Schein und Sein
Video:
Die große Freiheit: In Horizon cruist und rast man durch Colorado.
Mit einem lauen Gefühl im Magen und einer guten Portion Skepsis bin ich nach England gereist, um mir bereits im Vorfeld der Messe die E3-Demo von Forza Horizon anzusehen und die Entwickler von Playground Games mit Fragen zu überrollen. Ganz oben auf meiner Liste: Die Frage nach dem Warum. Warum will man aus einer Serie, die für ihren Simulationsanspruch bekannt und geschätzt wird, jetzt einen Arcade-Racer machen? Gibt es nicht schon genug von denen?
Doch schon nach der Einführung durch Dan Greenawalt, Creative Director bei Turn 10 und als Berater in Horizon involviert, kann ich aufatmen: Der Titel wird nicht nur von der Image Based Lighting-Technologie und anderen Tugenden von Forza Motorsport 4 profitieren - auch die realistische Fahrphysik soll weitestgehend erhalten bleiben!
Eine große PS-Party
In der Demo durften wir in der brandneuen Viper Gas geben.
Hinter dem Steuer des brandneuen Viper-Modells rase ich kurze Zeit später endlich selbst über die staubigen Pisten in Colorado, wo das komplette Spiel angesiedelt sein wird. Alles nur leere Versprechen oder bleibt man tatsächlich der Linie treu, ein möglichst authentisches Fahrerlebnis zu bieten? Ja, Forza Horizon sieht auf den ersten Blick aus wie ein Arcade-Racer der Marke Need for Speed - nur besser. Elemente wie Stilpunkte für lässige Drifts, Beinahe-Zusammenstöße oder Sprünge tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei. Über 30 Kombos soll es geben, mit denen man seine Popularität steigern kann. Doch wenn es ans Fahren geht, ist Horizon wieder das Forza, das man kennt und liebt - zumindest fast. Denn um Frust beim Erkunden der Spielwelt mit ihren vielen Kreuzungen und scharfen Kurven entgegenzuwirken, hat man leichte Änderungen an der Fahrphysik vorgenommen. So brechen die Boliden beim Anbremsen deutlich weniger aus und liegen folglich besser in der Spur. Hilfen wie die Traktionskontrolle lassen sich außerdem nicht mehr in mehreren Stufen regeln, sondern nur noch ein- und ausschalten. Und trotz dieser kleinen Veränderungen fühlt es sich herrlich vertraut an, wenn man mit der Viper in der gewohnt detailverliebten Cockpitansicht über die Piste prescht.
Wer sind Playground Games?
Playground Games wurde 2009 von den Industrie-Veteranen Gavin Raeburn und Ralph Fulton gegründet, die zuvor für viele Jahre bei Codemasters an diversen Rennspielen mitgewirkt haben. Angefangen mit 19 Angestellten zählt das Unternehmen mittlerweile über 100 Mitarbeiter. Viele von ihnen haben nach Schließungen von Studios wie Black Rock und Bizarre Creations ein neues Zuhause bei Playground Games gefunden. Auch ehemalige Leute von Rockstar North und Slightly Mad Studios sind mit an Bord.
Das Gespenst vom simplen Arcade-Racer ist nach den Probefahrten jedenfalls endgültig vertrieben - und das, obwohl man auch beim Schadensmodell Kompromisse eingeht. Bisher finde ich in den Optionen lediglich die Wahl für die optische Darstellung von Schäden. Ob sie sich im fertigen Spiel auch auf die Physik auswirken werden, steht bisher noch offen, ist angesichts der großen Spielwelt aber unwahrscheinlich. Es sei denn, alle paar Kilometer findet sich eine Autowerkstatt am Straßenrand. Auf der einen Seite schade, auf der anderen verständlich: Wer will sich schon nach einem Unfall mit einem kaputten Wrack im Schneckentempo bis zur nächsten Schraubergarage schleppen? Aus diesem Grund räumt Greenawalt bereit ein, dass Anpassungen am Schadenssystem vorgenommen werden, ohne Details zu nennen. Allerdings fällt auf, dass der Detailgrad bei der Darstellung scheinbar etwas zurückgefahren wurde. Abfallende Teile sieht man z.B. nur noch selten und selbst bei schweren Einschlägen bleibt erstaunlich viel heil. Wie gehabt, lassen sich Unfälle mit der Rückspulfunktion ungeschehen machen. Und überhaupt: Was in erster Linie zählt, ist das Fahrgefühl - und hier hat mich Horizon auf jeden Fall positiv überrascht!