Test: Every Extend Extra Extreme (Arcade-Action)

von Benjamin Schmädig



Entwickler:
Publisher: Microsoft
Release:
17.10.2007
Spielinfo Bilder  
Jedenfalls vorübergehend. Denn E4 ist eine extreme Kurzzeitdroge, ein Ecstasy, das nach einer halben Stunde nicht mehr zieht. Denn es besitzt gleich eine ganze Leiste voller Haken, an denen es sich den quietschbunten 80er-Jahre-Diskomantel aufschlitzt. Es erlaubt sich z.B. den riesigen Fauxpax, seinen Spielern weder ein Ziel zu geben noch selbige vor eine Herausforderung zu stellen. Nach wenigen Minuten haben nämlich selbst unbedarfte Fingerakrobaten den Bogen gut genug raus, um Musik und Multiplikatoren so lange am Laufen zu halten, dass an "Game Over" nicht zu denken ist. Kein Witz: Ich habe jedes Endlosspiel irgendwann abgebrochen, weil mir a) langweilig wurde, b) die Zeit vor einem Termin davonlief oder c) die ganze Angelegenheit sinnlos erschien. Das einzige Ziel sind diverse Achievements. Und
Bunt, Neon, E4: Das Feuerwerk aus strahlenden Farben hat eine hypnotische Wirkung.
die sind bekanntlich keine Spiel-immanente Belohnung, sondern Zuckerstücke für Gamerscore-Lemminge.

Für Minimalisten zu wenig

Klar: Es gibt eine Variante mit Zeitlimit, in der die Punktejagd theoretisch lange motiviert. Nur gibt es gerade mal vier Levels einschließlich unterschiedlicher Gegnerwellen, Soundtracks und Hintergründe - die sich allesamt so vorsichtig untereinander abheben, dass lediglich die verschiedenen Zeitbegrenzungen meine Wahl bestimmen. Auf Dauer ist das selbst Geometry Wars-Minimalisten zu wenig. Die müssen sich immerhin des Bildschirmtodes erwehren. Wer seine Fähigkeiten auf die Probe stellen will, darf seine Rekorde immerhin mit denen anderer Xbox Liver vergleichen oder sich mit selbigen im Duell messen. In Anbetracht der Tatsache, dass ihr eurem Gegner nie Auge in Auge gegenüber steht, ist der Begriff "Duell" allerdings weit hergeholt: Beide Kontrahenten agieren auf einem separaten Spielfeld, und wer die meisten Punkte macht, gewinnt. Trotzdem ist die Mehrspieler-Hatz spannend, weil sie euch, ob mit oder ohne Zeitbegrenzung, vor ein klares Ziel stellt!

Wenn sich alles um Musik dreht, längst unabdingbar: Ihr dürft auch zu euren eigenen Songs in die Neon-Disko abtauchen! Dafür müsst ihr die gewünschten Tracks einmal vorspielen; anschließend bringt ihr E4 noch die Anzahl der Beats pro Minute, also BPM, bei, was entweder die automatische Erkennung oder euer manuelles Anzählen übernimmt. Schade nur, dass beides nicht problemlos funktioniert. Auf dem automatischen Weg kommt das Spiel nur mit Titeln klar, die sich zumindest
Und noch einmal Bilder aus dem Spiel. Meist bekommt ihr stets das Gleiche zu Gesicht. 
über weite Strecken durch ein klares Bass Drum definieren. Trotzdem müsst ihr auch hier danach die Geschwindigkeit korrigieren.

Guter Beat-o-Mat gesucht

Eine Anmerkung für Elektro-Allergiker: Rock funktioniert noch unter Einschränkungen, andere Stilrichtungen wie Jazz oder Klassik eignen sich denkbar schlecht für das akustische Spektakel. Ich habe es versucht und genau so schnell wieder gelassen - schon allein deshalb, weil sich die in anderen Genres häufiger eingesetzten Tempo- oder Rhythmuswechsel nicht in E4 integrieren lassen. Schade; wäre es nicht möglich gewesen, Punkte festzulegen, an denen sich die ohnehin am besten manuell bestimmten Takt und Tempo ändern? Warum am besten manuell? Weil das Programm den Rhythmus oft so legt, dass die Ketten im darauf folgenden Spiel minimal versetzt hinter den Beats explodieren, was befremdlich wirkt und den Spaß am "Musik-Machen" schmälert. Letztendlich erzielt aber trotzdem jeder, der passende Songs wählt und geduldig bastelt, richtig gute Ergebnisse.

Bedauerlich finde ich es nur, dass man seine Stücke nur in einem speziellen Modus einbinden darf - in dem man die Musik nicht beschleunigen kann. Wieso? Unter dem Hinweis, dass geliebte Werke dermaßen spielerisch torpediert vielleicht absurd klingen, hätte ich mir die Gaudi liebend gern gegönnt! Zumal das letzte Häkchen unter dem Punkt "Abwechslung" ein witziges, aber unglaublich belangloses Ballerspiel ist, bei dem ihr euch mit einem Raumschiff (diesmal sieht es auch so aus) durch einfallende Gegnerwellen schießt. Das sieht erstens verdammt unspektakulär aus und ist über weite Strecken dermaßen einfach, dass ich meine Motivation auch hier nicht wiederfand.       

Kommentare

Spieler1991 schrieb am
N+ und E4! Spiele werden doch nicht nur noch so sein.
schrieb am