Brothers in Arms: Hell's Highway20.12.2007, Michael Krosta
Brothers in Arms: Hell's Highway

Vorschau:

Die Call of Duty-Serie hat mit dem aktuellen vierten Teil eine Pause vom Zweiten Weltkrieg eingelegt. Dagegen lässt Ubisoft Anfang nächsten Jahres die Brothers in Arms zum dritten Mal gegen das Dritte Reich, gleichzeitig aber auch zum ersten Mal auf PS3 und Xbox 360 aufmarschieren. Wir haben den Fallschirm umgeschnallt und einen ersten Absprung über Holland gewagt...

Die Offensive geht weiter!

Die Geschichte knüpft nahtlos an die Geschehnisse der beiden Vorgänger an und dreht sich um die Großoffensive der Alliierten, die mit dem D-Day - der Landung alliierter Truppen in der Normandie am 6. Juni 1944 - ihren Anfang nahm. Mittlerweile ist die Serie im September 1944 angekommen: Dabei konzentriert sich Hell's Highway auf die Operation Market Garden, die sich hauptsächlich auf holländischem Territorium abspielte und das Ziel hatte, mit einer Kombination aus Luft- und Bodenoperationen die deutschen Truppen zurückzudrängen und gleichzeitig den Weg - oder besser gesagt: den Hell's Highway - für die britischen und amerikanischen Soldaten frei zu machen. Die Entwickler von Gearbox Software versprechen auch beim dritten Teil, ganz genau recherchiert zu haben. Wer sich im Spiel z.B. durch Eindhoven gekämpft hat und danach die heutige Stadt in den Niederlanden besucht, wird noch viele Parallelen zum digitalen Abbild erkennen. Und das ist es, wodurch sich Brothers in Arms von den unzähligen anderen WWII-Shootern absetzen will. Da passt es auch ganz gut, dass ihr

Das Ausschalten von Flak-Geschützen zählt auch wieder zu euren Aufgaben.
im Laufe der Kampagne immer wieder auf Personen trefft, die tatsächlich zu dieser Zeit an der Operation Market Garden beteiligt gewesen sind. Baker, der bereits seit dem ersten Teil als Protagonist fungiert und mittlerweile zu einem Kriegsveteranen in der 101st Airborne Division aufsteigen konnte, ist dagegen eine rein fiktive Figur.

Mitten im Krieg

Und die hat auch hier wieder alle Hände voll zu tun: Die deutschen Soldaten tummeln sich überall in den typisch holländischen Kulissen mit ihren schicken Windmühlen und flachen Landschaften. Doch nicht nur am Boden, auch in der Luft ist viel los, denn ständig drehen Kampfflugzeuge und Bomber ihre Kreise, Flakgeschütze rattern unaufhörlich und auf dem Weg zu eurem Ziel werdet ihr immer wieder Zeuge heftiger Erschütterungen, wenn in eurer Nähe Bomben oder Granaten explodieren. Atmosphärisch hatte das neue Brothers in Arms schon in den ersten Minuten einiges zu bieten und bringt das Chaos den Krieges gut rüber. Dazu trägt auch die Kommunikation zwischen euch und euren Teamkameraden bei: Befindet ihr euch in Stealth-Modus, wird nur untereinander geflüstert, doch sobald euch in einem offenen Feuergefecht die Kugeln aus allen Richtungen um die Ohren pfeifen, ist die Zeit des Flüsterns vorbei und eure Jungs brüllen laut nach Feuerschutz oder schreien euch Gegnerpositionen ins Gesicht. Die englische Sprachausgabe machte bereits einen guten Eindruck. Bleibt zu hoffen, dass auch die deutsche Synchro das Niveau halten kann - doch diesbezüglich waren die Vorgänger schon sehr gelungen. Auf jeden Fall sollte die Audio-Abteilung von Gearbox aber noch mal die Samples der deutschen Soldaten überdenken, die auch in der englischen Fassung in ihrer Muttersprache rumfaseln. Zwar hört man nicht unbedingt

Eure Mitstreiter geben euch wertvolle Unterstützung.
einen Dialekt, doch wirkten sie Stimmen allesamt einen Tick zu hoch und erinnerten meist an den schrulligen Dr. Fred aus Day of the Tentacle.

Taktik des Einschüchterns

Die Spielmechanik wird leicht überarbeitet und modernisiert. Eine Gesundheitsanzeige findet ihr hier nicht - stattdessen wird auf ein regeneratives Heilsystem gesetzt. Wenn es gefährlich wird, aktiviert sich automatisch ein Blur-Filter, der euch schon warnt, bevor es richtig zur Sache geht. Meist seht ihr euch mit einer Überzahl an Gegnern konfrontiert, die sich auch oft genug sicher hinter Deckungen verschanzen. Obwohl die meisten Schutzmöglichkeiten zerstört werden können, sind die Feinde oft so gut positioniert, dass man nicht so einfach an sie heran kommt. Genau in solchen Momenten greift das neue "Unterdrückungs-Feature". Und das funktioniert so: Über jedem Gegner wird ein kreisförmiges Icon angezeigt, das praktisch dessen Aggressivität und "Mumm" repräsentiert. Ist der Kreis voll, ballern sie aus allen Rohren und heizen euch mit präzisen Schüssen richtig ein. Nehmt ihr sie dagegen selbst ins Sperrfeuer und setzt sie unter Druck, nimmt der Kreis und damit die Moral sowie die Zielgenauigkeit der deutschen Soldaten ab. Das hat zur Folge, dass sie sich lieber sicher verschanzen und immer seltener für Angriffe aus ihrer Deckung kommen. Und genau hier liegt dann eure Chance, sie in diesen Feuerpausen zu flankieren und auszuschalten. In diesem Fall kommt euch auch die neue Sprint-Funktion sehr gelegen... Auch eure Kameraden sind gerade in diesen brenzligen Situationen hilfreich, denn ihr habt das Kommando und gebt ihnen Marschbefehle oder setzt sie auf Ziele an. Insgesamt ist das Befehlssystem recht rudimentär, doch wären zu viele Möglichkeiten in diesem Gefechtstummel ohnehin eher kontraproduktiv. Trotzdem schlägt die Serie mehr den Pfad zum Taktik-Shooter ein und bietet auch ein Deckungssystem, bei dem neuerdings wie bei Rainbow Six: Vegas in eine Schulteransicht umgeschaltet wird. Leider geht die Suche nach Schutz bisher noch nicht so leicht und intuitiv von der Hand wie bei der besagten Spezialeinheit. 

 

       

Das alte Problem

Das Ziel der Entwickler lautet, eine Spielerfahrung zu schaffen, die euch nachempfinden lässt, was es heißt, ein Soldat zu sein. Ein löblicher Ansatz, der trotz der packenden Atmosphäre aber noch nicht aufgehen will. Und warum das nicht? Weil die Vorschau-Fassung von Hell's Highway noch von einem ganz bestimmten Problem geplagt wird, das auch schon das Testergebnis von so manchen potenziellen Hochkarätern versaut hat. Wovon ich rede? Na, von der KI! Da stehen deutsche Dumpfbacken mitten im Feuergefecht regungslos in der Gegend rum oder rennen wie Blindfische an euch vorbei. Nein, von einer realistischen Kriegserfahrung ist Brothers in Arms 3 mit solchen KI-Schnitzern noch meilenweit entfernt! Doch die Entwickler haben ohnehin noch einen langen Optimierungsweg vor sich. Wie Randy Pitchford, der Präsident von Gearbox verriet

Auf diesem Highway ist wirklich die Hölle los!
, stehen momentan etwa 3000 mehr oder weniger große Fehler auf der Liste, die noch bis zum Release ausgebügelt werden sollen. Bleibt nur zu hoffen, dass auch die Verbesserung der KI dazu gehört...

Neue Grafikdimension?

Doch auch die Grafik kann noch etwas Feinschliff verraten. Obwohl die überarbeitete Unreal Engine laut Pitchford etwa 15 bis 20 Prozent mehr Polygone und Details auf den Bildschirm zaubern soll wie Epics indizierter 360-Vorzeige-Shooter, kann man grafisch dem großen Vorbild noch lange nicht das Wasser reichen. Dafür ist die Framerate noch nicht flüssig genug und auch starke Pop-Ups trüben vor allem in den Außenarealen noch das Gesamtbild. Davon abgesehen machen die Kulissen mit ihren nach der Recherche aufwändig rekonstruierten Ortschaften einen guten und authentischen Eindruck. Ebenfalls gelungen sind die aufwändig modellierten Gesichter der Figuren sowie der Unschärfeeffekt, der bei schnellen Kamerabewegungen greift und damit auch die filmische Inszenierung von Hell's Highway unterstreicht.    

Ausblick

Arrrggghhh! Hat die Videospielwelt in den letzten Jahren nicht schon genug Shooter gesehen, die euch im Zweiten Weltkrieg an die Front schicken? Ja, in gewisser Weise ist das Thema nicht nur überstrapaziert, sondern eigentlich schon lange durch. Kein Wunder, dass Activision mit Call of Duty 4 erstmal die Reißleine gezogen und die WWII-Kulissen gegen ein modernes Setting ausgetaucht hat. Bei Gearbox bleibt dagegen alles beim Alten und man führt in Hell’s Highway die Geschichte rund um Baker und seiner 101st Airborne Division im Jahre 1944 fort. Und dabei bekommen Fans nach ersten Erkenntnissen genau das, was die Serie auch in der Vergangenheit ausgezeichnet hat: Authentische Kulissen, eine filmische Inszenierung sowie eine packende Kriegsatmosphäre, in der ihr teilweise auch vor dem Bildschirm reflexartig den Kopf einzieht, wenn es mal wieder richtig kracht. Doch leider machen die bösen KI-Schnitzern den realistischen Ansatz oft noch vollkommen zunichte. Es darf einfach nicht sein, dass Gegner auch mitten im Feuergefecht auf offenem Feld regungslos stehen bleiben oder nicht auf den Spielern reagieren, obwohl er ihnen fast schon auf den Helm klopfen könnte. Auch das Deckungssystem wirkte noch etwas fummelig und sollte in der finalen Fassung etwas intuitiver von der Hand gehen. Wird bis dahin auch die Grafikengine weiter optimiert, könnte Brothers in Arms trotz der ausgelutschten Thematik eine starke Premiere auf PS3 und Xbox 360 feiern. Auch der Mehrspielermodus ist gerade in Zeiten der aktuellen CoD4-Euphorie sicher nicht unwichtig, doch halten sich die Entwickler diesbezüglich noch mit konkreten Infos zurück, weshalb hier noch ein dickes Fragezeichen hinter der Performance und den Features steht.

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