Renegade Ops08.06.2011, Paul Kautz
Renegade Ops

Vorschau:

Pazifismus hin oder her: Manchmal muss man einfach Dinge sprengen, um sich wohl zu fühlen. Da wir zivilisierte Menschen sind, machen wir das  nicht mit einem bunten Gürtel um den Bauch, sondern virtuell mit einem Controller in der Hand. Und zivilisierter als in Renegade Ops dürfte es kaum werden.

»Destruction just got awesome«

Das ist das offizielle Motto des Spiels der Avalance Studios. Ja, genau - den Machern von Just Cause 2, wo es auch schon pausenlos krachte, explodierte und krawummste. Die Entwickler haben dieses Credo beibehalten, aber die Perspektive gewechselt: Renegade Ops wird aus der leicht schrägen Vogelperspektive gespielt. Und auch das Spielprinzip hat sich gewandelt, von der klassischen Ballerei zum mindestens ebenso klassischen Zweistick-Shooter. Am Steuer eines Fahrzeuges oder eines Helikopters hat man nicht nur alle Freiheiten, sondern auch jede Mwenge Waffen, mit denen man für Schrecken unter den Schergen des größenwahnsinnigen »Inferno« sorgt. Wo wir gerade von ihm sprechen: Die Story spielt keine Rolle, wird aber in ordentlichen Comic-Dialogszenen mit englischer Sprachausgabe gut präsentiert.

Zurück zur Freiheit: Die Szenarien, in denen man unterwegs ist (man beginnt auf einer tropischen Insel, später wird's dann verschneit oder auch mal sandig heiß) sind im Großen und Ganzen sehr offen gehalten. Es gibt, von natürlichen Hindernissen mal abgesehen, keine echten Wegbeschränkungen: Wie man zu einem Ziel kommt, bleibt einem selbst überlassen - aber natürlich weist ein Pfeil den optimalen Weg. Was kein Grund ist, sich unbedingt an Straßen und Pfade zu halten. Ganz im Gegenteil, denn es gibt  Bonuspunkte für coole Stunts, die in erster Linie dadurch zustande kommen, dass man mit der Karre von einer Brücke oder über einen Hügel springt.

WAMM! WAMM! WAMM!

Zu Beginn hat man die Wahl unter vier Nasen: Armand, Roxy, Diz und Gunnar. Die verfügen nicht über eine jeweils eigene Karre, sondern, viel wichtiger, über ganz persönliche Spezialwaffen. Gunnar z.B. macht mal eben einen auf StarCraft-Belagerungspanzer:

Technisch ist das Spiel extrem fortschrittlich: Exzellente Landschaftsdarstellung, druckvolle Explosionen, mächtig viel Rambazamba.
Technisch ist das Spiel extrem fortschrittlich: Exzellente Landschaftsdarstellung, druckvolle Explosionen, mächtig viel Rambazamba.
Seine Karre hält an, links und rechts werden Stabilisatoren in die Erde gerammt, und dann die mächtige »Heavy Cannon« ausgepackt, der selbst dicke Panzer nicht viel zu entgegnen haben - deren Glück, dass sie schnell überhitzt. Roxy lässt in einem überschaubaren Bereich einen Schauer durchschlagskräftiger Raketen regnen, Diz bringt ganze Feindesarmeen mit ihren EMP-Schlag für eine kurze Zeit zum Stoppen. Schon im Solo-Modus sind diese Waffen nach kurzer Zeit unverzichtbar, richtig wahnwitzig wird ihre Anwendung aber erst im Koop.

Koop? Ja, es dürfen maximal vier Spieler zusammen antreten. Die volle Zahl gibt es nur online, denn da hat jeder Teilnehmer seinen eigenen Bildschirm. Ist man lokal unterwegs, halbiert sich die Zahl der Spieler, die durch einen dynamischen Splitscreen (ähnlich dem in den letzten Lego-Spielen) getrennt werden, sobald sie sich weiter voneinander entfernen. Die Koop-Variante hat aber nicht nur Vorteile: Man hat weniger Zeit für einzelne Aufträge, Items müssen geteilt werden und die Gegner sind etwas widerstandsfähiger - es soll ja auch eine Herausforderung bleiben.

The Expendables 2

Neben dem Fahrzeug besteigt man gelegentlich auch den Helikopter, um aus der Luft für Schrecken zu sorgen.
Neben dem Fahrzeug besteigt man gelegentlich auch den Helikopter, um aus der Luft für Schrecken zu sorgen.
Das Auftragssystem ist simpel gestrickt: Es gibt Primär- und Sekundärmissionen. Erstere müssen, Letztere können erledigt werden - und sollten natürlich, denn wir wollen doch Punkte, Punkte, Punkte! Bzw. Upgrades, Upgrades, Upgrades, die es umso schneller gibt, wenn man sich um Nebenaufgaben kümmert. Das Aufmöbeln der Karren wird entweder in einem gesonderten Menü oder zum Teil auch direkt im Spiel erledigt - und schon wird aus dem Standardgeschütz ein mächtiger Dreifach-Ballermann! Die Nebenaufträge werden dynamisch ins Spiel integriert, je nachdem, wo man sich gerade befindet. Die Hauptaufgaben dagegen finden immer an festen Punkten statt - und sind teilweise zeitkritisch. Wer also lieber Donuts im Strand hinterlässt, statt ein kleines Dorf vor heranrumpelnden Panzern zu beschützen, sollte sich über ein verfrühtes Game Over nebst eiligem Rückzug zum letzten Checkpunkt nicht wundern.

Neben dem Fahrzeug ist man immer wieder auch in einem Helikopter unterwegs, was spätestens im Koop-Modus Erinnerungen an den Klassiker SWIV wecken dürfte. Die Steuerung ist auch hier simpel gehalten; man bewegt sich nur auf zwei Ebenen, eine Verstellung der Flughöhe ist nicht möglich. Perspektivisch erinnert Renegade Ops in diesen Augenblicken an den Klassiker Desert Strike, aber das Spielprinzip bleibt Action pur: Man schrabbelt z.B. weit hinaus aufs Meer, wo ein gigantisches Schlachtschiff den Bossgegner mimt - und einen mit MG-Feuer, Raketenschwärmen und selbstmörderischen Helikopters zuschüttet.

Mittlerweile gibt es extrem gut aussehende Arcade-Titel - Renegade Ops ist bereits in der unfertigen Version einer der besten: Die Insel, auf der ich meine ausufernden Runden drehte, ist herrlich lauschig, voll bewachsen, mit Palmen, Feldern, Stränden, dichten Wäldern und heimeligen Dörfchen - deren Häuser man mit genug Schwung in einen zusammen bröckelnden Schutthaufen verwandeln kann. Aber am befriedigendsten - ja, auch die primitiven Sinne müssen erfreut werden - sind die Explosionen: Diese mächtigen, farbgewaltigen, wummernden, krachenden Explosionen!

Ausblick

Zweistickshooter gibt’s gerade in der Xbox Live Arcade wie Mohnblumen in Kolumbien - und dennoch dürfte Renegade Ops aus der Masse hervor stechen wie ein Wookie unter Ewoks. Das liegt nicht nur, aber zum großen Teil an der wahnwitzigen Präsentation, die für einen Arcade-Titel Maßstäbe setzt: Das Just Cause 2-Gerüst liefert auch aus der Vogelperspektive höchst beeindruckende Bilder, die irrsinnigen Explosionen und das wunderbar befriedigende Kaputtmach-Physikmodell ergeben einen Rambazamba-Cocktail, der sich gewaschen hat! Spielerisch bleiben die Schweden den grundsätzlichen Grenzen des Genres treu, erweitern sie aber um verschiedene Vehikel sowie die beeindruckende offene Spielwelt. Schon allein mit diesen Zutaten wäre Renegade Ops sehr interessant - wenn jetzt auch noch der Koop-Modus rockt, dann prophezeie ich diesem Titel eine goldene Zukunft!

Ersteindruck: gut

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