Frontlines: Fuel of War26.06.2007, Benjamin Schmädig
Frontlines: Fuel of War

Vorschau:

Die Wissenschaftler sind geteilter Meinung: Ist Kohlendioxid für den unaufhaltsamen Klimawechsel zuständig oder gehören die Veränderungen der Umwelt zu einem natürlich Kreislauf, der auch ohne menschlichen Einfluss stattfinden würde? Unabhängig von Sturmflut und Wirbelsturm ist dagegen unumstritten, dass es in absehbarer Zeit weder Kohle noch Erdöl geben wird. Doch was geschieht, wenn die Reserven fast verbraucht sind? Davon erzählt Frontlines: Fuel of War (ab 1,86€ bei kaufen).

Treibstoff-Mangel

Der Name deutet es an: In Frontlines ist der Rohstoff, um den Westliche Koalition und Red Star-Allianz ringen auch der Treibstoff, der den Krieg anpeitscht. Die Erdöl-Vorkommen gehen zur Neige und die aus USA und EU sowie Russland und China gegründeten Mächte ringen um die letzten Tropfen des schwarzen Goldes. In 20 Jahren soll der Kampf beginnen - so erzählen es jedenfalls die Entwickler der Kaos Studios. Die Entwickler? Auch wenn sie ihr Studio erst gegründet haben, sind die Mitarbeiter keine Frischlinge. Sie haben u.a. bei Battlefield 2, F.E.A.R., Medal of Honor und Doom 3 Erfahrungen gesammelt und von Action im Zweiten Weltkrieg übrigens die Nase voll. Viel Spaß haben die Jungs allerdings in Gefechten wie sie Battlefield definiert hat: Koordiniertes Vorrücken im Team - das ist es, was ihnen für Frontlines vorschwebte.  Nur, dass auch Soldaten ohne Internet-Anbindung packende Schlachten um das Öl erleben sollen.

Im Gegensatz zu den Online-Gefechten kämpft ihr

Egal ob Stadt, Wüste oder Gebirge: Die Entwickler der Kaos Studios wollen packende Gefechte inszenieren.
deshalb nicht einfach mit oder gegen Bots. Stattdessen erlebt ihr den Krieg aus der Sicht eines Trupps, der nach dem Abschuss seines Hubschraubers mitten im Krisenherd notlandet. Mit an Bord: ein Journalist, dessen Berichte den Fortgang des Konflikts dokumentieren. Die ungewöhnliche Erzählweise verspricht ein gut erzähltes Drama und zumindest der einführende Film könnte auch die erste Sequenz eines Hollywood-Schinkens im Stil von Der Schmale Grat sein.

"Gegner!"

Viel Zeit bleibt nach Intro und Hubschrauber-Absturz nicht, denn bevor ihr das Bewusstsein erlangt, hat euch die Red Star-Allianz schon im Visier. Heißes Blei pfeift durch die Luft, der Feind hat sich auf drei Seiten verschanzt und eure Kameraden versuchen, hinter wenigen Trümmerteilen in Deckung zu gehen. Wann immer ein Feind auftaucht, schreien sie übrigens nicht einfach "Gegner!", sondern sagen euch, ob sie Hubschrauber, Panzer oder Infanterie erspähen und aus welcher Richtung die Bedrohung kommt. Als dem MG des Hubschraubers wegen Munitionsmangel die Puste ausgeht, müsst ihr schließlich selbst mit Gewehr und Granaten vorrücken - bis die "Roten Sterne" endlich geschlagen sind. Jetzt erst kommt eine Order vom Hauptquartier, die euch befiehlt "zum Ausgang vorzurücken."

Stopp! So funktioniert Frontlines nicht. Unsichtbare Wände? Levelschläuche? Davon hatte Kaos genug. Entscheidungsfreiheit und umfangreiche Einsatzzonen - danach streben die Entwickler. Und das spiegeln zumindest die Missionsziele wider. Denn wie ihr vorrückt, liegt allein an euch: Ihr habt stets mehrere Ziele, die ihr in beliebiger Reihenfolge erledigt. Ihr habt auch nicht die Wahl zwischen zwei oder mehr Levelteilschläuchen; vielmehr bewegt ihr euch frei über die Schauplätze. Nehmt ihr erst einen Wachposten ein, 

Zwei Trailer bringen euch an die Front:

Promo Nummer zweium mit der dort vorhandenen Ausrüstung auf den gut bewachten Bunker vorzurücken? Oder stürmt ihr sofort die Front? Trotz aller Freiheit müsst ihr allerdings sämtliche Aufgaben erfüllen, bevor ihr die nächste Reihe an Vorgaben erhaltet.

Mitunter ändert sich dann auch der Verlauf des Kampfes, denn sobald ein Abschnitt hinter euch liegt, könntet ihr z.B. Zugang zum Fuhrpark des Gegners erhalten - fortan fände ein großer Teil des Kampfes auf Rädern und Ketten statt. So war es jedenfalls in der Mission, die wir bei einem Besuch der Kaos Studios absolviert haben. Laut den Entwicklern werden die folgenden Aufträge ähnlich verlaufen, wobei ihr später in noch umfangreicheren Gebieten - egal, ob Städte, Wälder, Wüste oder Berge - unterwegs seid. Inszenierte Ereignisse wie das Anrücken massiver Verstärkung sollen dort auch das stets ähnliche Vorrücken auf Kontrollpunkte auflockern.         

Große Kleinfahrzeuge

Später stehen euch zudem nicht nur Jeeps und Panzer zur Verfügung; ihr dürft auch in Hubschraubern Platz nehmen und macht von zahlreichen Hilfsmitteln Gebrauch. Ferngesteuerte Mini-Helikopter nutzten die Soldaten der Zukunft z.B. für die Aufklärung. Oder sie fliegen die Dronen direkt in einen Bunker und zünden den integrierten Sprengsatz. Was in der gezeigten, "sehr frühen Mission" noch sehr einfach war, denn Kaos muss sowohl den Mitstreitern als auch den Gegnern noch so viele graue Zellen

Hoffentlich hat keiner der armen Tölpel dort unten seine EMP-Raketen scharf gemacht...
verpassen, damit sie einen Feind bemerken, der von der Seite auf sie zu läuft. Treffsicherheit sowie geschicktes Verhalten im Nahkampf müssen die künstlichen Soldaten ebenfalls erst lernen. Mit einem Stirnrunzeln musste ich auch meinen Ausflug in die Weite der Kulisse quittieren. Denn im Gegensatz zur propagierten Handlungsfreiheit, holte mich dort ein Verlust von Lebenspunkten ein - weil ich aus dem vorgesehenen Areal ausgebrochen bin. Zum Glück seid ihr in Frontlines nach wenigen Sekunden wieder bei voller Gesundheit und auf Nachfrage bestätigte der General Manager Frank DeLise, dass über das Vorhandensein und die Art der Bestrafung noch nachgedacht wird. Bewusst haben die Entwickler hingegen die autarken Kameraden gewählt: Kaos will weder "Ghost Recon: Kampf ums Öl" noch "Rainbow Six: Treibstoff des Krieges" erschaffen, sondern legt es auf unkomplizierte, aber fordernde Action an. Befehle ans eigene Team dürft ihr deshalb nicht erteilen und aus Zeitgründen kann Kaos auch keine kooperative Kampagne anbieten.

Ganz im Gegensatz natürlich zu den Mehrspieler-Gefechten. Hier könnte Frontlines frische Akzente setzen. Denn es geht zwar wie in Battlefield & Co. um das gemeinsame Erobern und Halten von Kontrollpunkten, aber ihr seid dabei nicht auf MG, Schrotflinte, Scharfschützengewehr oder den Einsatz von Jeeps, Panzern sowie Helikoptern beschränkt. Ungeheuer motivierend sind die zum Teil aus der Solo-Kampagne bekannten Hilfsmittel, von denen jede der vier Charakterklassen eins mit in den Kampf nimmt. Abgesehen davon gibt es zwischen den Klassen keine Unterschiede: Dronen-Techniker, Spezialisten für Gegenmaßnahmen sowie Experten für Boden- und jene für Luft-Unterstützung wählen ihre Waffen aus dem gleichen Arsenal. Nur in Sachen Spezialausrüstung, die sich außerdem bei Westlicher Koalition und Oststaaten-Allianz in Details unterscheidet, werden die Klassen anders ausgestattet.

Gleiches Waffenrecht für alle!

So können Dronen-Techniker als einzige die ferngesteuerten Mini-Hubschrauber und -Panzer einsetzen, mit denen sie für Aufklärung sorgen, sich dem Feind nähern und dann explodieren sowie mit Maschinengewehr oder Raketen feuern. Die letzten beiden Funktionen stehen euch dabei nicht vom Start an zur Verfügung. Vielmehr können alle Klassen zu Beginn nur die Grundfunktionen ihrer Ausrüstung nutzen und werten diese durch den erfolgreichen Gebrauch der Waffe in drei Schritten auf. Spezialisten für Gegenmaßnahmen legen auf diese Art gegnerische Fahrzeuge mit unterschiedlich starken EMP-Waffen lahm, Experten für Luftunterstützung 

Auf den großen Karten werdet ihr verschwenderische Materialschlachten erleben.
fordern Bomben, Cluster-Bomben sowie den gezielten Beschuss eines kleinen Gebiets an und die Bodenunterstützung repariert Fahrzeuge oder stellt verschiedene, automatisch attackierende Geschütztürme. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Gadgets machen einen Heidenspaß! Zumal es nicht nur witzig ist, mit winzigen Helikoptern feindliches Territorium zu infiltrieren, es ist auch taktisch sinnvoll. Jedenfalls so lange, wie der Feind eure Position nicht kennt. Denn ihr steuert die Vehikel direkt und habt euren Charakter somit nicht im Bild.

Kaos zeigte uns zwei Karten - ein vom Krieg zerstörtes Wohnviertel sowie einen weitläufigen Steppenabschnitt und in beiden Gegenden kam es auf unterschiedliches Vorgehen an: Während bei der Materialschlacht in freier Wildbahn vor allem Mechaniker sowie EMP-Waffen gefragt sind, stehen in der Stadt erbitterte Straßenkämpfe zwischen zerbombten Ruinen im Vordergrund. Besonders die hinterhältigen ferngesteuerten Vehikel oder gut versteckte Geschütze lösen Panik aus. Es gibt einfach nichts Schöneres, als einen C4-bestückten Mini-Panzer direkt zwischen die Beine eines gegnerischen Trupps zu lenken...     

Ausblick

So spannend der Krieg in den Berichten des erzählenden Journalisten auch inszeniert wird: Die Gefechte für Einzelspieler konnten mich noch nicht begeistern. Auch wenn wir nur kurz in eine sehr frühe Version abgetaucht sind, erwarte ich mit Frontlines momentan nicht mehr als ein Battlefield in der nahen Zukunft. Trotz der offenen Vorgehensweise geht es auch hier lediglich um das Erobern von Kontrollpunkten, meine Kameraden rücken automatisch vor und trotz der ausgesprochen coolen Dronen fühlt sich Fuel of War wie ein Team-basierter Shooter ohne Mehrspieler-Aspekt an. Ob die versprochenen umfangreichen Missionen in späteren Schlachten z.B. einen Häuserkampf so packend inszenieren, dass man über die fehlende Substanz hinwegsehen kann, muss sich erst zeigen. Wo in der Kampagne noch das Salz fehlt, um aus dem Battlefield-Konzept packende Solo-Action zu kitzeln, weht auf den Mehrspieler-Karten schon jetzt ein frischer Wind - nicht nur wegen der knackigen Gefechte in weitläufigen Gebieten, sondern vor allem dank der ferngesteuerten Helfer. Falls die anderen Schauplätze ähnlich groß und fordernd sind, dürfen sich vor allem im Team kämpfende Soldaten auf anspruchsvolle Gefechte freuen!

Ersteindruck: gut

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