Call of Duty: Modern Warfare 3 (2011)05.09.2011, Jan Wöbbeking
Call of Duty: Modern Warfare 3 (2011)

Vorschau:

Am Wochenende avancierte Los Angeles zum Mekka für Shooter-Fans: Auf Activisions hauseigenem Community-Event Call of Duty XP durften Besucher bereits in Modern Warfare 3 hineinschnuppern, das weltweit am 8. November erscheint. Wir haben uns bereits einige Runden lang auf der Xbox 360 ins hektische Multiplayer-Gemetzel gestürzt.

Church of Frames

In den Pariser Gassen gibt es hektische Scharmützel.
In den Pariser Gassen gibt es hektische Scharmützel.
Activision-CEO Eric Hirschberg machte auf der Keynote die Marschrichtung deutlich: "60 Frames sind für uns wie eine Religion. Das gehört einfach untrennbar zu Call of Duty! Das Spiel soll sich so anfühlen wie die besten Momente in einem Action-Blockbuster." Auch in Zukunft dreht sich die Serie also um die blitzschnelle Jagd nach Kills und Kombos - erweitert durch eine Reihe dezenter Regeländerungen, welche auch das Teamplay fördern sollen.

Dementsprechend flott und flüssig liefen auch unsere Test-Matches ab. Der Preis dafür sind auf der Xbox 360 wieder einmal der Mangel an Texturdetails, wenn man z.B. mit der Nase direkt vor einer Deckung hockt. Auch Robert Bowling von Infinity Ward erklärte später, dass es in Call of Duty nicht darum gehe, wie schick die Game-Engine ist, sondern wie sehr der Spielablauf rockt.

Team-Arbeit

Da ein Teil der Belegschaft von Entwickler Infinity Ward nach einem Streit mit Activision zum neu gegründeten Respawn wechselte, wurde das Spiel diesmal in Teamarbeit gestemmt. Für den Großteil zeichnen nach wie vor die Macher von Modern Warfare 2 verantwortlich. Geholfen haben ihnen hauptsächlich das 2009 gegründete Team Sledgehammer, aber auch Treyarch (entwickelten Black Ops), Raven und Beachhead (kümmern sich um den Online-Unterbau COD: Elite).

Das tragbare Abwehrgeschütz am rechten Bildrand kann RPG-Raketen aus der Luft fischen
Das tragbare Abwehrgeschütz am rechten Bildrand kann RPG-Raketen aus der Luft fischen.
Zur Sache geht es auf 16 Karten. Das Grundprinzip wurde nicht angetastet, aber im Bereich der Spielregeln hat sich einiges getan. Eine wichtige Neuerung ist, dass sich neben den üblichen Erfahrungspunkten auch die einzelnen Waffen in diversen Attributen hochleveln lassen. Das sorgt in der Hitze des Gefechtes z.B. für weniger Rückstoß oder ermöglicht zwei Aufsätze. Auch das System der Killstreaks wurde umgebaut. Man kann sich weiterhin traditionell mit Kills Belohnungen freispielen, doch es geht auch anders.

Pointstreaks statt Killstreaks

Das neue System heißt "Pointstreaks" und teilt sich in drei Kategorien auf: Je nach Spielstil darf man sich drei passende Belohnungen für sie herauspicken. Das Assault Strike Package gibt sich recht traditionell und ist darauf ausgerichtet, den Gegner mit allerlei Gemeinheiten zu dezimieren. Wer neun Kills aneinander reiht, kann seine Widersacher zur Belohnung z.B. mit einem Strafe Run oder einer Predator Missile aus der Luft ärgern oder einen AH-6-Helicopter herbeirufen, der sie ein Weilchen in Schach hält.

Das Support Strike Package richtet sich an Teamspieler: Wer etwa bei Kills hilft oder Stützpunkte erobert, bekommt Pointstreak-Belohnungen, welche der Mannschaft zu Gute kommen. Dazu gehören z.B. eine UAV-Drohne, welche die Gegner-Positionen auf dem Radar verrät, ein kleines Abwehrgeschütz, das RPG-Rakete aus der Luft fischt -  oder eine Runde Schutzwesten für die Mitspieler. Das Beste daran: Anders als in den zwei anderen Paketen wird der Zähler nicht auf null zurückgesetzt, wenn man den Löffel abgibt.

Team-Spieler gegen Einzelkämpfer

Ganz so detailliert wie diese Screens sieht die 360-Version natürlich nicht aus...
Ganz so detailliert wie hier sieht die 360-Version natürlich nicht aus...
Das Specialist Strike Package ist das dritte im Bunde und ist für einsame Wölfe gedacht: Es belohnt Kills nicht mit traditionellen Killstreak-Extras, sondern mit zusätzliche Perks wie mehr Widerstandskraft, mehr Ausdauer beim Laufen etc. Drei dieser Spezialfähigkeiten darf jeder Spieler wie gehabt vor dem Match aussuchen. Doch wer sich für das Specialist-Paket entscheidet, bekommt z.B. nach zwei Kills noch ein weiteres hinzu, bei vier noch eins und bei sechs ein drittes. Hat man acht Widersacher erlegt, werden sogar sämtliche Perks freigeschaltet, was den Specialist kurzzeitig sehr mächtig werden lässt.

Das hält allerdings nur so lange an, bis man selbst niedergestreckt wird - dann ist wie beim Assault-Paket alles wieder futsch. An ein paar neue Perks haben die Entwickler natürlich auch gedacht - insgesamt gibt es sechs Neuzugänge: Quickdraw verschnellert z.B. das Anlegen und Blind Eye verhindert, dass Luftunterstützung oder automatische Geschütze den Spieler auf dem Radar sichtbar machen. Besonders cool sah im Trailer übrigens die auf Ketten fahrende und mit Maschinengewehren ausgestattete Kampfdrohne aus - im Spiel habe ich sie aber noch nicht ausprobiert.

Schnapp dir die Marke!

Zu den beliebtesten Spielmodi wie (Team-) Deathmatch und Domination gesellen sich zwei neue Modi: In Team Defender muss eine neutrale Flagge geschnappt und ihr Träger beschützt werden. Den interessantesten Eindruck machte beim Anzocken die Team Deathmatch-Variante  "Kill Confirmed". Hier geht es nicht nur darum, den Gegner zu erwischen, sondern hinterher auch seine "Hundemarke" einzusammeln, welche den Abschuss "bestätigt".

...trotzdem wurden die Kulissen mit Liebe zum Detail eingerichtet.
...trotzdem wurden die Kulissen mit Liebe zum Detail eingerichtet.
Ausprobiert habe ich den Modus auf einer Karte "Village", auf der es jede Menge verwinkelte Pfade und kleine Hütten gibt. Wenn man jemanden erwischt hat, ist es natürlich nicht sonderlich klug, einfach schnurstracks aus der Deckung zur Marke zu spurten. Vor allem, wenn das andere Team taktisch klug zusammenblieb, landete ich sonst schnell im Kugelhagel - und dann holen die Gegner sich nicht nur ihre Marke zurück, sondern auch meine. Jeder Kill wird nach wie vor mit Erfahrungspunkten belohnt, doch für den Ausgang das Matches zählen nur die glänzenden Blechkarten. In diesem Modus ist die Absprache mit unterschiedlich spezialisierten Spielern eine ganze Ecke wichtiger als im normalen Team-Deathmatch.

London muss schon wieder leiden

Passend zur Kampagne geht es auch im Multiplayer-Part in europäischen Großstädten zur Sache: Besonders hitzig gestalteten sich die Matches in den Gassen von Paris. Statt gemütlich einen Kaffee zu trinken, musste ich mich in einer Runde Domination blitzschnell über kleine Terassen an die Stützpunkte heranarbeiten. Dort waren meine Gegner meist flotter und jagten mir eine Kugel in den Rücken. Deutlich besser schlug ich mich auf dem weitläufiger gestalteten und schneller durchschaubareren Londoner Bahnhof. Hier habe ich mir von der Eingangshalle oder den Treppen aus erbitterte Schusswechsel mit Spielern geliefert, welche an den Waggons entlang über die Gleise huschten.

In privaten Matches kommen noch ein paar weitere Spielvarianten dazu: In Dropzone kämpfen die Teams um einen Care Package-Versorgungspunkt, in Infection steckt ein Spieler wie in Halo die übrigen an, um sie nicht ganz freiwillig sein Team zu holen.  Auch zwei Modi mit einem übermächtigen Juggernaut sind dabei: Er stapft träge, aber gut gepanzert über das Spielfeld.

Fehler-Analyse mit Elite

Auch Jason-Fans mischen mit...
Auch Jason-Fans mischen mit...
Neuerdings sollen sich übrigens private Matches mit einer Vielzahl von Optionen nach eigenem Gusto gestalten lassen. Hier kommt auch der neue Service "Call of Duty Elite" ins Spiel: Mit ihm lassen sich die erstellten Modi hochladen und austauschen. Die meisten Features von Elite können übrigens mit der kostenfreien Version benutzt werden. Die User können an Turnieren teilnehmen, sich mit Freunden und Clan-Mitgliedern organisieren, mit allerhand Statistiken und Heatmaps die eigenen Schwachstellen ermitteln oder die Ausrüstung abstimmen. All das funktioniert direkt auf der Konsole, dem PC oder von unterwegs aus mit den Apps für Android und iPhone. Wer an täglichen Turnieren mit echten Preisen teilnehmen will, muss sich allerdings für die kostenpflichtige Premium-Mitgliedschaft entscheiden. Dann gibt es auch mehr Platz für die im Video-Editor erstellten Videos, exklusive Profi-Tutorials und diverse andere Extras und Filmchen, welche wir hier zusammengefasst haben.

Die Premium-Mitgliedschaft kostet in den USA pro Jahr 49,99 Dollar, umfasst aber auch sämtliche Downloads, welche sich sonst insgesamt auf 60 Dollar summieren würden. Für gelegentliche COD-Spieler stellt sich natürlich die Frage, ob sie bereit sind, diese Summe auszugeben - schließlich bieten Battlefield und Halo Reach ein ähnliches System kostenlos an. Was ich bisher aus der Beta gesehen habe, wirkte aber schon sehr übersichtlich und durchdacht. Gut gefällt mir vor allem, dass der User bei der Analyse seiner Fehler offenbar mehr an die Hand genommen wird als auf Bungie.net. Man kann z.B. schnell und übersichtlich in einer Statistik erkennen, wie sich ein Ausrüstungs-Wechsel auf einzelne Spielrunden ausgewirkt hat. Ich bin gespannt darauf, mit welchen Features EA im Battlelog kontert.

Dedis ahoi!

Wer mit derlei neumodischem Schnickschnack nichts anfangen kann und vorzugsweise am PC zockt, dürfte sich über die Unterstützung von dedizierten Servern freuen: Wie im ersten Modern Warfare dürfen sie nicht nur bei Providern angemietet, sondern auch zu Hause aufgesetzt werden. Ob auch Mod-Unterstützung angeboten wird, wollte Activision uns nicht verraten. Es gehöre aber zu den Features, welche die Entwickler in Erwägung gezogen hätten, lautete die etwas schwammige Antwort.

Diese Herrschaften lassen die Technik für sie arbeiten.
Diese Herrschaften lassen die Technik für sie arbeiten.

Die in Modern Warfare 2 eingeführten und von Treyarch wegen User-Beschwerden gestrichenen Deathstreaks feiern ihre Wiederauferstehung. Wenn jemand eine Pechsträhne hat, hilft ihm das Spiel z.B. mit einem kurzzeitigen Geschwindigkeits-Boost auf die Sprünge. Oder das Radar verrät die Position des Übeltäters für einen gemeinen kleinen Racheakt. Unter den neuen Waffen befinden sich einige Prototypen, von denen manche bereits in der realen Welt zum Einsatz kommen. Dazu gehört z.B. der Granatwerfer XM25, welcher seine programmierbare Munition über dem Feind explodieren lassen kann.

Kampf ums Überleben

Auch in den kooperativen Arcade-Modus "Special Ops Survival" haben wir noch einmal hineingeschnuppert. Obwohl es natürlich lustiger ist, auf wankende Zombies zu schießen, hat es richtig Laune gemacht, sich durch die anrückenden Feind-Squads zu ballern. Besonders motivierend wirken die integrierten Streaks sowie das Aufmotzen des Arsenals. Und natürlich, dass manchmal sogar das KI-gesteuerte Delta-Squad mithilft. Detaillierte Infos darüber findet ihr in unserer Vorschau zur Kampagne.

Ausblick

Auf der Call of Duty XP wurde deutlich, wie sehr die Fangmeinde auf die Serien-Formel steht: Blitzschnelle, Gefechte, jede Menge Killstreaks und noch mehr zum Sammeln und Aufrüsten. Auch in Modern Warfare 3 kam sofort das typische adrenalingeladene Spielgefühl auf. Damit die Serie aber nicht zu sehr stagniert, präsentierten die Entwickler einen ganzen Wust kleiner Regeländerungen. Bei der ersten Präsentation war es gar nicht so leicht, durch das Pointstreak-System und andere Feinheiten durchzusteigen. Doch in meinen Matches danach machten die wichtigsten Änderungen erfreulich viel Sinn. Am meisten Spaß gemacht hat mir der Modus "Kill Confirmed", bei dem man sich nach einem Treffer noch die Hundemarke des Opfers schnappen muss, was bessere Absprache mit dem Rest der Mannschaft voraussetzt. Auch mit dem "Support Strike Packages" werden Teamaktionen jetzt mehr belohnt, ohne Fans des klassischen Systems vor den Kopf zu stoßen. Bei der nächsten Ausgabe sollten die Entwickler aber etwas mehr an der Grafik-Engine schrauben. Stets flüssige 60 Frames sind eine feine Sache, aber im Vergleich zu den zerstörbaren Kulissen von Battlefield 3 werden Activisions virtuelle Versionen von London, Paris & Co wohl den Kürzeren ziehen.

Ersteindruck: sehr gut

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