Freund der Dunkelheit
Trotzdem wird hier in erster Linie nicht geflirtet oder getratscht, sondern Tacheles geredet: Habt ihr genug Dunkelheit um
|
Zwei Dämonen über der Schulter: AUf Knopfdruck wechselt ihr in diese düstere Gestalt, absorbiert Kugeln und könnt kleine Kobolde rufen. |
euch herum gesammelt, indem ihr Lampen zerschossen und das Licht verjagt habt, könnt ihr auf Knopfdruck eine Gestalt annehmen, die jeden New Yorker sofort in die Flucht schlägt: Plötzlich ragen zwei Dämonenköpfe über eure Schulter und zischeln ihre Blutlust in die Nacht. Pulsierende Tätowierungen auf ihren Körpern zeigen den Grad der Finsternis an, den ihr erreicht habt - im Laufe des Spiels werden damit weitere Fähigkeiten freigeschaltet.
In dieser Gestalt könnt ihr Dinge tun, an die die Polizisten am Ende der Sackgasse nicht mal im Traum denken: Ihr könnt z.B. kleine Kobolde beschwören, die Hebel betätigen oder aus dicken Wummen feuern. Ihr könnt mit einem Schild der Düsternis Projektile abfangen. Aber hier in der Sackgasse empfiehlt sich der schleichende Stealth-Kill: Ihr übernehmt einen der schlangenartigen Dämonen und kriecht mit ihm über den Boden der Sackgasse Richtung Blaulicht - die Steuerung ist in der Nähe von Hindernissen allerdings noch etwas knifflig. Erreicht ihr schließlich die Beine eines Polizisten, dürft ihr ihn mit rasiermesserscharfen Zähnen anfallen. Der Mann hat keine Chance, auch seine sechs Kollegen nicht. Diese Manöver sind noch viel zu einfach, man kann sich einen nach dem anderen aus der bodennahen Stiefelperspektive vorknöpfen, ohne dabei in Bedrängnis zu geraten. Wo bleibt da der Nervenkitzel der eigenen Bedrohung? Ist das Dämonische auf Dauer gut ausbalanciert?
Wilde Schießereien
Die Kampfmechanik ist abseits dieser finsteren Fähigkeiten eher gewöhnlich: Ihr könnt euch ducken, etwas näher an den Feind zoomen und mit zwei Pistolen gleichzeitig ballern. Es gibt weder eine Sprinttaste noch Deckungs- oder Ausweichmanöver, so dass es sehr schnell, sehr direkt zur Sache geht. Die Steuerung wirkte zu Beginn noch etwas schwammig und der Schwierigkeitsgrad ist knackig: Plötzlich werdet ihr von allen Seiten angegriffen und müsst in Bewegung
|
In der New Yorker U-Bahn habt ihr die freie Streckenwahl - manchmal ist es so verwirrend, dass man die Auskunft am Terminal fragen muss. |
bleiben, denn die Feinde nutzen ihrerseits die Deckung und können z.B. ohne hinzuschauen über eine Mauer schießen oder hinter ein Auto hechten. Sieht cool aus, vermittelt das Gefühl authentischer Schussduelle, aber warum kann der Held das alles nicht?
Immerhin hat Jackie blutige Manöver auf dem Kasten: Kommt ihr nahe genug an einen Gegner heran, könnt ihr eine der zwei Dutzend Tötungsanimationen à la Tenchu ausführen - da wird mit der einen Pistole aus ein paar Zentimetern der Hals oder das Knie durchschossen, während die andere eine Sekunde später ein Projektil Richtung Gesicht jagt. Je nach Waffe und Situation werden andere Szenen eingespielt. All das ist unheimlich brutal, genau so wie der Rest des Spiels: Wer einen flauen Magen bekommt, wenn das gebrochene Schienbein aus der Hose ragt, sollte einen Bogen um The Darkness machen. Wer Max Payne, Condemned & Co mochte, wird sich in diesem New Yorker Alptraum pudelwohl fühlen.
Die deutsche Version
Hierzulande wird das Abenteuer allerdings keine Jugendfreigabe bekommen und deutlich entschärft: Während in der englischen Version die Möglichkeit besteht, seinem Opfer das Herz rauszureißen, um das sich dann auch noch beide Dämonenköpfe mit Sabber zwischen den Zähnen streiten, wird es in der deutschen Version nur Seelenkugeln geben - die werden einfach aufgesaugt. Das ist natürlich angesichts der Horrorthematik inkonsequent und ein dramaturgischer Dämpfer. Außerdem kommt "weniger Blut" vor, die Körperphysik der Toten wird abgestellt und ein halbes Dutzend der 24 martialischen Stealthkills werden entfernt. Für erwachsene Freunde expliziter Gewaltdarstellung sind das alles ärgerliche Abstriche. Und wer des Englischen nicht mächtig ist, wird viel lesen müssen: Freunde originaler Sprachausgabe werden die deutsche Untertitel egal sein, denn die Figuren reden im besten New Yorker Slang mit euch. Sorry, Mike Patton (Faith No More) wird euch nur böse zuflüstern...