Lego Dimensions10.06.2015, Michael Krosta

Vorschau: Cool gemischte Klötzchen-Welten

Nachdem Activision mit Skylanders erfolgreich die Verbindung aus Spielzeug und Videospiel entdeckt hat, feierten auch Nachzügler wie Nintendo oder Disney mit den amiibos bzw. Figuren für Disney Infinity beachtliche Erfolge. Mit Lego Dimensions wollen jetzt auch Warner und der Herr der Klötzchen ein Stück vom Kuchen abhaben. Wir haben den Titel angespielt und verraten euch, ob sich Skylanders & Co auf harte Konkurrenz einstellen müssen...

Eine kleine Erfolgsgeschichte

Die Lego-Spiele erfreuten sich in den letzten Jahren großer Beliebtheit – auch deshalb, weil es sowohl das dänische Mutterunternehmen als auch die Warner-Spieleschmiede Traveller's Tales verstanden, das Klötzchenuniversum mit bekannten Marken wie Star Wars, Indiana Jones oder Batman zu kombinieren und auch selbst fleißig neue Ableger wie Lego Chima oder Lego Ninjago kreierten. Da liegt es eigentlich nahe, das Spielzeug noch stärker mit den virtuellen Welten zu verknüpfen  - vor allem, da Activision gezeigt hat, wie es geht, denn neben Call of Duty haben sich die Skylanders schnell als tragende Säule innerhalb des Unternehmens etabliert.

Tatsächlich räumte Traveller's Tales auf der Präsentation ein, schon seit acht Jahren die Vision eines Lego Dimensions zu verfolgen, doch war die Technologie laut eigener Aussagen bisher noch nicht so weit, um die ambitionierten Pläne umzusetzen. Das ist jetzt offenbar nicht mehr der Fall. Und so setzt man alle Hoffnungen in die vier Pfeiler, die den Erfolg von Lego Dimensions garantieren sollen.

Von Dr. Who bis Scooby Doo

Scooby ist und bleibt ein vierbeiniger Schisser - auch als Lego-Wauwau.
Der erste von ihnen betrifft die Marken, die man im Kampf gegen den Bösewicht Lord Vortech verwurstet, der sämtliche Lego-Universen kollidieren lassen und vernichten will. Schon das Starterset ist mit den Figuren Batman, Gandalf aus Herr der Ringe und Wyldstyle (aus dem Lego Movie) eine wilde Kombination. Doch im Laufe des Abenteuers gesellen sich u.a. weitere Stars aus den DC Comics, Jurassic World, Zurück in die Zukunft und sogar Dr. Who oder Midway-Klassikern hinzu. Dabei macht diese Auswahl bereits deutlich, dass man es nicht nur auf jüngeres Publikum abgesehen hat, sondern auch Eltern und älteren Spielern ein ansprechendes Sortiment bieten will. Und das besteht nicht nur aus Figuren, denn auch Vehikel werden für die Rettung der Lego-Welten eine entscheidende Rolle spielen. Das Batmobil ist z.B. schon Teil des Startersets, doch wird man u.a. auch die Kontrolle über Doc Browns kultige Zeitmaschine im DeLorean übernehmen dürfen und ich würde wetten, dass irgendwann auch der Ecto-1 aus Ghostbusters in Dimensions auftaucht – wenn man sich die entsprechenden Erweiterungen kauft. Charaktere aus Star Wars oder Indiana Jones vermisst man allerdings genauso wie Helden aus der Marvel-Riege – hier möchte Disney mit seinen eigenen Infinity-Plänen offenbar kein Risiko eingehen.

Aus eins mach drei

Die Lego-DNA soll den zweiten Pfeiler bilden – und dies betrifft nicht nur die Visualisierung der Klötzchenwelt, sondern einen wesentlichen Bestandteil der Spielzeugfaszination: das Bauen! Das geht schon damit los, dass man das Portal als Verbindung zwischen realer und virtueller Welt erst in bester Lego-Tradition nach einer Anleitung zusammenstecken muss. Doch auch die Vehikel bieten dank cleveren Umbauten jeweils drei Varianten und so lässt sich das Batmobil z.B. in den Batblaster verwandeln, der neue Möglichkeiten im Spiel eröffnet. Dabei baut man die kleinen Flitzer Schritt für Schritt nach der digitalen Anleitung im Spiel um. Cool: Die Lego-Designer haben genau ausgetüftelt, dass unabhängig vom gewählten Umbau kein Klötzchen übrig bleibt – das nennt man wohl effektive Planung.

Es werden thematisch vielfältige Welten geboten - für viele von ihnen wird man allerdings extra zur Kasse gebeten.
Der dritte Pfeiler soll das Portal selbst darstellen, das weit mehr bieten soll als eine Verbindungsbrücke zwischen Spielzeug und Videospiel. Tatsächlich will man das Gerät durch physikalische Interaktionen viel stärker ins Geschehen auf dem Bildschirm einbinden. Ein Beispiel: Beim Streifzug durch die zauberhafte Welt von Oz kann es passieren, dass die böse grüne Hexe eine der Figuren durch den Einsatz von Magie bewegungsunfähig macht. In diesem Fall leuchtet das Feld unter der betroffenen Figur rot auf und man muss sie auf dem Portal an einen sicheren Platz verschieben, um den Zauber zu brechen – nett. In anderen Momenten blinkt das Portal dagegen auf und verlangt damit explizit die Platzierung eines bestimmten Charakters an der gekennzeichneten Stelle. Insgesamt bietet das Portal sieben Plätze, die entweder für Figuren, Vehikel oder entsprechenden Kombinationen verwendet werden. Und der vierte Pfeiler durch den sich Lego Dimensions auszeichnen soll? Dazu wollen sich Warner und Traveller's Tales erst in den kommenden Wochen und Monaten äußern – immerhin ist bis zur geplanten Veröffentlichung am 27. September noch etwas Zeit.

Bewährte Lego-Qualität

Abseits der Einbindung von Portal und Spielzeug überzeugt der Spielablauf mit den klassischen Tugenden bisheriger Lego-Spiele: Es werden massig Klötzchen gesammelt, Dinge aufgebaut oder zerbröselt und neben den typischen Kämpfen auch kleine Rätseleinlagen geboten. Versperrt z.B. eine Kutsche den Weg, kann Batman sie mit seinem Greifhaken (und Knopfgehämmer) aus dem Weg räumen. Erweist sich dagegen ein Feld mit einschläfernden Blumen als Hindernis, packt man einfach das Batmobil oder ein anderes Vehikel auf das Portal und rast problemlos durch das tückische Pflanzenmeer. Klar, dass auch der Humor nicht zu kurz kommt – alleine das Zusammenwürfeln der verschiedenen Welten und Serien bietet enormes Potenzial für urkomische Situationen und einen kleinen Vorgeschmack gab es für uns schon in Zwischensequenzen zu sehen.

Wie in vergangenen Lego-Spielen dürfte der Spielspaß mit einem weiteren Mitspieler deutlich steigen. Leider bleibt es weiterhin bei maximal zwei Spielern, die kooperativ losziehen dürfen. Dabei wäre es schön, wenn man die Anzahl optional erhöhen könnte, wenn man schon bis zu sieben Figuren auf dem „Toypad“ platzieren kann. Was den Aufbau

Augen auf!
der Kampagne angeht, orientiert man sich an den Mitbewerbern. Man wird also mit dem Starterset das Spiel abschließen können, doch in bestimmte Areale bekommt man nur dann Zugang, wenn man die entsprechenden Figuren sein Eigen nennt, die für das Betreten nötig sind.

Der Preis ist...hart

Und dafür wird man ganz schön tief in die Tasche greifen müssen. Schon für das Starterpack mit den drei Protagonisten und dem Batmobil sind knapp 100 Euro fällig – womit für viele Fans sicher schon die finanzielle Schmerzgrenze überschritten wird. Für weitere Areale inklusive einer Figur plus Vehikel oder Objekt möchten die Macher gerne etwa 30 Euro sehen – uff. Wer dagegen nur neue Figuren, Vehikel oder Objekte dazukaufen möchte, hat die Wahl zwischen dem Team Pack und dem Fun Pack. Während man bei Ersterem für 24,99 Euro zwei Figuren mit jeweils einem Vehikel oder Objekt bekommt, gibt es bei Letzterem lediglich eine Figur plus Vehikel oder Objekt zu einem Preis von 14,99 Euro. Hui, das sind ganz schön gesalzene Preise! Aber Lego war ja noch nie wirklich günstig und die Lizenzgeber beanspruchen sicher auch noch ein Stückchen der Einnahmen.

Ausblick

Lego Dimensions ist eigentlich nur eine konsequente Weiterentwicklung der bisherigen Klötzchen-Abenteuer. Nicht nur, weil sich das Konzept einer großen Beliebtheit bei Jung und Alt erfreut, sondern Skylanders, Disney Infinity und Nintendos amiibo-Truppe zeigen, dass es da draußen offenbar einen großen Bedarf gibt, Spielzeuge mit Videospielen zu verknüpfen. Dabei überzeugt Lego Dimensions vor allem beim Zusammenführen bekannter Marken von Batman bis Zurück in die Zukunft – und das in Kombination mit dem knuffigen Lego-Stil. Mit den Skylanders-Kreaturen kann ich persönlich nicht viel anfangen, weil mir ihr Design einfach nicht zusagt. Doch genau wie bei den Disney- und Nintendofiguren könnte ich hier schwach werden, denn schon als Kind beflügelte Lego meine Fantasie und die Bau-Optionen in Kombination mit der stärkeren Einbeziehung des Portals in den Spielablauf und die abwechslungsreichen Welten sorgen für ein leichtes Kribbeln in mir. Die Preispolitik ist für mich allerdings ein Spielverderber, doch es hat sich schon immer gezeigt, dass Fans dazu bereit sind, Unsummen in die bunten Klötzchen zu investieren. Und das dürfte hier nicht anders werden...

Einschätzung: sehr gut / Fit4Hit

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