Stufe teils extremen Sprüngen unterliegt. Wer gerne zu zweit metzelt, darf sich via Splitscreen auch wieder kooperativ ans Werk machen. Der Nebel ist dann allerdings noch dichter und die Bildrate oft minutenlang auf Zeitlupenniveau, während Mobilspieler trotz zwei benötigter UMDs nur als Klontrio einzelne Schlachten über Funk bestreiten dürfen. Versus- und Online-Modi gibt es dieses Mal überhaupt keine und üppige Render-Sequenzen bekommt man auch nur noch selten zu Gesicht. Auf der PSP werden die sonst in Spielgrafik präsentierten Zwischensequenzen sogar nur in Standbildern serviert. Die teils miserabel Kollisionsabfrage, bei der man nach einem Sprung vom Pferd auch schon mal bewegungsunfähig in der Pampa verhängt, ist aber nach wie vor allgegenwärtig...   

Fazit

Was auch immer sich Koei bei der Vereinigung der Dynasty und Samurai Warriors gedacht hat, das Ergebnis ist ein Armutszeugnis: Akute Einfallslosigkeit und mangelnde Spielqualität treffen auf eine übertriebene Materialmasse. Doch was nützen einem über 70 spielbare Charaktere und mehrere Dutzend Missionen, wenn einen der Spielverlauf schon nach kürzester Zeit anödet? Mag ja sein, dass manche immer noch damit zufrieden sind, durch vernebelte Einöden zu galoppieren und stundenlang auf dieselben Tasten zu hämmern, um hirnamputierte Klonarmeen niederzustrecken. Klar, eine Weile kann man sich dabei hervorragend abreagieren, eventuell sogar kooperativ in eine Art Level-Trance verfallen - so lange man nicht auf den abgespeckten PSP-Koop oder die umständliche Tastatursteuerung (PC) angewiesen ist. Aber echter Spielspaß kommt so oder so nicht auf. Wie auch? Schließlich gibt es quasi nur einen einzigen Spielmodus, den gevierteilten Story-Modus, dessen Hintergrundgeschichte genauso belanglos ist, wie alles andere in Warriors Orochi. Einziger Trost: Viel weiter bergab kann es mit den fernöstlichen Kriegshelden eigentlich kaum mehr gehen...

Pro

brauchbarer Koop-Modus
anspornende RPG-Elemente
unkompliziertes Massenmetzeln

Kontra

<P>
statische KI
langweilige Story
ödes Leveldesign
kaum Neuerungen
antiquierte Technik
quasi nur ein Spielmodus
grauenhafter Soundtrack
miserable Kollisionsabfrage
keine Kamerajustierung (PSP)
extrem monotoner Spielverlauf
abgespeckte Präsentation (PSP)
unausgewogener Schwierigkeitsgrad
eingeschränkter Mehrspielermodus (PSP)</P>

Wertung

360

Eintönige Metzelorgie mit rekordverdächtiger Heldenriege, aber wenig Spielspaß.

PSP

Einschränkungen bei Präsentation; Kamera und Mehrspielermodus machen die PSP-Warriors zur letzten Wahl.

PlayStation2

Die PS2-Warriors sind etwas günstiger, aber deutlich hässlicher und können kein Deutsch.

PC

Solide, aber unspektakuläre Konvertierung, die nur mit Pad vernünftig spielbar ist.

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