Vorschau: Alone in the Dark (2008) (Action-Adventure)

von Jörg Luibl



Publisher: Atari
Release:
19.06.2008
19.06.2008
19.06.2008
13.11.2008
15.05.2008
19.06.2008
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ab 1,55€
Spielinfo Bilder Videos
Der erste Blick in den Spiegel zeigt mir dann einen Protagonisten, der mit seinem Graustich im Haar so herzlich wenig mit dem dunklen Typen zu tun hat, der mir bisher in den Artworks Lust aufs Spiel gemacht hat. Dieser Edward Carnby sieht ein wenig aus wie Vincent Raven aus der Uri Geller-Show. Und egal, wer den Mund aufmacht - die deutschen Stimmen, vor allem die der
Autos spielen auch eine Rolle: Ihr könnt sie wie in GTA aufbrechen und mit ihnen losfahren. Außerdem besitzen sie ein interaktives Interieur, so dass ihr euch überall umschauen oder Plätze tauschen könnt.
Frauen, passen sich leider sehr schnell dem schlechten Niveau der Dialoge an. Statt Horror der Spitzenklasse bekommt man in den ersten Kapiteln einen B-Movie. Hier ein paar Auszüge:

Dialoge, sie zu quälen!

Er: "Wir müssen zum Park."
Sie: "Was ist denn mit diesem Park?"
Er: "Das werden wir dann sehen."

Oder nehmen wir diese manchmal völlig deplatziert wirkenden Kommentare. Da reißt wieder eines dieser Monstren zum gefühlten zehnten Mal eine Wand auf und sie sagt:

"Haben sie auch diese Risse gesehen?"

Ich? Die Risse? Ach, Quatsch! Da knacke ich während einer Apokalypse ein Auto in der Tiefgarage, übrigens per gelungenem Kurzschließ-Minispielchen mit beiden Analogsticks, werde von Zombies umzingelt und die Frau neben mir sagt in ihrer nervigen, absolut nicht zur Stimmung passenden Tonlage Sachen wie diese, in genau dieser Reihenfolge:

"Dein Stil gefällt mir!" - "Da sind noch mehr!" - "Fahr sie platt!".

Bin ich hier in einem Horrorspiel für Erwachsene oder bei einem lustigen Zombie-Autoscooter mit grenzdebilen Zicken? Leider fühlt es sich an wie Letzteres. Dabei gibt es auch an der Integration der fahrbaren Untersätze gute Seiten: Man kann wie in Grand Theft Auto IV diverse Fahrzeuge klauen, indem man die Scheiben einschlägt, dann kann man sich reinsetzen, sogar fließend die Plätze tauschen, das Handschuhfach durchwühlen, hupen, Licht anmachen und im Ernstfall sogar durch die Heckscheibe fliehen. Nur sehen die Autos hier erstens zwei Welten schlechter aus als in GTA und zweitens fahren sie sich zwei Welten lahmer.

Die guten Seiten

Noch können wir nichts zum Spiel nach Kapitel 3 sagen. Kann Alone in the Dark seine atmosphärischen und dramaturgischen Schwächen später durch seine freiere Spielwelt ausgleichen?
Das Tragische an diesen atmosphärischen Schwächen ist die Tatsache, dass sie die durchaus vorhandenen Vorzüge so deutlich in den Schatten stellen. Dabei fallen einige spieltechnische Merkmale durchaus positiv auf. Da ist z.B. das coole Inventar, das über einen Blick den Gürtel hinunter dargestellt wird - drückt man das Digikreuz runter, sieht man sich quasi in die eigene Jacke und erkennt z.B. Erste-Hilfe-Spray, Pistole und Taschenlampe.

Hinzu kommen einige realistische Feinheiten: Ich kann hier wirklich nur die kleinen Gegenstände tragen, die dort auch hinein passen - die Langstielaxt und die Schrotflinte muss man per Hand schleppen. Und das Springen ist mit schweren Objekten nicht möglich - der Feuerlöscher muss erst abgestellt werden. Auch hinsichtlich der Verletzungen zeigt sich das Spiel erfrischend authentisch, denn man versorgt sich aktiv, indem man z.B. zu seiner Schürfwunde hinunter blickt und dort fleißig sprüht oder verbindet. Hinzu kommt auch der lobenswerte Verzicht auf ein gewöhnliches Head-Up-Display (HUD) - sprich: Es gibt keine Lebenspunkteleiste.

Feuer, überall Feuer!

Topp oder Flopp? Die Eden Studios spielen mit dem Feuer, denn sie richten den Klassiker mit vielen Elementen aus Rennspielen und Action-Adventures neu aus. Die Frage ist, ob das Ganze dermaßen aufgebläht in Luft geht.
Das Beste an AitD ist das Zusammenspiel aus Feuer, Physik und kleinen Experimenten. Ersteres breitet sich nachvollziehbar aus, greift von kleinen Brandherden aus auf andere Bereiche über und kann sogar spielerisch genutzt werden. Es frisst sich selbständig durch Holz und kann Hindernisse beseitigen: Einfach einen Stuhl greifen, in die Flammen halten und ihn so zur Fackel machen; damit dann schnell zu den Balken laufen, die den Weg versperren und diese damit entzünden - sehr schön.

Und im Bereich der Kletterakrobatik kann man fast Lara Konkurrenz machen: Man schwingt an Seilen hinab, setzt zu Wandläufen an, springt auf Simse und hangelt sich an Außenfassaden entlang. Alles in Sachen Animationen etwas hölzern, aber aufgrund der physikalischen Herausforderungen interessant. Ihr müsst nämlich ab und zu darauf achten, das Seil geschickt um Hindernisse zu schwingen. Schön auch, dass man Türen sowohl einschießen als auch einschmeißen bzw. einschlagen kann.

Zum anderen kann man auch die seltsamen Untoten mit Feuer besiegen. Allerdings wirkt das noch viel zu leicht. Man greift sich einfach etwas Brennendes, visiert den Gegner an und rennt ihm bei automatischer Fixierung einfach nach, bis man ihn erwischt hat - schon geht er in Flammen auf und verpufft als schwarze Wolke. Die Monster der ersten Kapitel stellen sich noch reichlich dumm an. Das, was die Entwickler vorher mit den Fratzen in Zwischensequenzen an Furcht aufbauen wollen, verpufft hier ebenso schnell. Bedrohungsgefühl? Fehlanzeige. Wer sich an Segas düsteren Horrortrip erinnert, wird mit wohligen Schauern an die Momente denken, als sich die Gegner Waffen gegriffen haben, bevor sie auf einen zustürmten; oder an die schlurfenden Fratzen in Dark Sector, die einen regelrecht anspringen - all das, was für dieses Mittendrinkampfgefühl sorgt, gab es hier noch nicht zu sehen.

Die ultimative Spielekrücke

Wer sich trotzdem beim Klettern oder Kämpfen überfordert fühlt, darf sich auf eine Premiere freuen und mit interaktiver Hilfe ins Finale humpeln: Man kann mit der "innovativen" DVD-Funktion tatsächlich an jeder Stelle des Spiels zu jeder Stelle des Spiels vorspulen. Sprich: Ihr sterbt beim Kraxeln? Kein Problem: Kurz ins Menü und ein paar Szenen später weiter machen. Wer ganze Kapitel überspringt, bekommt à la Lost oder 24 noch mal eine knackige filmische Zusammenfassung dessen, was bisher geschah. Die Entwickler wollten damit sicher gehen, dass jeder, der das Spiel kauft, auch das Finale erleben kann. Das ist ein toller Service. Die Frage für den Test wird aber eher sein: Will man überhaupt bis zum Finale spielen?
                
 

AUSBLICK



Ich weiß noch nicht genau, was ich in den ersten drei Kapiteln gespielt habe, aber Survival-Horror war das noch nicht. Ich fühle mich ähnlich ernüchtert wie anno dazumal, als ich zum ersten Mal Gothic 3 spielen konnte. Nach drei Kapiteln stand ich quasi allein im Dunkeln. Zur Sicherheit habe ich auch Michael noch mal zocken lassen - und auch er stellt sich dieselben Fragen: Wo bleiben Horror, Schockmomente und Regie? Wo ist die versprochene Wiedergeburt von Alone in the Dark? Das Spiel hat für mich nicht mehr viel mit dem zu tun, was Infogrames anno 1992 begründet hat: Survival-Horror. Nach dem bisher Gespielten muss man darauf hoffen, dass aus der Wiedergeburt keine Totgeburt wird. Das spielt sich noch zu sehr wie Tomb Raider meets Fire Department plus Fahrsequenzen. Man klettert, löscht, ballert, fährt, aber das Herz klopft nicht. Das Tragische ist, dass die guten Seiten angesichts der B-Movie-Atmosphäre verblassen: Da ist das angenehme Zusammenspiel aus aktiver Physik und kleinen Rätseln. Da ist das lebendige Feuer, das mich bedroht, aber auch Wege öffnet. Da sind feine Gimmicks wie die sichtbare Jacke als Inventar oder die komplett interaktiven Autos. Das Team der Eden Studios überzeugt mich bisher durchaus im Detail sowie in der Interaktion mit der Umgebung. Aber ich habe das Gefühl, dass man dieses Spiel mit all seinem Komfort und der Vielfalt zu stark auf den Massenmarkt getrimmt hat - kann man den Urvater des Survival-Horrors so wiederbeleben? Noch habe ich nur den Einstieg gespielt. Für den Test wird ganz entscheidend sein, wie sich das Abenteuer erzählerisch und dramaturgisch im Central Park entwickelt - erst dort wird man die vorgegebenen Pfade verlassen: Können die schwachen Kämpfe und Rätsel dann noch an Anspruch gewinnen? Kann die freiere Spielwelt doch noch mit dem Nervenkitzel auftrumpfen, den man angesichts des großen Namens erwarten darf?
Ersteindruck: befriedigend
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Kommentare

Simon Balthier schrieb am
Schreckofant hat geschrieben:
Medina24 hat geschrieben:
Simon Balthier hat geschrieben:Hmm...wieso haben sie sich nicht auf den Vorgänger Alone in the Dark - The new Nightmare bezogen...das Spiel war genial! Spannend, unterhaltend, mysteriös....Das Hier sieht mir nach zu viel "BUM-BUM" aus...Das hat einfach nichts mehr mit Horror zu tun... >___>
Also soweit ich das bisher so aufgeschnappt hab (bissl querlesen hilft vielleicht), is das garnet mal so mit Bum-Bum.. die Munition soll ziemlich knapp sein und die Monster sind davon auch nicht so sonderlich beindruckt.. musst mit den Viechern wohl oft in den Nahkampf, kannst denen ja alles um die Ohren hauen, was nicht niet-und-nagelfest ist.. aber so richtig drankriegen tust sie wohl nur mit irgendwas brennendem (das naturgemäß aber auch selbst schnell abfackelt).. ich würds mal nicht so schnell vorverurteilen, lass mal noch paar andere Tests lesen :)
Deine beschreibung hat jedenfalls nix mehr mit mysteriös oder spannend zu tun ;)
Jop...und der Test von 4Players dürfte auch eine eindeutige Sprache sprechen...
Kirni schrieb am
Ich persönlich werd warten, bis die Xbox-Demo raus ist, werd mir Alone eh auf Xbox360 holen, dann selber einen Eindruck bilden und gut ist :D Mir haben die Videos, die bisher so erschienen waren, ziemlich gut gefallen, würde mich eigentlich wundern wenn das Spiel einen so komplett anderen Eindruck machen sollte. Aber mal sehen, hoffe die bringen die Demo jetzt mal bald.
Schreckofant schrieb am
Medina24 hat geschrieben:
Simon Balthier hat geschrieben:Hmm...wieso haben sie sich nicht auf den Vorgänger Alone in the Dark - The new Nightmare bezogen...das Spiel war genial! Spannend, unterhaltend, mysteriös....Das Hier sieht mir nach zu viel "BUM-BUM" aus...Das hat einfach nichts mehr mit Horror zu tun... >___>
Also soweit ich das bisher so aufgeschnappt hab (bissl querlesen hilft vielleicht), is das garnet mal so mit Bum-Bum.. die Munition soll ziemlich knapp sein und die Monster sind davon auch nicht so sonderlich beindruckt.. musst mit den Viechern wohl oft in den Nahkampf, kannst denen ja alles um die Ohren hauen, was nicht niet-und-nagelfest ist.. aber so richtig drankriegen tust sie wohl nur mit irgendwas brennendem (das naturgemäß aber auch selbst schnell abfackelt).. ich würds mal nicht so schnell vorverurteilen, lass mal noch paar andere Tests lesen :)
Deine beschreibung hat jedenfalls nix mehr mit mysteriös oder spannend zu tun ;)
Medina24 schrieb am
Simon Balthier hat geschrieben:Hmm...wieso haben sie sich nicht auf den Vorgänger Alone in the Dark - The new Nightmare bezogen...das Spiel war genial! Spannend, unterhaltend, mysteriös....Das Hier sieht mir nach zu viel "BUM-BUM" aus...Das hat einfach nichts mehr mit Horror zu tun... >___>
Also soweit ich das bisher so aufgeschnappt hab (bissl querlesen hilft vielleicht), is das garnet mal so mit Bum-Bum.. die Munition soll ziemlich knapp sein und die Monster sind davon auch nicht so sonderlich beindruckt.. musst mit den Viechern wohl oft in den Nahkampf, kannst denen ja alles um die Ohren hauen, was nicht niet-und-nagelfest ist.. aber so richtig drankriegen tust sie wohl nur mit irgendwas brennendem (das naturgemäß aber auch selbst schnell abfackelt).. ich würds mal nicht so schnell vorverurteilen, lass mal noch paar andere Tests lesen :)
Simon Balthier schrieb am
Hmm...wieso haben sie sich nicht auf den Vorgänger Alone in the Dark - The new Nightmare bezogen...das Spiel war genial! Spannend, unterhaltend, mysteriös....Das Hier sieht mir nach zu viel "BUM-BUM" aus...Das hat einfach nichts mehr mit Horror zu tun... >___>
schrieb am